Malaika Mihambo hat am Sonntag, dem zweiten Tag der Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig, ihren Titel im Weitsprung überlegen verteidigt. Im Hochsprung sprang Europameister Mateusz Przybylko trotz eines blauen Knöchels zu seinem sechsten Titel in Serie, und mit Hanna Klein feierte eine Läuferin einen beeindruckenden Doppelsieg vor erneut ausverkauften Rängen in der Quarterback Immobilien Arena.
Sie ist der absolute Liebling der Leichtathletik-Fans. Die Zuschauer in der ausverkauften Quarterback Immobilien Arena standen hinter Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), als die Weitsprung-Weltmeisterin mit 6,77 Metern ihren dritten Hallentitel in Serie gewann – auch wenn die „Sportlerin des Jahres“ an diesem Nachmittag nicht über die sieben Meter segelte.
„Es war ein schwieriger Wettkampf für mich“, sagte die Ausnahme-Athletin, die am Vortag bereits Silber über 60 Meter gewonnen hatte. „Ich war oft zu weit weg vom Brett und habe schwer in meinen Rhythmus gefunden.“ Hinter ihr jubelte Maryse Luzolo (Königsteiner LV) mit 6,44 Metern über Silber, vor der 20 Jahre alten Göttingerin Merle Homeier, die mit 6,41 Metern Bestleistung sprang (zum Video).
Unschlagbar – das ist Mateusz Przybylko bei Deutschen Hallenmeisterschaften. Der Hochsprung-Europameister holte sich in Leipzig seinen sechsten deutschen Hallentitel in Serie und ließ sich auf dem Weg dahin auch nicht von einem blauen und geschwollenen Knöchel abbringen. „Ich denke, das ist eine Prellung. Bis zum Sommer ist das wieder weg“, sagte der Leverkusener, der sich mit Saisonbestleistung von 2,23 Metern gegen den Münchner Tobias Potye (2,20 m) und den Ulmer Benno Freitag (2,17 m) durchsetzte (zum Video).
Timo Benitz mit bestem Finish
Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) machte am Sonntag im Finale über 1.500 Meter ihren Doppelsieg perfekt. Nach Gold über 3.000 Meter am Samstag ließ die 26-Jährige auch in diesem Rennen ihrer ärgsten Kontrahentin Caterina Granz (LG Nord Berlin; 4:24,21 min) auf der letzten Runde des von Taktik geprägten Rennens keine Chance. Bronze holte sich Vera Hoffmann (LC Rehlingen; 4:25,96 min) (zum Video).
Dass ein Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) niemals zu unterschätzen ist, das bewahrheitete sich abermals im Finale über 1.500 Meter der Männer. Nach einem anfänglichen Bummelrennen, das erst auf den letzten Runden durch den Antritt des Braunschweigers Viktor Kuk an Fahrt gewann, musste der EM-Siebte auf der Zielgerade seinen berühmt, berüchtigten Endspurt auspacken, um sich in Leipzig seinen ersten Deutschen Hallentitel über diese Strecke zu holen (zu Video).
„Ich habe reingeballert was ging – das war schon ein kleines Glücksgefühl“, sagte der 28-Jährige, dem 3:55,66 Minuten für die Goldmedaille genügten. Der Wattenscheider Marius Probst, der als Jahresschnellster nach Leipzig gekommen war, lief in 3:56,14 Minuten zu Silber vor Marc Tortell (Athletics Team Karben; 3:56,43 min).
Neue Gesichter über 400 Meter
Ein neues Gesicht sprintete über 400 Meter ins Rampenlicht: Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) präsentierte sich in bestechender Form. In 52,65 Sekunden und damit in deutscher Jahresbestzeit holte sich die erst 20-Jährige ihren ersten deutschen Meistertitel und ließ der starken Laura Müller (LC Rehlingen), die in 52,92 Sekunden zum zweiten Mal in ihrer Karriere in der Halle unter 53 Sekunden blieb, keine Chance (zum Video).
„Der Winter gibt mir riesige Motivation auf dem Weg in Richtung Sommer“, sagte Schwab. Es war das stärkste Finale bei Deutschen Hallenmeisterschaften über diese Strecke seit 2014. Insgesamt steigerte Schwab ihre Bestzeit von 53,60 Sekunden, die sie erst am Samstag im Vorlauf aufgestellt hatte, nochmals um fast eine Sekunde.
Einen neuen Namen sollte man sich auch über 400 Meter der Männer merken. Der ebenfalls erst 20 Jahre junge Kevin Joite (Dresdner SC 1898) holte sich Gold in Bestzeit von 47,13 Sekunden – es war die schnellste Hallenzeit eines Deutschen in diesem Winter (zum Video). Silber erkämpfte der 19-jährige Justus Baumgarten (SCL Heel Baden-Baden; 47,64 sec), der bereits im Vorlauf am Samstag mit Bestzeit von 47,51 Sekunden auf sich aufmerksam gemacht hatte, vor Lukas Peter (LC Jena; 48,12 sec).
Schnelle 800 Meter
Spannend und schnell vom ersten Meter an, das war das Finale über 800 Meter der Frauen. Titelverteidigerin Katharina Trost (LG Stadtwerke München) suchte ihr Heil in der Flucht nach vorn, doch ihre Trainingskollegin Christina Hering ließ die WM-Halbfinalistin nicht ziehen. Im Gegenteil: Kurz vor der letzten Runde kam die Attacke der viermaligen Deutschen Hallenmeisterin. In 2:02,14 Minuten holte die Münchenerin nicht nur ihre fünfte Goldmedaille unterm Hallendach, sondern lief auch die schnellste Siegerzeit über diese Strecke seit dem Jahr 2012 (zum Video). „Mein einziges Ziel war heute, zu gewinnen“, sagte Christina Hering. „Es ist aber auch schön, dass die Zeit noch so schnell war und ich mit einer guten Leistung aus der Halle in den Sommer starten kann.“
Katharina Trost wurde für ihren starken Auftritt mit Silber und persönlicher Bestleistung von 2:02,74 Minuten belohnt. Bronze holte sich Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), die in 2:06,27 Minuten ebenfalls Bestzeit lief. Auf ihrer Ehrenrunde nahmen die beiden Siegerinnen jedoch ihre langjährige Trainingskollegin Mareen Kalis in die Mitte, die sich mit 2:08,09 Minuten und Platz fünf in ihrem letzten Rennen vom Leistungssport verabschiedete.
Heimsieg für Robert Farken
Rennen in der Heimat – die liegen ihm. Titelverteidiger Robert Farken (SC DHfK Leipzig) wurde seiner Favoritenrolle über 800 Meter gerecht. Der 22-Jährige, der auch in Leipzig trainiert, riss das Zepter schon 500 Meter vor dem Ziel an sich und demonstrierte seine Stärke (zum Video). „Ich wusste, ich bin gut drauf“, sagte Farken, der hier seinen dritten Titel unterm Hallendach gewann. Silber holte sein Trainingskollege Julius Lawnik (LG Braunschweig; 1:51,38 min) mit einem hauchdünnen Vorsprung vor dem Studentenmeister Dennis Biederbick (LG Eintracht Frankfurt; 1:51,39 min). Für den 24-jährigen Lawnik war es die beste Platzierung bei Deutschen Meisterschaften.
Der bisherige Deutsche Hallenmeister im Stabhochsprung ist auch der aktuelle Deutsche Hallenmeister: Bo Kanda Lita Baehre wurde nach der kurzfristigen Absage seines Trainingspartners Torben Blech, den Knöchelprobleme plagen, seiner Favoritenrolle gerecht. 5,50 Meter übersprang der WM-Vierte als einziger Athlet im Wettbewerb und beeindruckte dann als schon sicherer Sieger mit einem blitzsauberen Sprung über 5,70 Meter – die beste Leistung eines Deutschen Hallenmeisters im Stabhochsprung seit 2015 (zum Video). Mit dieser Höhe stellte der 20-Jährige seine Bestleistung ein und versuchte sich dann vielversprechend an 5,80 Metern, an diesem Nachmittag aber noch erfolglos. Silber holte Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,40 m) vor Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,40 m).
Vierter Titel für Robin Erewa
Über die 200 Meter holte sich die Mannheimerin Jessica-Bianca Wessolly nach Bronze 2018 und Silber 2019 nun erstmals die Goldmedaille (zum Video). In Saisonbestleistung von 23,37 Sekunden, die zugleich deutsche Jahresbestzeit war, setzte sie sich gegen die Regensburgerin Amelie-Sophie Lederer durch, die in 23,62 Sekunden Bestzeit lief und ihren Ärger über die Disqualifikation aufgrund eines Fehlstarts über die 60 Meter am Samstag vergessen machte. Bronze gewann Siebenkämpferin Louisa Grauvogel (TSV Bayer 04 Leverkusen) in 23,77 Sekunden.
Seinen vierten deutschen Hallentitel holte sich Wattenscheids Robin Erewa, der sich über die 200 Meter mit dem jungen Leipziger Felix Straub ein packendes Duell lieferte (zum Video). „Leipzig ist einfach meine Lieblingsbahn“, sagte Erewa. Er setzte sich in deutscher Jahresbestzeit von 20,80 Sekunden knapp vor dem 22-jährigen Lokalmatadoren durch, der in 20,83 Sekunden Bestzeit lief. Bronze geht nach Hamburg an den 20-jährigen Owen Ansah (21,15 sec).
Überraschungssieg für Laura Gröll
Freudentränen flossen auf der Hochsprungmatte: Die Münchenerin Laura Gröll brach nach übersprungenen 1,86 Metern in Tränen aus (zum Video) – eine Höhe, die die 21-Jährige in diesem Winter noch nicht überspringen konnte. Selbstredend war es der erste deutsche Meistertitel für die Athletin von Trainer Sebastian Kneifel, deren bislang beste Platzierung der Bronzerang bei den Aktiven 2017 gewesen war. Silber ging an die international für Norwegen startende Katarina Mögenburg (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1,83 m) vor der höhengleichen Bianca Stichling (TSG 1862 Weinheim).
Im Dreisprung der Männer sprang Felix Wenzel nach seinem Freiluft-Titel 2018 zur ersten Goldmedaille unterm Hallendach (zum Video). Der Potsdamer setzte sich mit 15,74 Metern gegen den erst 18-jährigen U20-Hallenmeister Max Ole Klobasa (LC Jena) durch, der mit 15,59 Metern eine neue Bestleistung aufstellte. Bronze geht an den Chemnitzer Vincent Vogel (15,47 m, Bestleistung).
Caroline Klein mit zweiten Gold
Mit ihrem Start in der Leverkusener Staffel über 4x200 Meter der Frauen vergoldete Hürdensiegerin Caroline Klein ihr Wochenende gleich doppelt. Die Siebenkämpferin holte gemeinsam mit Jennifer Montag, Louisa Grauvogel und Mareike Arndt den Titel in 1:35,40 Minuten vor der LG Telis Finanz Regensburg mit Corinna Schwab, Maike Schachtschneider, Mona Mayer und Katrin Fehm (1:36,14 min) und dem Wattenscheider-Quartett, das in Besetzung von Synthia Oguama, Christin Bischoff, Sophie Bleibtreu und Felina Fiener (1:36,55 min) zu Bronze lief (zum Video).
Bei den Männern verteidigten die Leverkusener ihren Titel und siegten in Besetzung mit Aleixo Platini Menga, Daniel Hoffmann, Sven Bulik und Fabian Bürckel in starken 1:24,33 Minuten. Wattenscheids Sprinter mit 200-Meter-Sieger Robin Erewa, Noel Fiener, Carlo Weckelmann und Philipp Trutenat wurden für 1:24,85 Minuten mit Silber belohnt, vor der Staffel der LG Stadtwerke München mit Fabian Olbert, Jakob Matauschek, Vincente Graiani und Yannik Wolf (1:25,69 min) (zum Video).
Deutsche Hallenmeisterschaften 2020