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Alina Reh: Für die Mission Marathon zurück zum SSV Ulm 1846

© Norbert Wilhelmi
Nach vier Jahren beim SCC Berlin kehrt Langstrecken-Ass Alina Reh zurück zum SSV Ulm 1846. In der alten, neuen Heimat will sie nach auskurierten Verletzungen endlich den Wechsel von der Bahn zum Marathon vollziehen. Zur Rückkehr motiviert hat sie jedoch nicht zuvorderst der Gedanke an Spitzenleistungen – sondern das Training mit dem SSV-Nachwuchs.
Silke Bernhart

Alina Reh wechselt in der kommenden Saison vom SCC Berlin zum SSV Ulm 1846. „Es ist keine Entscheidung gegen den SCC, ich habe mich dort immer sehr wohl gefühlt, es war sehr nett und sehr unkompliziert. Es ist vielmehr eine Entscheidung für Ulm“, erklärt die Langstrecken-Läuferin, die im Anschluss an eine lange Verletzungsphase die Weichen jetzt noch einmal neu stellt und in der Münster-Stadt unter der Anleitung von Thorben Dietz – 2022 Dritter der Halbmarathon-DM – trainieren wird.

„Ulm hat für das Training eine richtig gute Infrastruktur. Und ich bin eigentlich sowieso jeden Tag hier. Außerdem fühle ich mich bei den Menschen sehr wohl“, erklärt die 27-Jährige, die über 10.000 Meter, 10 Kilometer auf der Straße und im Halbmarathon jeweils in den Top Fünf der ewigen deutschen Bestenliste zu finden ist. Ihre letzten internationalen Medaillen gewann sie 2022 mit Team-Gold und Einzel-Bronze bei der Cross-EM.

Kinderleichtathletik statt Olympia

Doch hinter Alina Reh liegen sportlich schwierige Monate. Der Traum vom Olympia-Start in Paris war nach einem Ermüdungsbruch im Schienbein im Dezember 2023 früh ausgeträumt. Das Ziel Marathon-Debüt im Herbst 2024 rückte außer Reichweite, nachdem die Verletzung im Sommer erneut aufbrach. Alina Reh musste wieder die Füße stillhalten. Solche Phasen kennt sie zwar zur Genüge – aber eins war dieses Mal neu: Beim SSV Ulm 1846 fand sie Ablenkung und Rückhalt.

„Im Januar hat mich Wolfgang Beck angerufen und mich gefragt, wie es mir geht“, blickt sie auf die Anfänge zurück. „Ich habe ihm gesagt: Ich bin schon wieder verletzt und hänge in den Seilen.“ Der langjährige Ulmer Cheftrainer und Abteilungsleiter übt mittlerweile zwar keine offiziellen Ämter mehr aus, begleitet aber auch im Alter von 77 Jahren noch die Geschicke seines Vereins. Und so schlug er Alina Reh vor, sich doch mal beim Kinderleichtathletik-Training blicken zu lassen. Gesagt, getan: Nach einem Anruf bei Nachwuchstrainerin Brigitte Hanses war Alina Reh Mitglied des U12-Trainerteams. Ein Glücksgriff für beide Seiten, wie sich bald herausstellte.

Zurück zur Leichtigkeit

„Die anderthalb Stunden Training vergehen so schnell und ich vergesse für die Zeit alles drum herum. Da bin ich nur damit beschäftigt, dass niemand abhandenkommt“, berichtet Alina Reh lachend. „Das Training mit den Kindern hat mir so viel Energie gegeben – und auch wieder eine Sinnhaftigkeit, warum ich Leistungssport mache. Es bringt einen zurück zum Ursprung und zur Leichtigkeit!“

Während sich Alina Reh mit Gedanken beschäftigte wie: „Wofür mache ich das eigentlich alles“ und „Es reicht vielleicht eh nie, bei Weltmeisterschaften vorne dabei zu sein“, fragten die Kinder: „Wann läufst du endlich wieder?“ Und so wuchs auch bei der einstigen U20-Europameisterin wieder die Motivation dranzubleiben. „Ich weiß nicht, ob ich ohne das Kindertraining noch weitergemacht hätte“, sagt sie rückblickend.

Im Gespann mit Thorben Dietz

Obwohl sie im Sommer selbst noch nicht wieder die Laufschuhe schnüren durfte, rief Alina Reh gemeinsam mit Thorben Dietz zusätzlich eine Laufgruppe für Kinder ins Leben. Der einstige deutsche Spitzenläufer warf bald auch einen prüfenden Blick auf die Trainingspläne von Alina Reh und unterstützte sie in der Phase der Reha. Mittlerweile ist die Entscheidung gefallen, dass er sie als Trainer auf ihrem Weg in Richtung Marathon begleitet – eine Strecke, die auch er selbst schon mehrmals absolviert hat, mit einer Bestzeit von 2:19:20 Stunden.

„Das Ziel ist klar: Ich will Marathon laufen“, sagt Alina Reh. Die jüngsten MRTs der Schienbeinverletzung zeigen: Die Zeichen dafür stehen auf Grün. „Ich bin wieder komplett gesund, nur noch nicht wieder fit.“ Ihr nächster Wettkampf soll daher erst im Frühjahr wieder ein Halbmarathon sein, im Sommer könnten einige Bahnrennen auf dem Programm stehen, bevor im Herbst das Marathon-Debüt folgen soll.

Während all das noch Zukunftsmusik ist, wartet am Wochenende ein anderer Kraftakt auf Alina Reh: In ihrem Heimatort Laichingen auf der schwäbischen Alb packt sie zurzeit die Kisten für einen Umzug nach Neu-Ulm am bayerischen Donau-Ufer. An Unterstützung mangelt es zum Glück nicht: Die Läufergruppe vom SSV Ulm 1846 kommt zum Möbel und Kisten schleppen.

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