Vier Jahre nach der letzten Masters-Hallen-DM in Erfurt hat am zurückliegenden Wochenende der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen in der Helmut-Körnig-Halle zu den nationalen Titelkämpfen geladen. Bei bester Stimmung gab es drei neue Weltrekorde und mehrere deutsche Bestmarken zu bejubeln.
Nach drei Jahren, in denen kein Ausrichter gefunden werden konnte, fanden am zurückliegenden Wochenende in Dortmund die Deutschen Hallenmeisterschaften der Altersklasse 35 plus statt. Für den westfälischen Leichtathletikverband, der eine Woche zuvor bereits den Leichtathletik-Nachwuchs zur Jugend-Hallen-DM empfangen hatte, war das eine neue Herausforderung, denn diese Titelkämpfe mit mehr als 160 Entscheidungen, etwa 780 Teilnehmenden und rund 1.200 Starts erfordern viel mehr Organisation als andere Indoor-Veranstaltungen und die Westfalen hatten sich bisher noch nicht an so etwas gewagt.
Die Premiere verlief dann noch viel besser als erwartet: „Wir sind für unsere Meisterschafts-Ausrichtungen einiges Lob gewöhnt, aber so viel strahlende Teilnehmer-Gesichter und spontane Glückwünsche waren neu“, stellte der westfälische Landesvorsitzende und DLV-Vizepräsident Peter Westermann erfreut fest. Den Leichtathleten war anzumerken, wie sehr sie sich darüber freuten, dass nach vier Jahren endlich wieder Titelkämpfe unter dem Hallendach ausgetragen wurden. Der Einsatz umfangreicher Technik mit vielen Videowänden, elektronischer Weitenmessung und Digitalisierung wurde als besondere Wertschätzung der Masters-Leichtathletik angesehen wie auch die erkennbare Kompetenz und Freundlichkeit der örtlichen Kampfrichterinnen und Kampfrichter.
M70-Stabhochspringer Wolfgang Ritte, der nur hauchdünn an einer Verbesserung seines eigenen Hallen-Weltrekords (3,56 m) scheiterte: „Ich fahre jedes Jahr gerne als Gast-Teilnehmer zu den Landesmeisterschaften hierher.“ Neu – und etwas gewöhnungsbedürftig – war für viele Auswärtige die in Westfalen übliche Musikuntermalung mit DJ, diese mal der Altersgruppe angemessen mit 80er-Jahre-Sound und Stimmungshits.
Drei neue Masters-Hallenweltrekorde
Knapp drei Wochen vor den kommenden Masters-Hallen-Europameisterschaften im polnischen Torun zeigten sich die besten deutschen Masters-Leichtathleten bereits in Topform: Drei neue Hallen-Weltrekorde des internationalen Seniorenverbands WMA (World Masters Athletics) konnten zum Abschluss protokolliert werden wie auch insgesamt elf neue deutsche Senioren-Hallen-Bestleistungen.
Die meisten neuen Höchstleistungen wurden in den Sprungwettbewerben registriert, so auch die drei Weltrekorde: Zunächst steigerte Dr. Eberhard Linke (LG Kindelsberg Kreuztal) seine vor vier Wochen auf der selben Anlage erreichte Bestleistung der M80 im Weitsprung um neun Zentimeter auf 4,39m. Im gleichen Wettkampf gelang Dr. Karl Schmid (SpVgg Weiden) ein Satz auf 3,63 Meter in der Klasse M85.
Höhepunkt zum Ende der Meisterschaft war am Sonntagnachmittag dann der Hochsprung der Klasse M60, in dem Rüdiger Weber (TuS Eintracht Wiesbaden) unter großem Jubel seinen eigenen Hallen-Weltrekord gleich mehrfach auf nun 1,81 Meter verbesserte.
Andy Dittmar und Frauke Viebahn stark, aber ohne Rekord
Wegen unterschiedlicher nationaler und internationaler Regeln stellten zwei weitere deutsche Masters-Asse zwar neue DLV-Höchstleistungen auf, die aber nicht zur Anerkennung als Weltrekorde eingereicht werden dürfen: Im DLV wechselt man immer zum 1. Januar in eine neue Altersklasse, international aber erst am tatsächlichen Geburtstag.
Kugelstoß-Evergreen Andy Dittmar (Basketball in Gotha) zählt seit Jahresbeginn in Deutschland zur Klasse M50 und erreichte mit der dort vorgegebenen Sechs-Kilo-Kugel in Dortmund fantastische 18,52 Meter. Weil er aber erst im Sommer seinen 50. Geburtstag feiert, ist er international noch in der M45 – und der neue Hallen-Weltrekord muss bis nächsten Winter warten. Ähnlich ist es mit Frauke Viebahn (DJK BW Witten) im Hochsprung. Sie stellte mit übersprungenen 1,41 Meter eine DLV-Höchstleistung im Hochsprung der W65 auf, die aber kein neuer Weltrekord ist, weil sie erst später 65 wird.
Bald Cross-EM in Westfalen?
Die weiteren neuen deutschen Hallen-Bestleistungen sind auch auf sehr hohem internationalen Niveau: In der Klasse W60 kam Jana Müller-Schmidt (SG Osterholzer LA) mit der Drei-Kilo-Kugel auf 12,64 Meter. Der Stabhochsprung der W65 endete erst mit überquerten 2,60 Meter von Petra Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg). Der Hochsprung war mit insgesamt vier Rekorden besonders erfolgreich: Neben Frauke Viebahn (W65) und Rüdiger Weber (M60) verbesserten auch Manfred Ziegler (TB Weiden) mit 1,65 Meter in der M65 und Hans-Theo Nieder (LG Bitburg-Prüm) mit 1,45 Meter in der M75 die nationalen Höchstmarken.
Die beiden neuen Bestmarken in den Laufwettbewerben gab es in der Klasse M55 durch Miguel Molero-Eichwein (Spiridon Schleswig) über 1500 Meter in 4:23,06 Minuten und Gene Allen (TV Dietenhofen) mit 8,72 Sekunden über 60 Meter Hürden.
Die Hoffnungen der Masters-Athleten auf zukünftig weitere DLV-Meisterschaften in Westfalen scheinen sich aber nicht zu erfüllen. „Wir haben die Ausrichtung der Leichtathletik-Wettbewerbe der Studenten-Weltspiele (Universiade) 2025 in Wattenscheid vor uns und haben eine Bewerbung um die Ausrichtung von Cross-Europameisterschaften so gut wie fertig. Da sind unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen schon sehr stark gefordert,“ sagt Bernhard Bußmann, der Vorsitzende des Leichtathletik-Ausschusses des FLV Westfalen.
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