Zum Auftakt der Deutschen Meisterschaften im Winterwurf am Samstag in Halle/Saale gelang den Hammerwerfern Samantha Borutta und Merlin Hummel ein Auftakt nach Maß. In der Jugend U20 kam Hammerwerfer Timo Port erst spät in Schwung und überzeugte mit 69,01 Metern.
Wolkig, Flockenwirbel, Temperaturen um den Gefrierpunkt: Der Name „Winterwurf“ machte seinem Namen zum Auftakt der Deutschen Meisterschaften in Halle/Saale am Samstag alle Ehre. Hammerwerferin Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) kam mit diesen Bedingungen sehr gut zurecht. Aber sie bezeichnet sich generell als All-Wetter-Typ: „Ich trainiere immer draußen, deshalb bin ich da schon abgehärtet. Wenn es trocknen ist, ist es immer besser.“ Die 24-Jährige wuchtete bei ihrem Saisoneinstieg den 4-Kilo-Hammer gleich zweimal über 68 Meter. Ihre Tagesbestweite wurde im ersten Versuch mit 68,63 Metern vermessen.
Sie bestimmte in der Konkurrenz das Niveau und verteidigte souverän ihren Winterwurftitel. Ob sie als Favoritin oder als Titelverteidigerin in die Konkurrenz startet, darüber macht sie sich eher weniger Gedanken. „Ich habe mir gesagt, ich will einfach einen guten Wettkampf machen. Noch dazu war es meiner erster in der Saison, bei dem ich schauen wollte, wo ich gerade stehe. Im ersten Wettkampf bin ich immer etwas nervös. Deshalb fand ich es gut, dass er für mich so gut abgelaufen ist“, freute sich die nun mehr dreimalige Winterwurf-Meisterin über ihren ersten Auftritt des Jahres, der ihr sehr viel Hoffnung gibt. „Ich habe über einen Meter weiter geworfen als im letzten Jahr zu der Jahreszeit, und es war auch weiter als bei der EM im vergangenen Jahr. Das lässt auf schöne Weiten hoffen. Es war ein guter Einstieg.“
Hinter der souveränen Meisterin entwickelte sich ein spannendes Rennen um die weiteren Medaillen: Aileen Kuhn (Eintracht Frankfurt) und Michelle Wilms, geb. Döpke (TSV Bayer 04 Leverkusen) belegten mit 64,90 und 64,43 Metern die weiteren Podestplätze.
Merlin Hummel gewinnt mit zehn Metern Vorsprung
Im Alleingang zum Hammerwurf-Sieg: Merlin Hummel (LG Stadtwerke München) dominierte die Konkurrenz. Ihm reichten zwei gültige Versuche auf 74,76 und 76,38 Meter zum Meistertitel. „Er ist auf jeden Fall eine wichtige Zwischenetappe auf dem Weg für die ganze Saison. Es bedeutet mir sehr viel, dass ich im letzten Versuch meine Psyche unter Beweis gestellt habe und nochmal ein bisschen was herauskitzeln konnte. Der Wettkampf lief bis dahin echt ein bisschen holprig. Ich konnte nicht ganz das umsetzen, was ich mir im Training erarbeitet habe“, resümierte der EM-Vierte. Die weiteren Plätze waren hart umkämpft. Auf dem Silber- und Bronzerang folgten Kai Hurych (KSV Fürth 09; 66,70 m) und Torben Schaper (TSV Bayer 04 Leverkusen; 66,61 m).
Ohne die einstige Europameisterin Christin Maurer (LAZ Zweibrücken), die aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen musste, wurden die Winterwurf-Titel im Speerwurf vergeben. Nach einer mehrmonatigen Verletzungspause meldete sich Victoria Krause (Düsseldorf Athletics) mit 57,00 Metern und dem Meistertitel im Wettkampfgeschehen zurück. „Dieser Titel freut mich sehr, weil es seit einem Jahr mein erster Wettkampf ist. Ich hatte leider eine Knieverletzung. So ein Einstieg ist natürlich ein Traum“, freute sie sich über ihre erfolgreiche Titelverteidgung. Mit ihrer Siegesweite blieb sie auch nur wenige Zentimeter von ihrer Bestmarke (57,87 m) entfernt. „Die Weite ist vollkommen okay. Ich denke, ich kann noch mehr, aber angesichts der Vorgeschichte kann man damit durchaus zufrieden sein.“
Timo Port kratzt an den 70 Metern
Nur schwer in seinen ersten Wettkampf der Saison fand Timo Port (SV GO! Saar 05). Nach den ersten zwei Versuchen ging der U20-Hammerwerfer in sich, stand mit seinem Trainer zusammen – sie analysierten und korrigierten. Das zahlte sich aus, sodass er ordentlich aufdrehte und sich bis zum sechsten Versuch auf 69,01 Meter steigern konnte. Großes Aufatmen beim U20-WM-Teilnehmer: „Nach den ersten zwei Versuchen dachte ich, das wird heute nichts mehr. Etwas deprimiert habe ich nach dem ersten Versuch den Ring verlassen, der zweite Wurf war dann auch nicht wesentlich besser.“
Er ging in sich, vertraute auf seine Stärken und setzte dann alle Punkte um, die ihm auch sein Trainer mit auf dem Weg gegeben hatte. „Am Ende war der Bann gebrochen und ich konnte befreit aufwerfen. Ich wollte schon gern 70 Meter werfen, aber angesichts der Kälte war der Einstieg top.“ Zweiter wurde Matti Hummel (UAC Kulmbach; 64,95 m), gefolgt von Marius Numrich (SVG GW Bad Gandersheim; 62,60 m).
Johanna Marrwitz vor Clara Hegemann
Münchner Doppelsieg bei den Hammerwerferinnen der Jugend U20: Ihrer Favoritenrolle wurde Johanna Marrwitz gerecht. In dieser Saison hatte sie den Hammer bereits über 64 Meter befördert. Eine solche Weite hätte sie sich auch gern bei den Meisterschaften gewünscht. Das gelang ihr mit 61,81 Metern nicht ganz. Zufrieden machte sie an diesem sehr winterlichen Tag, dass „ich nicht hingefallen bin, weil es doch ziemlich kalt und rutschig um den Ring herum gewesen ist. Für das Wetter war die Weite schon okay“. Nach Bronze am Vorabend beim Kugelstoßen in Dortmund glänzte die zweite Medaille für Clara Hegemann in der Farbe Silber. Sie wurde mit 59,06 Metern Zweite vor Luise Herrmann (VfL Sindelfingen; 57,57 m).
Als einziger U20-Speerwerferin gelang Konstanze Irlinger (TSV Jetzendorf) ein Wurf über 50 Meter. In der vierten Runde ließ sie ihr 600-Gramm-Arbeitsgerät auf 50,48 Meter segeln. „Nach einem eher schwierigen Saisoneinstieg vor einigen Wochen fühlt sich das jetzt richtig gut an, dass ich zeigen konnte, was ich drauf habe. Die Weite war okay, aber an der Technik müssen wir noch arbeiten. Bis zum Sommer haben wir dafür noch Zeit.“
Matti Sosna kommt spät in Schwung
Recht spannend machte es Matti Sosna (TSG Bergedorf), der sich nach zwei ungültigen Versuchen noch mit 52,71 Metern ins Finale der besten acht U18-Diskuswerfer rettete. Danach schien der Knoten geplatzt, als er sich im sechsten und letzten Versuch auf 55,98 Meter steigern konnte und sich den Meistertitel sicherte. „Ich wollte es erstmal nicht so spannend machen mit meinen ersten beiden Versuchen, da musste ich im dritten richtig zittern. Zum Schluss kam ich richtig gut in den Wettkampf rein und konnte den Sieg einfahren“, zeigte sich der jüngere Brüder des Weltklasse-Diskuswerfers Mika Sosna sichtlich erleichtert.
Er eifert seinem Bruder gehörig nach und ist bereit für noch größere Weiten: „Ich würde es so nehmen wie mein größerer Bruder, der in dem Alter schon 64 Meter geworfen hat. Das wird auf jeden Fall ein großer Kampf, aber es ist vielleicht machbar.“ Auf Rang zwei kam Max Louis Emmrich (LV 90 Erzgebirge) mit 52,90 Metern.
Inga Ulrich trotzt Widrigkeiten
Der letzte Versuch war der weiteste: Inga Ulrich (SCC Berlin) gelang als einziger U18-Speerwerferin eine Weite über 50 Meter. „Das Anklatschen hat wie immer geholfen und der letzte Versuch ist irgendwie immer mein bester, deswegen hat es einfach funktioniert“, erklärte sie ihren Auftritt, in dem sie sich mit sehr konstanten Leistungen zeigte. Der Titel kam dennoch mehr als überraschend. „Das ist einfach nur atemberaubend. Das hätte ich nicht zu träumen gewagt“, zeigte sie sich perplex. Noch dazu, weil sie sich nicht wirklich fühlte. „Ich war auch nicht auf der Höhe. Ich bin vor zwei Wochen umgeknickt und war letzte Woche krank. Heute hatte ich Bauchschmerzen, mir war kalt. Daher hätte ich nicht gedacht, dass ich heute gewinnen kann.“
Für Chiara Wildner (SC Potdam) reichten zwar 46,96 Meter zum Meistertitel in der Konkurrenz der U18-Diskuswerferinnen, aber für die ganz große Euphorie hätten es einige Meter mehr sein sollen. „Ich bin zufrieden, aber die Weite war nicht das, wo ich gern hinwollte. Für die Bedingungen war es aber okay. Für mich war der Meistertitel schon wichtig, da es bei diesen Meisterschaften nicht mehr nur um Weite, sondern auch um die Platzierung geht.“ Hinzu kam noch eine körperliche Beeinträchtigung: „Ich habe eine leichte Zerrung an meinem Adduktor, das hat mich ein bisschen behindert. Das Wetter hat es dann nicht unbedingt einfacher gemacht.“
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…
Mehr
Tag 2: Spannende Diskus-Konkurrenzen und zwei Titel-Premieren