| Berlin-Marathon

Eliud Kipchoge und Amanal Petros mit Rekord-Ambitionen

Berlin ist bereit für den Hauptstadt-Marathon am Sonntag – und ebenso die besten Läufer. Auf Rekordjagd macht sich unter anderem Amanal Petros, der seine eigene Marke deutlich unterbieten möchte. Ein Jahr nach seinem Weltrekord kehrt auch Eliud Kipchoge an seine Erfolgsstätte zurück. Der Kenianer hält eine weitere Verbesserung nicht für ausgeschlossen.
Jörg Wenig

Eliud Kipchoge und Amanal Petros sind bereit für sehr schnelle Rennen. Dabei könnten am Sonntag beim BMW Berlin-Marathon auch Rekorde fallen. Mit Eliud Kipchoge geht der beste Marathonläufer der Geschichte erneut in Berlin an den Start. Der zweimalige Marathon-Olympiasieger aus Kenia, der in Berlin vor einem Jahr seinen eigenen Weltrekord auf 2:01:09 Stunden verbesserte und als einziger Läufer in einem nicht rekord-konformen Rennen unter zwei Stunden lief (1:59:40,2 h), ist am Sonntag quasi gezwungen extrem schnell zu laufen.

Denn aufgrund der enormen Konkurrenz in Kenia hat er nur mit einer außergewöhnlichen Zeit innerhalb des Qualifikationszeitraumes eine Chance auf einen der drei Startplätze bei den Olympischen Spielen in Paris 2024. Dort will er als erster Läufer der Sportgeschichte zum dritten Mal Marathon-Olympiasieger werden. Während Eliud Kipchoge an der Spitze erneut ein Weltrekord-Tempo anschlagen könnte, will Deutschlands Marathon-Star Amanal Petros (SCC Berlin/Marathon Team) für ein Novum in der Geschichte des Rennens sorgen. Denn in den vergangenen 48. Auflagen des Marathons fiel noch nie ein deutscher Männer-Rekord.

„Wir fühlen uns geehrt, dass sich der beste Marathonläufer der Sportgeschichte, Eliud Kipchoge, nun schon zum sechsten Mal für einen Start beim BMW Berlin-Marathon entschieden hat. Das bestätigt unsere hervorragende Position und lässt wieder auf ein außergewöhnliches Ergebnis hoffen“, sagte Race Direktor Mark Milde, der alle fünf Rennen mit Eliud Kipchoge in Berlin organisiert hat. Ein Rekord steht schon vor dem Start fest: 47.912 Läufer aus 156 Nationen meldeten sich für den größten deutschen Marathon an – so viele wie nie zuvor. Das Rennen wird am Sonntag ab 9 Uhr live in Eurosport übertragen.

Weltrekord nicht ausgeschlossen

„Berlin ist für mich wie ein Zuhause. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris habe ich überlegt, welches Rennen für mich die beste Vorbereitung auf die Spiele sein könnte – da ist Berlin die beste Option“, sagte Eliud Kipchoge vor dem Rennen, bei dem er vor einem Jahr lange Zeit ein Tempo gelaufen war, das auf eine sensationelle Zeit von unter 2:00 Stunden hindeutete. „Aber das war 2022, jetzt ist ein anderes Jahr und es ist ein anderes Rennen“, erklärte der 38-Jährige, der mit einem fünften Triumph zum alleinigen Rekord-Sieger in Berlin werden könnte. Zurzeit steht er zusammen mit Äthiopiens Lauf-Legende Haile Gebrselassie mit vier Siegen an der Spitze.

Ein dritter Weltrekord von Eliud Kipchoge in Berlin ist nicht ausgeschlossen, obwohl der Kenianer bei der Pressekonferenz keinerlei konkrete Zeitziele nannte. „Ich bin nervös, aber das zeigt, dass ich bereit bin“, sagte Eliud Kipchoge. „Ich werde versuchen, eine gute Zeit zu laufen.“ Von seinen 20 Marathonrennen ist Eliud Kipchoge nur dreimal nicht als Sieger ins Ziel gelaufen – auch diese Bilanz ist auf diesem Niveau einmalig.

Der Mann, der mit der zweitschnellsten Bestzeit ins Rennen geht, kommt ebenfalls aus Kenia: Amos Kipruto lief seinen persönlichen Rekord von 2:03:13 Stunden im vergangenen Jahr in Tokio (Japan), als er hinter Eliud Kipchoge Platz zwei belegte. „Mein Ziel am Sonntag ist es, eine persönliche Bestzeit zu laufen“, sagte Amos Kipruto, der 2022 beim London-Marathon den bisher größten Sieg seiner Karriere feierte.

Amanal Petros will eigenen Rekord knacken

Ein Dutzend Läufer auf der Startliste weisen Bestzeiten von unter 2:06 Stunden auf. Damit ist das Rennen am Sonntag auch in der Breite der Spitze sehr gut besetzt. „Eigentlich kann man sagen, dass alle Eliteläufer nach Berlin kommen mit dem Ziel, ihre persönliche Bestzeit zu unterbieten“, sagte Mark Milde.

Das gilt auch für Amanal Petros, der erstmals den BMW Berlin-Marathon laufen wird und seinen eigenen deutschen Rekord von 2:06:27 Stunden möglichst deutlich unterbieten möchte. „Ich habe fast vier Monate lang in Kenia in einer Höhe von 2.400 Metern trainiert und habe mich vollkommen auf Berlin konzentriert. Das war sehr herausfordernd“, sagte der 28-Jährige, der bei seinem Sieg in Hannover im Frühjahr bereits eine Zeit von 2:07:02 Stunden erreicht hat, so dass er einen olympischen Startplatz praktisch sicher hat. Dadurch ist Amanal Petros in der Lage, etwas mehr zu riskieren.

„Eine Halbmarathon-Durchgangszeit von ungefähr 62 Minuten ist denkbar, aber wir können das Tempo unterwegs jederzeit anpassen.“ Auch eine sehr gute Platzierung ist für Amanal Petros durchaus möglich. Seit der Jahrtausendwende hat im Berliner Männerrennen nur einmal ein deutscher Läufer eine Top Ten-Platzierung erreicht: Falk Cierpinski belegte 2008 Platz neun.

Jagd auf die Olympia-Norm

Hendrik Pfeiffer (TK Hannover; 2:10:18 h) und Samuel Fitwi Sibhatu (Silvesterlauf Trier; 2:12:14 h) sind nach der krankheitsbedingten Absage von Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) die anderen beiden deutschen Topläufer, die sich Hoffnungen auf einen Olympia-Start machen. Die internationale Norm steht hier bei 2:08:10 Stunden.

Nicht nur der Deutsche, sondern auch der Schweizer Marathon-Rekordler wird in Berlin starten: Tadesse Abraham steigerte sich im vergangenen Jahr in Zürich als 39-Jähriger auf 2:06:38 Stunden. Sollte dem inzwischen 41-Jährigen eine weitere Verbesserung gelingen, könnte er sogar in den Bereich des Masters-Weltrekordes kommen, den Kenenisa Bekele (Äthiopien) 2022 in London mit 2:05:53 Stunden gelaufen war.

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