Die Sprinter mit und ohne Hürden haben am ersten Tag der 78. Deutschen U23-Meisterschaften für die Höhepunkte gesorgt. Stefan Volzer steigerte sich über 110 Meter Hürden auf 13,89 Sekunden. Joshua Hartmann war über 100 Meter in 10,41 Sekunden dank einer starken zweiten Rennhälfte ungefährdet.
Ein lauter Schrei hallte nach dem Finale über 110 Meter Hürden am Samstagabend durchs Koblenzer Stadion Oberwerth. Hürdensprinter Stefan Volzer (VfL Sindelfingen) ließ seiner Freude freien Lauf. Er hatte nicht nur den Titel in neuer Bestzeit von 13,89 Sekunden geholt, sondern auch in einer bis dato schwierigen Saison ein sehr starkes Rennen gezeigt. „Ich bin gerade noch ein wenig mitgenommen. Zwischen Januar bis April konnte ich aufgrund eines Ermüdungsbruchs nicht trainieren. Entsprechend spät bin ich ins Training eingestiegen“, sagte der Sindelfinger mit Tränen in den Augen.
Einer der ersten Gratulanten war sein „Noch-Trainer“ Marlon Odom. Denn der ehemalige Hürdensprinter verlegt seinen Lebensmittelpunkt in die USA. Schon am Dienstag geht es über den „Großen Teich“. „Es war nach sechs Jahren unser letzter gemeinsamer Wettkampf. Darum bin ich gerade so emotional“, sagte Stefan Volzer. Nach der Steigerung seiner Bestzeit um fünf Hundertstel peilt der 20-Jährige bei der U23-EM in zwei Wochen in Tallinn (Estland) eine weitere Steigerung an – und wenn möglich das Finale. Silber ging im Finale an Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen; 14,02 sec), der als nationale Nummer eins ins Rennen gegangen war, Bronze an Stefan Volzers Teamkameraden Alexander Gacic (14,33 sec).
Joshua Hartmann hält Müncher Duo auf Distanz
Da sich einige U23-Sprinter in den Staffel-Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele befinden und Luis Brandner (LAC Top Team Erfurt) nach einem grippalen Infekt in Koblenz nur die 200 Meter bestreitet, hatte Joshua Hartmann keine Mühe, die 100 Meter für sich zu entscheiden. Der Sprinter vom ASV Köln dominierte das Rennen dank eines starken „fliegenden Teils“ und setzte sich in 10,41 Sekunden vor Florian Knerlein (10,55 sec) und Fabian Olbert (beide LG Stadtwerke München; 10,56 sec) durch. Zeitgleich ebenfalls Dritter wurde Luka Herden (LG Brillux Münster). Mit Yannick Wolf war ein dritter Münchner Top-Sprinter im Halbfinale nach einem Fehlstart disqualifiziert worden.
„Leider erwische ich den Start momentan nicht so gut. Insgesamt war es in Ordnung“, sagte Joshua Hartmann, der 2021 noch auf ein „richtig gutes Rennen bei guten Bedingungen“ wartet. Seine Saisonbestzeit von 10,30 Sekunden soll in den kommenden Wochen jedenfalls weiter gesteigert werden.
Elias Schreml mit langem Spurt nicht zu schlagen
Die 5.000-Meter-Läufer ließen es im Stadion Oberwerth extrem ruhig angehen. Nach Kilometer-Abschnitten von 3:22, 3:25, 3:21 und 3:02 Minuten ging es erst auf den letzten beiden Runden richtig zur Sache. Mit einem langen Spurt von der Spitze zog Elias Schreml das Feld auseinander und sicherte sich in 15:40,03 Minuten den Titel knapp vor seinem Trainingspartner Yassin Mohumed (LG Olympia Dortmund; 15;40,47 min) und Bastian Mrochen (LG Reinhardswald; 15:42,21 min).
„Die Taktik ist aufgegangen. Ich wollte ein langsames Rennen und es am Schluss mit einem langen Spurt von der Spitze entscheiden“, sagte Elias Schreml, der sich in diesem Jahr auf 13:58,48 Minuten verbessert hat. Damit hat der die Norm für die U23-EM unterboten. Sein Ziel für Tallinn: „Die Bestzeit weiter steigern, fünf Sekunden sind bestimmt noch drin.“
Chima Ihenetu höhengleich vor Florian Hornig
Freundschaftlich klatschten sich Chima Ihenetu (SC Neubrandenburg) und Florian Hornig (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach dem Ende des Hochsprungs ab. Beide hatten 2,15 Meter übersprungen, drei Zentimeter mehr waren anschließend zu hoch. Den Titel sicherte sich der Neubrandenburger aufgrund deutlich weniger Fehlversuche. Florian Hornig hatte 2,08, 2,12 und 2,15 Meter erst im dritten Versuch gemeistert. Das kostete dem extrem schnellen Hochspringer viel Kraft. Bronze ging mit 2,12 Metern an Luca Meinke (Schweriner SC).
„Ich habe mich eigentlich gut gefühlt. Aber der ganze Wettkampf war etwas träge. Es ist schade, dass es nicht höher gegangen ist. Schließlich wären 2,18 Meter ja Bestleistung gewesen“, sagte Chima Ihenetu, der sich mit dem Titel trösten durfte. Den verpasste der favorisierte Florian Hornig. Trotzdem darf er mit der vor zwei Wochen übersprungenen U23-EM-Norm mit einem Start in Tallinn planen. Mit 2,20 Metern rangiert der Leverkusener in der europäischen U23-Bestenliste auf Platz neun.
Luke Zenker mit 18 Jahren die Nummer eins
Erst die neue Bestleistung war zu hoch für Luke Zenker: Der Leverkusener Stabhochspringer meisterte als einziger Athlet 5,10 Meter (Bestleistung eingestellt) und versuchte sich anschließend an 5,15 Metern. Doch mit dieser Marke wollte es am Samstagabend (noch) nicht klappen. Trotzdem zeigte der 18-Jährige drei gute Sprünge und hielt die bis zu drei Jahre ältere Konkurrenz in Schach. Silber ging an Constantin Rutsch (LG Olympia Dortmund; 5,00 m) vor Max Lehl (TSG Wehrheim; 4,90 m).
„Ich bin froh, dass wir wieder Wettkämpfe bestreiten können. Es hat richtig Spaß gemacht“, so Luke Zenker nach seinem Gold-Coup. Nächste Woche geht es für den Leverkusener bei der Junioren-Gala in Mannheim um die Startplätze für die U20-EM und -WM. Die Norm von 5,10 Metern hat er bereits zweimal geschafft. „In Mannheim will ich härtere Stäbe springen. Vielleicht kann ich dann die 5,20 Meter angreifen“, blickte der 18-Jährige nach seinem Sieg schon wieder auf neue Aufgaben voraus.
Drei Zentimeter entscheiden über Dreisprung-Gold
Der jüngste Dreispringer stand am Ende auf dem obersten Podest. Pascal Boden (Dresdner SC 1898) flog im dritten Versuch auf 15,10 Meter. Damit verdrängte der gerade 18-Jährige den bis dato führenden Joel Kuluki (LBV Phönix Lübeck; 15,07 m) knapp auf den Silberrang. Dabei hatte der Schützling von Claudia Marx leichte Fußprobleme und ließ zwei Versuche aus. Über Bronze mit Bestleistung jubelte Tim Lübbert (Schweriner SC; 14,67 m).
„Die Siegesweite bin ich ohne Brett gesprungen. Das zeigt, dass noch mehr möglich ist“, sagte Pascal Boden. Exakt einen halben Meter weiter muss der 18-Jährige kommendes Wochenende bei der Junioren-Gala in Mannheim springen, um sich für die U20-EM zwei Wochen später in Tallinn (Estland) zu qualifizieren. „Das ist natürlich ein Ziel. Aber noch wichtiger ist, technisch gute Versuche zu zeigen“, so Pascal Boden.
Korbinian Häßler und Fabio Heßling mit Gold-Würfen
Der 60-Meter-Wurf blieb Korbinian Häßler verwehrt. Trösten durfte sich der Diskuswerfer vom LV 90 Erzgebirge mit dem Titel. Sein Goldwurf landete bei 57,57 Metern und damit klar vor den besten Versuchen von U20-Athlet Mika Sosna (TSG Bergedorf; 55,30 m) und Tim Ader (SC Neubrandenburg; 54,35 m). Bei der U23-EM soll es für Korbinian Häßler ein gutes Stück weiter gehen. „Meine Bestleistung sind 60,85 Meter. Die würde ich gern übertreffen“, sagte der Sachse.
Den ersten Titel den 78. Deutschen U23-Meisterschaften sicherte sich am Samstagmittag Hammerwerfer Fabio Heßling (SV GO! Saar 05). Mit 65,35 Metern setzte er sich vor Christoph Gleixner (Eintracht Frankfurt; 64,20 m) durch. „Es hätte gern etwas weiter sein dürfen. Doch da ich quasi zwei Saisons bestritten habe – von März bis Mai in den USA und nach meiner Rückkehr ging’s hier in Deutschland weiter – hat mir ein wenig die Kraft gefehlt“, sagte Fabio Heßling.
Bronze sicherte sich der jüngste Starter im Feld. U20-Athlet Sören Klose (VfR Eversen) steigerte seine Bestleistung mit dem 7,26-Kilo-Gerät auf 62,07 Meter. Mit dem Sechs-Kilo-Gerät hat der Sohn der Olympia-Dritten von Sydney, Kirsten Münchow, die 70-Meter-Marke in diesem Jahr schon mehrfach deutlich übertroffen. Der Führende der deutschen U23-Bestenliste, Merlin Hummel (UAC Kulmbach; 71,09 m), hatte auf einen Start in Koblenz verzichtet und verbesserte fast zeitgleich den deutschen U20-Rekord in Bamberg auf 81,21 Meter.
U23-DM 2021 Koblenz live