In der Kombank Arena von Belgrad sammelten die deutschen Leichtathleten am Samstag Medaillen im Minutentakt. Herausragend: Dreisprung-Gold von Kristin Gierisch. Konstanze Klosterhalfen verbesserte über 1.500 Meter ihren eigenen deutschen U23-Hallenrekord. Der Tscheche Pavel Maslak schaffte über 400 Meter den ersten Hattrick der Geschichte.
Der zweite Final-Abend von Belgrad nahm zunächst langsam Tempo auf. Lange standen die Dreispringerinnen im Fokus, und hier vor allem Kristin Gierisch. Die Chemnitzerin hatte sich den besten Sprung der Saison und den zweitbesten Hallen-Wettkampf ihrer Karriere für den Höhepunkt der Hallensaison aufbewahrt: 14,37 Meter bescherten der 26-Jährigen ihren ersten internationalen Titel. Jenny Elbe (Dresdner SC 1898) fehlte nach 14,27 Metern in der Qualifikation im Finale die Kraft. 14,12 Meter bedeuteten Platz sechs.
Zum Tagesende griffen die deutschen Athleten dann fast im Minutentakt nach den Medaillen. Für Staunen sorgte wieder einmal Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen). Die 20-Jährige verbesserte ihren eigenen deutschen U23-Hallenrekord über 1.500 Meter um fast eine halbe Sekunde und musste sich in 4:04,45 Minuten nur der Britin Laura Muir (4:02,39 min) geschlagen geben. Diese erzielte einen neuen Meisterschaftsrekord und will am Sonntag über 3.000 Meter nach dem nächsten Gold greifen.
Lisa Ryzih blitzsauber bis zum Hausrekord
Parallel lieferte Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) im Stabhochsprung eine beeindruckende Flugshow ab. Auch hier war nur eine Überfliegerin besser: Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi (Griechenland; 4,85 m). Mit Bestleistung von 4,75 Metern und bis dahin weißer Weste verkaufte sich Lisa Ryzih auf dem Silberrang überaus teuer. Zehnte wurde mit 4,40 Metern die Holzmindenerin Annika Roloff.
Im Kugelstoßen fand Titelverteidiger David Storl (SC DHfK Leipzig) mit 21,15 Metern einen guten Einstand in den Wettkampf. Dann aber stieg Konrad Bukowiecki in den Ring. Der U20-Weltrekordler aus Polen verblüffte mit einer Steigerung um sage und schreibe 80 Zentimeter auf 21,97 Meter. Das war nicht zu toppen. David Storl konnte noch auf 21,30 Meter erhöhen, musste aber auch den Tschechen Tomas Stanek vorbeilassen, der mit 21,43 Metern ebenfalls Bestleistung stieß. Der 26-jährige Deutsche hat nach dem Gewinner der Bronzemedaille nunmehr den kompletten Medaillensatz von Hallen-Europameisterschaften in seinem Besitz.
Erste Goldmedaillen für Litauen und Albanien
Im Hochsprung der Frauen gab es eine Premiere: Airine Palsyte holte mit einer fehlerfreien Serie bis einschließlich 1,96 Meter das erste Hallen-EM-Gold für Litauen. Anschließend erhöhte sie sogar noch auf glänzende 2,01 Meter und wahrte damit die Ehre der Spezialistinnen, nachdem Fünfkämpferin Nafissatou Thiam (Belgien) am Vortag ebenfalls 1,96 Meter überwunden hatte. Jossie Graumann (LG Nord Berlin) stellte als Fünfte mit 1,92 Meter ihre Bestleistung ein.
Die allererste Hallen-EM-Medaille für Albanien überhaupt war im Weitsprung der Männer zu bewundern – und die glänzte gleich golden. Mit neuem Landesrekord von 8,08 Metern überraschte in einem Zentimeter-Krimi Izmir Smajlaj die Konkurrenz um Titelverteidiger Michél Torneus aus Schweden, der diesmal weitengleich Silber holte. Platz fünf mit 7,97 Metern konnte Julian Howard (LG Region Karlsruhe) verbuchen.
Timo Benitz (LG farbtex Norschwarzwald) haderte mit dem unruhigen Rennverlauf im 1.500-Meter-Finale, in dem er schließlich als Siebter (3:46,73 min) nicht vorne mitmischen konnte. Für Marcin Lewandowski (Polen) lohnte sich nach dem Titel über 800 Meter im Jahr 2015 der Weg zurück zur längeren Strecke: Er holte in 3:44,82 Minuten souverän das nächste Gold
Pavel Maslak schafft Historisches
Pavel Maslak war über 400 Meter der Favorit – und zugleich quasi doppelter Titelverteidiger. Denn er hatte die letzten beiden Meisterschaften für sich entschieden. Mit einem Sieg in 45,77 Sekunden schaffte der Tscheche als erster Viertelmeiler den Hattrick bei Hallen-Europameisterschaften. Kurz zuvor hatte sich die Französin Floria Guei (51,90 sec) auf dieser Strecke den Titel der Frauen gesichert – es war ihre erste Einzel-Goldmedaille.
Drei Briten, drei Schweden und zur Abwechslung ein Slowake und ein Schweizer – so das Feld im Finale über 60 Meter. Aus dem Sweep, mit dem die starken Briten geliebäugelt hatten, wurde zwar nichts. Wohl aber aus der Titelverteidigung von Richard Kilty (6,54 sec). Dahinter holte Jan Volko mit 6,58 Sekunden Silber und einen Landeskord für die Slowakei, Dritter wurde der 19-jährige Schwede Austin Hamilton (6,63 sec).
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