Zwei 87-Meter-Würfe legte Julian Weber im olympischen Speerwurf-Finale hin. Absolute Top-Weiten. Die am Donnerstag aber nicht zur olympischen Medaille reichten. Denn fünf Werfer waren im besten Speerwurf-Wettkampf bei Olympischen Spielen besser. Angeführt vom neuen olympischen Rekordhalter Arshad Nadeem.
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Julian Weber (USC Mainz) legte am Donnerstagabend alles in diesen sechsten, letzten Versuch des Speerwurf-Finals der Olympischen Spiele. Der Mainzer schaute im Stade de France seinem neongelben Speer lange hinterher, schüttelte danach aber den Kopf. Denn der Wurf landete vor der 85-Meter-Marke. Sein bester Wurf des Abends war mit 87,40 Metern deutlich weiter. Doch trotz dieser Top-Weite verpasste Julian Weber das ersehnte Podest. Im besten Speerwurf-Wettkampf der olympischen Geschichte belegte der Vize-Europameister damit einen starken sechsten Rang.
Seit der Einführung des neuen Speers hatten 87 Meter zuvor nur einmal nicht für eine olympische Medaille gereicht. Der Magdeburger Raymond Hecht wurde 2000 in Sydney mit 87,76 Metern Vierter. Zwei weitere Würfe von Julian Weber landeten jenseits der 85-Meter-Marke. Im zweiten Durchgang kam der Olympia-Vierte von Tokio schon auf 87,33 Meter, im fünften Versuch wurden 86,85 Meter gemessen. Zwei absolute Weltklasseweiten.
Arshad Nadeem dominiert mit zwei 90-Meter-Würfen
Den goldenen Wurf packte Arshad Nadeem im zweiten Durchgang aus. 92,97 Meter und damit Asienrekord wurden für den Pakistani gemessen. Damit verbesserte der Vize-Weltmeister den olympischen Rekord von Andreas Thorkildsen (Norwegen) gleich um 2,40 Meter. Im sechsten Versuch gelang ihm noch ein weiterer 90-Meter-Wurf (91,79 m), der zu Gold gereicht hätte. Den neuen Olympiasieger hatten wohl nur wenige Experten im Vorfeld auf der „Gold-Rechnung“. Denn vor den Olympischen Spielen hatte er nur einen Wettkampf bestritten. Als Vierter der Diamond League in Paris mit 84,21 Metern.
Nachdem er als Olympiasieger feststand, sank Arshad Nadeem auf die Knie und konnte sein Glück nicht fassen. Schließlich hatte der Fahnenträger Pakistans bei der Eröffnungsfeier nicht nur das erste Olympia-Gold in der Leichtathletik für sein Land gewonnen, sondern auch sein Idol Neeraj Chopra (Indien) geschlagen. Der Tokio-Olympiasieger sicherte sich diesmal mit 89,45 Metern Silber. Bronze ging an Ex-Weltmeister Anderson Peters (Grenada; 88,54 m). Die Top-Weiten von Europameister Jakub Vadlejch (Tschechien; 88,50 m) und Ex-Weltmeister Julius Yego (Kenia; 87,72 m) reichten wie bei Julian Weber nicht für einen Podestplatz. So wird dieser Speerwurf-Wettkampf noch lange in Erinnerung bleiben.
Stimmen zum Wettkampf
Julian Weber (USC Mainz):
Es war echt ärgerlich. Ich war extrem gut drauf, körperlich wie auch mental. War entspannt. Habe im Einwerfen auf dem Einwurf-Platz ganz easy, peasy 90 Meter geworfen. Und deswegen haben mich die 92 Meter auch nicht aus dem Konzept gebracht, weil ich gewusst habe, dass ich auch in die Richtung werfen kann. Am Anfang ist es mir im Anlauf in den Adduktor reingezogen, dann konnte ich den Anlauf nicht mehr so umsetzen, wie ich es vor hatte, es hat nicht mehr so gepasst und ich habe nicht mehr die Länge reingekriegt. 87 Meter sind nicht verkehrt, aber es ärgert mich, dass ich nicht einmal einen Wurf hatte, in dem ich zeigen konnte, was wirklich geht. Ich weiß nicht, woran genau es gelegen hat. Die Speere waren super, die Anlaufbahn, das Stadion, die Leute. Vielleicht wollte ich doch zu viel oder es war doch zu laut. Keine Ahnung. Dass alle gut drauf sind, hat sich in der Qualifikation schon abgezeichnet. Ich habe mich auch dort gesehen, ich hätte sehr gerne die 90 Meter gezeigt, das hätte ich draufgehabt. Der Support war da, es waren so viele Leute für mich da, das macht mich traurig und glücklich zugleich. Ich hätte ihnen gerne noch ein bisschen mehr gezeigt.