Die Olympia-Zehnte über 3.000 Meter Hindernis Lea Meyer hat sich nach Stationen in Köln und Leverkusen wieder ihrem Heimatverein VfL Löningen angeschlossen. Ihr Lebensmittelpunkt aber bleibt in den USA: In Boston hat sie zuletzt schmerz- und beschwerdefrei das Training für die kommende Saison wieder aufgenommen.
Vier Wochen Auszeit hat sich Lea Meyer nach ihrer Olympia-Saison 2024 gegönnt. Es war eine Zeit, in der sie nicht nur die Ruhe fand, die zurückliegenden Jahre vollständig zu verarbeiten. Sondern auch eine Zeit, die sie genutzt hat, um die Rahmenbedingungen für ihre weitere Karriere noch einmal neu zu sortieren. Unter anderem mit einem Vereinswechsel: Nach einem Jahr beim ASV Köln und zwei Saisons im Trikot des TSV Bayer 04 Leverkusen wird die 27-Jährige fortan wieder für ihren langjährigen Heimat-Verein VfL Löningen starten.
„Mein Lebensmittelpunkt ist jetzt woanders, aber mein Herz schlägt noch immer für Löningen“, erklärt Lea Meyer, die beim VfL unter ihrem langjährigen Trainer Armin Beyer schon in jungen Jahren den Anschluss an die nationale Spitze gefunden hatte. Armin Beyer war es auch, der alles in Bewegung setzte, um der Olympia-Zehnten ein lohnenswertes Angebot zu unterbreiten und sie wieder zu ihrem alten Verein im Westen Niedersachsens zurückzuholen. Auch, weil dort zum Beispiel mit den 17-jährigen Lera Miller und Paula Terhorst die nächsten Talente heranwachsen, denen Lea Meyer ein Vorbild sein kann.
Lea Meyer weiß: „Löningen steht wie eine Wand hinter mir.“ Davon konnte sie sich selbst überzeugen, als sie im Sommer in der 13.000-Einwohner-Stadt die Urkunden für einen Kinderlauf verteilte. „Am nächsten Tag haben sie alle in der Schule erzählt, dass es für sie das Größte war, dass ich ihnen ihre Urkunde überreicht habe. ‚Die ist bei Olympia dabei‘, haben sie stolz berichtet.“ Und zwar der Grundschullehrerin – die zufällig Lea Meyers Mutter ist.
Training in Boston bei Marc Coogan
Allzu oft hat Lea Meyer allerdings nicht die Gelegenheit, in ihrer alten Heimat vorbeizuschauen: Wenn sie in Deutschland ist, dann zumeist in Köln bei ihrem Freund Joshua Hartmann – Deutscher Rekordhalter über 200 Meter. Zuletzt hat aber wieder die Zeit begonnen, in der die Vize-Europameisterin von 2022 in der Ferne für ihre eigenen sportlichen Ziele schuftet: In der internationalen Trainingsgruppe ihres Ausrüsters in Boston, unter der Anleitung des US-Amerikaners Marc Coogan.
Vier Wochen Aufbautraining liegen bereits wieder hinter Lea Meyer. „Es ist eine Umstellung und viel anstrengender, als ich es in Erinnerung hatte – da muss ich erstmal wieder reinkommen“, lacht sie. „Aber es hält alles, und nichts tut weh!“
Gute Nachrichten, die schon jetzt ein ganz anderes Bild zeichnen als noch im vergangenen Herbst, als die Hindernisläuferin in einer langwierigen Verletzungsphase steckte. Und auch mental geht es ihr wieder besser, nach zwei schwierigen Jahren, in die auch der Tod ihres Kölner Trainers Henning von Papen fiel. „Ich glaube, ich habe die vier Wochen Auszeit nach der Saison auch gebraucht, um mental endgültig die letzten Jahre ruhen zu lassen“, blickt Lea Meyer zurück.
Gut aufgehoben im Team
So stehen die Zeichen für ein weiteres erfolgreiches Jahr für Lea Meyer derzeit eindeutig auf „Grün“. Und wenn’s im Training mal schwer wird oder Heimweh aufkommt, dann helfen die Trainingspartnerinnen. Mit der zweimaligen US-College-Meisterin und Olympia-Finalistin über 10.000 Meter Parker Valby (USA), die neu zu der Gruppe hinzugestoßen ist, hat sich Lea Meyer einen Monat lang eine Unterkunft geteilt. Jetzt bewohnt sie alleine ein Apartment ganz in der Nähe von vier weiteren Läuferinnen des Teams.
Im Januar wird die Gruppe zum Trainingslager nach Flagstaff, Arizona (USA) aufbrechen. „Wir sind dort, wenn Schnee liegt“, lacht Lea Meyer. „Wenn wir Pech haben, können wir vier Wochen nur ruhig laufend trainieren und auf der Bahn keine intensiven Einheiten in der Höhe machen.“ Eine Tatsache, die sie ebenso wenig aus der Ruhe bringt wie ihren Trainer Marc Coogan, den sie als „tiefenentspannt“ bezeichnet. Und so wird sich auch die Wettkampf-Planung für 2025 erst nach und nach gestalten.
Kurze Hallensaison in den USA und Deutschland
Ein Termin ist jedoch bereits gesetzt: Der New Balance Indoor Grand Prix in Boston, bei dem die 27-Jährige am 4. Februar quasi ein Heimspiel hat. Dort wird sie vermutlich über 3.000 Meter an den Start gehen. Und auch die Fans in Deutschland dürfen sich auf ein Wiedersehen mit Lea Meyer im Trikot des VfL Löningen freuen, denn sie hat einen Start bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund (21. bis 23. Februar) ins Auge gefasst – dort vielleicht nach Platz drei 2023 über 3.000 Meter auf der 1.500-Meter-Strecke. „Das wäre dann mein Abschluss der Mini-Hallensaison“, blickt sie voraus.
Eine Rückkehr nach Deutschland steht im Februar ohnehin auf dem Plan. Denn Lea Meyer hat während ihrer Saisonpause auch ihr Studium an der Universität zu Köln wieder aufgenommen und dabei Dozenten gefunden, die sie dabei unterstützen, dass sie in der Ferne Kurse belegen kann. Für die Klausurenphase muss sie im Februar wieder vor Ort sein. Ihre Fachrichtung: Grundschullehramt. Auch das, nach dem Vorbild der Mama: ein Stückchen Heimat.