| Straßenlauf

Fünf Top-Rennen innerhalb von fünf Wochen: Berlin läutet Marathon-Herbst ein

© SCC Events / Jean-Marc Wiesner
Fünf der bedeutendsten und hochklassigsten Marathonrennen werden binnen fünf Wochen gestartet: Der 50. Berlin-Marathon macht am kommenden Sonntag den Anfang, gefolgt von Chicago, Amsterdam, Frankfurt und New York. Wir blicken voraus auf die Straßenlauf-Klassiker und haben jede Menge Zahlen, Daten und Fakten für Sie zusammengestellt.
Jörg Wenig

BMW Berlin Marathon | 29. September

Ohne die Superstars Eliud Kipchoge (Kenia) und Tigst Assefa (Äthiopien), die jeweils die vergangenen beiden Auflagen gewonnen haben und dabei je einen Weltrekord gelaufen sind, ist das Rennen um den Sieg beim 50. Berlin-Marathon sehr offen. Die Breite des Spitzenfeldes ist enorm und passend zum Jubiläum so stark wie nie zuvor in der Geschichte des Rennens. 14 Männer weisen Bestzeiten von unter 2:05 Stunden auf. Bei den Frauen stehen elf Athletinnen auf der Startliste, die bereits unter 2:22 gelaufen sind. Insgesamt 13 Weltrekorde über die klassische Distanz brechte der Berlin-Marathon bisher hervor – das alleine ist auch ein Weltrekord, denn kein anderes Rennen weltweit kommt annähernd an diese Zahl heran.

Der Äthiopier Tadese Takele ist der schnellste auf der Liste. Er war vor einem Jahr in Berlin Dritter mit 2:03:24 Stunden. Potenzial für eine absolute Weltklassezeit hat in jeden Fall Kibiwott Kandie. Der Kenianer hielt mit 57:32 Minuten zeitweilig den Halbmarathon-Weltrekord. Hendrik Pfeiffer (TK Hannover), der sich in Houston in einem bravourösen Rennen im Januar auf 2:07:14 Stunden gesteigert hatte, führt eine Gruppe von starken deutschen Läufern an.

Bei den Frauen spricht einiges dafür, dass es zum fünften Mal in Folge eine Siegerin aus Äthiopien gibt. Die schnellsten sechs Athletinnen auf der Startliste kommen aus diesem Land. Tigist Ketema ist die Nummer eins auf dem Papier. Sie gewann im Januar den Dubai-Marathon mit einem inoffiziellen Debüt-Weltrekord von 2:16:07 Stunden. Ihre Landsfrau Genzebe Dibaba (Bestzeit: 2:18:05 h) ist die frühere 1.500-Meter-Weltrekordlerin. Nach ihrem frühen Aus beim Olympia-Marathon in Paris will sich Melat Kejeta (Laufteam Kassel) in Berlin mit einer Bestzeit zurückmelden. Ein Ergebnis unter 2:20:00 Stunden ist das große Ziel. Wenn es perfekt läuft, könnte sie auch den deutschen Rekord von Irina Mikitenko (2:19:19 h) angreifen.

BMW Berlin Marathon

Streckenrekorde

2:01:09 h | Eliud Kipchoge | Kenia | 2022
2:11:53 h | Tigst Assefa | Äthiopien | 2023 (WR)


Chicago Marathon (USA) | 13. Oktober

Im Jahr nach dem sensationellen Weltrekord des Kenianers Kelvin Kiptum (2:00:35 h), der einige Monate später bei einem Autounfall ums Leben kam, könnten in Chicago die Frauen für die Schlagzeilen sorgen. Sechs Läuferinnen gehen mit Bestzeiten von unter 2:18:00 Stunden ins Rennen.

Angeführt wird die Liste von der zweifachen Chicago-Siegerin Ruth Chepngetich (2021 und 2022). Bei ihrem zweiten Sieg lief die Kenianerin ihre Bestzeit von 2:14:18 Stunden und verfehlte den damaligen Weltrekord um lediglich 14 Sekunden. Sie trifft unter anderen auf Sutume Kebede (Äthiopien), die bei ihrem Sieg in Tokio im März mit 2:15:55 Stunden die aktuelle Jahresweltbestzeit aufstellte, und Joyciline Jepkosgei (Kenia), die 2021 den London-Marathon gewann und sich in diesem Jahr an der Themse als Dritte auf 2:16:24 Stunden steigerte.

Bei den Männern sind Amos Kipruto und Vincent Ngetich mit jeweils 2:03:13 Stunden die schnellsten Läufer auf der Startliste. Kipruto gewann vor zwei Jahren in London, kam aber seitdem nicht mehr ins Ziel eines Marathons. Sein kenianischer Landsmann Ngetich war 2023 in Berlin Zweiter. Zu beachten sein wird der Debütant Daniel Ebenyo, der Vize-Weltmeister im Halbmarathon.

Streckenrekorde

2:00:35 h | Kelvin Kiptum | Kenia | 2023 (WR)
2:13:44 h | Sifan Hassan | Niederlande | 2023


Amsterdam Marathon (NED) | 20. Oktober

Beide Streckenrekordler des Hamburg-Marathons starten in Amsterdam. Das ist kein Zufall, sondern hängt damit zusammen, dass jeweils das holländische Athleten-Management von Jos Hermens (Global) für die Topathleten zuständig ist. Bei den Männern ist Bernard Koech, der 2023 in Hamburg die Kurs-Bestzeit auf 2:04:09 Stunden verbesserte und damit seine Bestzeit einstellte, der zweitschnellste Läufer auf der Startliste hinter Guye Adola (Äthiopien; 2:03:46 h). Während Adola zuletzt aber nicht mehr an diese sehr schnellen Zeitbereiche herankam, gewann Koech in diesem Jahr erneut den Hamburg-Marahton (2:04:24).

Die frühere 10-Kilometer-Weltrekordlerin Yalemzerf Yehualaw lief 2022 ein hervorragendes Marathon-Debüt in Hamburg. Mit 2:17:23 Stunden brach sie den äthiopischen Rekord, den Streckenrekord und stellte einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord auf. Die Kenianerin Winfridah Moseti dürfte Yehualaw herausfordern. Sie steigerte sich in diesem Frühjahr in Hamburg als Zweite auf 2:18:25 Stunden. Ihr Startzusage zurückziehen musste verletzungsbedingt Nienke Brinkman (Niederlande).

Streckenrekorde

2:03:39 h | Tamirat Tola | Äthiopien | 2021
2:17:20 h | Almaz Ayana | Äthiopien | 2022


Mainova Frankfurt Marathon | 27. Oktober

In Frankfurt stehen sieben Läufer mit Bestzeiten von unter 2:07:00 Stunden auf der derzeitigen Startliste. Dabei werden auch hier sicherlich die Äthiopier und die Kenianer den Sieger unter sich ausmachen. Der Äthiopier Herpasa Negasa führt die Liste mit 2:03:40 Stunden an, hat aber zuletzt nicht mehr derartige Zeitbereiche erreichen können. Mit Elisha Rotich startet der Streckenrekordler des Paris-Marathons (2:04:21 h). Sein kenianischer Landsmann Eric Kiptanui hat eine Bestzeit von 2:05:47 Stunden, verfügt jedoch Potenzial für schnellere Zeiten. Tom Thurley (Potsdamer Laufclub) ist zurzeit mit 2:14:52 Stunden der schnellste deutsche Läufer auf der Startliste.

Bei den Frauen sind bisher erst ein paar Top-Starterinnen bekannt: Als Favoritin ist Tigist Abayechew (Äthiopien) anzusehen. Sie hat eine Bestzeit von 2:18:03 Stunden und könnte den Streckenrekord von Valary Aiyabei (2:19:10 h) angreifen. Der Mainova Frankfurt-Marathon ist das einzige Rennen der bedeutenden Herbst-Marathon-Klassiker, bei dem noch Anmeldungen möglich sind.

Mainova Frankfurt Marathon

Streckenrekorde

2:03:42 h | Wilson Kipsang | Kenia | 2011
2:19:10 h | Valary Aiyabei | Kenia | 2019


New York Marathon (USA) | 3. November

Beide Vorjahressieger wurden für den New York-Marathon verpflichtet. Tamirat Tola wurde zudem im August in Paris überlegener Marathon-Olympiasieger. Der Äthiopier trifft auf den mehrfachen Boston- und New York-Marathon-Sieger Evans Chebet (Kenia), der mit 2:03:00 Stunden gemeinsam mit Gabriel Geay (Tansania) auch der schnellste Läufer auf der Startliste ist. Auch der Europa-Rekordler Bashir Abdi (Belgien; 2:03:36 h) wird zu beachten sein. Nicht wie ursprünglich geplant wird Amanal Petros (SCC Berlin) in New York starten. Er bereitet sich stattdessen auf einen späteren Marathon vor.

Bei den Frauen ist Helen Obiri (Kenia) die Titelverteidigerin. Die Marathon-Olympia-Dritte von Paris ist zwar längst nicht die Schnellste im Feld, muss aber trotzdem als Favoritin angesehen werden. Ihre Landsfrau Sheila Chepkirui führt mit 2:17:29 Stunden die Startliste vor Äthiopiens Lauf-Legende Tirunesh Dibaba an (2:17:56 h), die aber zuletzt 2018 einen Marathon gelaufen ist.

Streckenrekorde

2:04:58 h | Tamirat Tola | Äthiopien | 2023
2:22:31 h | Margaret Okayo | Kenia | 2003


Weitere Herbst-Marathon-Termine:

  • 6. Oktober | Generali Köln Marathon
  • 13. Oktober | Generali München Marathon
  • 13. Oktober | Eindhoven (Niederlande)
  • 3. November | Istanbul (Türkei)
  • 10. November | Athen (Griechenland)
  • 1. Dezember | Valencia (Spanien)
  • 1. Dezember | Fukuoka (Japan)

Zahlen, Daten, Fakten

Die besten Marathon-Zeiten der Geschichte:

Männer:
2:00:35 h | Kelvin Kiptum | KEN | Chicago | 8.10.2023
2:01:09 h | Eliud Kipchoge | KEN | Berlin | 25.9.2022
2:01:25 h | Kiptum (2) | KEN | London | 23.4.2023
2:01:39 h | Kipchoge (2) | KEN | Berlin | 16.9.2018
2:01:41 h | Kenenisa Bekele | ETH | Berlin | 29.9.2019
2:01:48 h | Sisay Lemma | ETH | Valencia | 3.12.2023
2:01:53 h | Kiptum (3) | | KEN | Valencia | 4.12.2022
2:02:16 h | Benson Kipruto | KEN | Tokio | 3.3.2024
2:02:37 h | Kipchoge (3) | KEN |London | 28.4.2019
2:02:40 h | Kipchoge (4) | KEN | Tokio | 6.3.2022

Frauen:
2:11:53 h | Tigst Assefa | ETH | Berlin | 24.9.2023
2:13:44 h | Sifan Hassan | NED | Chicago | 8.10.2023
2:14:04 h | Brigid Kosgei | KEN | Chicago | 13.10.2019
2:14:18 h | Ruth Chepngetich | KEN | Chicago | 9.10.2022
2:14:58 h | Amane Shankule | ETH | Valencia | 4.12.2022
2:15:25 h | Paula Radcliffe | GBR | London | 13.4.2003
2:15:37 h | Assefa (2) | ETH | Berlin | 25.9.2022
2:15:37 h | Chepngetich (2) | KEN | Chicago | 8.10.2023
2:15:51 h | Worknesh Degefa | ETH | Valencia | 3.12.2023
2:15:55 h | Sutume Kebede | ETH | Tokio | 3.3.2024

Die schnellsten deutschen Läufer:innen der Geschichte:

Männer:
2:04:58 h | Amanal Petros | Berlin | 24.9.2023
2:06:27 h | Samuel Fitwi | Dubai | 7.1.2024
2:07:05 h | Richard Ringer | Valencia | 3.12.2023
2:07:14 h | Hendrik Pfeiffer | Houston | 14.1.2024
2:08:22 h | Filimon Abraham | Barcelona | 19.3.2023
2:08:24 h |  Haftom Welday | Valencia | 3.12.2023

Frauen:
2:19:19 h | Irina Mikitenko | Berlin | 28.9.2008
2:21:47 h | Melat Kejeta | Dubai | 7.1.2024
2:23:47 h | Domenika Mayer | Berlin | 24.9.2023
2:24:32 h | Laura Hottenrott | Valencia | 3.12.2023
2:24:35 h | Katrin Dörre-Heinig | Hamburg | 25.4.1999
2:24:54 h | Deborah Schöneborn | Houston | 14.1.2024

Die Jahresweltbestenlisten 2024

Männer:
2:02:16 h | Benson Kipruto | KEN | Tokio | 3.3.
2:02:55 h | Timothy Kiplagat | KEN | Tokio | 3.3.
2:03:27 h | Deresa Geleta | ETH | Sevilla | 18.2.
2:03:47 h | Morhad Amdouni | FRA | Sevilla | 18.2.
2:04:01 h | Alexander Munyao | KEN | London | 21.4.
2:04:15 h | Kenenisa Bekele | ETH | London | 21.4.
2:04:18 h | Vincent Ngetich | KEN | Tokio | 3.3.
2:04:24 h | Bernard Koech | KEN | Hamburg | 28.4.
2:04:45 h | Abdi Nageeye | NED | Rotterdam | 14.4.
2:04:50 h | Amedework Walelegn | ETH | Rotterdam | 14.4.

Frauen:
2:15:55 h | Sutume Kebede | ETH | Tokio | 3.3.
2:16:07 h | Tigist Ketema | ETH | Dubai | 7.1.
2:16:14 h | Rosemary Wanjiru | KEN | Tokio | 3.3.
2:16:16 h | Peres Jepchirchir | KEN | London | 21.4.
2:16:23 h | Tigst Assefa | ETH | London | 21.4.
2:16:24 h | Joyciline Jepkosgei | KEN | London | 21.4.
2:16:34 h | Megertu Alemu | ETH | London | 21.4.
2:16:58 h | Amane Shankule | ETH | Tokio | 3.3.
2:18:05 h | Sifan Hassan | NED | Tokio | 3.3.
2:18:09 h | Ruti Aga | ETH | Dubai | 7.1.

Die schnellsten deutschen Läufer:innen 2024:

Männer:
2:06:05 h | Amanal Petros |  SCC Berlin |  Hannover |  14.4.
2:06:27 h | Samuel Fitwi |  Silvesterlauf Trier |  Dubai |  7.1.
2:07:14 h | Hendrik Pfeiffer |  TK Hannover |  Houston |  14.1.
2:08:29 h | Haftom Welday |  TB Hamburg Eilbeck |  Sevilla |  18.2.
2:08:51 h | Sebastian Hendel |  LG Braunschweig |  Hamburg |  28.4.

Frauen:
2:21:47 h | Melat Kejeta |  Laufteam Kassel |  Dubai |  7.1.
2:23:50 h | Domenika Mayer |  LG Telis Finanz Regensburg |  Hannover |  14.4.
2:24:54 h | Deborah Schöneborn |  SCC Berlin |  Houston |  14.1.
2:24:56 h | Katharina Steinruck |  Eintracht Frankfurt |  Osaka |  28.1.
2:30:54 h | Kristina Hendel |  LG Braunschweig |  Houston |  14.1.

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