| Dubai-Marathon

Melat Kejeta und Samuel Fitwi schlagen mit Top-Zeiten die "Road to Paris" ein

© Giancarlo Colombo
Die Marathonis Melat Kejeta und Samuel Fitwi Sibhatu haben am Sonntag beim Dubai-Marathon die Olympia-Normen deutlich unterboten. Beide liefen auf Platz zwei der ewigen deutschen Bestenliste. An der Spitze gab's einen "Debüt-Weltrekord".
Jörg Wenig

Für zwei war es wie ein „Märchen aus Tausendundeiner Nacht“: Samuel Fitwi Sibhatu (Silvesterlauf Trier) und Melat Kejeta (Laufteam Kassel) haben sich mit starken Rennen beim Dubai-Marathon ihre Startplätze für die olympischen Marathonläufe in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August) gesichert, während Miriam Dattke dagegen nicht ins Ziel kam. Fitwi pulverisierte seinen persönlichen Rekord mit 2:06:27 Stunden. Der 28-Jährige lief damit in dem Top-Feld auf einen sehr guten fünften Platz.

Rund drei Wochen vor der ersten, für die deutschen Läufer schon entscheidenden Nominierungsfrist und lediglich fünf Wochen, nachdem sie beim Valencia-Marathon ausgestiegen war, meldete sich Melat Kejeta bei ihrem „Last-Minute“-Qualifikationsversuch eindrucksvoll zurück. Die 31-jährige Athletin des Laufteams Kassel rannte mit einer persönlichen Bestzeit von 2:21:47 Stunden auf Platz vier. Fitwi und Kejeta schoben sich in Dubai in der Alltime-Liste der schnellsten deutschen Marathonläufer jeweils auf Platz zwei nach vorne.

Debüt-Weltrekord für Tigist Ketema

Die Rennen um den Sieg machten währenddessen die Äthiopier in Dubai einmal mehr unter sich aus. Der erst 19-jährige äthiopische Debütant Addisu Gobena gewann bei sehr guten Wetterbedingungen mit Temperaturen um 17 Grad Celsius in 2:05:01 Stunden vor seinen Landsleuten Lemi Dumecha (2:05:20 h), Dejene Megersa (2:05:42 h), einem weiteren Debütanten, und Abdi Fufa (2:06:23 h).

Für den spitzensportlichen Höhepunkt des Dubai-Marathons, bei dem inklusive Rahmenwettbewerben rund 20.000 Läufer starteten, sorgte die äthiopische Siegerin: Tigist Ketema lief in ihrem ersten Marathonrennen mit 2:16:07 Stunden auf Platz acht der ewigen Weltbestenliste und stellte einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord auf. Diese Marke hielt zuvor ihre Landsfrau Letesenbet Gidey, die 2022 in Valencia (Spanien) 2:16:49 Stunden erreicht hatte. Ketema verbesserte zudem den Streckenrekord um rund eine Minute. Auch ihre Landsfrauen Ruti Aga (2:18:09 h) und Vorjahressiegerin Dera Dida (2:19:29 h) blieben unter der 2:20-Stunden-Marke.

Zwei Debütanten-Siege

Unter den internationalen Top-Marathonrennen hat Dubai sicherlich die weltweit flachste Strecke. Die Höhenunterschiede auf dem Kurs betragen maximal drei Meter. Nur vier Wenden, drei Bögen und eine Kurve sind auf den 42,195 Kilometern, die zu großen Teilen auf der Jumeira Beach Road verlaufen, zu manövrieren. Immer wieder triumphierten in der Vergangenheit Debütanten beim Dubai-Marathon. Dieses Mal waren es mit Addisu Gobena und Tigist Ketema gleich zwei.

Nach einer schnellen ersten Hälfte mit 61:53 Minuten begann die 13-köpfige Spitzengruppe nach und nach zu bröckeln. Bei Kilometer 30 liefen noch drei Äthiopier hinter dem kenianischen Tempomacher Sina Kiptoo. Fünf Kilometer vor dem Ziel setzten sich Addisu Gobena und Lemi Dumecha ab. Dieses Duell entschied dann Addisu Gobena, der sich bis vor ein paar Jahren noch als Speerwerfer versucht hatte und dabei aber nur Weiten von rund 50 Metern erreichte, knapp zwei Kilometer vor dem Ziel für sich. „Ich glaube, es war die richtige Entscheidung, zum Laufen zu wechseln“, sagte Addisu Gobena, dessen Tante ihn überzeugte, es mit dem Marathon zu versuchen. Es handelt sich dabei um Ruti Aga!

Im Rennen der Frauen hatten vier Äthiopierinnen die Halbmarathon-Marke nach 68:07 Minuten passiert. Zwischen Kilometer 23 und 24 entwickelte sich dann ein Zweikampf zwischen Tigist Ketema und Ruti Aga. Die Debütantin löste sich zehn Kilometer vor dem Ziel von ihrer letzten verbliebenen Konkurrentin. „Ich hatte ein bisschen Angst vor der Marathondistanz – aber jetzt frage ich mich, warum“, sagte Tigist Ketema, die von der Mittelstrecke zum Marathon wechselte und in Addis Abeba von Coach Gemedu Dedefo betreut wird. Zu ihrer hochkarätigen Trainingsgruppe zählt unter anderen Marathon-Weltrekordlerin Tigst Assefa.

Samuel Fitwi: Bestes Rennen seiner Karriere

Dass Samuel Fitwi lange Zeit in der Spitzengruppe lief, war nicht geplant. „Das Problem war, dass ich einem Pacemaker folgte, der eigentlich die zweite Gruppe führen sollte. Doch er hat sich dann der Spitzengruppe angeschlossen. Das war eigentlich ein bisschen zu schnell, aber ich habe es riskiert“, sagte Samuel Fitwi, der sich im September in Berlin auf 2:08:28 Stunden verbessert hatte, aber dabei die Olympia-Norm unglücklich um nur 18 Sekunden verpasst hatte.

Bis kurz vor Kilometer 30 konnte Samuel Fitwi das Tempo halten, das zu diesem Zeitpunkt noch auf eine Zielzeit von 2:04 Stunden hinauslief und somit schneller war als jenes von Amanal Petros (SCC Berlin) bei seinem deutschen Rekord (2:04:58 h). Dann fiel der aus Eritrea stammende Läufer etwas zurück und verlor besonders auf den letzten sieben Kilometern noch deutlich an Zeit. Doch er hatte genügend Puffer. „Ich freue mich riesig, dass ich die Olympia-Qualifikation hier in Dubai geschafft habe – die Strecke ist einfach super flach“, sagte Samuel Fitwi, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten das beste Rennen seiner Karriere lief.

Melat Kejeta: Marathon-Training statt Urlaub in Dubai

Noch vor ein paar Wochen schien der Olympia-Traum von Melat Kejeta geplatzt zu sein. Beim Valencia-Marathon war sie ausgestiegen, nachdem sie das 2:15-Stunden-Tempo der Spitzengruppe mitgelaufen war. Sollten die Spiele in Paris tatsächlich ohne die international aussichtsreichste deutsche Marathonläuferin stattfinden? Die Olympia-Sechste von 2021 hatte eigentlich einen Urlaub geplant. Das Reiseziel lautete ausgerechnet: Dubai! Darauf angesprochen, dass es dort ja einen schnellen Marathon gibt, konnte sie sich einen Tag nach dem Valencia-Rennen nicht vorstellen, noch einmal an den Start zu gehen.

„Aber ich habe es mir dann anders überlegt und wollte noch eine letzte Chance auf einer schnellen Strecke wahrnehmen. Ich habe den Urlaub verschoben und hole ihn jetzt in Dubai nach“, sagte Melat Kejeta nach ihrem Dubai-Rennen, bei dem sie sich dieses Mal in der zweiten Gruppe einsortiert hatte. Nach einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 70:40 Minuten konnte sie ihr Tempo in der zweiten Hälfte fast halten und lief noch auf Rang vier nach vorne.

„Ich hatte nicht mit so einer Zeit gerechnet, da die Vorbereitungszeit knapp war und ich zwischendurch auch noch krank war. Umso glücklicher bin ich, dass ich jetzt die Olympia-Qualifikation doch noch geschafft habe“, sagte Melat Kejeta. „Die Strecke hier ist wirklich sehr schnell und wer weiß, vielleicht komme ich noch mal hierher, um noch schneller zu laufen.“ In Dubai verbesserte Melat Kejeta ihre persönliche Bestzeit von 2:23:57 Stunden, die noch von ihrem Berliner Debüt 2019 stammte, deutlich.

Rang zwei der ewigen deutschen Bestenliste

Im Rennen um die Olympia-Tickets ist sie mit 2:21:47 Stunden nicht zu verdrängen und entriss Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 2:23:47 h) den zweiten Rang in der ewigen deutschen Bestenliste hinter Rekordlerin Irina Mikitenko (2:19:19 h), den diese seit dem Berlin-Marathon innegehabt hatte. Drittschnellste der Normerfüllerinnen ist zurzeit Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel; 2:24:32 h), während Fabienne Königstein (MTG Mannheim; 2:25:48 h) nun herausgefallen ist. Final entschieden wird das Rennen bei den Frauen aber erst Ende Januar.

Obwohl Miriam Dattke mit Hilfe von Tempomacher Simon Stützel mit einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:12:31 Stunden durchaus noch gut im Rennen schien im Kampf um ein Olympia-Ticket, täuschte diese Einschätzung. „Es lief von Anfang an schwer. Ich dachte zunächst, ich komme noch irgendwie rein, aber es ging nichts. Die Muskulatur fing dann an zu krampfen und um Kilometer 34, 35 herum hatte ich Probleme mit den Oberschenkeln und den Knien“, sagte Miriam Dattke, nachdem sie das Rennen nach gut 35 km beendete. „Es läuft einfach nicht gut seit einiger Zeit. Vielleicht war es in den letzten Monaten alles zu viel – ich muss mich jetzt erst mal erholen.“

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