Weiter als Heike Drechsler 1994: Malaika Mihambo hat am Freitag bei der 40. Ausgabe des INIT INDOOR MEETINGS Karlsruhe den 31 Jahre alten Meeting-Rekord geknackt. Mit 7,07 Metern stellte sie exakt ihre Hallen-Bestleistung ein. Auch weitere DLV-Asse konnten mit starken Resultaten und Top-Platzierungen glänzen. In einem phänomenalen Kugelstoß-Wettbewerb der Frauen überragte Hallen-Weltmeisterin Sarah Mitton mit der besten Hallen-Weite seit 2013.
Der vierte Versuch saß. Und wie! Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) gab am Freitag beim INIT INDOOR MEETING in Karlsruhe ein weiteres Mal eine Kostprobe ihres Extra-Könnens und setzte den ersten Sieben-Meter-Sprung der Welt in diesem Jahr in die Grube. 7,07 Meter wurden für die Olympiasiegerin und Europameisterin gemessen – dann war kein Halten mehr: Die 3.500 Zuschauer:innen in der ausverkauften Europahalle feierten sie mit Standing Ovations, und Malaika Mihambo machte sich jubelnd auf die Ehrenrunde.
Vier Tage nach ihrem 31. Geburtstag bescherte sich die Weitspringerin damit selbst das wohl schönste Geburtstagsgeschenk: Einstellung ihrer fünf Jahre alten persönlichen Hallen-Bestleistung. Und Meeting-Rekord! Diesen hielt bis zum Freitag 31 Jahre lang keine Geringere als die Deutsche Rekordhalterin Heike Drechsler. Dabei war Mihambo nur schleppend in den Wettkampf gekommen, gestartet mit 6,08 Metern und einem ungültigen Versuch. Ein ausgelassener Sprung brachte Ruhe, Besinnung und dann die Explosion mit perfekt getroffenem Brett und einem Weltklasse-Sprung.
Auf weitere Versuche verzichtete die Siegerin anschließend. Dafür drehte Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) noch einmal auf: Im sechsten Versuch konnte die vielumjubelte Lokalmatadorin die Energie des Heimpublikums in einen Satz auf 6,79 Meter umwandeln. Das i-Tüpfelchen auf einer starken Serie mit weiteren Sprüngen auf 6,67 und 6,64 Meter, mit dem sie sich im Kampf um Platz zwei noch an Plamena Mitkova (Bulgarien; 6,69 m) vorbei schob.
Kugelstoß-Gipfel gekrönt von Meeting-Rekord
Der international am stärksten besetzte Wettbewerb des Abends war das Kugelstoßen der Frauen. Und das Feld hielt, was es versprach: Gleich im ersten Versuch feuerte Weltmeisterin Chase Jackson (USA) als erste Athletin des Jahres die Vier-Kilo-Kugel über die 20-Meter-Marke. 20,06 Meter – neue Weltjahresbestleistung, Meeting-Rekord. Allerdings nicht von Dauer. Denn nach einem Auftakt mit 19,72 Metern legte Jessica Schilder (Niederlande) im vierten Versuch 20,09 Meter nach. Eine Weite, die zunächst nicht in den Ergebnislisten erschien, später aber doch noch Einzug in die Wertung fand.
Das letzte Wort aber hatte Hallen-Weltmeisterin Sarah Mitton. Die Kanadierin sorgte in Runde sechs mit 20,68 Metern für Ekstase in der Europahalle. Seit 2013 und Valerie Adams (Neuseeland) hat unter dem Hallendach weltweit keine Athletin weiter gestoßen.
Dass es für Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) mit 19,49 Metern dieses Mal nur für Rang vier reichte, unterstreicht die Klasse des Feldes. „Neunzehneinhalb Meter, damit bin ich zufrieden“, bilanzierte sie nach ihrem dritten Auftritt der Hallensaison. „Das Training ist auf die Höhepunkte ausgerichtet, bis dahin gilt es, konstant weit zu stoßen, das habe ich geschafft.“
Majtie Kolberg weiter auf Top-Niveau
Ein weiterer Meeting-Rekord fiel über 400 Meter der Männer: Brian Faust (USA) war in 46,03 Sekunden acht Hundertstel schneller als 35 Jahre zuvor der einstige Hallen-Europarekordler Thomas Schönlebe. Fabian Dammermann (LG Osnabrück; 46,90 sec) wurde Fünfter. Platz sechs gab es in der Frauen-Konkurrenz für Skadi Schier (SCC Berlin; 53,52 sec), die mit einer Behinderung zum Eingang in die zweite Runde haderte. Es siegte die Italienerin Alice Mangione (51,75 sec) mit neuem Hallen-Landesrekord.
Wie stark Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) zurzeit in Form ist, zeigt die Tatsache, dass sie am Freitag über 800 Meter sogar die Fünfte der letztjährigen Hallen-WM Habitam Alemu (Äthiopien; 2:01,34 min) hinter sich lassen konnte. Nur Siegerin Prudence Sekgodiso (1:59,88 min) musste sie ziehen lassen, diese stellte einen neuen Hallen-Landesrekord für Südafrika auf. Majtie Kolberg war nach 2:00,84 Minuten im Ziel und blieb damit zum zweiten Mal innerhalb von einer Woche unter der Marke von 2:01 Minuten.
Mohamed Abdilaahi rennt Bestzeit
Vorne niederländischer Landesrekord und Sieg für Stefan Nillessen (7:37,10 min), nur knapp dahinter neue Bestzeit und Hallen-EM-Norm für Mohamed Abdilaahi (Cologne Athletics; 7:38,97 min): Die 3.000 Meter der Männer hielten einige Überraschungen bereit und brachten zugleich neue Brisanz in den Kampf um den deutschen Hallentitel am 21. Februar in Dortmund. Denn höher gewettet waren nach ihren bisherigen Auftritten der Saison eigentlich Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf Süd; 7:42,25 min) und Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch; 7:54,35 min), die sich in Karlsruhe jedoch schwertaten.
Marius Probst (TV Wattenscheid 01) schüttelte den Kopf, als er nach 1.500 Metern die Ziellinie überquert hatte. Wieder einmal konnte er auf den letzten 100 Metern einige Konkurrenten einsammeln. Für ganz nach vorn und vor allem für die Hallen-EM-Norm (3:37,00 min) hatte er sich mit der Aufholjagd aber zu lange Zeit gelassen. In deutscher Jahresbestzeit von 3:37,89 Minuten gab’s Platz sechs. Auf der Schlussrunde zog er noch an Hindernis-Ass Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 3:39,36 min) vorbei, der Hallen-Bestzeit lief. Der Sieg ging an den Schweden Samuel Pihlström (3:35,62 m).
Höhenjagd endet mit 4,75 Metern
Gleich drei Athletinnen nahmen im Stabhochsprung der Frauen noch bei 4,75 Metern Anlauf. Nur eine kam drüber: Hallen-Weltmeisterin Molly Caudery (Großbritannien). Sie übertrumpfte damit die zweimalige Hallen-Vize-Europameisterin Tina Sutej (Slowenien), die zuvor als einzige Springerin 4,70 Meter überquert hatte. Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart) steigerte ihre Saison-Bestmarke auf 4,45 Meter und hakte damit die Leistungsbestätigungsnorm für die Hallen-EM ab. Der mit Spannung erwartete Auftritt der Olympia-Dritten Alysha Newman (Kanada) dagegen fiel aus: Sie musste nach dem Warm-up mit Achillessehnen-Beschwerden auf den Wettkampf verzichten.
Ohne deutsche Beteiligung fanden die 3.000 Meter der Frauen statt, für die ein moderates Tempo angeschlagen wurde. So lief es nach fast 15 Hallenrunden noch auf einen Schlussspurt hinaus und die Top Drei trennten nur rund vier Zehntel. Als Siegerin ging Lomi Muleta (Äthiopien; 8:57,52 min) aus der Halle.
Manuel Mordi sprintet auf Platz zwei
Den Abschluss unter eine ebenso hochklassige wie emotionale Rückkehr des INDOOR MEETINGs in die Europahalle setzten am späten Abend die Sprint-Finals mit und ohne Hürden. Und auch hier gab es für die deutschen Fans Grund zum Jubeln: Manuel Mordi (Hamburger SV; 7,62 sec) schmiss sich über 60 Meter Hürden als Zweiter über die Ziellinie. Er blieb damit nur eine Hundertstel über seinem Hausrekord und ein weiteres Mal unter der Hallen-EM-Norm. Überragend in diesem Rennen: Wilhem Belocian (Frankreich; 7,53 sec).
Den Sieg über 60 Meter der Frauen holte die aktuelle Nummer eins der Welt Patrizia van der Weken in 7,13 Sekunden nach Luxemburg. Ein Sprint auf 7,22 Sekunden brachte Gina Lückenkemper (SCC Berlin) eine Saison-Bestzeit, Platz vier in diesem Rennen und Platz zwei in Deutschland in diesem Jahr. Ein Marathon wartete danach auf sie: Die jungen Fans standen in der Europahalle Schlange für Selfies und Autogramme. Und Gina Lückenkemper nahm sich bei ihrer Stippvisite in der deutschen Heimat Zeit für jeden einzelnen Wunsch.
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