Es geht um Meistertitel und internationale Startplätze! Die Deutschen Jugend-Meisterschaften in Rostock sind der nationale Saisonhöhepunkt für die deutschen U18- und U20-Talente. Lesen Sie hier, wie sich die Nachwuchs-Athleten am Samstag in Rostocker Leichtathletikstadion geschlagen haben.
Jugend-DM Rostock 2023 live
MÄNNLICHE JUGEND U20
100 Meter
Überraschungssieg nach Startverzögerung
Aufgrund von technischen Problemen hatte sich der Start im Finale über 100 Meter etwas verzögert. Als dann der Startschuss fiel stürmte Leonard Horstmann (LG Brillux Münster) in 10,72 Sekunden als Erster über die Ziellinie und konnte diesen Erfolg im ersten Moment kaum fassen. War er doch als Siebter gemeldet.
„Mir bedeutet der Titel sehr viel, mit dem hatte ich auf keinen Fall gerechnet. Das lag vielleicht auch daran, dass sich der Start etwas verzögerte und ich dann einfach einen kühlen Kopf bewahrt habe. Ich habe einfach nur reingehauen“, sagte Leonard Horstmann. Am Sonntag wird er auch noch im Weitsprung antreten. „Ich bin dort auch nicht so hoch gemeldet, aber wir schauen mal was passiert. Diese Woche sind schon Sachen passiert, mit denen hätte ich selbst nicht gerechnet“, blickte er voraus.
Mit Silber verließ Heiko Gussmann (SCL Heel Baden-Baden) in 10,80 Sekunden die Bahn, Bronze ging an Vincent Herbst (SC Potsdam; 10,85 sec).
400 Meter
Nächster Titel für Louis Quarata
Bei der U23-DM in Göttingen hatte Louis Quarata (VfL Wolfsburg) mit seinem Sieg über 400 Meter überrascht. In Rostock zählte er zu den Favoriten über die Stadionrunde. „Ich war durch die Favoritenrolle sehr aufgeregt und viel nervöser als sonst, aber die Aufregung hat mich motiviert und angestachelt. Ich bin froh, dass es so gut ausgegangen ist und ich diese Favoritenrolle auch umsetzen konnte.“
Der Wolfsburger ging das Rennen wie gewohnt schnell an. „Ich denke, was ich am Anfang nicht gewinne, kann ich hinten auch nicht mehr gewinnen.“ Und hinten raus wurde es richtig eng zwischen Louis Quarata und Florian Kroll (LG Osnabrück). Erst durch die Ansage vom Stadionsprecher erfuhr Louis Quarata von seinem Sieg in 47,65 Sekunden. Daraufhin entlud sich die ganze Anspannung in einem lauten Jubelschrei. Nur zwei Hundertstel dahinter belegte Florian Kroll den zweiten Rang, Elija Ziem (SC Neubrandenburg) wurde in 47,77 Sekunden Dritter.
800 Meter
Malik Skupin-Alfa: "Hintenraus Attacke"
Bei dieser Entscheidung ging es etwas zügiger zur Sache. „Das Rennen verlief genau nach Plan. Zuerst nicht ganz vorne und dann hinten raus Attacke“, beschrieb Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg) seine Renntaktik, die vollends mit einem Sieg in 1:51,37 Minuten aufging. Für ihn ging es aber weniger um die Zeit. Die Norm für die U20-EM hatte er schon im Vorfeld abgehakt. „Ich wollte mich nur gut platzieren–- Hauptsache Erster“, sagte er. Die U20-EM wäre nicht sein erster internationaler Start. „Natürlich ist man davor immer wieder aufgeregt. Das Ziel wäre, dort ins Finale zu kommen und dann mal schauen“, blickte der Offenburger voraus.
Elija Ziem (SC Neubrandenburg) hatte wenige Minuten zuvor noch im Finale über 400 Meter an der Startlinie gestanden, dort hatte er Bronze geholt. Nun startete er noch über die doppelte Distanz, wo er wie auch Malik Skupin-Alfa die U20-EM-Norm schon abgehakt hatte. Auf der Gegengeraden scheinbar schon abgeschlagen, sicherte sich der Neubrandenburger mit einem starken Schlussspurt auf der Zielgeraden in 1:52,47 Minuten die Silbermedaille. Bronze holte Tom Stöber (TV Wetzlar; 1:52,59 min).
1.500 Meter
Jan Dillemuth rollt das Feld von hinten auf
Die Entscheidung über 1.500 Meter fiel auf der Zielgerade. Den besten Schlussspurt hatte dabei Jan Dillemuth (Athletics Team Karben), der seine Arme nach dem Zieldurchlauf hochriss und über seinen Titelgewinn in 3:53,94 Minuten jubelte. „Ich wusste auf den letzten Metern auch nicht, was abgeht. Irgendwann kamen die letzten 200 Meter, da wurde ich überholt und war Vierter. Ich weiß nicht woher, aber irgendwie konnte ich noch Kräfte mobilisieren. Es war auch das erste Rennen, in dem ich das so hinbekommen habe. Ich bin umso glücklicher, dass es jetzt funktioniert hat“, beschrieb der Sieger die spannende Schlussphase.
Die Norm für die U20-EM hatte er im Vorfeld schon erfüllt, so dass er als Deutscher Meister fest mit einem Ticket planen kann. Für ihn werden es die ersten internationalen Meisterschaften in Jerusalem (Israel) werden. Wie eng es auf den letzten Metern zuging, zeigten die weiteren Platzierungen: Tim Kalies (Braunschweiger Laufclub) wurde in 3:54,20 Minuten Zweiter, nur zwei Hundertstelsekunden dahinter Tobias Tent (LG Stadtwerke München; 3:54,22 min).
3.000 Meter
Vollgas
Es war ein recht flottes Rennen über 3.000 Meter: So blieben gleich vier Läufer unter dem geforderten Richtwert von 8:23,00 Minuten für die U20-EM. Schnellster über die siebeneinhalb Runden war auch der Jahresschnellste: Benne Christian Anderson (TSV St. Peter-Ording), der sich souverän in 8:15,15 Minuten durchsetzte. Dahinter lieferte Silas Zahlten (LG Brillux Münster) nach seinem Triumph am Vortag über 2.000 Meter Hindernis eine überzeugende Leistung in 8:17,87 Minuten ab. Dritter wurde Eliah Rieck (LAZ Rhein-Sieg) in 8:21,67 Minuten. Und auch Jakob Dieterich (Laufteam Kassel) beeindruckte als noch jüngerer U20-Jahrgang mit einem neuen Hausrekord von 8:22,58 Minuten.
Hochsprung
Julien Pohl trotz Titel nicht zufrieden
Betrübte Gesichter beim Hochsprung: So richtig Freude wollte in dieser Konkurrenz nicht aufkommen. Der Titel ging mit einer übersprungenen Höhe von 2,03 Meter an Julien Pohl (SC Potsdam). „Eigentlich wollte ich mindestens 2,10 Meter springen. Die Bedingungen waren auch nicht die besten“, bilanzierte er. Nach seinem Titelgewinn ließ er 2,10 Meter auflegen. Das ist die Norm für die U20-EM, die er schon im Vorfeld übersprungen hatte. Der beste Versuch sollte der dritte gewesen sein, auch wenn die Latte dabei knapp fiel. „Ich wollte es mir heute nochmal beweisen. Mein letzter Wettkampf war auch nur 2,04 Meter.“ Silber ging mit 1,99 Meter an Finn Friedrich (WSSV Suhl 1990), der bis dahin fehlerfrei blieb. Maximilian Grün (ASC Darmstadt) mit ebenfalls übersprungenen 1,99 Metern holte die Bronzemedaille.
Dreisprung
Steven Freund eine Klasse für sich
Im Dreisprung übertraf nur ein Springer die 15-Meter-Marke – das aber gleich drei Mal: Steven Freund (LAC Erdgas Chemnitz) hätte mit all seinen gültigen Versuchen den Meistertitel geholt. In der sechsten und letzten Runde packte er noch einige Zentimeter auf seine Auftaktweite von 15,31 Metern drauf und gewann die Konkurrenz mit 15,38 Meter. Nach seinem Titelgewinn bei der U23-DM in Göttingen folgte nun der nächste Meistertitel in seiner eigentlichen Altersklasse. Den Chemnitzer Doppelerfolg machte Franjo Franke mit 14,95 Metern perfekt. Bronze sicherte sich Denyo Schluckwerder (LAC Berlin) mit seinem letzten Versuch auf 14,84 Meter.
Hammerwurf
Tim Steinfurth wird Favoritenrolle gerecht
Bisher hatte noch kein Hammerwerfer die Norm für die U20-EM übertroffen. Gefordert sind 70,00 Meter. Am nächsten kam Tim Steinfurth (LG Eppstein-Kelkheim) bisher mit 68,67 Metern an diese Marke heran. Rostock bot nun die letzte Möglichkeit, um noch auf den EM-Zug aufzuspringen. Aber die 70,00 Meter waren dann doch zu weit für den Jahresbesten, dem im sechsten Durchgang der weiteste Wurf auf 67,87 Meter gelang. Mehr als sieben Meter trennten ihn dabei vom Zweitplatzierten: Ronny Müller (Neuköllner SF) holte mit 60,63 Metern die Silbermedaille, Bronze ging an Benedikt Schweizer (TSV Bayer 04 Leverkusen; 59,42 m).
MÄNNLICHE U18
100 Meter
Freudentränen bei Felix Schulze
Bei Felix Schulze (Hamburger SV) flossen im Ziel die Tränen. Aber nicht aus Enttäuschung, sondern aus Freude. Soeben hatte er das Finale über 100 Meter gewonnen. Und das mit einer für ihn sensationellen Zeit von 10,64 Sekunden. „Ich habe nicht erwartet, dass das Rennen dann doch so schnell wird. Ich habe schon damit gerechnet, dass ich um den Titel mitrennen kann. Ich habe für diesen Erfolg viel trainiert und bin einfach nur sehr dankbar, dass ich hier laufen konnte“, zeigte sich Felix Schulze sehr emotional. Dahinter platzierten sich Louis Schuster (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig; 10,80 sec) und Lukas Kasusch (LG Kindelsberg Kreuztal; 10,82 sec) auf den weiteren Medaillenrängen.
400 Meter
Fabian Straberg Bester im Kampf gegen den Wind
„Habe ich gewonnen?“, fragte Fabian Straberg (Recklinghäuser SC) ungläubig einen seiner Konkurrenten nach seinem Zieleinlauf über 400 Meter. „Ich bin auf den letzten Metern durch den Gegenwind so eingebrochen. Es ging gar nichts mehr. Deswegen war ich mir sehr unsicher, ob irgendwer noch auf der Innenbahn an mir vorbei ist“, erklärte er im Ziel.
Dieser Meistertitel war für ihn hartes Stück Arbeit. „Wir haben wirklich neun Monate alles gegeben. Nach einer nicht so tollen Hallensaison haben wir nicht aufgegeben, sondern weiter gearbeitet, und im Endeffekt war ich jetzt mit meiner Form zum richtigen Zeitpunkt da“, freute er sich über seinen Titel, den er in 49,12 Sekunden errang. Zweiter wurde Gero Andres Fischer (MTG Mannheim; 49,39 sec), Maximilian Hehlert (LG Olympia Dortmund; 49,45 sec) kam auf Rang drei.
800 Meter
Taktik von Jonathan Toppel geht auf
Mit einer klaren Mission ging Jonathan Toppel (SC Magdeburg) in das Finale über 800 Meter. „Ich wollte den deutschen Meistertitel.“ Kein Läufer wollte in Führung gehen, sodass das Feld auf der ersten Runde noch sehr dicht beieinander lag.
„Es war mir klar, das es kein schnelles Rennen wird. Ich wollte ein taktisches Rennen machen. Als ich gemerkt habe, dass sie mich vorlaufen lassen habe, habe ich komplett rausgenommen, damit ich am Ende komplett durchziehen kann. Dann hat Nico [Hörnke] die Lücke aufgemacht, auf die ich gewartet habe, ich bin innen vorbei und habe alles gegeben“, beschrieb der Magdeburger den Verlauf seines Rennens, das er in 2:00,01 Minuten für sich entschied. Auf der Innenbahn schob sich Gustav Lewandowski (SV Brackwede) fast noch am Sieger vorbei, er wurde in 2:00,14 Minuten Zweiter. Dahinter platzierte sich Jan Emanuel Merheim (TuS Köln; 2:00,44 min).
1.500 Meter
Tristan Kaufhold wird Favoritenrolle gerecht
Eine mutige Renneinteilung hatte Yannick Graf (TSV Gomaringen) über 1.500 Meter gewählt. Er gab vom Start den Takt vor und marschierte vornweg. Und das bis zur letzten Runde, wo sich eingangs der Gegengerade Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach) an den Führenden heranarbeitete und schlussendlich seiner Favoritenrolle in 3:55,72 Minuten gerecht wurde.
„Vorne wurde das Tempo schnell angelaufen und ich hatte anfangs ein bisschen Probleme zu folgen. Yannick war doch einige Meter voraus. Die Lücke dann zuzulaufen hat schon Kräfte gekostet, aber von 300 bis 100 Meter vor Schluss habe ich mich an ihn herangearbeitet und die Kraft für die letzten 100 Meter gespart“, berichtete Tristan Kaufhold.
Dass sich hinter ihm Yannick Graf in 3:56,12 Minuten mit Silber belohnte, freute ihn ebenso: „Ich freue mich für Yannick, der ausschlaggebend war, dass das Rennen so schnell war und einige sogar zur persönlichen Bestleistung geführt hat.“ Auf den Bronzerang lief Jonas Storch (LG Passau; 3:56,21 min).
3.000 Meter
Elias Matthäus rennt nach Verletzungspause zu Gold
21 Läufer starteten über 3.000 Meter: Bis zur letzten Runde war das Feld noch gut beisammen, ehe Elias Kolar (TSG 08 Roth), Alexander Kaempf (LG Stadtwerke München) sowie Elias Matthäus (Braunschweiger Laufclub) das Tempo verschärften und den Meistertitel unter sich ausmachten. Den besten Schlussspurt hatte dabei Elias Matthäus, der in 8:47,89 Minuten als Erster über die Ziellinie rannte.
„Ich war mir ziemlich sicher, dass die Konkurrenz sehr stark ist. Ich hatte im Vorfeld zwei Leute mit Elias Kolar und Lenny Riebe im Kopf, aber ich hatte dann Glück, dass Lenny nicht mehr gekommen ist. Das war erst mein zweiter Wettkampf in diesem Jahr, ich war lange verletzt gewesen. Meine Hüfte ist von Natur aus ein bisschen schief. Ich konnte nicht mehr laufen, weil das ein bisschen den Rücken hochgezogen hat. Jetzt geht es wieder bergauf und nächstes Jahr wird dann wieder angegriffen. Das hilft solch ein Meistertitel enorm“, sagte Elias Matthäus. Zweiter wurde Elias Kolar (8:48,72 min) vor Alexander Kaempf (8:48,97 min).
Hochsprung
Keon Schmidt-Gothan reichen 1,97 Meter
Die Zwei-Meter-Marke im Hochsprung der männlichen U18 blieb in Rostock unerreicht, wenngleich sich Keon Schmidt-Gothan (LG Stadtwerke München) und Jason Lee Hoppe (LC Hansa Suhr) je dreimal an dieser Höhe probierten. Letzterer hatte die Marke als Jahresbester schon übersprungen. Jeweils drei Versuche reichten beiden am Samstag jedoch nicht, um die Zwei vor dem Komma zu sehen. So wurde der Meistertitel mit einer Höhe von 1,97 Meter vergeben.
Die wenigsten Fehlversuche verbuchte der Münchner für sich, der seinen Hausrekord auf 1,97 Meter steigerte. Zuvor hatte er ein bisschen gepokert: Nachdem er 1,94 Meter im ersten Versuch nicht übersprungen hatte, ließ er aus und probierte sich erfolgreich an der neuen Bestleistung. Auch Jason Lee Hoppe übersprang die 1,97 Meter und wurde Zweiter, Rang drei belegte Theo Hellwig (Schweriner SC; 1,94 m).
Dreisprung
Nur Benedikt Maurer knackt die 14-Meter-Marke
Zwei gültige Versuche gingen für Dreispringer Benedikt Maurer (SV Germering) schließlich ins Ergebnisprotokoll ein. Es waren die ersten beiden Durchgänge, von denen der zweite die Siegerweite von 14,41 Meter brachte. Es sollte an diesem Tag der einzige 14-Meter-Sprung der Konkurrenz bleiben.
In der fünften Runde steigerte sich Luca Brill (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf 13,94 Meter und kam der 14-Meter-Marke recht nah. Er belegte Rang zwei. Die Vergabe der Bronzemedaille entschied sich erst in der sechsten und letzten Runde, als Leon Michelmann (TSV Asendorf) sich mit einem Satz auf 13,85 Meter auf den dritten Rang vorschob.
Hammerwurf
Max Baier ungefährdet
Die 70-Meter-Marke hatte Hammerwerfer Max Baier (TV Fränkisch-Crumbach) in dieser Saison schon übertroffen. Bei eher ungünstigen Bedingungen – nasskaltem Wetter und Regen – warf er auch am Samstag mit seiner Tagesbestweite von 69,27 Metern nah an diese Marke heran und durfte sich nach sechs Versuchen Deutscher Jugendmeister nennen. Sein Titelgewinn war ungefährdet, selbst die anderen beiden gültigen Versuche auf 65,72 und 67,16 Meter hätten für ihn zum Sieg gereicht. Mit einer Steigerung auf 64,11 Meter in der sechsten und letzten Runde schob sich André Rommel (SC Berlin) noch auf den Silberrang und verwies Luis Koch (MTG Mannheim) mit 63,83 Meter auf den dritten Platz.
Jugend-DM Rostock 2023 live