| Leute

Die neue Leichtigkeit des Marc Reuther

Drei Rennen hat Marc Reuther in dieser Saison bestritten. Dreimal blieb der 800-Meter-Läufer unter seiner alten Hallen-Bestzeit. Doch nicht nur die Zeiten sind herausragend, sondern auch die Art und Weise, wie der 23-Jährige auf der Rundbahn agiert.
Martin Neumann

Mit einem zufriedenen und selbstbewussten Lächeln im Gesicht sah man Marc Reuther vergangenen Dienstag beim PSD Bank Meeting in Düsseldorf auf der Laufbahn. Wohlgemerkt: schon vor dem Rennen! Das mag daran gelegen haben, dass der 800-Meter-Läufer zu seinen Wurzeln zurückgekehrt war. Schließlich ist Düsseldorf seine Geburtsstadt. Eine weitaus größere Rolle spielte jedoch die innere Ruhe, Zufrieden- und Selbstsicherheit des 23-Jährigen.

„Ich gehe nicht mehr so verkrampft an die Rennen ran“, sagte Marc Reuther nach seinem souveränen Sieg in 1:46,13 Minuten vor dem polnischen Rekordler Adam Kszczot (1:46,42 min) und Vize-Weltmeister Amel Tuka (Bosnien und Herzegowina; 1:47,29 min). 48 Stunden zuvor in Erfurt hatte der Frankfurter bereits mit Weltjahresbestzeit von 1:45,39 Minuten triumphiert. Die globale Bestmarke 2020 wurde erst am Samstag von Donavan Brazier (USA) in New York deutlich auf 1:44,22 Minuten verbessert. Damit rückte der Weltmeister auf Platz fünf der ewigen Weltbestenliste nach vorn.

Willkommen in der Weltklasse

Um die Zeit von Marc Reuther einzuordnen: Selbst im Freien war der Frankfurter bisher nur 17 Hundertstelsekunden schneller. Außerdem wäre die Zeit dreimal in den vergangenen fünf Jahren auch am Ende der Hallensaison gut genug gewesen für die Weltjahresbestleistung. Das zeigt: Marc Reuther ist in diesem Winter in der 800-Meter-Weltklasse angekommen.

Nicht nur die Zeiten sprechen Bände. Wer Marc Reuther in Düsseldorf auf den vier Runden sah, erlebte einen jungen Mittelstreckler, der um seine Stärke wusste. Er agierte, lief nicht nur mit und achtete auf die Konkurrenten um Adam Kszczot und Amel Tuka. Es war genau anders herum. Die beiden WM-Medaillengewinner waren in den Rollen der Reagierenden, während Marc Reuther nach dem Ausscheiden des Tempomachers agierte und den beiden endschnellen Mittelstrecklern mit seinem langen Spurt keine Chance ließ.

Mit einem Grinsen an den Start

Wären die ersten 400 Meter etwas schneller gewesen als knapp unter 52 Sekunden, hätte Marc Reuther durchaus wieder eine 1:45er-Zeit laufen können. Seine 1:46,13 Minuten waren zu diesem Zeitpunkt trotzdem die weltweit zweitschnellste des Jahres nach seiner eigenen Weltjahresbestleistung aus Erfurt. „Heute bin ich mit einem Grinsen an den Start gegangen, weil ich wusste, dass ich die beiden ärgern kann. Nach meiner Zeit aus Erfurt hatten sie sicherlich großen Respekt“, sagte Marc Reuther nach dem Düsseldorfer Rennen.

Besonders Adam Kszczot ärgerte die Niederlage. Schließlich hatte der Pole bei sieben Starts in Düsseldorf zwischen 2012 und 2018 siebenmal triumphiert. Zwar konnte der Pole am Samstag bei seinem Heimspiel in Torun mit 1:46,01 Minuten den Spieß umdrehen. Doch mit 1:46,26 Minuten als Vierter zeigte Marc Reuther erneut eine starke Leistung. Man darf nicht vergessen: Seine Hallen-Bestleistung stand vor dieser Saison „lediglich“ bei 1:46,51 Minuten. Er war also in allen drei bisherigen Rennen des Jahres schneller unterwegs.

Wohlfühlfaktor Leipzig

„Ich fühle mich in meiner neuen Umgebung einfach wohl“, nennt Marc Reuther sein Erfolgsrezept für die konstant schnellen Zeiten. Das neue Umfeld des 23-Jährigen ist die Trainingsgruppe in Leipzig des Leitenden Bundestrainers Lauf/Gehen Thomas Dreißigacker. Dieser hat sich der Frankfurter im Herbst angeschlossen. Zu seinen Trainingspartnern zählt dort unter anderem der amtierende Deutsche Hallenmeister Robert Farken (SC DHfK Leipzig), der seine Hallenbestzeit Anfang Februar in Erfurt auf 1:47,21 Minuten steigern konnte.

„Robert kann aber noch deutlich schneller laufen. Das hat unser Trainingslager in Südafrika gezeigt“, ist sich Marc Reuther sicher. Diese Ausgangslage verspricht Spannung für die Hallen-DM am 22./23. Februar. In der Quarterback Immobilien Arena Leipzig werden sich die beiden Lokalmatadoren und Trainingspartner nichts schenken, wenn es um den Titel geht. Dank der neuen Leichtigkeit des Marc Reuther ist die Favoritenrolle jedoch klar verteilt.

Hallen-DM 2020 Leipzig

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024