Für die Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen geht es am Wochenende in Ratingen um die letzten Olympia-Tickets für Paris. Zahlreiche Athletinnen und Athleten wollen die finale Chance nutzen, darunter auch vier deutsche EM-Starter von Rom.
16 6.000-Punkte-Siebenkämpferinnen und 15 8.000-Punkte-Zehnkämpfer gehen am kommenden Wochenende beim Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting auf Punktejagd. Kurz vor Ende des Qualifikationszeitraumes am 30. Juni bietet sich ihnen dort die letzte Chance auf einen Start bei den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August). Die Direktnormen sind mit 6.480 beziehungsweise 8.460 Punkten hoch angesetzt, doch auch über eine gute Platzierung im World Ranking kann sich der Olympia-Traum erfüllen.
Und so sind mehrere Athletinnen und Athleten am Start, die nicht nur Punkte für ein gutes Sieben- beziehungsweise Zehnkampf-Ergebnis sammeln wollen, sondern auch für die Weltrangliste. Im Siebenkampf beispielsweise die Nummer 22, 23, 24, 26 und 27 in der „Road to Paris“ von World Athletics. Eine davon: Vanessa Grimm (Königsteiner LV). Die EM-Elfte von Rom (Italien) möchte in Ratingen ihren Olympia-Startplatz absichern. Ebenso wie Verena Mayr, die 2019 mit österreichischem Rekord (6.591 pt) in Ratingen siegte. Deren Landsfrau und einstige EM-Dritte Ivona Dadic will in letzter Minute noch auf den Zug nach Paris aufspringen.
DLV-Siebenkämpferinnen mit unterschiedlichen Zielen
Für Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt), die im World Ranking aussichtsreich positioniert ist, geht es nach dem vorzeitigen Abbruch des EM-Siebenkampfes von Rom um einen Leistungsnachweis. „Wir wünschen uns natürlich, dass Caro noch einen Siebenkampf mit einer schönen Punktzahl absolviert“, sagte Frank Müller, leitender Bundestrainer Mehrkampf, am Donnerstag bei einer digitalen Pressekonferenz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Zwei weitere DLV-Athletinnen wollen nach einem unglücklichen Wettkampf-Verlauf beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) Ende Mai nun wieder angreifen. U20-Europameisterin Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) deutete dort nach einem Sturz über die Hürden in den weiteren Disziplinen ihr großes Potenzial an. Lucie Kienast (Eintracht Frankfurt) brillierte insbesondere in ihrer Paradedisziplin Weitsprung, musste dann jedoch verletzungsbedingt aufgeben. „Beide wollen zeigen, was sie wirklich draufhaben“, kündigte Frank Müller an.
Tim Nowak: „Alles für Paris“
Im Zehnkampf fighten unter anderem die Australier Daniel Golubovic und Cedric Dubler noch um ein Last-Minute-Olympia-Ticket – und das hat auch Tim Nowak (SSV Ulm 1846) im Visier. „Es ist nicht üblich, in zehn Tagen zwei Zehnkämpfe zu absolvieren“, räumte der EM-Neunte von Rom ein. „Aber ich gebe alles für Paris.“ Im Vergleich zum Meeting in Götzis, wo er 8.282 Punkte erzielt hatte, sieht der 28-Jährige noch Steigerungspotenzial. Ähnlich sieht die Lage bei Felix Wolter (TSV Gräfelfing) aus. Der EM-13. liebäugelt auch noch mit einer Olympia-Qualifikation und müsste dazu seine Bestleistung (8.299 pt) steigern.
Zu den weiteren deutschen Startern zählen Lokalmatador Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und der „Rookie“ von Götzis Nils Laserich (TSV Bayer 04 Leverkusen). US-Student Till Steinforth (SV Halle) tritt erstmals als „8.000er“ bei einem Zehnkampf in Deutschland an. Und der Deutsche Meister Marcel Meyer (Hannover 96) ist Frank Müller zufolge in deutlich besserer Form als in Götzis. Die stärkste Bestleistung aller Ratingen-Starter bringt Karel Tilga mit. Der amtierende WM-Vierte aus Estland muss für seine nationale Olympia-Qualifikation noch eine Leistungsbestätigung erbringen.
Optimale Bedingungen für die Mehrkampf-Familie
Die Bühne für den Showdown bietet Ratingen. Bereits am Freitagabend um 17 Uhr werden die Starterinnen und Starter auf dem Marktplatz bei der Athletenvorstellung empfangen, sofern es nicht regnet. „Wir freuen uns sehr darauf, das sind Sportler zum Anfassen“, betonte Claudia Erwes-Sidar vom TV Ratingen. Auch Tim Nowak fiebert dem Zehnkampf entgegen. „In Ratingen haben wir ein mehrkampfgeschultes Publikum, die Bedingungen sind perfekt auf die Sportler abgestimmt.“ Nach der EM, die er als „holprig“ bewertete, freue er sich auf das „Heimatgefühl“.
Dafür hat das Veranstalterteam des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und des TV Ratingen viel investiert. 300 Ehrenamtliche pro Tag sind laut Claudia Erwes-Sidar am Wochenende im Einsatz, die sich mit viel Herzblut um einen reibungslosen Ablauf kümmern.
Als „Gold-Level“-Meeting der World Athletics Combined Events Tour habe in Ratingen zudem die Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert, erklärte Michael Mottl, Geschäftsführer der Deutschen Leichtathletik Marketing (DLM). Die gesamte Veranstaltung werde mit Ökostrom betrieben, beim Catering auf regionale Angebote geachtet. Nun ist alles angerichtet für ein langes Mehrkampf-Wochenende: „Die Vorbereitungen sind auf einem sehr guten Stand, auch dank dem TV Ratingen.“