Die Prämien sind verteilt: Vanessa Mikitenko, Tristan Kaufhold, Carolina Schäfer und Christoph Schrick haben sich am Samstag im Rahmen des BMW Berlin-Marathon die Gesamtsiege in der R5K-Tour 2024 gesichert.
Was ist das für eine starke Trainingsgruppe, die Coach Benjamin Stalf da in Frankfurt versammelt hat: Alle vier Gesamtsiege in der R5K-Tour 2024 gehen an Athletinnen und Athleten, die vom Nachwuchs-Bundestrainer am Frankfurter Bundesstützpunkt betreut werden. Siegerin Vanessa Mikitenko, Tristan Kaufhold (beide SSC Hanau-Rodenbach), Carolina Schäfer (TG Schwalbach) und Christoph Schrick (Königsteiner LV) starten zwar teilweise für unterschiedliche Vereine, leben und trainieren aber alle in der hessischen Metropole.
U20-Siegerin Vanessa Mikitenko machte den mit einem 500-Euro-Trainingslagerzuschuss dotierten Gesamtsieg mit einem Triumph im letzten Fünf-Kilometer-Rennen der Serie klar, das am Samstag im Rahmen des 50. BMW Berlin-Marathons ausgetragen wurde. In 17:06 Minuten stürmte sie durchs Brandenburger Tor und distanzierte Johanna Ewert (Hannover 96; 17:40 min) deutlich. Dass sie auf dem schnellen Berliner Kurs deutlich langsamer war als bei ihren R5K-Siegen in Paderborn (16:05 min) und Hannover (16:29 min) liegt an den Nachwirkungen einer Corona-Infektion, wegen der sie Ende August bei der U20-WM in Lima (Peru) aufs Finale über 3.000 Meter verzichten musste.
„Ich hatte noch bis vergangene Woche damit zu kämpfen“, sagte sie im Ziel, „ich bin superglücklich, dass ich hier laufen konnte und mir den Gesamtsieg sichern konnte. Beim Laufen hat es sich auch gut angefühlt. Berlin trägt einen immer.“ Für die 19-Jährige war es ein ganz besonderes Rennen. Als kleines Kind war sie 2008 dabei, als ihre Mutter Irina Mikitenko an gleicher Stelle in 2:19:19 Stunden den bis heute gültigen deutschen Marathonrekord aufstellte. Diesmal war es umgekehrt: Die Tochter lief, und die Mama wartete im Ziel auf sie.
Irina Mikitenko lobt Tour und hofft auf weitere Rennen
Irina Mikitenko hatte aber nicht nur den eigenen Nachwuchs im Blick, sondern auch die komplette R5K-Tour, die als Serie von fünf Fünf-Kilometerrennen in diesem Jahr zum zweiten Mal ausgetragen wurde. Alle, die beim Finale in Berlin Chancen auf vordere Platzierungen im Gesamtklassement haben wollten, mussten zuvor bei mindestens zwei der anderen Rennen in Dresden, Paderborn, Hannover und Hamburg starten.
„Ich finde das Konzept super. Es wird auch schon sehr gut angenommen. Ich würde mir aber wünschen, dass es künftig noch mehr R5K-Rennen in weiteren Städten geben würde, damit noch mehr Talente aus den Regionen angesprochen werden. Das würde auch die Reisekosten der Topleute reduzieren“, sagte die 52-Jährige.
Tristan Kaufhold: Gesamtsieger und Zweiter in Berlin
Ebenfalls mit Corona hatte Vanessa Mikitenkos Clubkollege Tristan Kaufhold zu kämpfen. Bei ihm lag die Infektion sogar noch deutlich kürzer zurück. „Ich bin erst vergangene Woche wieder ins Training eingestiegen“, sagte der 18-Jährige. Das Berliner Rennen war sein erster schneller Lauf seit der Erkrankung. Dementsprechend war er zufrieden, obwohl er sich zum ersten Mal in dieser R5K-Serie einem anderen Läufer geschlagen geben musste: Er belegte in 15:02 Minuten ganz knapp den zweiten Platz hinter Christoph Männel vom SC DHfK Leipzig, der in 15:01 Minuten am Brandenburger Tor triumphierte.
Den Gesamtsieg sicherte sich Tristan Kaufhold nach seinen Siegen in Paderborn (14:21 min) und Hannover (15:20 min) aber überlegen und nahm auch einen Trainingslagerzuschuss in Höhe von 500 Euro mit. In Berlin war er begeistert von der Atmosphäre: „Die Stimmung war brutal gut. Entlang der ganzen Strecke haben uns die Zuschauer angefeuert.“
Christoph Schrick freut sich über Vorschuss für die kommende Saison
In der U23 machte Christoph Schrick in Berlin den Gesamtsieg perfekt. Nachdem er in Paderborn auf Rang zwei gelaufen war und am ersten September-Sonntag beim Barmer Alsterlauf in Hamburg gewonnen hatte, war er in Berlin wieder der Schnellste. In 14:51 Minuten setzte sich der Bauingenieur-Student gegen Jonas Kulgemeyer vom Osnabrücker TB durch, der in Berlin 14:54 Minuten für die fünf Kilometer vom Potsdamer Platz bis zum Brandenburger Tor benötigte und auch in der Gesamtwertung auf Rang zwei landete.
„Dass es jetzt so perfekt geendet hat, ist ein Traum“, erklärte Christoph Schrick im Ziel. „Es war cool, auf dem Marathonkurs und am Ende durchs Brandenburger Tor zu laufen.“ Und er fand es „mega“ dort zu gewinnen, wo schon Eliud Kipchoge, Kenenisa Bekele und andere Weltklasse-Läufer triumphiert haben. Die 1.000 Euro, mit denen der U23-Gesamtsieg dotiert ist, kann der 21-Jährige gut gebrauchen. „Ich werde sie in Trainingslager zur Vorbereitung der nächsten Saison investieren“, erklärte er. Sein Ziel: das Finale der U23-EM 2025 in Bergen (Norwegen).
Blanka Dörfel bezwingt Gesamtsiegerin Carolina Schäfer
Diese Titelkämpfe peilt auch Carolina Schäfer an. Die angehende Grundschullehrerin sicherte sich in Berlin mit einem zweiten Platz in 16:42 Minuten den Gesamtsieg in der U23 und 1.000 Euro Trainingslagerzuschuss. „Ich bin sehr glücklich. Nächstes Jahr will ich mich über 5.000 oder 10.000 Meter auf der Bahn für die U23-EM qualifizieren.“
Beim Finale in Berlin musste sie sich allerdings einer Berliner Lokalmatadorin geschlagen geben, die zum ersten Mal in einem Rennen der R5K-Tour angetreten ist: Blanka Dörfel vom SCC Berlin war am Brandenburger Tor in 16:02 Minuten die schnellste Nachwuchsathletin. Sie genoss das Rennen in Berlin sehr, zumal sie auch schon ein wenig mit einem Marathonstart nächstes Jahr beim 51. BMW Berlin-Marathon liebäugelt.
„Hier war heute schon am Tag vor dem Marathon richtig gute Stimmung“, schwärmte die 22-Jährige, die vor ein paar Jahre schon als größte deutsche Nachwuchshoffnung gegolten hatte. 2021 lief sie den Halbmarathon in 1:11:54 Stunden. Weltweit war damals keine unter 20-jährige schneller und die Berlinerin wurde zu Deutschlands „Nachwuchsläuferin des Jahres“ gekürt.
Gesamtwertung: Endstand nach dem Finale von Berlin
U23 männlich
1. Christoph Schrick (Königsteiner LV) | 44:10 min
14:24 in Paderborn | 14:55 in Hamburg | 14:51 in Berlin
2. Jonas Kulgemeyer (Osnabrücker TB) | 44:41 min
14:47 in Paderborn | 15:00 in Hamburg | 14:54 in Berlin
3. Philipp Tabert (Laufteam Kassel) | 45:29 min
15:01 in Paderborn | 14:28 in Hannover | 15:00 in Berlin
U23 weiblich
1. Carolina Schäfer (TG Schwalbach) | 49:04 min
16:05 in Paderborn | 16:17 in Hamburg | 16:42 in Berlin
2. Kiara Nahen (LC Paderborn) | 49:39 min
16:10 in Paderborn | 16:38 in Hamburg | 16:51 in Berlin
3. Sonja Lindemann (LG Wedel-Pinneberg) | 51:01 min
16:50 in Paderborn | 16:55 in Hannover | 17:16 in Berlin
U20 männlich
1. Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach) | 44:43 min
14:21 in Paderborn | 15:20 in Hannover | 15:02 in Berlin
2. Christoph Männel (SC DHfK Leipzig) | 46:05 min
15:35 in Dresden | 15:29 in Hannover | 15:01 in Berlin
3. Christopher Dahlmeyer (TSV Bayer 04 Leverkusen) | 46:07 min
15:44 in Hannover | 15:14 in Hamburg | 15:09 in Berlin
U20 weiblich
1. Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach) | 49:40 min
16:05 in Paderborn | 16:29 in Hannover | 17:06 in Berlin
2. Johanna Ewert (Hannover 96) | 53:26 min
17:33 in Hannover | 18:13 in Hamburg | 17:40 in Berlin
3. Annika Klezath (Osnabrücker TB) | 53:59 min
18:21 in Paderborn | 17:48 in Hamburg | 17:50 in Berlin
Über die R5K-Tour für den Laufnachwuchs
Mit der R5K-Tour sucht Deutschland den schnellen Straßenlauf-Nachwuchs: Zur Serie gehörten 2024 fünf Rennen über je fünf Kilometer in Dresden (24. März), Paderborn (30. März), Hannover (13. April), Hamburg (1. September) und am Ende das große Finale beim BMW Berlin-Marathon am 28. September in der Hauptstadt. In der Gesamtwertung geht es für junge Läuferinnen und Läufer in den Klassen U20 und U23 um Preisgelder, Trainingslager und vor allem ums regelmäßige Kräftemessen mit den Besten des Landes. Veranstaltet wird das Ganze von German Road Races (GRR) mit Unterstützung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). GRR ist als Vereinigung der großen Laufevents im deutschsprachigen Raum die Interessenvertretung für den Laufsport auf der Straße. Um in der Gesamtwertung vorn zu landen, reicht es nicht, einmal schnell zu sein. Mindestens drei Starts sind Pflicht. Einer davon muss beim Finale in Berlin sein. Am Ende gewinnt, wer in der Addition des Ergebnisses von Berlin mit den beiden schnellsten Zeiten bei den vorhergehenden R5K-Läufen die schnellste Zeit hat (2+1-Regel). Alle Infos, Ergebnisse und die Zwischenstände auf www.r5k-tour.de.