Mit beiden Streckenrekordlern und einer Reihe von starken deutschen Athleten wird am Sonntag der hochklassige Valencia-Marathon gestartet. Zu den bekannten Namen zählen der Vorjahressieger, die Weltmeisterin und eine Laufsport-Legende. Sein Debüt auf den 42,195 Kilometern gibt Nils Voigt.
Aufgrund der Überschwemmungs-Katastrophe in Spanien Ende Oktober war zeitweilig nicht klar gewesen, ob der Valencia-Marathon am Sonntag stattfinden wird. Vor rund zehn Tagen bestätigten die Veranstalter, dass das Rennen wie geplant organisiert werden kann. Dabei gibt es mehrere Spenden-Aktionen zugunsten der Opfer des Unwetters.
Äthiopiens Laufsport-Legende Kenenisa Bekele führt mit einer Bestzeit von 2:01:41 Stunden das Starterfeld der Männer an. Mit dieser Zeit ist der inzwischen 42-Jährige nach wie vor der drittschnellste Marathonläufer der Geschichte und Äthiopiens Rekordhalter.
Als Favorit anzusehen ist jedoch Sisay Lemma, der in Valencia im vergangenen Jahr in der Kursrekordzeit von 2:01:48 Stunden triumphierte und sich damit in der ewigen Bestenliste auf Position vier nach vorne schob. Der Äthiopier gewann im April so souverän den Boston-Marathon, dass er bei Olympia ein Top-Favorit gewesen wäre, wenn er nicht verletzungsbedingt ausgefallen wäre. Sein Trainingspartner Tamirat Tola rückte für ihn nach und wurde in Paris (Frankreich) Olympiasieger.
Halbmarathon-Weltmeister mit Marathon-Debüt
Während die Äthiopier die sechs schnellsten Läufer auf der Startliste stellen (alle liefen schon unter 2:05:00 Stunden), ist Kenia unter anderen mit dem amtierenden Halbmarathon-Weltmeister in Valencia vertreten: Sabastian Sawe wird am Sonntag sein Debüt laufen. Seine Halbmarathon-Bestzeit von 58:05 Minuten deutet auf ein enormes Potenzial über die 42,195 Kilometer hin. Auch Daniel Mateiko (Kenia) könnte eine Rolle spielen. Er lief bisher schon sieben Mal einen Halbmarathon unter 59:00 Minuten (Bestzeit: 58:17 min), doch im Marathon kam er bei seinen bisher drei Versuchen noch nicht ins Ziel.
Das letzte große Rennen einer außergewöhnlichen Karriere wird in Valencia Tadesse Abraham laufen. Der 42-jährige Schweizer Marathon-Rekordler hatte sich im März nochmals verbessern können, als er den Barcelona-Marathon in 2:05:01 Stunden gewann.
Richard Ringer jagt WM-Norm
Für etliche deutsche, aber auch österreichische Läufer rückte der Valencia-Marathon in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus, weil dort schnelle Zeiten möglich sind. Der Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) führt eine starke Gruppe deutscher Topläufer an, die alle die flache Strecke in Valencia für neue Bestzeiten nutzen wollen. Richard Ringer steigerte sich vor einem Jahr bei diesem Rennen auf 2:07:05 Stunden und qualifizierte sich damit knapp für die Olympischen Spiele, wo er dann als Zwölfter erneut der beste deutsche Läufer war.
Jetzt will sich der 35-Jährige erneut für ein großes Meisterschaftsrennen qualifizieren: Die Norm für die WM in Tokio im nächsten Jahr steht bei 2:06:30 Stunden. „Es war eine knapp bemessene Vorbereitung nach Olympia, aber ich habe alles versucht, um in die nötige Form zu kommen“, sagt Richard Ringer.
Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier), der bei Olympia auf Rang 15 überzeugte, hatte sich im Januar in Dubai auf 2:06:27 Stunden verbessert und hat damit bereits die WM-Norm erfüllt. Diese Zeit weiter zu verbessern, dürfte sein Ziel sein. „Ich freue mich auf ein schnelles Rennen am Sonntag“, sagt Samuel Fitwi.
Nils Voigt bereit für Debüt
Am Ende des Jahres wird Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) sein erstes Rennen in diesem Jahr über die Marathon-Distanz laufen. Er hatte sich im vergangenen Jahr bei seinem Sieg in Linz auf 2:09:05 Stunden verbessert und peilt nun eine 2:08er-Zeit an. Nur gute zwei Monate nach seinem Rennen beim Berlin-Marathon in 2:12:02 Stunden nimmt Johannes Motschmann (SCC Berlin) noch einen weiteren Anlauf auf eine mögliche Zeit von unter 2:10:00 Stunden. Er hatte sich in London im April auf 2:10:39 Stunden gesteigert. Auch Erik Hille (TV Burglengenfeld) startet nach dem Rennen in Berlin, wo er sich auf 2:13:03 Stunden verbessert hatte, nach kurzer Zeit erneut.
In Valencia wird es das seit einiger Zeit erwartete Marathon-Debüt von Nils Voigt geben. Der 27-jährige Läufer des TV Wattenscheid ist der viertschnellste deutsche 10.000-Meter-Läufer der Geschichte (27:30,01 min). Und auch seine Halbmarathon-Bestzeit von 61:35 Minuten spricht dafür, dass er das Potenzial hat, im Marathon eine gute Rolle zu spielen. Bei seinem letzten Test vor dem Debüt lief er Mitte November in Nijmegen über 15 Kilometer 44:37 Minuten, blieb dabei aber deutlich über seiner Bestzeit (43:18 min).
Äthiopierinnen favorisiert
Amane Beriso Shankule hatte vor zwei Jahren in Valencia für Furore gesorgt. Die inzwischen 33-jährige Äthiopierin steigerte sich damals um mehr als fünf Minuten, stellte mit 2:14:58 Stunden den aktuellen Streckenrekord auf und lief lange Zeit im Bereich des damaligen Weltrekordes (2:14:04 h). Zudem ließ sie 2022 die Top-Favoritin Letesenbet Gidey (Äthiopien) deutlich hinter sich.
Im vergangenen Jahr gewann Amane Shankule den WM-Titel und bei Olympia belegte sie im August in Paris Rang fünf. Sie ist in Valencia die Top-Favoritin, nachdem es nicht zu dem immer wieder spekulierten Start von Olympia-Siegerin Sifan Hassan (Niederlande) kommt.
Auch bei den Frauen stellen die Äthiopierinnen die schnellsten Läuferinnen auf der Startliste: Vier Athletinnen weisen Bestzeiten von unter 2:20:00 Stunden auf, alle kommen aus diesem Land. Auf der Startliste steht auch Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel). Vor einem Monat war die 32-Jährige beim Mainova Frankfurt-Marathon nicht ins Ziel gekommen. Jetzt startet sie offenbar in Valencia, wo sie vor einem Jahr mit einer Steigerung auf 2:24:32 Stunden überrascht hatte, noch einen zweiten Versuch. Mit einer Bestzeit von 2:32:40 Stunden geht Jana Soethout (Berlin Track Club) ins Rennen.
Die Topläufer beim Valencia-Marathon:
MÄNNER
Kenenisa Bekele | Äthiopien | 2:01:41 h
Sisay Lemma | Äthiopien | 2:01:48 h
Birhanu Legese | Äthiopien | 2:02:48 h
Deresa Geleta | Äthiopien | 2:03:27 h
Guye Adola | Äthiopien | 2:03:46 h
Gashau Ayale | Äthiopien | 2:04:53 h
Tadesse Abraham | Schweiz | 2:05:01 h
Alphonce Simbu | Tansania | 2:05:39 h
Sondre Moen | Norwegen | 2:05:48 h
Samuel Fitwi | Silvesterlauf Trier | 2:06:27 h
Richard Ringer | LC Rehlingen | 2:07:05 h
Simon Boch | LG Telis Finanz Regensburg | 2:09:25 h
Peter Herzog | Österreich | 2:10:06 h
Johannes Motschmann | SCC Berlin | 2:10:39 h
Sabastian Sawę | Kenia | Debüt
Matthew Kimeli | Kenia | Debüt
Hillary Kipkoech | Kenia | Debüt
Nils Voigt | TV Wattenscheid 01 | Debüt
Frauen
Amane Beriso Shankule | Äthiopien | 2:14:58 h
Megertu Alemu | Äthiopien | 2:16:34 h
Hiwot Gebrekidan | Äthiopien | 2:17:59 h
Tiruye Mesfin | Äthiopien | 2:18:47 h
Stella Chesang | Uganda | 2:20:23 h
Sara Hall | USA | 2:20:32 h
Majida Maayouf | Spanien | 2:21:27 h
Evaline Chirchir | Kenia | 2:22:11 h
Chimdesa Kumsa | Äthiopien | 2:22:13 h
Isobel Batt-Doyle | Australien | 2:23:27 h
Malindi Elmore | Kanada | 2:23:30 h
Fionnuala McCormack | Irland | 2:23:58 h
Laura Hottenrott | PSV Grün-Weiß Kassel | 2:24:32 h
Jana Soethout | Berlin Track Club | 2:32:40 h