Kühle Temperaturen und Nässe machten es den Athleten beim 26. Anhalt Meeting in Dessau am Freitag schwer. Einer, der sich davon wenig beeindrucken ließ, war Julian Weber. Bei seinem Saisoneinstieg warf er den Speer auf starke 88,37 Meter. Ihren sechsten Sieg in Dessau sicherte sich Malaika Mihambo. Gina Lückenkemper ließ nach einem starken Vorlauf Vorsicht walten.
Mit großer Vorfreude war Julian Weber (USC Mainz) am Freitag in seinen ersten Freiluft-Wettkampf des Jahres gegangen, zugleich aber auch mit etwas Ungewissheit, ob er direkt zum Saisoneinstieg die besten Leistungen bringen kann. Sämtliche Zweifel, den Anlauf und die Technik aufgrund fehlender Routine nach Problemen mit dem Adduktor noch nicht zu treffen, konnte sich der Europameister jedoch mit den ersten Würfen selbst nehmen.
Nach 82,45 und 85,84 Metern ließ er den Speer beim Anhalt-Meeting in Dessau im dritten Versuch auf starke 88,37 Meter fliegen und verzichtete anschließend auf weitere Versuche. Damit schob er sich nicht nur auf Rang drei der Weltjahresbestenliste, die nach seinem Wurf auf 90,20 Meter von Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) angeführt wird, sondern machte auch Hoffnung auf eine erfolgreiche Titelverteidigung bei den Europameisterschaften in Rom (Italien; 7. bis 12. Juni).
Technisch sauber und weit geworfen
Zudem machte Julian Weber einen großen Schritt in Richtung Olympische Spielen in Paris (Frankreich), für die eine Norm von 85,50 Meter gefordert ist. Schon im Vorjahr hatte er diese Marke überboten, nun also auch direkt zum Auftakt in sein Olympia-Jahr. Das Podium komplettierten Mustafa Khaliq (Ägypten; 81,92 m) und Max Dehning (81,87 m). Für den Olympiasieger von 2016 und Europameister von 2018 Thomas Röhler (LC Jena) wurden 78,15 Meter gemessen.
Zu seinem Wettkampf sagte Weber: „Das war der schönste und beste Saisoneinstieg, den ich je hatte. Ich habe genau das umsetzen können, was ich mir vorgenommen hatte. Ich konnte schön entspannt und technisch sauber weit werfen. Das hat perfekt funktioniert. Ich wollte auch die Olympianorm bestätigen und das hat extrem gut geklappt. Darüber bin ich sehr froh.“
Gina Lückenkemper überzeugt im Vorlauf
Während sich Julian Weber mit den Bedingungen in Dessau gut arrangieren konnte, waren sie für einen Angriff auf den Meetingrekord (11,02 sec) über 100 Meter der Frauen alles andere als optimal. Dennoch boten Doppel-Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin), die bei kühlen Temperaturen und Nässe in langer Hose lief, und Gina Bass (Gambia) mit jeweils 11,14 Sekunden in ihren Vorläufen vielversprechende Zeiten an.
Im Finale blieb der Startblock von Sprint-Star Lückenkemper jedoch leer. „Auf die EM bereite ich mich in der Heimat vor, um dort voll angreifen zu können. Ich laufe bis zur EM auch keinen weiteren Wettkampf mehr. Deshalb ist mir der Verzicht heute auf das Finale hier in Dessau aufgrund leichter muskulärer Probleme sehr schwer gefallen. Das Meeting ist immer top organisiert und die Stimmung ist super. Beste Voraussetzungen für schnelle Zeiten. Diese schnellen Zeiten greifen wir jetzt in Rom an", erklärte sie angriffslustig.
Namensvetterin Gina Bass zog indes locker durch und gewann souverän in 11,09 Sekunden vor Olga Safronova (Kasachstan) und der Britin Asha Philip. Im B-Finale hatte zuvor Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund) mit einem starken Endspurt und Saisonbestzeit in 11,52 Sekunden überzeugt. Bei den Männern setzte sich Yupun Abeykoon (Sri Lanka; 10,16 sec) durch und holte seinen zweiten Sieg nach 2022. Den Sieg über 100 Meter Hürden holte sich in 12,96 Sekunden mit persönlicher Bestzeit Klaudia Wojtunik aus Polen.
Sechster Sieg für Malaika Mihambo
Im Weitsprung drohte die Siegesserie von Olympiasiegerin und Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) zu reißen. Doch im letzten Versuch behielt sie einmal mehr die Nerven und setzte sich mit Saisonbestleistung (6,79 m) zum sechsten Mal an die Spitze der Weitsprung-Konkurrenz beim Anhalt-Meeting. Und das ebenfalls wie Sprinterin Gina Lückenkemper in langer Hose.
"Der Wettkampf heute war sehr intensiv. Ich musste bis zum Schluss mein Bestes geben und habe versucht, an meinem Anlauf zu arbeiten. Das war bei den Bedingungen heute nicht ganz so leicht, aber mir ist es ganz gut gelungen, mein Bestes zu geben. Von daher bin ich sehr glücklich", sagte Mihambo.
Mit Platz zwei musste sich die lange Zeit Führende Natalie Linares (6,72 m) aus Kolumbien begnügen. Auf dem dritten Rang landete Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) mit 6,65 Metern. „Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Ich bin auf jeden Fall stabil und jetzt fehlt noch das letzte Quäntchen Glück, um über 6,60er-Weite hinauszuspringen“, sagte Assani.
Den Weitsprung der Männer gewann der Tscheche Petr Meindlshmid mit 7,68 Metern mit nur einem Zentimeter Vorsprung auf den Temoso Masikane aus Südafrika und Simon Plitzko (TSG Bergedorf) auf Rang drei. Für den 19-Jährigen ging eine Weite von 7,66 Metern in die Ergebnisliste ein – Bestleistung! Der Deutsche Vize-Meister Luka Herden (LG Brillux Münster; 7,55 m) landete auf Rang fünf.
Mutiger Auftritt von Christina Hering
Für einen Glanzpunkt zu später Stunde sorgte in Dessau Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier). Nachdem ihre Trainingspartnerin und WM-Bronzemedaillengewinnerin von 2019 Gesa Felicitas Krause ihren Start nach einer Zahn-OP kurzfristig absagen musste, zeigte die U23-Europameisterin Gürth (9:31,85 min) ein starkes Rennen und wurde nur knapp hinter der Polin Kinga Krolik (9:31,41 min) Zweite.
Beste Athletin über die Stadionrunde war unter Flutlicht die Britin Ama Pipi (53,08 sec), die sich vor der DM-Dritten über 400 Meter Alica Schmidt (SCC Berlin; 53,32 sec) und Sophie Becker aus Irland durchsetzte. Luca Bulmahn (VfL Wolfsburg) gingen auf der Zielgeraden die Kräfte aus, am Ende standen für sie 53,46 Sekunden und Platz vier zu Buche.
Auf der doppelten Distanz wurde der mutige Auftritt von Christina Hering (Stadtwerke München), die bereits zum zehnten Mal in Dessau dabei war, nicht belohnt. Nach 2:01,55 Minuten in Rehlingen lief sie in 2:02,84 Minuten auf Rang drei. Der Sieg ging an Anna Wielgosz (Polen; 2:02,11 sec) vor Assia Raziki (Marokko; 2:02,44 min). Im Rennen der Männerkonkurrenz gewann Edmond du Plessis (1:46,71 min) aus Südafrika.
Stabhochspringer hadern mit den Bedingungen
Nachdem Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) binnen fünf Tagen zwei Rennen über seine Spezialstrecke 3.000 Meter Hindernis gelaufen war und aus Gründen der Belastungssteuerung in Dessau nicht am Start war, holt sich über 1.500 Meter der Ire Cathal Doyle (3:38,09 min) den Sieg. Bester Deutscher war Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald; 3:42,61 min) auf Rang neun.
Für den Dessau-Sieger von 2022 im Stabhochsprung Oleg Zernikel (ASV Landau) passte am Freitag nicht viel zusammen. Nach übersprungener Einstiegshöhe von 5,45 Meter im zweiten Versuch stimmte der Anlauf bei keinem der weiteren Sprünge mehr und die Höhenjagd war vorbei. Und auch für die Konkurrenz blieben die ganz großen Höhen dieses Mal überwiegend aus.
Einzig Ersu Sasma aus der Türkei wusste zu überzeugen und holte sich mit 5,82 Metern – Olympianorm – nach Rehlingen seinen zweiten Sieg binnen einer Woche. Auf Platz zwei und drei folgten die US-Amerikaner Zachery Bradford (5,72 m) und Jacob Wooten (5,65 m).
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