| Hallen-DM 2025

Bestzeit und Hallen-WM-Norm: Alexandra Burghardt sorgt für krönenden Tages-Abschluss

© Theo Kiefner
Das Beste kam zum Schluss: In der letzten Entscheidung des zweiten Wettkampf-Tages stürmte Alexandra Burghardt am Samstag bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund in 7,13 Sekunden zu Gold über 60 Meter. Zuvor hatten schon Robin Ganter sowie Deutschlands Hürden-Asse für pfeilschnelle Sprint-Finals gesorgt. In den technischen Wettbewerben gab's einige Überraschungen.
Silke Bernhart

"Ich wusste, dass es in mir schlummerte, es musste nur raus", sagte Alexandra Burghardt (LG Wacker Gendorf Burghausen). Gerade hatte sie ihre Ehrenrunde absolviert und sich dann die Freudentränen aus dem Augenwinkel gewischt. Denn ein 60-Meter-Rennen so wie in Dortmund – in der Halle, in der sie seit Winter einmal wöchentlich trainiert – gelingt einer Sprinterin nicht alle Tage: In 7,13 Sekunden war die 30-Jährige im Ziel, sechs Hunderstel schneller als je zuvor. Sie hakte beim Gewinn ihres ersten deutschen Hallentitels nicht nur die Hallen-EM-Norm für Apeldoorn (6. bis 9. März) ab, sondern auch die Norm für die Hallen-WM in Nanjing (China; 21. bis 23. März). In der Welt bedeutet diese Leistung zurzeit Platz acht.

Im Finale drehten auch Lisa Mayer (7,21 sec) und Sophia Junk (7,22 sec) mächtig auf: Die Athletinnen vom Sprintteam Wetzlar holten mit eingestellter Saison-Bestzeit beziehungsweise eingestellter Bestleistung Silber und Bronze. Als Vierte blieb auch Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF; 7,29 sec) noch unter der 7,30-Sekunden-Marke.

Die Sprintkrone über 60 Meter der Männer hatte sich zuvor Robin Ganter (MTG Mannheim) aufgesetzt. Auch das mit einem Paukenschlag: In 6,56 Sekunden, ebenfalls sechs Hundertstel unter Bestleistung, schmiss er sich knapp vor dem Deutschen Rekordhalter Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 6,57 sec) über die Ziellinie. Nur eine Hundertstel fehlte zur Direktnorm für Nanjing. Über Bronze konnte sich Yannick Wolf (Cologne Athletics; 6,60 sec) freuen. Zuschauer waren bei dieser Entscheidung die beiden Athleten mit der schnellsten Meldezeit: Chidiera Onuoha (ASV Köln) musste sich im Vorlauf mit Fehlstart verabschieden, Heiko Gussmann (Sprintteam Wetzlar) verzichtete mit leichten muskulären Beschwerden als Vorsichtsmaßnahme auf das Finale.

Marlene Meier und Rosina Schneider wieder pfeilschnell

Auch die Finals über 60 Meter Hürden hielten das, was die bisherigen Saisonrennen versprochen hatten: Die Protagonist:innen präsentierten sich in Topform und lieferten sich packende Duelle. Im Frauenrennen unterboten Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen; 7,96 sec) und Rosina Schneider (TV Sulz; 7,97 sec) erneut die Acht-Sekunden-Marke und zogen damit Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,04 sec) und Hawa Jalloh (Wiesbadener LV; 8,07 sec) zu neuen Bestleistungen.

"Natürlich wäre der Titel top gewesen. Aber ich bin froh, dass ich heute zeigen konnte wie konstant ich Zeiten unter 8 Sekunden laufen kann, das habe ich heute nochmal bewiesen", sagte Rosina Schneider. "Der Lauf war aber wieder nicht optimal, also da geht definitiv noch mehr." Auch Marlene Meier freute sich über das nächste Rennen auf Top-Niveau: "Ich bin jetzt dreimal unter 8 Sekunden gelaufen und das ist schon echt Wahnsinn. Bei der Hallen-EM würde ich das Niveau, was ich gerade habe, einfach sehr gerne mitnehmen."

Der neue Deutsche Hallenmeister über 60 Meter Hürden Manuel Mordi (Hamburger SV) verkündete gleich nach seinem Sieg in 7,58 Sekunden große Pläne: "Diesen Titel in der Halle zu haben ist umso besser, weil ich letztes Jahr im Vorlauf mit einem Fehlstart raus bin. Jetzt fahre ich auf jeden Fall selbstbewusst zur Hallen-EM." Dort will er seine Bestleistung von 7,56 Sekunden erneut angreifen. Mit der DM-Silbermedaille und neuer Bestleistung von 7,60 Sekunden kann auch Gregory Minoue (TV Kalkum-Wittlaer) zuversichtlich auf seine Hallen-EM-Premiere blicken. Mit deutlichem Abstand folgte auf dem Bronzerang Gavin Claypool (SCC Berlin; 7,90 sec).

Zweimal Gold im Stabhochsprung

Eine Duplizität der Ereignisse gab es im Stabhochsprung der Männer – und das gleich doppelt: Wie schon 2023 teilten sich Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Bo Kanda Lita Baehre (Düsseldorf Athletics) in Dortmund den Platz ganz oben auf dem Treppchen, wie schon 2023 schwangen sich beide über 5,72 Meter und scheiterten dann an 5,82 Meter. Bronze ging mit Saison-Bestleistung von 5,62 Metern an Gillian Ladwig (Schweriner SC).

"Ich bin von 5,52 Meter direkt auf 5,72 Meter gegangen und habe das auch geschafft. Bei 5,82 Meter habe ich dann kleine Fehler gemacht, und das wird dann direkt bestraft. Da muss ich mich auf jeden Fall noch ein bisschen besser konzentrieren, wenn es dann mit höheren Höhen klappen soll", stellte Bo Kanda Lita Baehre fest, der sowohl mit der Hallen-EM als auch mit der Hallen-WM liebäugelt. "5,72 Meter sind in Ordnung. Aber ich weiß, dass ich höher springen kann", bilanzierte Torben Blech. "Das mache ich dann in Apeldoorn. Dort ist der erste Schritt, ins Finale zu kommen, und dann werden die Karten neu gemischt."

Der Überraschungssieger im Weitsprung heißt Julian Holuschek: Von lautem Jubel begleitet war in Runde drei sein Sprung auf 7,76 Meter – Bestleistung. Und laut war der Jubel bei dem 19-Jährigen erneut, als im sechsten Versuch die Konkurrenten letztmals vergeblich versucht hatten, ihn noch zu übertrumpfen. Holuschek selbst hätte nicht mehr kontern können, da er den Wettbewerb nach einem verunglückten vierten Versuch abgebrochen hatte. Silber blieb dem EM-Achten von Rom Luka Herden (LG Brillux Münster; 7,67 m), Bronze ging an Simon Plitzko (TSG Bergedorf; 7,58 m).

Jessie Maduka in Hallen-EM-Form

Drei Jahre ist es her, dass sich Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen) in der deutschen Hochsprung-Spitze zu Wort meldete: Auf den Hallentitel folgte damals im Sommer der erste Sprung über 1,90 Meter. Am Samstag floppte die 25-Jährige nun erstmals wieder über diese Marke, direkt im ersten Versuch – und setzte damit Favoritin Imke Onnen (Cologne Athletics) mächtig unter Druck. Diese unterstrich zwar im dritten Anlauf mit einem blitzsauberen Sprung über dieselbe Höhe ihre Klasse. Höher hinaus ging es dann aber für keine der Athletinnen, damit gab's Gold für Stichling und Silber für Onnen. In einem sehenswerten Wettbewerb, in dem sechs Athletinnen 1,80 Meter und höher sprangen, ging Bronze mit 1,84 Metern an Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) vor der höhengleichen Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck).

Den Dreisprung der Frauen dominierte Jessie Maduka. Schon mit dem ersten Sprung auf 13,80 Meter hätte die Athletin von Cologne Athletics Gold sicher gehabt. Dann gelang ihr das Kunststück, im zweiten Jahr in Folge mit der gleichen Weite den Hallentitel zu holen: Im zweiten Versuch segelte die 28-Jährige nach Hop, Step und Jump bis auf 14,04 Meter und hakte damit auch die noch für einen Hallen-EM-Start erforderliche Leistungsbestätigung ab. Diese hat Kira Wittmann (Hannover 96) schon in der Tasche, die Deutsche Hallenmeisterin von 2023 lag mit 13,67 Metern lange auf dem Silberrang. Dann aber flog Sarah-Michelle Kudla (LG Nord Berlin) in Runde sechs noch auf 13,72 Meter und holte nach dem Vizetitel im Freien auch in der Halle DM-Silber.

"Auf jeden Fall fest auf dem Plan habe ich jetzt erstmal noch die Hallen-EM. Und wenn alles gut läuft, nehme ich auch gerne die Hallen-WM noch mit", sagte Jessie Maduka anschließend und hatte dann noch eine wichtige Botschaft parat: "Was ich auch gerne noch sagen wollte: Alle morgen wählen gehen, bevor sie in die Halle kommen, um unsere Demokratie zu stärken!"

Hallen-DM 2025 Dortmund

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