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Paris Tag 4 | Die DLV-Athlet:innen in den Vorrunden

© Gladys Chai von der Laage
Acht Leichtathletik-Vorentscheidungen mit deutscher Beteiligung finden am Samstag bei den Olympischen Spielen in Paris im Stade de France statt. Wie die DLV-Athletinnen und -Athleten in den Vorrunden abgeschnitten haben, lesen Sie hier.
Svenja Sapper

Paris 2024  TV-Zeiten & Livestreams  Live-Ergebnisse

Frauen


800 Meter Halbfinale

Majtie Kolberg rennt in pfeilschnellem Rennen Bestzeit

Auch in ihrem dritten Rennen bei den Olympischen Spielen hat 800-Meter-Läuferin Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) auf ganzer Linie überzeugt. Die 24-Jährige, die sich als Siegerin des Hoffnungslaufes für die Halbfinalrunde qualifiziert hatte, konnte sogar noch mal eine Schippe drauflegen. Sie fightete bis zur Ziellinie und wurde mit einer neuen Bestzeit belohnt: 1:58,52 Minuten. Die beste Zeit einer Deutschen seit 2015, damals war Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) mit 1:58,34 Minuten ein wenig schneller gewesen. 

In ihren Rennen, in dem gleich vier Athletinnen angeführt von Tsige Duguma (Äthiopien; 1:57,47 min) die 1:58 Minuten unterboten, wurde sie Siebte. Schnellste in den Halbfinals war als Siegerin des dritten Laufes Favoritin Keely Hodgkinson (Großbritannien). Die Zweite von 2021 nahm in 1:56,86 Minuten schon einmal Fahrt auf für den Endlauf. Seit 1976 war keine Athletin in einem 800-Meter-Halbfinale bei Olympischen Spielen schneller, damals rannte DDR-Athletin Anita Weiß in 1:56,53 Minuten olympischen Rekord. Vor drei Jahren in Tokio (Japan) hätte auch die Zeit von Majtie Kolberg für das Finale gereicht. 


400 Meter Hürden Vorlauf

Carolina Krafzik strauchelt an der siebten Hürde

Carolina Krafzik ging ihren Vorlauf mutig an, lief sogar an die neben ihr gestartete US-Amerikanerin Jasmine Jones (PB: 52,77 sec) heran und schien auf Kurs für den Halbfinal-Einzug zu liegen. Doch dann kam Hürde Nummer sieben – und die Sindelfingerin geriet völlig aus dem Rhythmus. Die Kontrahentinnen zogen vorbei, Carolina Krafzik fand nicht mehr ins Rennen und kam nach 58,49 Sekunden als Letzte ins Ziel. Zum Glück für sie gibt es bei diesen Olympischen Spielen Hoffnungsläufe, und so bekommt sie schon am Montag die Chance, ihren Fehler aus dem Vorlauf auszumerzen. 

Jasmine Jones gewann den Lauf in starken 53,60 Sekunden, einen Vorgeschmack auf das voraussichtlich hochklassige Finale boten auch die zwei Top-Favoritinnen: Sowohl Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone (USA; 53,60 sec) als auch Europarekordlerin Femke Bol (Niederlande; 53,38 sec) gaben schon in der Vorrunde eine Kostprobe ihres Könnens. Insgesamt fünf Athletinnen blieben im Vorlauf unter 54 Sekunden. 


3.000 Meter Hindernis

Zwei Bestleistungen und zwei Finaltickets

Gleich der erste Vorlauf über 3.000 Meter Hindernis hatte es in sich. Denn die Läuferinnen um Titelverteidigerin Peruth Chemutai (Uganda) drückten ordentlich aufs Tempo. Mit im Rennen: die erfahrene Gesa Krause (Silvesterlauf Trier), die in Paris ihre vierten Olympischen Spiele bestreitet. Die Olympia-Fünfte von 2021 hielt sich anfangs innen auf, um möglichst wenig Extra-Meter machen zu müssen, und hängte sich an die Spitzengruppe dran. Eingangs der letzten Runde lag sie in Lauerstellung auf Rang sechs – fünf Finaltickets wurden pro Lauf vergeben. 

Nach dem letzten Wassergraben schob sich die Vize-Europameisterin nach vorn, überholte einige Kontrahentinnen und lief sogar noch auf Rang drei nach vorn, obwohl sie am letzten Hindernis strauchelte. 9:10,68 Minuten wurden für sie notiert, nur viermal war sie in ihrer langen Karriere schneller. Der Lohn: der Einzug ins vierte Olympia-Finale! "Dass es schnell wird, wusste ich. Dass ich 9:10 laufen muss, um ins Finale zu kommen, hätte ich nicht gedacht", sagte die 32-Jährige, die sich mit einem Tag Verspätung ein schönes Geburtstagsgeschenk bereitete. 

Schnell wurde es auch im zweiten Vorlauf mit Gesa Krauses Vereinskollegin und Trainingspartnerin Olivia Gürth. Hier waren es sieben Athletinnen, angeführt von Weltmeisterin Winfred Mutile Yavi (Bahrain), die sich von der Konkurrenz absetzten. Nach dem letzten Wassergraben war die 22-Jährige gut positioniert, doch auf den letzten Metern kamen Großbritanniens EM-Dritte Elizabeth Bird und die Weltmeisterin von 2022 Norah Jeruto (Kasachstan) angeflogen, die Final-Teilnehmerinnen mussten im Foto-Finish ermittelt werden.

Olivia Gürth schraubte in 9:16,47 Minuten ihre Bestzeit um mehr als drei Sekunden nach unten – doch es wurde ein bittersüßer Hausrekord, denn als Sechste verpasste sie um eine Hundertstelsekunde das Finale. Fünfte wurde die Kasachin, die erst kurz vor den Spielen vom Verdacht des Blutdopings freigesprochen worden war. 

Im dritten Vorlauf war mit Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen) die dritte deutsche Hindernisläuferin am Start. Hier ließen die Athletinnen Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (Kenia) ziehen, dahinter führten Lea Meyer und Europameisterin Alice Finot (Frankreich) den Pulk der Verfolgerinnen an. Dieses Trio machte auch die ersten drei Plätze unter sich aus, in 9:14,85 Minuten gab's für Lea Meyer ebenfalls eine neue "PB". Die alte (9:15,35 min) hatte sie vor zwei Jahren als Vize-Europameisterin in München aufgestellt. 

Stimmen zum Wettbewerb

Gesa Krause (Silvesterlauf Trier)
Ich wusste, dass ich hintenraus noch Körner habe, aber ich musste dann außen vorbei, und wenn dann die Konzentration kurz auf einem anderen Fokus liegt und das Knie dann doch ein bisschen hängt, dann ist das ärgerlich. Aber mir geht es gut, und ich denke, das kann ich in zwei Tagen hinkriegen, dass alles wieder okay ist. So einen schnellen Vorlauf habe ich in meiner Karriere bei so einem großen Event noch nie bewältigt,  ich denke, das wird schon Körner gekostet haben. Da muss ich jetzt schauen, wie ich mich regeneriere. Aber in diesem Jahr habe ich gesagt: Schritt für Schritt. Erstmal für die Olympischen Spiele qualfizieren, dann gesund hierher kommen, dann ins Finale zu kommen. Ich war dreimal in den Top Acht, das ist auch das, was mir hier vorschwebt. Das Niveau ist extrem hoch, deswegen wäre es jetzt vermessen, hier irgendwelche Platzierungsprognosen laut auszusprechen. Es wird ein knallharter Wettkampf. Um die neun Minuten wird gelaufen, aber es wird kein gleichmäßiges Rennen, da wird es Manöver geben, da muss man sich drauf vorbereiten und ich hoffe, dass ich genug Körner habe, um da ein bisschen mitmischen zu können.

Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier)
Vom letzten Balken sprintet jeder bis zur Ziellinie. Dann ist man so im Sprintschmerz, dass man nicht mehr mitbekommt, was links und rechts passiert. Es war ein sehr gut besetzter Lauf. [Angesprochen auf den Freispruch von Norah Jeruto] Man muss Vertrauen in das System haben und hoffen, dass da alles mit rechten Dingen zugeht. Aber ich kenne Norah Jeruto nicht gut und kann das deshalb nicht wirklich beurteilen. Es war schon eine Wahnsinnsstimmung, so eine Lautstärke habe ich während der Vormittagssession noch nicht mitbekommen. Es war so laut, dass man gar nicht mehr die Runden mitgezählt hat. Da merkt man, dass Olympia doch etwas Einzigartiges ist. Ich kann jetzt offiziell sagen, dass ich Olympionikin bin. In Los Angeles wird wieder angegriffen. Vier Jahre sind eine lange Zeit, bis dahin stehen noch einige Zwischenstationen an.

Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Man muss sich das Leben nicht schwerer machen, als es ist. Ich finde, wenn man ein Hindernisrennen zu ruhig angeht, läuft man Gefahr, dass etwas schiefgehen kann. Die zwei Rennen vorher waren auch sehr schnell. Ich fühle mich in einer super Form und war bereit. Ich dachte mir: "Warum das nicht nutzen?" Ob ich hinter Alice bin oder neben ihr, kostet gleich viel Kraft. Es war ein runder Lauf, der sich gut angefühlt hat. Im Finale habe ich vor, so schnell zu rennen, wie es geht. Aber ich will es auch genießen. Das ist die Belohnung. Ich habe dafür gearbeitet, hier zu stehen, das kommt nicht von nichts. Vor fünf, sechs Monaten hätte ich nicht gedacht, dass ich hier an der Startlinie stehen kann. Ich habe mir vorher gesagt: "Lea, belohn dich selbst!" Das Ding ist noch nicht zu Ende und auch das heute war noch nicht das Ende der Fahnenstange. Ich hoffe, es wird im Finale für uns alle noch etwas schneller. 


Männer


100 Meter Halbfinale

Joshua Hartmann ebenso schnell wie im Vorlauf

In 10,16 Sekunden hatte sich Joshua Hartmann (ASV Köln) fürs Halbfinale qualifiziert, und eben diese Zeit stellte er in der Semifinalrunde auf die Hundertstel genau ein. In einem stark besetzten Rennen, in dem Titelverteidiger Lamont Marcell Jacobs (Italien) trotz Saisonbestzeit (9,92 sec) lediglich ein kleines q ergatterte, reichte das zu Rang sieben. Der Kölner fand nicht optimal ins Rennen und konnte auf den letzten Metern noch zwei Kontrahenten übersprinten. Der Laufsieg ging an den Südafrikaner Akani Simbine (9,87 sec). 

Im Finale kündigt sich ein Kampf auf Augenhöhe zwischen den Sprint-Nationen USA und Jamaika an. Im Halbfinale hatten Kishane Thompson (9,80 sec) und Oblique Seville (9,81 sec) knapp die Nase vorn vor den US-Konkurrenten Noah Lyles (9,83 sec) und Fred Kerley (9,84 sec) – jedoch haben diese die letzten beiden WM-Titel abgeräumt und wollen sicher auch nach der olympischen Krone greifen. 9,93 Sekunden waren für den Finaleinzug gefordert. 

Stimme zum Wettbewerb

Joshua Hartmann (ASV Köln) | dpa
Es waren auf jeden Fall zwei solide Rennen, nichts Besonderes, leider, klar wäre ich gerne heute noch mal an meine Bestleistung rangelaufen. Es ist eine große Bühne und es war auch ein bisschen Druck mit dabei. Es hat super Spaß gemacht, hier auch zum ersten Mal über die 100 mit dabei zu sein. Das war ja auch der Hintergedanke, dass ich hier in zwei Disziplinen an den Start gehe, die Abläufe schon mal erlebt habe und schon mal im Stadion war. Die Regeneration vor den 200 Metern spielt in diesen paar Tagen eine große Rolle, ich bin zuversichtlich und fühle mich gut und denke, es wird morgen auch ein solides Rennen über 200 Meter geben, das noch für Weiteres reicht.


400 Meter Vorläufe

Jean Paul Bredau kratzt an seiner Bestzeit

Nur acht Hundertstelsekunden fehlten Jean Paul Bredau zum dritten Platz in seinem Vorlauf, der den direkten Halbfinal-Einzug bedeutet hätte. In 45,07 Sekunden lief der Potsdamer bis auf vier Hundertstel an seine Saison- und bis auf elf Hundertstel an seine persönliche Bestzeit heran. Ein wenig schneller war der Italiener Luca Sito, der sich in 44,99 Sekunden das dritte große Q sicherte, Jean Paul Bredau wurde Vierter. Somit wird der 25-Jährige am Montag in der "Repechage" noch um seinen Platz im Halbfinale kämpfen. Es siegte Muzala Samakonga aus Sambia. 

Alle sechs Laufsieger knackten die 45-Sekunden-Marke, Schnellste der ersten Runde waren zwei US-Amerikaner: Der Weltmeister von 2022 Michael Norman ließ mit 44,10 Sekunden aufhorchen, sein Landsmann Quincy Hall erreichte 44,28 Sekunden. 

Stimme zum Wettbewerb

Jean Paul Bredau (SC Potsdam) | ARD
Es ist ein bisschen ärgerlich. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber morgen früh wird sicher noch mal hart wegen der kurzen Recovery. Aber ich gebe mein Bestes. Ich habe meinen Fokus voll auf das Rennen gelegt und das hat geklappt. 
 


1.500 Meter Halbfinale

Robert Farken läuft um einen Platz am Finale vorbei

Als die Favoriten auf der letzten Gegengeraden das Tempo noch einmal anzogen, schien es schon so, als wäre Robert Farken am Ende seiner Kräfte. Doch der Leipziger gab nicht auf und saugte sich noch einmal an die Spitzengruppe heran. Und beinahe wäre er dafür sogar mit einem Final-Platz belohnt worden. Denn sechs Athleten pro Lauf zogen eine Runde weiter, Robert Farken kam als Siebter ins Ziel. Um den Italiener Pietro Arese noch zu überholen, reichten die Körner dann doch nicht mehr. 

Mit 3:33,35 Minuten konnte Robert Farken dennoch zufrieden sein. Bei allen bisherigen Olympischen Spielen hätte die Zeit für den Endlauf gereicht. Nur zweimal war er in seiner Karriere schneller, und das beide Male nicht in Meisterschaftsrennen, die bekanntlich stets ihre eigenen Gesetze haben. 

Seite an Seite machten die beiden Erzrivalen Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 3:32,38 min) und Josh Kerr (Großbritannien; 3:32,46 min) die ersten beiden Plätze klar, im Finale folgt dann der Showdown. Ebenfalls mit dabei: die beiden US-Amerikaner Yared Nuguse (3:31,72 min) und Hobbs Kessler (3:31,97 min), Schnellste der Halbfinals. Auch das erst 19-jährige Supertalent Niels Laros (Niederlande) schaffte es in den Endlauf. 
 


110 Meter Hürden Vorläufe

Manuel Mordi mit zweitbester Karriere-Zeit

Gleich im ersten Vorlauf über 110 Meter Hürden saß Manuel Mordi (Hamburger SV) im Startblock. Und der Hamburger meisterte seinen ersten Auftritt auf großer Bühne gut. In 13,48 Sekunden wurde er Vierter, nur bei seiner Bestzeit Ende Mai in Leverkusen (13,36 sec) war er schneller. In diesen Leistungsbereich hätte er für ein großes Q in seinem Lauf vorstoßen müssen. So wartet auf den jungen Athleten nun die Hoffnungsrunde, in der er er noch den Semifinal-Einzug ins Visier nehmen kann. Immerhin wurde der letzte Halbfinalplatz nach Runde eins für 13,43 Sekunden vergeben. 

Vorneweg stürmte bereits im Vorlauf Gold-Favorit Grant Holloway aus den USA. Er legte die 110 Meter Hürden in 13,01 Sekunden zurück, mehr als zwei Zehntelsekunden schneller als Rachid Muratake aus Japan, der Zweitstärkste der ersten Runde. Auch der Schweizer Jason Joseph (13,26 sec) und Italiens Europameister Lorenzo Simonelli (13,27 sec) überzeugten. 

Stimme zum Wettbewerb 

Manuel Mordi (Hamburger SV) | ARD
Ich hatte Glück, dass der Franzose [Raphael Mohamed; Anm. d. Red.] direkt neben mir war, da wurde es bei der Athletenvorstellung richtig laut. Es war ein guter erster Start für mich bei den Olympischen Spielen, ich konnte mich beweisen. Ich versuche, in der nächsten Runde cool zu bleiben, aggressiv zu sein und am Anfang nicht zu verhalten. Und trotzdem auch den Start zu genießen, diese Atmosphäre, die Stimmung – das ist einfach nur geil. Ich nehme viel Erfahrung mit und weiß, dass ich cool bleiben muss, auch neben den Stars. 

 


Weitsprung Qualifikation

Simon Batz: Zitterpartie mit Happy End

Simon Batz (MTG Mannheim) erlebte nach seinem letzten Sprung nervenaufreibende Minuten. Denn es nahmen noch einige Kontrahenten Anlauf, die den Olympia-Debütanten vom Qualifikationsplatz hätten verdrängen können. Begonnen hatte der 21-Jährige mit einem ungültigen Versuch, bevor er im zweiten Durchgang auf 7,90 Meter flog und sich anschließend nicht mehr steigern konnte. Nach Abschluss beider Qualifikationsrunden stand fest: Es hatte gereicht! Der Brite Jacob Fincham-Dukes schob Simon Batz zwar noch um einen Platz nach hinten auf Rang zwölf, doch kein weitere Athlet konnte mehr vorbeiziehen. 

Keine Blöße gab sich der Favorit Miltiadis Tentóglou. Der Titelverteidiger aus Griechenland brachte gleich im ersten Durchgang 8,32 Meter in die Grube. Fünf weitere Athleten übertrafen ebenfalls die acht Meter, unter anderem die EM-Medaillengewinner Mattia Furlani (Italien; 8,01 m) und Simon Ehammer (Schweiz; 8,09 m) sowie der chinesische Weltmeister von 2022 Jianan Wang (8,12 m). 
 

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