Irmgard Bensusan hat es wieder geschafft: Bei ihren dritten und letzten Paralympics gewann die 200-Meter-Weltmeisterin von Paris 2023 am Dienstag ihre sechste Medaille. Über 200 Meter wurde die gebürtige Südafrikanerin in 26,77 Sekunden Dritte, nach fünfmal Silber ihre erste paralympische Bronzemedaille.
Nach Dreifach-Silber in Rio (Brasilien) über 100, 200 und 400 Meter sowie Doppel-Silber in Tokio (Japan) über 100 und 200 Meter hatte „Tante Irmie“ für ihre letzten Paralympics in Paris (Frankreich) ein klares Ziel: Spaß haben. „Rotwein und Käse“ erwarte sie am Abend, hatte sie nach dem lockeren Vorlauf lachend frohlockt und hinterhergeschoben: „Für den Wettkampf wünsche ich mir einfach eine geile Zeit.“
Hinter den beiden Niederländerinnen Kimberly Alkemade und Marlene van Gansewinkel war die Athletin vom TSV Bayer 04 Leverkusen als Drittschnellste ins Finale eingezogen, doch zwischen Platz drei und sechs war der Abstand im Vorlauf klein.
Beim Einmarsch ins Stade de France zeigte sie mit ihre Händen ein großes Herz und strahlte über das ganze Gesicht – und genau so positiv ging sie das Rennen an. Kurzzeitig lag neben den beiden Favoritinnen – Alkemade siegte, van Gansewinkel wurde Zweite – auch die Kanadierin Marissa Papaconstantinou vor Bensusan, doch ausgangs der Kurve schnappte Bensusan zu und lief klar auf Rang drei in Saisonbestzeit von 26,77 Sekunden – Bronze bei ihren letzten Paralympics.
Paralympics-Abschied mit Medaille
"Ich bin sehr glücklich, emotional, alles! Es ist so ein gutes Gefühl", sagte Bensusan, die von Erik Schneider trainiert wird und auf den Support ihrer südafrikanischen Familie auf der Tribüne zählen konnte: "Vor dem Wettkampf war mein Herz in meinem Hals und meine Beine waren müde. Das ist ein normales Gefühl, wenn man bei Paralympics antritt. Ich habe meinem Trainer gesagt: 'Gott sei Dank ist es der letzte.' Und zu mir selbst: 'Das Gefühl habe ich nie wieder, genieß es!' Da bekomme ich jetzt wieder eine Gänsehaut."
Nun wartet am Donnerstag der Vorlauf über 100 Meter, am Freitag das Finale – es wird das letzte Rennen auf der paralympischen Bühne für Irmgard Bensusan sein, die nach den Spielen nach Südafrika zieht, aber noch ein bis zwei Jahre weitermachen möchte.
Martina Willing: "Besser ging es nicht"
Absolut zufrieden war Martina Willing. Die 64-Jährige vom BPRSV aus Cottbus, die in einem Monat 65 wird, erlebt ihre neunten Sommer-Paralympics in Folge und hat dabei bereits zwölf Medaillen gewonnen, davon drei Mal Speerwurf-Gold: Bei ihrem Debüt 1992 in Barcelona, 1996 in Atlanta und 2008 in Peking. In Paris wurde sie Sechste mit 18,96 Metern in der Klasse F55/56 und war happy.
„Für meine Verhältnisse: Besser ging es nicht. Platz fünf wäre nicht mehr machbar gewesen, selbst wenn ich heute eine Saisonbestleistung gemacht hätte – ich habe technisch trotzdem sauber ordentlich geworfen. Irgendeine von den Mädels hat gesagt: Bei dir flattert sogar der Speer, das möchten wir auch so können. Das ist ein schönes Lob, wenn man von der Konkurrenz gesagt bekommt, dass man mit knapp 65 noch schön Speer wirft – auch wenn es nicht mehr so weit ist.“
Charleen Kosche mit unglaublicher Präzision
Keine 50 Meter neben Willing startete eine paralympische Karriere im Kugelstoßen: Charleen Kosche wurde wie ihre Teamkollegin vom BPRSV aus Cottbus Sechste. Mit 7,22 Metern in der Klasse F34 zeigte sie einen guten Wettkampf – mit unglaublicher Präzision: Fünf ihrer sechs Stöße lagen von 7,18 Metern bis 7,22 Metern je einen Zentimeter auseinander, nur der Ausreißer nach oben fehlte. "Es ist total überwältigend, ich bin voll zufrieden, auch wenn es keine Saisonbestleistung war, dafür aber eine stabile Serie. Ich bin überglücklich über den sechsten Platz", sagte die 23-Jährige, die neue Motivation getankt hat: "Nächstes Jahr geht noch viel mehr."
Die anderen beiden Debütantinnen Jule Roß und Kim Vaske vom TSV Bayer 04 Leverkusen verpassten als Elfte und 15. das Finale über 100 Meter in der Klasse T47, waren aber dennoch happy. Roß verbesserte in 12,72 Sekunden ihre Bestzeit um drei Hundertstel und sagte: „Die Bestleistung ist das, was ich mir hier vorgenommen habe. Die Atmosphäre war super, deshalb bin ich sehr zufrieden. Ich habe zwei Mal erreicht, was ich wollte, daher gehe ich mit einem positiven Gefühl in den Weitsprung und die 200 Meter.“
Für Vaske war es der erste Start im Stade de France bei ihrer Premiere: „Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen und zu staunen, weil es so geil war“, sagte die 19-Jährige: „Das war meine zweitschnellste Zeit dieses Jahr über 100 Meter, da kann man nicht meckern, zum Höhepunkt topfit. Das heute war einmal zum Warmmachen und Stadion kennenlernen. Jetzt gehen alle Augen morgen auf Kugel. Ich möchte meine gute Form einfach noch mal untermauern und bei meinem ersten internationalen Wettkampf im Kugelstoßen der Konkurrenz zeigen: Hier bin ich.“
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