Die deutschen Läuferinnen und Läufer haben bei der Berg- und Trail-EM einen Auftakt nach Maß hingelegt. Nina Engelhard und Julia Ehrle dominierten die Bergauf-Rennen der Frauen und U20, Lukas Ehrle holte bei den Männern Bronze.
Bei Dauerregen, zweitweise gar Schnee auf dem Berg, der das Ziel markierte, und matschigem Untergrund entwickelte sich der erste Tag der „Off-Road-Running“-Europameisterschaften in Annecy (Frankreich) zur Schlammschlacht. Den starken Leistungen der deutschen Läuferinnen und Läufer tat dies am Freitag jedoch keinen Abbruch. Nina Engelhard (PSV Grün-Weiß Kassel) dominierte bei ihrem ersten Nationalmannschafts-Einsatz das Bergauf-Rennen über 7,6 Kilometer. In 50:08 Minuten setzte sie sich vor der Britin Scout Adkin (51:43 min) und Monica Madalina Florea (Rumänien; 52:33 min) durch.
„Ehrlich gesagt kann ich das noch gar nicht glauben. Das braucht wohl noch Stunden und Tage, bis ich das realisiert habe“, staunte die frisch gekürte Europameisterin im Anschluss und betonte: „Ich bin in der Berglauf-Szene noch völlig neu, für mich war es schon eine Ehre, dabei zu sein.“ Die Debütantin hielt vom Start weg mit der Spitzengruppe mit, bei einer steilen Passage konnte dann nur noch Scout Adkin das Tempo der Hessin mitgehen. Als diese wegrutschte, nutzte Engelhard ihre Chance und übernahm die alleinige Führung. „Von da an war es ein einsames Rennen.“
Das deutsche Team komplettierten Hanna Gröber (LAV Stadtwerke Tübingen; 56:21 min) auf Platz 16 und Marion Leiberich (TS Durlach; 1:00:59 h) als 36, was den DLV-Läuferinnen in der Mannschaftswertung Rang fünf einbrachte.
Demonstration der Stärke von Julia Ehrle
Ebenso souverän hatte sich zuvor bereits das Küken im deutschen Team die Goldmedaille der U20-Wertung geschnappt. Die erst 16 Jahre alte Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald) konnte sich ebenfalls frühzeitig von den Kontrahentinnen lösen. Nachdem zunächst eine Französin die Spitzenposition innegehabt hatte, probierte es später die Norwegerin Ingeborg Synstnes Hole von vorn. Julia Ehrle, die anfangs auf Rang zwei in Lauerstellung gelegen hatte, nutzte dann den Steilhang, um die Führung zu übernehmen.
„Ich bin mein Tempo weitergelaufen“, erklärte sie. Dem schnellen Schritt der Nachwuchs-Athletin konnte keine Läuferin mehr folgen, der Vorsprung wuchs. „Es hat mir Motivation gegeben, dass ich gesehen habe: Ich kann es schaffen.“ 41:50 Minuten bescherten der U18-Athletin schließlich über die 5,6 Kilometer mit 830 Metern bergauf den klaren Sieg vor der Britin Eve Whitaker (43:40 min) und der Französin Lili Beck (44:19 min). Die Norwegerin fiel noch auf den vierten Platz zurück.
„Das Rennen hat viel Spaß gemacht, es war richtig cool und ich freue mich riesig, dass ich gewonnen habe“, bilanzierte Julia Ehrle, die mit den Bedingungen gut zurechtkam. „Man musste aufpassen, wo man hintritt, damit man nicht so viel rutscht. Aber irgendwie ging es schon.“ Die zweite deutsche Starterin Antonella Meinicke (Hamburg Running) lief in 49:51 Minuten auf Rang 16.
Geschwister-Jubel
Grund zur Freude hatte auch Julia Ehrles älterer Bruder Lukas (LG Brandenkopf). Der 19-Jährige, der sich erst im ersten U23-Jahr befindet, holte sich im Bergauf-Rennen der Männer über 7,6 Kilometer die Bronzemedaille. Er wählte eine andere Taktik als seine Schwester, setzte sich zwar ebenfalls von Anfang an in der Spitzengruppe fest, aber startete seinen Angriff erst im letzten Drittel des Rennens.
Der 19-Jährige zog am Schweizer Roberto Dilorenzi vorbei und konnte hinter dem britischen Duo Joe Steward (42:37 min) und Jacob Adkin (43:55 min) mit 44:23 Minuten die Bronzemedaille sichern. Der 18 Sekunden langsamere Schweizer musste sich mit Rang vier begnügen.
„Es war ein sehr hartes Rennen, sehr matschig, total anders als andere Bergläufe“, resümierte Lukas Ehrle, für den es überraschend kam, dass er in seinem ersten Rennen bei den Aktiven direkt eine Medaille holen konnte. Zweitbester Deutscher war auf Rang 27 Julius Ott (TSG 1862 Weinheim; 47:21 min), knapp vor Moritz auf der Heide (Ultratrailrunning Erlangen; 48:45 min), der 35. wurde. David Reichl (Team Oberpfalz) kämpfte sich mit 52:01 Minuten auf Rang 47 ins Ziel. In der Teamwertung gab's für die DLV-Auswahl Platz sieben.
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