Vier Teams vertreten die deutsche Leichtathletik am kommenden Wochenende in den Aktiven- und U23-Klassen im Werfer-Europacup in Leiria (Portugal). Während es in den Einzel-Wettbewerben für die Athletinnen und Athleten um einen Fingerzeig in Richtung EM und Olympia geht, kämpfen die Mannschaften um die Podestplätze.
Kugelstoßen. Hammerwurf. Diskuswurf. Speerwurf. Vier Teams in den Wettbewerben der Frauen, Männer, weiblichen U23 und männlichen U23. Und 22 nominierte DLV-Athletinnen und -Athleten, von denen jeweils die Besten einer Disziplin in die Mannschaftswertung kommen, für die Weiten in Punkte umgerechnet werden: So die Ausgangslage des deutschen Teams vor dem Werfer-Europacup, der am kommenden Wochenende (9./10. März) wie schon in den vergangenen zwei Jahren in Leiria (Portugal) stattfindet.
Schon vor dem ersten Wurf und Stoß gilt es jedoch für die DLV-Auswahl, die erste Herausforderung zu meistern: Aufgrund des Streiks von Bahn und Flughafen-Personal mussten kurzfristig zahlreiche Flüge umgebucht und die Abflüge an Flughäfen in zum Beispiel der Schweiz, Luxemburg und Tschechien verlegt werden. Wer dann vor Ort für große Weiten auf den portugiesischen Frühling setzt, der könnte enttäuscht werden: Wie schon in den vergangenen Jahren erwarten die Werferinnen und Werfer in der 50.000 Einwohner zählenden Stadt nahe der Westküste Portugals Temperaturen kaum über 10 Grad und Dauerregen.
"Weit vorne landen"
"Bisher hatten wir kein Glück mit den Voraussetzungen", sagt der Leitende Bundestrainer Sven Lang, "aber wir haben in den vergangenen Jahren trotzdem gute Leistungen gesehen!" So zum Beispiel bei der Ausgabe 2023 mit zwei deutschen Teamsiegen, im Wettbewerb der Frauen und der männlichen U23. "Wir sind gut besetzt und ich hoffe, dass wir in der Teamwertung wieder weit vorne landen können", blickt Sven Lang voraus.
Dieses Mal schätzt er besonders die Auswahl der Männer als aussichtsreich ein. Diese stellt im Speerwurf mit einem Feld von insgesamt 15 Werfern, die schon die 80-Meter-Marke überboten haben, mit dem Deutschen Rekordhalter Johannes Vetter (LG Offenburg) und Aufsteiger Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) die beiden einzigen 90-Meter-Werfer auf der Meldeliste. Im Hammerwurf sind der Olympia-Vierte Mykhailo Kokhan (Ukraine) und der WM-Dritte Bence Halász (Ungarn) favorisiert, die drittbeste Weite der Konkurrenz in diesem Jahr bringt U23-Vize-Europameister Merlin Hummel (UAC Kulmbach) mit.
Im Kugelstoßen feiert der zweimalige Deutsche Meister Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein) im Alter von 30 Jahren seine Premiere im Nationaltrikot, und das in einem Feld mit den drei 22-Meter-Stoßern Bob Bertemes (Luxemburg), Leonardo Fabbri und Zane Weir (beide Italien) – Fabbri konnte jüngst Bronze bei der Hallen-WM gewinnen. Stammgast in der Nationalmannschaft ist dagegen der Olympia-Zweite von Rio Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01), der ebenso wie der Deutsche Meister im Winterwurf Clemens Prüfer (SC Potsdam) um den Sieg mitwirft. Erfolgreichster Konkurrent im Feld: der Olympia-Zweite von Tokio und 70-Meter-Werfer Simon Pettersson (Schweden).
Julia Ritter: Leiria statt Glasgow
Das deutsche Frauen-Team führt die WM-Siebte von Budapest (Ungarn) Shanice Craft (SV Halle) an. Für die Diskuswerferin geht es in Leiria auch um die Titelverteidigung im Einzel. Die Zeichen stehen nach ihren 63,47 Metern der Winterwurf-DM nicht schlecht, weiter kam in diesem Jahr noch keine ihrer Konkurrentinnen. Und auch Kugelstoßerin Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) hat sich bei der Hallen-DM in Leipzig mit Hallen-Bestleistung von 18,41 Metern schon in starker Form präsentiert. Als DM-Dritte reichte das knapp nicht für den Start bei der Hallen-WM, nun hat sie sich für Leiria einiges vorgenommen: „Ich bin sehr gut drauf und als Zweite gemeldet. Mein Ziel ist es, die Silbermedaille zu gewinnen“, sagte sie gegenüber dem Hellweger Anzeiger. Auf dem Papier deutlich in Front: 20-Meter-Stoßerin Jessica Schilder (Niederlande).
Die ehemalige Speerwurf-Europameisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) kämpft nach zwei schwierigen Jahren um den Anschluss zur Weltspitze, der Werfer-Europacup könnte für sie ebenso ein Sprungbrett sein wie für die junge Frankfurterin Jana Marie Lowka, die an der Schwelle zu den 60 Metern steht. Im Feld von Leiria hat allein die Ungarin Réka Szilági (60,26 m) diese Marke in diesem Jahr schon überboten, achten muss man aber sicher besonders auf Europameisteirin Elína Tzénggo (Griechenland) oder die Olympia-Zweite Maria Andrejczyk (Polen). Im Hammerwurf kämpft Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) um Punkte für das deutsche Team und Würfe in Richtung 70-Meter-Marke, die ihr auch den Weg zur EM nach Rom (Italien) ebnen könnten.
U23-Werfer stark besetzt
Für die Titelverteidigung in der männlichen U23 kann der Deutsche Leichtathletik-Verband zwei Talente in den Wettbewerb schicken, die schon 2023 für Furore gesorgt haben: Steven Richter (LV 90 Erzgebirge), 20 Jahre jung, schaffte im Vorjahr den Sprung ins deutsche WM-Aufgebot für Budapest und bringt im Diskuswurf sowohl den besten Hausrekord als auch die stärkste Saison-Bestleistung mit. Lukas Schober (SG Freital Weißig 1861) wurde in der U20 Vize-Europameister im Kugelstoßen und ist mit der neuen 7,26 Kilo Kugel der Männer in Leiria einer von nur zwei Athleten, der schon die 19-Meter-Marke überbieten konnten.
Mit ihrer neuen Bestleistung von 57,25 Metern bei der Winterwurf-DM in Halle/Saale hat sich in der weiblichen U23 Speerwerferin Alyssa John (SC Magdeburg) in eine aussrichtsreiche Position gebracht: Weiter kam bisher keine ihrer Konkurrentinnen von Leiria. Auch Diskuswerferin Lea Bork (LV 90 Erzgebirge; 54,38 m) bringt eine neue Bestleistung und Chancen aufs Podium mit. Im Kugelstoßen mit zwei 17-Meter-Athletinnen ist Milaine Ammon (SV Halle); 16,61 m) die erste Verfolgerin.
Die Wettbewerbe in Leiria beginnen am Samstag um 11:00 Uhr und am Sonntag um 10:30 Uhr deutscher Zeit. European Athletics überträgt die Wettbewerbe auf YouTube im Livestream und bietet auch Live-Ergebnisse vom Werfer-Europacup an.