Seine Heimat liegt zwischen den Meeren, die höchste Erhebung in der Umgebung ist der Deich mit 25 Meter Höhe und er ist wohl einer der schillerndsten Persönlichkeiten der internationalen und nationalen Master-Laufsportszene. Sein Name: Miguel Molero-Eichwein, sein Alter 57 Jahre, sein Verein Spiridon Schleswig, seine Passion das Laufen. leichtathletik.de hat mit dem Läufer darüber gesprochen, was ihn immer noch motiviert, seine Grenzen immer wieder neu auszuloten.
Miguel Molero-Eichwein, ist die Enttäuschung, nur Zweiter bei der Wahl zum "Masters-Leichtathleten des Jahres 2024" geworden zu sein, schon verflogen?
Miguel Molero-Eichwein:
Von Enttäuschung kann überhaupt keine Rede sein. Für mich war es schon etwas ganz Besonderes, zu der Elite von Senioren-Leichtathleten zu gehören, die von einer Fachjury vorgeschlagen wurden. Ich gratuliere Andy Dittmar zur überaus verdienten Wahl und wünsche ihm weiterhin Erfolg für seine sportlichen Ambitionen. Mich erfüllt es mit Stolz, so weit vorne im Ranking gelandet zu sein.
Sie haben in Ihrer Altersklasse überragende Ergebnisse erzielt, sind Weltmeister, Europameister und Deutscher Meister geworden und haben unter anderem auch den deutschen Rekord im Marathon in der M55 unter die magische Grenze von unter 2:30 Stunden geschraubt. Egal ob Straße, Bahn, Trail und nicht zuletzt auch als „Flachlandtiroler“ sogar im Berglauf: Der Weg zum Sieg führt nur über Miguel Molero-Eichwein. Woher nehmen Sie die Motivation, sich immer wieder neue Ziele zu suchen?
Miguel Molero-Eichwein:
Ich versuche mir immer neue Ziele zu setzen. Als nächstes stehen die Master-Hallen-Weltmeisterschaften in Gainesville in Florida [23. bis 30. März; Anm. d. Red.] ganz oben auf meiner Agenda. Dort versuche ich mich gleich auf mehreren Strecken. Außer über die 1.500 Meter versuche ich schon an den Medaillen zu schnuppern. Über 1.500 Meter fehlt es mir an der vielleicht nötigen Erfahrung und möglicherweise Endkampfhärte. Die nötige Motivation ziehe ich dabei aus meinem Training und den vielen positiven Resultaten. Das macht immer hungrig auf mehr.
Ist das richtig, dass Sie als Trainingsfetischist gelten?
Miguel Molero-Eichwein:
Keine Ahnung, ob man das so bezeichnen will. Ich mache in der Spitze bis zu 180 Kilometer in der Woche. Überwiegend sind das ruhige lange Dauerläufe zur Erholung. Einmal in der Woche trainiere ich 1.000-Meter-Wiederholungsläufe mit ungefähr 80 Sekunden Trabpause. Die zweieinhalb Runden immer knapp über drei Minuten. Dazu kommt am Wochenende dann und wann ein schneller Wettkampf. Das war's. Optional kommt nach Athletiktraining im Studio dazu, das ist eine prima Ergänzung.
Habe ich richtig gehört: 180 Wochenkilometer? Das sind Trainingsumfänge, die normalerweise nur absolute Hochleistungssportler in ihren besten Jahren absolvieren. Wie schafft man das mit 57 Jahren? Haben Sie die Ausdauer-Gene von Ihrem Vater geerbt?
Miguel Molero-Eichwein:
Das weiß ich nicht. Mein Vater [Jose Molero-Membrilla] hat sicherlich viel dazu beigetragen, dass ich zum Langstreckenlauf gekommen bin, ob es letztlich seine Gene waren, lässt sich wahrscheinlich nie mit letzter Gewissheit belegen. Jedenfalls ist mein Vater, der jetzt Mitte 80 ist und ebenfalls ein Titelsammler war, mit seinem Biss immer ein Vorbild gewesen.
Sie gelten als willensstark, zielbewusst, unbeirrbar und resolut. Welche dieser Tugenden würden Sie gerne an die Jugend weitergeben?
Miguel Molero-Eichwein:
Das kann ich gar nicht einmal so genau sagen. Viele Talente geben zu früh auf, weil sie es vielleicht nicht ganz bis nach oben hin schaffen. Aber die Leichtathletik hat vieles von dem, was man auch im späteren Leben und Beruf gut gebrauchen kann. Da ist Biss und Durchhaltevermögen gefragt. Und manchmal muss man eben etwas mehr machen als die Konkurrenz. Dann stellt sich möglicherweise auch der Erfolg ein. Wenn man es nicht versucht, dann hat man schon verloren.
Worte, die man nur unterstreichen kann. Vielleicht sollte sich in der Tat der eine oder andere etwas bei Ihnen abgucken. Wie lange wollen Sie noch Leistungssport betreiben?
Miguel Molero-Eichwein:
So lange, wie mich meine Gesundheit nicht im Stich lässt und meine Füße mich tragen.