| Dresdner Citylauf

2:10:48 Stunden im Alleingang: Glänzendes Marathon-Debüt von Simon Boch

Bereits ab Kilometer 13 war er bei Wind und Kälte auf sich alleine gestellt. Simon Boch zog durch – und belohnte sich dafür mit der Olympia-Norm: Beim Dresdner Citylauf rannte der Regensburger am Sonntag sein Marathon-Debüt in starken 2:10:48 Stunden. Auch in den Rennen über 10 Kilometer und im Halbmarathon gab es jede Menge Spitzenzeiten der DLV-Asse.
Silke Bernhart

Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) hat am Sonntag im Rahmen des itelligence Citylaufs der Laufszene Sachsen in Dresden ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Marathon-Debüt gefeiert. Lediglich bis Kilometer 13 hatte der 26-Jährige auf dem 2,5 Kilometer langen Rundkurs im Dresdner Großen Garten Begleitung von seinem Teamkollegen Tim Ramdane Cherif. Dann war er bei Wind und empfindlichen Temperaturen auf sich alleine gestellt. In 2:10:48 Stunden bleib er dennoch unter der Olympia-Norm.

Mit einem Kurs sogar in Richtung 2:09 Stunden hatte sich Simon Boch auf die Strecke gemacht. Dieses Tempo konnte er am Ende aufgrund der schwierigen Bedingungen nicht ganz durchhalten. Bei Kilometer 35 huschten ihm sogar Gedanken ans Aufgeben durch den Kopf. Doch er schob sie beiseite, kämpfte sich durch – und ist seit Sonntag die deutsche Nummer drei in der Rangfolge der Qualifikationsleistungen für den Olympia-Marathon in Tokio (Japan).

"Es hat auf jeden Fall wehgetan"

"2:09 Stunden waren auf jeden Fall mein Ziel, am Ende habe ich noch fast zwei Minuten verloren", bilanzierte Simon Boch, "aber heute war kein Marathon-Wetter. Ich bin froh, dass ich im Ziel bin, mehr wäre heute nicht gegangen. Zwischendrin war ich mir nicht sicher, ob ich nicht einfach bei 35 Kilometern stehenbleibe, es hat auf jeden Fall wehgetan. Jetzt konnte ich mich [in der Olympia-Qualifikation] auf den dritten Platz vorschieben und die anderen müssen nachlegen."

Der Rest des überwiegend internationalen Feldes folgte in deutlichem Abstand und kam nicht in den Bereich der Olympia-Norm von 2:11:30 Stunden. Bei den Frauen setzte sich die Polin Anna Bankowska (2:31:16 h) durch, auch ihr fehlten trotz neuer Bestzeit rund zwei Minuten zum Richtwert für Tokio – oder besser gesagt Sapporo, wo die Marathon-Wettbewerbe ausgetragen werden sollen.

Richard Ringer vor überraschend starkem Nils Voigt

Der Sieger im Halbmarathon schickte nach seinem Zieleinlauf im MDR-Interview als erstes Glückwünsche an Simon Boch – es war Richard Ringer (LC Rehlingen), den der Regensburger gerade von Rang drei der Olympia-Qualifikation im Marathon verdrängt hatte. Richard Ringer hat jedoch am 11. April in Hamburg die Chance, noch einmal zu kontern, und nimmt aus Dresden die Gewissheit mit, dass er in Bestform ist: In 1:01:33 Stunden steigerte er als Erster in einem starken Feld seine Bestzeit um 37 Sekunden.

Es war ein spannendes Rennen, das nach zahlreichen Führungswechseln am Anfang auf einen Schlussspurt hinauslief, in dem auch der Wattenscheider Nils Voigt lange um den Sieg mitrannte. Am Ende gab's für den überglücklichen 23-Jährigen ("Ich bin mit wenigen Erwartungen hier reingegangen, aber nach 10 Kilometern habe ich gemerkt: Da geht was!") bei seinem Debüt in 1:01:35 Stunden Platz zwei noch vor dem Deutschen Rekordhalter im Marathon Amanal Petros (TV Wattenscheid 01; 1:01:37 h) ein, dem nach dem Höhentrainingslager in Kenia die Kälte doch etwas zu schaffen machte.

Sie alle finden sich mit ihren neuen Hausrekorden jetzt in den Top Ten der ewigen deutschen Bestenliste im Halbmarathon wieder. Sogar eine neue deutsche Bestleistung in der Altersklasse M40 ging auf das Konto des vorherigen Deutschen Marathonrekordlers Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal): Einen Tag vor seinem 40. Geburtstag wurde er in 1:04:46 Stunden 25.

Katharina Steinruck mit Bestzeit in Richtung Hamburg

Am frühen Morgen waren bereits in den Rennen über 10 Kilometer einige Bestzeiten gepurzelt. Auftrumpfen konnte besonders Marathon-Ass Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt), die sich auf der Zielgeraden im Minutentakt die Führungsarbeit mit der Sarah Lahti geteilt hatte und der Schwedin mit einem starken letzten Antritt noch den Sieg entriss. In 31:59 Minuten blieb sie erstmals unter der 32-Minuten-Marke und kann optimistisch die Mission Olympia-Qualifikation im Marathon am 11. April in Hamburg angehen.

Der schnellste Mann über 10 Kilometer war der Niederländer Richard Douma (28:55 min) knapp vor Ilyas Yonis Osman (Somalia/TV Waldstraßen Wiesbaden; 28:56 min), der im Interview anschließend verkündete, dass er hofft, ab dem kommenden Jahr für Deutschland starten zu können. Auf Rang fünf und sechs erzielten Marcel Fehr (LG Filstal; 29:11 min) und Fabian Clarkson (SCC Berlin; 29:13 min) jeweils mit Bestzeiten die besten deutschen Resultate.

Domenika Mayer unter 1:10 Stunden, deutsche Bestleistung für Blanka Dörfel

Den glänzenden Schlusspunkt unter den langen Dresdner Lauftag setzten die Läuferinnen im zweiten Halbmarathon-Rennen. An der Spitze rannte die Schweizerin Fabienne Schlumpf in 1:08:27 Stunden zu einem neuen Landesrekord. Dahinter steigerte Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) – für die sich Tim Ramdane Cherif ein weiteres Mal als Tempomacher verdient machte – ihre Bestzeit um satte 2:40 Minuten auf 1:09:52 Stunden. Sie sortierte sich damit auf dieser Strecke zwei Plätze hinter ihrer Vereinskollegin Miriam Dattke auf Rang elf in der ewigen deutschen Bestenlisten ein.

Miriam Dattke war bis zum Sonntag noch im Besitz der deutschen U20-Bestleistung im Halbmarathon (1:15:50 h) – dann kam Blanka Dörfel. Die 18-Jährige vom SCC Berlin rannte in Dresden auf den Fersen von Marathonläuferin Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin; 1:12:30 h) als Achte ins Ziel. Und pulverisierte in großartigen 1:12:31 Stunden die deutsche U20-Bestleistung.

Die Wettbewerbe fanden auf einer abgesperrten Strecke im Großen Garten in Dresden ohne Zuschauer statt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden im Vorfeld auf Corona getestet. Die starken Resultate zeigen: Die deutschen Läufer haben trotz Corona unermüdlich trainiert und sind heiß auf schnelle Rennen. Jedoch darf bei der Bewertung der Zeiten nicht unerwähnt bleiben, dass auch die stetig weiterentwickelte Schuhtechnologie, die Richard Ringer bereits nach seinem Marathon-Debüt in Valencia eingeordnet hatte ("Durch die Schuhe kann man die Zeiten bis 2015 und die danach gar nicht mehr vergleichen"), in vielen Fällen dazu beiträgt, dass zurzeit national wie international Spitzenzeiten in Serie erzielt werden.

Mehr:

Vorschau: DLV-Athleten messen sich mit internationaler Top-Konkurrenz
MDR-Livestream: Es folgen zwei Rennen im Halbmarathon
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