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Paris 2024 | Die große Olympia-Vorschau auf die Entscheidungen der Frauen II

© Jan Papenfuß
Mit dem 20 Kilometer Gehen beginnen am 1. August die Leichtathletik-Wettbewerbe der Olympischen Spiele 2024 in Paris (Frankreich). Insgesamt 48 Goldmedaillen werden bis zum 11. August in der olympischen Kernsportart Nummer eins vergeben, darunter zwei in Mixed-Wettbewerben. Wir blicken voraus auf alle Entscheidungen. Heute im Fokus: Die Sprung-, Wurf- und Stoß-Wettbewerbe der Frauen sowie der Siebenkampf und die Staffeln.
Svenja Sapper

Paris 2024


Hochsprung

Yaroslava Mahuchikh vor der Krönung

Das Diamond-League-Meeting in Paris war für Yaroslava Mahuchikh die bestmögliche Olympia-Generalprobe: In der Olympia-Stadt steigerte sie Anfang Juli den Uralt-Weltrekord von Stefka Kostadinova um einen Zentimeter auf 2,10 Meter. Auch ohne diesen Paukenschlag wäre die Ukrainerin Top-Favoritin auf Olympia-Gold gewesen. Immerhin schwingt sich die noch nicht einmal 23-Jährige schon seit bald fünf Jahren in luftige Höhen jenseits der zwei Meter. Vor drei Jahren in Tokio (Japan) gewann sie bereits Olympia-Bronze. 

Wer sollte die Überfliegerin in Paris gefährden? Am ehesten wohl die Einzige, die sie in diesem Jahr bereits bezwingen konnte: Nicola Olyslagers. Die Olympia-Zweite von 2021 triumphierte im März bei der Hallen-WM in Glasgow (Großbritannien), im Weltrekord-Wettkampf wurde die Australierin mit 2,01 Metern Zweite. Außer diesen beiden hat keine Hochspringerin im Olympia-Sommer zwei Meter überquert. Am nächsten kam der Marke die erst 19-jährige Serbin Angelina Topic (1,98 m), die bei der EM in Rom (Italien) Silber holte. Auch die zweite Australierin Eleanor Patterson, Weltmeisterin von 2022, dürfte zu beachten sein. 

Als Vierte der Hallen-WM absolvierte Christina Honsel eine glänzende Hallensaison, im Freien lief es bei den letzten Wettkämpfen nicht mehr ganz nach Wunsch. Kein Grund, die Wattenscheiderin abzuschreiben: Im Vorjahr steigerte sie bei der WM ihre Saisonbestmarke um elf Zentimeter und wurde Achte. Diesen Rang nahm bei der EM Imke Onnen (Hannover 96) ein, die Deutsche Meisterin übersprang in diesem Sommer regelmäßig die 1,90 Meter. Für den Einzug ins Olympia-Finale muss wohl ebenfalls ein Ergebnis oberhalb dieser Höhe her. 

Titelverteidigerin: Mariya Lasitskene (ANA; 2,04 m) 
Jahresbeste: Yaroslava Mahuchikh (Ukraine; 2,10 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Christina Honsel (TV Wattenscheid 01), Imke Onnen (Hannover 96)


Stabhochsprung

Höhenflüge garantiert

In Tokio 2021 waren für Olympia-Gold im Stabhochsprung 4,90 Meter gefordert. Gut möglich, dass das in diesem Jahr ähnlich sein wird. Vier Athletinnen reisen mit Saison-Bestmarken von mindestens 4,85 Metern an, und bekanntlich gelingt es vielen Top-Stars, zum Saisonhöhepunkt noch eine Schippe draufzulegen. 

Wie es sich anfühlt, bei Olympischen Spielen auf dem obersten Podest zu stehen, weiß Katie Moon. Die US-Amerikanerin geht als Titelverteidigerin an den Start. WM-Gold teilte sie sich im Vorjahr mit der Australierin Nina Kennedy, mit Saison-Bestleistungen von 4,85 (Moon) beziehungsweise 4,88 Metern (Kennedy) sind beide dieses Jahr wieder heiße Anwärterinnen auf den Titel. 

Dieses Duo herausfordern wollen zwei Athletinnen, die in diesem Jahr bereits internationale Goldmedaillen erkämpft haben. Die Britin Molly Caudery ist als Weltjahresbeste (4,92 m) und Hallen-Weltmeisterin hoch einzuschätzen. Die Schweizerin Angelica Moser triumphierte bei der EM und schraubte anschließend beim Diamond-League-Meeting in Monaco ihren Landesrekord auf 4,88 Meter. 

Bei 4,55 Metern steht die Bestleistung von Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart). Für die 30-Jährige, die hauptberuflich als Cheftrainerin bei der LG Leinfelden-Echterdingen arbeitet, erfüllt sich der Olympia-Traum parallel zum Vollzeit-Job. In der Hallensaison hat sie ihre Bestmarke egalisiert, im Sommer schnupperte sie mit dreimal 4,50 Meter, unter anderem bei den Deutschen Meisterschaften und in der EM-Qualifikation von Rom, am Hausrekord. Vielleicht ist der Ausreißer nach oben, und damit eine neue Bestmarke, ja in der Qualifikation von Paris fällig. 

Titelverteidigerin: Katie Moon (USA; 4,90 m)
Jahresbeste: Molly Caudery (Großbritannien; 4,92 m)
DLV-Teilnehmerin: Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart)


Weitsprung

Malaika Mihambo erneut mittendrin im Titelkampf

Vor drei Jahren setzte sie sich in Tokio die Olympia-Krone auf, vor einigen Wochen sorgte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) bei der EM wieder einmal für einen goldenen Moment. Mit 7,22 Metern krönte sie sich zur Europameisterin und ist mit dieser Weite, erzielt auf dem Schwingboden im Olympiastadion von Rom, auch weltweit das Maß aller Dinge. Im Anschluss an ihren Triumph wurde sie von einer Corona-Infektion vorübergehend ausgebremst, konnte aber Mitte Juli beim Diamond-League-Meeting in London (Großbritannien) schon wieder als Siegerin glänzen. 

Mit 7,17 Metern kann sich auch Tara Davis-Woodhall Siegchancen ausrechnen. Die extrovertierte US-Amerikanerin holte in diesem Jahr bereits Gold bei der Hallen-WM. An den sieben Metern gekratzt haben bislang die zweite US-Amerikanerin Jasmine Moore (6,98 m), die erst 19-jährige Bulgarin Plamena Mitkova (6,97 m) und die in Stuttgart trainierende Rumänin Alina Rotaru-Kottmann (6,94 m). 

Zum Kreis derer, die bereits die 6,90 Meter übertroffen haben, zählt auch Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden). Mit 6,91 Metern verpasste sie bei der EM nur aufgrund des schlechteren zweiten Versuchs Bronze, knapp vor ihr lagen Larissa Iapichino (Italien; 6,94 m) und Agate de Sousa (Portugal; 6,91 m). Wenn Assani, die erst kurz nach den Spielen 22 Jahre alt wird, erneut in diese Sphären vorstoßen kann, hat auch sie Chancen auf die Top Acht.

Nichts zu verlieren hat Laura Raquel Müller (Unterländer LG). Die 20-Jährige sammelt in Paris erste Olympia-Erfahrung. Auf ihre Weite von der EM in Rom (6,43 m) wird sie sicher etwas draufpacken wollen, ihre Freiluft-Bestmarke steht bei 6,73 Metern. 

Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 7,00 m)
Jahresbeste: Malaika Mihambo (7,22 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden), Malaika Mihambo, Laura Raquel Müller (Unterländer LG)


Dreisprung

Wachablösung steht bevor

Zu den magischen Momenten der Olympischen Spiele 2021 in Tokio gehörte zweifellos der Dreisprung-Weltrekord von Yulimar Rojas. Die Venezolanerin flog auf 15,67 Meter und löschte damit eine Rekordmarke aus den Listen, die älter war als sie selbst. Eine Wiederholung dieser historischen Leistung in Paris ist leider ausgeschlossen: Yulimar Rojas kann aufgrund einer Achillessehnenverletzung nicht starten. 

Wer also kann in ihre Fußstapfen treten? Möglicherweise ihre eigene langjährige Trainingspartnerin: Ana Peleteiro-Compaoré (Spanien). Die Olympia-Dritte von 2021 ist nach einer Babypause in Bestform zurück und eroberte mit 14,85 Metern EM-Gold in Rom. In der Hallensaison machten Thea Lafond (Dominica) und Leyanis Perez (Kuba) WM-Gold und -Silber unter sich aus und liegen seit dem Diamond-League-Meeting in Monaco Mitte Juli auch an den Positionen eins und zwei der Weltjahresbestenliste.

Ebenfalls in Monaco hat sich mit Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine) auch die Europameisterin von 2022 dank eines 14,81-Meter-Satzes in Position gebracht. Deutsche Athletinnen sind nicht am Start. 

Titelverteidigerin: Yulimar Rojas (Venezuela; 15,67 m)
Jahresbeste: Leyanis Perez (Kuba; 14,96 m)
DLV-Teilnehmerinnen: keine 


Kugelstoßen

Yemisi Ogunleye konstant auf hohem Niveau

Im vergangenen Jahr ist Yemisi Ogunleye mit ihren ersten 19-Meter-Stößen in die Weltspitze vorgestoßen, in diesem Jahr hat sie sich auf ihrem neuen Niveau stabilisiert. Die Mannheimerin stößt regelmäßig über 19 Meter, unter anderem bei der DM in Braunschweig und zuletzt beim Sole Cup in Schönebeck, wo sie die Kugel auf eine neue Freiluft-Bestleistung von 19,53 Metern wuchtete. Damit sind die Weichen für eine starke Platzierung in Paris gestellt. Die Top Acht sind für die Nummer neun der Meldeliste auf jeden Fall in Reichweite. 

Dass an einem Sahnetag noch mehr drin ist, bewies die Hallen-WM in Glasgow (Großbritannien), als Yemisi Ogunleye mit ihrer Hallen-Bestleistung von 20,19 Metern Silber gewann. Jene Athletin, die sie im März noch knapp abfangen konnte, führt auch im Sommer die Rankings an: Sarah Mitton (Kanada). Zu den weiteren Favoritinnen zählen Weltmeisterin Chase Jackson (USA), Titelverteidigerin Lijiao Gong (China) und die niederländische Europameisterin Jessica Schilder, die ihren Landesrekord im Juli in Hengelo (Niederlande) auf 20,33 Meter steigerte. 

Das deutsche Trio komplettieren die EM-Vierte Alina Kenzel (VfB Stuttgart) und Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge), die bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig in letzter Sekunde das Olympia-Ticket löste. Die 19-Meter-Marke hat dieses Duo bislang noch nicht geknackt. Beide müssen sicher ihre Bestleistungen angreifen, wenn sie sich ein Finalticket sichern wollen. 

Titelverteidigerin: Lijiao Gong (China; 20,58 m)
Jahresbeste: Sarah Mitton (Kanada; 20,68 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Alina Kenzel (VfB Stuttgart), Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim), Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge)


Diskuswurf

Valarie Allman visiert Titelverteidigung an

Große Favoritin im Diskuswurf ist Titelverteidigerin Valarie Allman. Die US-Amerikanerin ist in dieser Saison ungeschlagen und hat seit Ende März in jedem ihrer acht Wettkämpfe Weiten jenseits der 67 Meter erzielt. Der beste Wurf gelang ihr in der Qualifikation bei den US-Trials: 70,89 Meter. Zwar hat die Kubanerin Yaimé Perez mit 73,09 Metern noch weiter geworfen. Sie hat sich jedoch vor zwei Jahren anlässlich der WM in Eugene (USA) von der kubanischen Delegation abgesetzt, lebt seither in den USA und startet nicht mehr für ihr Geburtsland. Somit wird die Olympia-Dritte von Tokio in Paris fehlen. 

So ist die Chinesin Bin Feng, Weltmeisterin von 2022, schärfste Herausforderin von Valarie Allman. Mit 67,89 Metern ist ihre Saisonbestmarke allerdings ganze drei Meter kürzer. Über 67 Meter geworfen haben auch die Niederländerin Jorinde van Klinken und Europameisterin Sandra Elkasevic. Die Kroatin, unter ihrem Geburtsnamen Perkovic Olympiasiegerin 2012 und 2016, darf man im Kampf um die Medaillen nie abschreiben. 

Mit 67,31 Metern hat im Mai in Wiesbaden Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) begeistert. Dieses starke Ergebnis untermauerte sie kürzlich in Schönebeck mit 66,84 Metern. Beide Weiten gelangen ihr auf „Wurfwiesen“, im Stadion überzeugte sie bei den Deutschen Meisterschaften und beim Diamond-League-Meeting in Paris mit 64-Meter-Würfen. 65,93 Meter bescherten Kristin Pudenz (SC Potsdam) nach verpasster EM das Olympia-Ticket. Die amtierende Olympia-Zweite wird sich ebenso das Finale vornehmen wie die dritte deutsche Starterin Claudine Vita (SC Neubrandenburg). In Tokio gelang dem deutschen Trio, das damals in derselben Besetzung an den Start ging, zu dritt der Finaleinzug. 

Titelverteidigerin: Valarie Allman (USA; 68,98 m)
Jahresbeste: Yaimé Perez (Kuba; 73,09 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Kristin Pudenz (SC Potsdam), Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen), Claudine Vita (SC Neubrandenburg) 


Hammerwurf

USA gegen Kanada? 

Die Härte des US-amerikanischen Trials-Systems bekamen in diesem Sommer zwei der besten Hammerwerferinnen der Welt zu spüren. Denn sowohl die Weltjahresbeste Brooke Andersen als auch Janee‘ Kassanavoid, die Nummer vier der Welt, konnten sich bei den US-Meisterschaften nicht für die Olympischen Spiele qualifizieren. Mit einem Trio, das die Weltmeisterin von 2019 DeAnna Price (SB 77,16 m) anführt, sind die US-Amerikanerinnen dennoch stark aufgestellt. Vergangenes Jahr bei der WM gewann Price Bronze, damals siegte die Kanadierin Camryn Rogers, die mit zweimal 77,76 Metern in diesem Sommer ebenfalls schon ein Ausrufezeichen gesetzt hat. 

Mehr als ein Meter trennt die beiden auf dem Papier stärksten Athletinnen vom restlichen Feld. Im Alter von 36 Jahren hat Zalina Marghieva, die bereits eine zweijährige Dopingsperre hinter sich hat, überraschend ihren Landesrekord der Republik Moldau um mehr als einen Meter auf 75,95 Meter gesteigert. Auch die Chinesin Zhao Jie hat die 75 Meter bereits übertroffen. Sie ist mit 21 Jahren die Jüngste im chinesischen Trio, die Älteste ist die 36-jährige Zheng Wang, Olympia-Zweite in Tokio hinter Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk. Die Polin, mittlerweile 38 Jahre alt, hat dreimal in Folge Olympia-Gold gewonnen. Mit einer Saisonbestmarke von 72,92 Metern wird ein vierter Coup aber schwer. 

Titelverteidigerin: Anita Wlodarczyk (Polen; 78,48 m)
Jahresbeste: Brooke Andersen (USA; 79,92 m)
DLV-Teilnehmerinnen: keine


Speerwurf

Keine klare Favoritin

Die beste Weite des Olympia-Sommers ging im Mai auf das Konto von Flor Denis Ruiz Hurtado. Doch die Kolumbianerin ist in der Freiluftsaison bislang nur viermal in Erscheinung getreten – zweimal im April, zweimal im Mai – und kam bei ihrem zweitbesten Wettkampf nicht über 62,06 Meter hinaus. Konstanter präsentierte sich die Australierin Mackenzie Little, WM-Dritte des Vorjahres, die erst Ende Juli beim Diamond-League-Meeting in London (Großbritannien) mit neuem Landesrekord von 66,27 Metern auf sich aufmerksam machte. Ebenso wie U23-Athletin Adriana Vilagos aus Serbien, die sich dort auf 65,58 Meter steigerte. 

Bei 66,06 Metern steht der österreichische Landesrekord von Victoria Hudson, die schon bei der EM in Rom ihre Qualitäten als Meisterschaftswerferin unter Beweis gestellt hat. Ebenfalls eine Saisonbestweite jenseits der 65 Meter bringt Weltmeisterin Haruka Kitaguchi aus Japan mit. 

In ihren besten Zeiten gelangen Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) regelmäßig Würfe in diese Regionen. Nach schwierigen Jahren kämpft sich die Europameisterin von 2018 zurzeit langsam zurück zu alter Stärke. Ein erster Fingerzeig: Rang vier bei der EM in Rom. Es wäre ihr zu wünschen, dass sie in Paris wieder einen Wurf richtig gut trifft. Dann könnte die 30-Jährige bei ihren dritten Spielen zum dritten Mal in die Top Zwölf einziehen. 

Titelverteidigerin: Liu Shiying (China; 66,34 m)
Jahresbeste: Flor Denis Ruiz Hurtado (Kolumbien; 66,70 m)
DLV-Teilnehmerin: Christin Hussong (LAZ Zweibrücken)


Siebenkampf

Nafissatou Thiam peilt den Hattrick an

Die höchsten Punktzahlen der bisherigen Saison wurden überwiegend bei drei Wettkämpfen erzielt: beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich), bei den Europameisterschaften in Rom (Italien) und bei den US-Trials in Eugene (USA). An der Spitze der Weltjahresbestenliste thront wie fast immer in den zurückliegenden Jahren Nafissatou Thiam. Die Belgierin stellte bei der EM in Rom mit 6.848 Punkten einen neuen Meisterschaftsrekord auf und ist damit Top-Favoritin auf ihr drittes Olympia-Gold in Serie. 

Ihre erste Verfolgerin ist derzeit mit 6.642 Punkten Götzis-Siegerin Anouk Vetter (Niederlande). Die Olympia-Zweite von 2021 verzichtete auf den EM-Start, um in Paris in absoluter Top-Form an den Start gehen zu können. Eine ähnliche Punktzahl wie die Niederländerin erreichte die Überraschungs-Zweite von Rom, Auriana Lazraq-Khlass (Frankreich; 6.635 pt), auch die amtierende EM-Dritte und Olympia-Vierte von 2021 Noor Vidts (Belgien) zählt mit 6.596 Punkten zu den Medaillenkandidatinnen. 

Nach einem Eingriff am Knie wieder bei 6.614 Punkten angekommen ist Vize-Weltmeisterin Anna Hall (USA). Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien) brach den EM-Siebenkampf vorzeitig ab, hat aber in Einzeldisziplinen schon wieder vielversprechende Test-Ergebnisse abgeliefert, unter anderem 6,54 Meter im Weitsprung. 

Neben den beiden eben genannten Athletinnen konnte auch Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) bei der WM in Budapest (Ungarn) überzeugen, sie wurde Siebte. Eine ähnliche Platzierung wäre für die 26-Jährige erneut ein großer Erfolg. Den letzten Siebenkampf ihrer Karriere bestreitet Carolin Schäfer. Die Frankfurterin hatte die Wettkämpfe in Rom und Ratingen nicht beendet. Ziel der früheren WM-Zweiten dürfte es sein, nach einem gelungenen Siebenkampf mit deutlich mehr als 6.000 Punkten gemeinsam mit den Kolleginnen auf die Ehrenrunde zu gehen und sich für ihre großartige Karriere feiern zu lassen. 

Titelverteidigerin: Nafissatou Thiam (Belgien; 6.791 pt)
Jahresbeste: Nafissatou Thiam (6.848 pt)
DLV-Teilnehmerinnen: Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt), Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen)


4x100 Meter

Jamaika, USA, Großbritannien?

Jamaika vor den USA und Großbritannien. So lautete das Ergebnis vor drei Jahren in Tokio. Im Vergleich zu Rio (Brasilien) 2016 tauschten damals lediglich die Top Zwei die Plätze. Auch in diesem Jahr ist es gut möglich, dass die drei Nationen erneut die Medaillen unter sich ausmachen werden. Aktuell die Jahresschnellsten: Großbritannien mit einem Team aus 100-Meter-Europameisterin Dina Asher-Smith, Imani Lansiquot, Amy Hunt und die EM-Zweite über 200 Meter Daryll Neita. In dieser Besetzung könnten sich die Britinnen auch auf die Jagd nach Olympia-Gold begeben. 

Für die amtierenden Weltmeisterinnen aus den USA geht unter anderem 100-Meter-Weltmeisterin Sha'Carri Richardson ins Rennen. Jamaika kann auf die langjährige Sprintkönigin und zehnfache Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce sowie 200-Meter-Weltmeisterin Shericka Jackson bauen. 

Zu den Teams, die zuletzt in die Phalanx der drei favorisierten Nationen eindringen konnten, zählte bei der WM 2022 das DLV-Quartett, das sich in Eugene mit Bronze einen Traum erfüllte. Einige Leistungsträgerinnen wie etwa Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) und Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) wurden in diesem Jahr bereits von Verletzungen ausgebremst. Wenn alle pünktlich zum Höhepunkt fit sind, heißt es: Vollgas! Denn dann ist erneut eine Top-Platzierung drin. 

Titelverteidigerinnen: Jamaika (41,09 sec)
Weltjahresbeste: Großbritannien (41,55 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), Sophia Junk (LG Rhein-Wied), Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF), Gina Lückenkemper (SCC Berlin), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar)
 


4x400 Meter

Europäische Nationen fordern "Dauerbrenner" USA

In diesem Jahrtausend kamen die Olympiasiegerinnen über 4x400 Meter bislang stets aus den USA. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich das in diesem Jahr ändert. Bei der WM in Budapest triumphierten die Niederlande mit 400-Meter-Hürden-Europarekordlerin Femke Bol vor Jamaika und Großbritannien. Damals wurden die USA im Vorlauf disqualifiziert. Bei den World Relays im Mai überzeugten neben den USA Polen und Kanada. Und bei der EM in Rom haben neben den niederländischen Europameisterinnen (3:22,39 min) auch Irland mit Rhasidat Adeleke (3:22,71 min) und Belgien (3:22,95 min) Top-Zweiten angeboten.

In Rom war auch der Jubel beim deutschen Quartett groß: Mit 3:25,90 Minuten lösten Skadi Schier, Alica Schmidt, Luna Bulmahn und Hürden-Spezialistin Eileen Demes das Olympia-Ticket. Zuletzt lief eine deutsche Staffel 2021 in Tokio (Japan) schneller, ebenfalls auf olympischem Parkett. Allerdings reichte diese Zeit damals nicht zum Finaleinzug. So dürfte es auch diesmal für die DLV-Auswahl vornehmlich darum gehen, ihre Zeit noch einmal zu verbessern. Die Chancen dafür stehen gut: Vor wenigen Tagen in Berlin blieben Demes und Bulmahn als erste Deutsche in diesem Jahr auf der Stadionrunde unter 52 Sekunden. 

Titelverteidigerinnen: USA (3:16,85 min)
Weltjahresbeste: University of Arkansas (3:17,96 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Luna Bulmahn (VfL Wolfsburg), Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg), Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), Skadi Schier (SCC Berlin), Alica Schmidt (SCC Berlin)
 

Mixed-Wettbewerbe


4x400 Meter Mixed

Deutscher Rekord in Reichweite

Erst zum zweiten Mal wird bei OIympischen Spielen die Mixed-Staffel über 4x400 Meter ausgetragen. Vor drei Jahren in Tokio siegte Polen. Die Titelverteidiger haben jedoch in diesem Jahr noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Bei den World Relays triumphierten die USA vor den Niederlanden und Irland, bei der EM in Rom hatten die Iren gegen Italien und die Niederlande knapp die Nase vorn – und das in der aktuellen Weltjahresbestzeit von 3:09,92 Minuten. Gut möglich also, dass die Marke, die Polen 2021 gesetzt hat, in Paris deutlich unterboten wird. 

Auf dem Zettel haben sollte man zudem die Olympia-Zweiten von 2021: die Dominikanische Republik mit ihrem Superstar und 400-Meter-Weltmeisterin Marileidy Paulino. Und die Belgier, die in den Langstaffeln traditionell stark sind.

Auch das deutsche Team hat sich bei den World Relays auf den Bahamas qualifiziert. Vor drei Jahren in Tokio liefen Marvin Schlegel, Corinna Schwab (beide LAC Erdgas Chemnitz), Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) in 3:12,94 Minuten deutschen Rekord. Aus diesem Quartett ist diesmal einzig der Dortmunder noch mit dabei. Aber das Potenzial, die alte Bestmarke aus den Rekordlisten zu löschen, haben die Starter:innen von 2024 allemal. 

Titelverteidiger:innen: Polen (3:09,87 min)
Weltjahresbeste: Irland (3:09,92 min)
DLV-Teilnehmer:innen: Luna Bulmahn (VfL Wolfsburg), Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg), Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), Skadi Schier (SCC Berlin), Alica Schmidt (SCC Berlin), Jean Paul Bredau (SC Potsdam), Fabian Dammermann (LG Osnabrück), Marc Koch (LG Nord Berlin), Tyrel Prenz (SC Potsdam), Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund)


Marathon-Staffel Gehen

Experiment auf großer Bühne

Eine spannende Premiere steht in Paris den Geherinnen und Geher bevor. Zum ersten Mal findet bei einem Großereignis die Mixed-Staffel statt. Ein Team besteht aus einem Mann und einer Frau, die jeweils zwei Streckenabschnitte der Marathondistanz von 42,195 Kilometer zurücklegen. Ein Experiment, dem gegenüber sich auch die Weltbesten aufgeschlossen zeigen: Unter anderem mit der Peruanerin Kimberly García Léon, dem Spanier Miguel Ángel López und der Italienerin Antonella Palmisano, der Europameisterin über 20 Kilometer von Rom, stellt sich die geballte Weltelite der neuen Herausforderung.

Welche Nation am besten als Team funktioniert, wird sich in Paris zeigen. Einen Vorgeschmack auf die olympische Entscheidung gab es im April bei der Team-WM in Antalya (Türkei) – damals setzte sich ein italienisches Duo aus Valentina Trapletti und Francisco Fortunato durch.

Für Deutschland steht mit dem Deutschen Rekordler Christopher Linke (SC Potsdam) und der früheren EM-Dritten Saskia Feige (SC DHfK Leipzig) die Top-Besetzung bereit. Zurückgreifen kann das DLV-Team jedoch auch auf den Olympia-Zweiten über 50 Kilometer Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) und Nachwuchs-Geherin Lena Sonntag (SC Potsdam) als Ersatzleute.

Titelverteidiger:innen: keine
Weltjahresbeste: Italien (2:56:45 h)
DLV-Teilnehmer:innen: Christopher Linke (SC Potsdam), Saskia Feige (SC DHfK Leipzig)

Paris 2024

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