| Vorschau U23-DM

Wetzlar: Mit dem Meistertitel ab in die Chill-out-Area

Für die passende Atmosphäre ist mit der ersten Chill-out-Area für Athleten und Trainer bei den Deutschen U23-Meisterschaften am Wochenende in Wetzlar (13./14. Juni) gesorgt. Von der Startlinie, der Ablaufmarke oder dem Ring kann der Streit um Medaillen und internationale Normen also losgehen. Einige Starter haben in der Saison schon Weltklasse-Leistungen verbucht.
Pamela Ruprecht

Besonders Weitspringerin Lena Malkus (SC Preußen Münster). Sie hat mit ihrem Flug auf 6,94 Meter in Weinheim ihr Potenzial in Richtung Sieben-Meter-Marke aufblitzen lassen und will am Samstag in Wetzlar ihren Titel verteidigen.

In einem der ersten und gleichzeitig hochkarätigsten Wettbewerbe wird das kein leichtes Unterfangen. Denn die EM-Vierte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die im Vorjahr nicht angetreten war und die WM-Norm für Peking (China; 22. bis 30. August; 6,70 m) auch schon in der Tasche hat, ist ebenfalls gemeldet. Um Bronze springt in ihrem ersten Aktivenjahr unter anderen die U20-WM-Dritte Maryse Luzolo (Königsteiner LV), die Anlauf für 6,45 Meter nimmt - U23-EM-Norm für Tallinn (Estland; 16. bis 19. Juli).

Alexandra Plaza eine Klasse für sich?

Über den Richtwert für Tallinn ist die Kölnerin Alexandra Plaza im Hochsprung bereits gefloppt. Mit ihrer Saisonbestleistung von 1,86 Meter führt sie das Startfeld an und sollte sich auch deshalb zur besten Juniorin küren, weil drei ihrer stärksten Konkurrentinnen – allen voran die Trainingskollegin von Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) Mona Gottschämmer (TV Neu-Isenburg; 1,86 m) – noch der U18-Klasse angehören und daher nicht startberechtigt sind.

Die Stabhochspringerinnen Lilli Schnitzerling (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Anjuli Knäsche (SG Kronshagen/Kieler TB) werden den Titel voraussichtlich unter sich ausmachen, die Norm für die U23-EM (4,25 m) haben sie beide exakt übersprungen. Andere wollen ihnen folgen.

Shanice Craft pünktlich zur Titelverteidigung?

Aufgrund ihres Starts am Samstag beim Diamond League-Meeting in New York (USA) im Diskus-Wettbewerb wird die EM-Dritte Shanice Craft von ihren beiden Titeln aus Wesel nur ihren Vorjahressieg im Kugelstoßen verteidigen. „Ich werde am Samstag in New York und am Sonntag in Wetzlar starten“, lautet der Plan der Mannheimerin für das Wochenende. Nach Verletzungsproblemen zu Saisonbeginn ist es der erste Freiluft-Auftritt. Außer Shanice Craft ist Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig) die einzige, die 17 Meter übertreffen könnte.

Nach der Absage ihres großen Vorbilds ist in der Diskus-Entscheidung somit U20-Athletin Claudine Vita nach ihrer fulminanten Steigerung auf über 62 Meter, gleichbedeutend mit der WM-Norm für Peking, in einer guten Ausgangsposition. Ihre Trainingskollegin Anna Rüh (beide SC Neubrandenburg) startet indessen beim World Challenge-Meeting in Rabat (Marokko).

Gina Lückenkemper gegen Rebekka Haase?

In Wesel stahl U20-Athletin Gina Lückenkemper (LAZ Soest) im Vorjahr den U23-Athletinnen über 200 Meter die Show. Ihre fantastische Zeit von damals steigerte sie jüngst in Regensburg nochmals um einige Hundertstel auf 23,12 Sekunden und schob sich in der deutschen Bestenliste vor Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 23,25 sec). Ob es diesmal zum Duell kommt? 2014 hatte die EM-Halbfinalistin kurzfristig passen müssen. Klarer sind die Karten über 100 Meter verteilt: Hier führt Rebekka Haase (11,26 sec) vor Alexandra Burghardt (MTG Mannheim; 11,34 sec) und Gina Lückenkemper (11,49 sec).

Über 400 Meter kann sich die Saarbrückerin Laura Müller den Titel holen. Auf der Stadionrunde, die sie schon im Vorjahr bei den Meisterschaften absolvierte, startet aber auch 800-Meter-Läuferin Christina Hering (LG Stadtwerke München). Über die zwei Runden wäre sie Top-Favoritin, verzichtet allerdings auf ihre Paradestrecke. So stehen auf den 800 Metern mit neuer Motivation Titelverteidigerin Sonja Mosler (TV Wattenscheid 01) und Hanna Klein (SG Schorndorf) bereit, die auch über 1.500 Meter (4:12,11 min) in der Startliste steht und dort die große Gold-Aspirantin ist.

Ihren Titelgewinn wiederholen und noch mehr will Franziska Hofmann im Hürdensprint. Die EM-Halbfinalistin aus Chemnitz möchte der 13-Sekunden-Marke näher kommen. Auf den Fersen ist ihr derzeit die Mannheimerin Ricarda Lobe. Nach ihren starken Auftritten in Rehlingen und Regensburg ist Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen; 57,39 sec) über 400 Meter Hürden wohl nur schwer zu schlagen.

Patrick Domogala oder Robert Polkowski?

Gleich zweimal konnte sich Patrick Domogala (MTG Mannheim; 10,45 sec) im vergangenen Jahr in Wesel die Sprintkrone aufsetzen, über 100 und 200 Meter war er jeweils siegreich. Dieses Mal könnte Robert Polkowski das Ergebnis nach Platz zwei 2014 auf der kürzeren Strecke drehen: der Kölner ist in Clermont (USA) schon 10,33 Sekunden gelaufen.

Über 200 Meter waren diese Saison bisher zwei U23-Athleten schneller als Patrick Domogala: Raphael Müller (21,10 sec) aus Stuttgart und 400-Meter-Spezialist Alexander Gladitz (LG Hannover; 21,07 sec), der über beide Distanzen gemeldet hat.

Auf der Stadionrunde wird es für den Aufsteiger und Hallen-EM-Teilnehmer von Prag (Tschechien; 46,67 sec) Alexander Gladitz kein Selbstläufer: Constantin Schmidt (TG Obertshausen; 46,50 sec) hat aus Regensburg die knapp bessere Saisonbestzeit und die U23-EM-Norm schon abgehakt, zu der Alexander Gladitz noch sieben Hundertstel fehlen.

Nächster Titel für Dennis Krüger?

Dennis Krüger (1. VfL Marzahn) hat die Norm für Tallinn über 800 Meter schon in der Tasche. Der EM-Teilnehmer von Zürich will im Vergleich zu seiner Zeit aus Dessau (1:47,66 min) noch zulegen, was im Kampf um den Titel auch nötig sein könnte. Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:47,81 min) und mit einem Fragezeichen über seiner Form U20-Europameister Patrick Zwicker (LC Rehlingen) sind nach Absage von Marc Reuther (Wiesbadener LV) seine Konkurrenten.  

Patrick Zwicker steht auch über 1.500 Meter in der Meldeliste, wo mit U20-WM-Finalist Julius Lawnik (SC Magdeburg), dem Berliner Sebastian Fischbach und dem derzeit Jahresschnellsten unter den gemeldeten U23-Athleten Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 3:41,90 min), der die Norm für Tallinn um eine Zehntel unterboten hat, drei 95er-Jahrgänge das Feld aufmischen. Über 5.000 Meter geht Amanal Petros (TSVE Bielefeld) als Favorit vor dem Tübinger Dominik Notz ins Rennen.

Über 400 Meter Hürden sind alle Augen auf Titelverteidiger Felix Franz (LG Neckar Enz) gerichtet. Der Sieg des EM-Fünften von Zürich (Schweiz) dürfte ungefährdet sein. Für Mitstreiter Jonas Hanßen (SC Myhl LA) wäre es dahinter um die U23-EM-Norm (51,00 sec) gegangen, er wird wegen einer Erkältung aber nicht starten können.

Fabian Heinle wieder über Acht?

Eine beeindruckende Rückkehr von seiner Kreuzband-Verletzung am Knie hat Weitspringer Fabian Heinle (LAV Stadtwerke Tübingen) demonstriert. Der 20-Jährige konnte in Weinheim (8,12 m) und in Oberteuringen (8,25 m) die Acht-Meter-Marke übertreffen - WM-Norm und Favoritenrolle für Wetzlar. Im Dreisprung wird es eine spannende Entscheidung zwischen den beiden 16-Meter-Springern Marcel Kornhardt (ASV Erfurt) und U20-Athlet Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) geben.

Als Lokalmatador konnte Thorsten Sanders 2014 in Wesel überraschend den Titel im Hochsprung holen. Mittlerweile ist er nach Leverkusen gewechselt und ist die Außenseiterrolle dieses Jahr los. Eine offene Entscheidung um Gold bahnt sich zwischen ihm und dem DM-Zweiten David Nopper (LAZ Salamander Kornwestheim) an - beide haben bisher 2,21 Meter übersprungen. Sicher will auch U20-Europameister Tobias Potye (LG Stadtwerke München) bei der Titelvergabe mitreden.

Was hat Oleg Zernikel (ASV Landau) im Stabhochsprung drauf? Der U20-WM-Dritte ist bisher etwas holprig in die Saison gestartet, was in dieser Disziplin vorkommen kann. Mit seiner Bestleistung von starken 5,50 Metern aus dem vergangenen Jahr ist er favorisiert, am höchsten ist 2015 allerdings Torben Laidig (WGL Schwäbisch Hall; 5,33 m) gesprungen. Eine Höhe, die der Deutsche U20-Hallenmeister Tim Jäger (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,30 m) im Winter in etwa angeboten hatte.

Johannes Vetter unangefochten?

In den Wurfdisziplinen der Männer sind die U23-EM-Normen meist längst abgehakt. Johannes Vetter aus Saarbrücken konnte mit dem Speer sogar mit einer enormen Steigerung auf 85,40 Meter die WM-Norm klarmachen und ist nun in der Pole Position. In Richtung der Norm von 82,50 Metern soll es auch für Titelverteidiger Julian Weber (USC Mainz; 81,15 m) gehen.

Im Kugelstoßen hatte Dennis Lewke (SC Neubrandenburg) 2014 knapp das Podest verpasst, 2015 nimmt er es auf Medaillenkurs mit den weiteren 19-Meter-Stoßern Jan Josef Jeuschede (TSV Bayer 04 Leverkusen) und dem Vizemeister aus dem Vorjahr Bodo Göder (SR Yburg Steinbach) auf. Im Diskuswurf hat sich der Hallenser Sebastian Scheffel als erster Anwärter auf den Meistertitel herauskristallisiert. Zum Auftakt erwartet die Teilnehmer am Freitag eine Welcome-Party im Stadion.

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