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Owen Ansah: Alle Augen auf 2024

© Gladys Chai von der Laage
Owen Ansah zählt im DLV zur aufstrebenden Sprinter-Riege. Die Freiluft-Saison 2023 aber musste der mehrmalige Deutsche Meister verletzungsbedingt abbrechen und somit auf die WM in Budapest verzichten. Seitdem ist es ruhig um den 23-Jährigen geworden. Er verrät, wie es ihm in den vergangenen Monaten ergangen ist und was seine Ziele für 2024 sind.
Anna Fröhlich

Für Sprinter Owen Ansah (Hamburger SV) startete das Jahr 2023 vielversprechend mit einer neuen Bestzeit in der Halle über die 60 Meter und einer sehr guten Entwicklung in den Trainings. „Ich konnte meinen Start verbessern und wollte zeigen, dass ich hart gearbeitet habe“, blickt der 23-Jährige zurück. Die Freiluftsaison musste jedoch nach einem Wettkampf am Rande des Trainingslagers in Clermont (USA) frühzeitig beendet werden. „Ich konnte nichts mehr machen, weil ich solche Schmerzen hatte“, berichtet der Sprinter. Ein Ödem am Schambein wird nach vielen Tests und MRT-Untersuchungen diagnostiziert.

In Abstimmung mit seinem Trainer, dem ehemaligen Weitspringer und heutigen Hürden-Bundestrainer Frauen Sebastian Bayer, fällt die Entscheidung für einen Saison-Abbruch. Es soll kein Risiko im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris (Frankreich) und die EM in Rom (Italien) im kommenden Jahr eingegangen werden, stattdessen heißt es: vollständiger Fokus auf die Genesung. „Im Nachhinein findet man Indizien für die Verletzung, aber es war nicht doll und auch nicht zu schmerzempfindlich, um das Training zu beenden“, antwortet Owen Ansah  auf die Frage, ob sich die Verletzung bereits angedeutet hatte.

Motivation durch starke deutsche Sprinter-Elite

Der Weg zurück zu alter Stärke ist lang und mühsam. Nach einem Ärzte-Marathon und der Bestätigung der Diagnose ist ein Wiedereinstieg in den Trainingsalltag lange nicht denkbar. „Ich habe sechs Monate nicht trainiert und die Verletzung kaum belastet, es war schon eine harte Zeit“, sagt der Sprinter. Die Verletzungspause verbringt er zu einem großen Teil bei seiner Familie in Hamburg, die ihm in dieser Zeit Unterstützung und die notwendige Ablenkung bietet.

Die Wettkämpfe habe er zu dieser Zeit im Fernsehen verfolgt. „Es war hart, aber es gehört dazu“, berichtet er. Dazu zählt auch der neue deutsche Rekord über 200 Meter (20,02 sec) von Joshua Hartmann (ASV Köln) bei der DM in Kassel, den Owen Ansah im Livestream bei einer Autofahrt miterlebt. Von Missgunst ist keine Rede: „Ich habe mich riesig gefreut für ihn. Das spornt an, wir sind eine junge coole Gruppe. Jeder hat das Potenzial schnell zu laufen.“

Mit seinem Athletiktrainer in Heidelberg folgt der langsame Wiedereinstieg. „Zu Beginn habe ich noch bei jeder Bauchübung Schmerzen verspürt – ich musste gucken, wie mein Körper auf die Übungen reagiert“, berichtet der mehrfache Deutsche Meister mit Bestzeiten von 10,08 Sekunden über die 100 Meter und 20,35 Sekunden über die 200 Meter. Neben dem Athletiktraining beginnt Owen Ansah auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband zu trainieren. Seit Ende September trainiert er wieder mit seiner Gruppe rund um Sprinter Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV). Von seinem Physio- und Ärzteteam erhält er die Bestätigung wieder mit voller Belastung ins Training einzusteigen.

Owen Ansah: „Unter 20 Sekunden rennen“

Ab und zu mache sich die Verletzung noch bemerkbar, aber im Vergleich zu April sei es gar nichts, berichtet er. Mit seinem aktuellen Trainings- und Fitnesszustand ist Owen Ansah sehr zufrieden. „Ich bin auf demselben Level wie meine Gruppe“, betont er. Bis Mitte Dezember ist er in Stellenbosch (Südafrika), bevor es kurz vor der Hallensaison noch mit der Nationalmannschaft nach Teneriffa (Spanien) geht. Aus dem Trainingslager heraus ist eine kurze Hallensaison mit zwei bis drei Wettkämpfen geplant. „Ich will die 60 Meter und 200 Meter laufen, muss aber auf mein Trainer- und Ärzteteam vertrauen“, sagt er mit Blick auf seine Wettkampfstarts in der Halle. Der Fokus liegt auf der Freiluftsaison.

Bei seinem einzigen Wettkampf in diesem Jahr war Owen Ansah über 200 Meter und die für ihn unüblichen 400 Meter an den Start gegangen. „Mein Trainer hat mir die Wahl gelassen, ob ich Tempoläufe mache oder den Wettkampf über 200 Meter und 400 Meter“, lacht er, „die 400 Meter sind nichts für mich – das war ein einmaliger Ausflug“. Das Hauptaugenmerk für die kommende Saison liegt auf dem Kurzsprint. Die Ziele für 2024 sind neben einer gesunden und verletzungsfreien Saison klar definiert: „Ich möchte über 100 Meter, 200 Meter und in der Staffel an den Olympischen Spielen und an den Europameisterschaften teilnehmen.“ In seiner Paradedisziplin, den 200 Metern, formuliert er selbstbewusst: „Ich möchte unter 20 Sekunden rennen.“

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