| Flutlichtmeeting Trier

Jolanda Kallabis' Hindernis-Abschied mit Weltbestleistung

U18-Europameisterin Jolanda Kallabis hat am Freitagabend beim 21. SWT-Flutlichtmeeting in Trier über 2.000 Meter Hindernis in 6:07,72 Minuten geglänzt. So schnell war weltweit noch keine Unter-18-Jährige vor ihr. Der 10.000-Meter-EM-Achte Nils Voigt lief beim Sieg des Niederländers Ali Mahadi Abdi 3.000-Meter-Bestzeit. Samuel Fitwi musste deutlich unter 29 Minuten rennen, um Filmon Teklebrhan abzuschütteln.
Holger Teusch

Am letzten Wassergraben gab es noch einmal eine Schrecksekunde: Jolanda Kallabis nahm das Hindernis im Hürdenschritt. Nach 1.850 Metern fehlte bei der Landung aber die Kraft. Die 17-Jährige vom FT 1844 Freiburg strauchelte, konnte sich aber wieder fangen. Das letzte Hindernis vor der Haupttribüne des Trierer Moselstadions war dann am Freitagabend beim SWT-Flutlichtmeeting kein Problem mehr.

Mit 6:07,72 Minuten lief Kallabis so schnell, wie bisher noch keine Unter-18-Jährige weltweit über 2.000 Meter Hindernis. World Athletics führt bisher 6:11,83 Minuten der Äthiopierin Korohubish, erzielt bei den Jugend-Weltmeisterschaften 2009, bei denen Gesa Felicitas Krause Siebte wurde, als Weltbestleistung auf.

Gesa Krause erste Gratulantin

Die deutsche Rekordlerin auf der 3.000-Meter-Hindernisdistanz gehörte zu Jolanda Kallabis' ersten Gratulantinnen. Beim Läuferabend ihres Vereins Silvesterlauf Trier mischte sich die 30-Jährige erstmals nach der schmerzhaften Absage der Heim-EM unters Leichtathletikvolk, gab zahlreiche Autogramme, führte Siegerehrungen durch und gab den Startschuss zu Hindernisrennen, das sie ein Jahr zuvor (damals in Weltjahresbestzeit von 6:10,91 min) gewonnen hatte.

Bis zuletzt habe sie an einem EM-Start festgehalten, bis ihre gesundheitlichen Probleme keine andere Alternative als eine Absage zuließen. „So etwas wie in Eugene wollte ich nicht noch einmal erleben“, sagt Krause. Im Weltmeisterschafts-Finale wurde die zweimalige WM-Bronzemedaillengewinnerin abgeschlagen Letzte. „Jetzt habe ich zwei Jahre Zeit“, sagt Krause. Vor dem Flutlichtmeeting ihres Vereins war sie in Österreich, um sich noch einmal gründlich durchchecken zu lassen. Das große Ziel sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris (Frankreich).

Vorerst letzten Hindernisrennen für Kallabis

Vielleicht mit Jolanda Kallabis neben sich an der Startlinie? Für die Freiburgerin war es vorerst das letzte Hindernisrennen. Die ab der U20 international zu laufenden 3000 Meter Hindernis sind ihr (noch) zu weit. „Dazu müsste ich im Training zu viele Kilometer laufen“, sagt Kallabis. Bisher reichen der Tochter von Nina Rosenplänter, die ihre Tochter auch trainiert, und dem Europameister von 1998 Damian Kallabis 30 bis 40 wöchentliche Lauf-Kilometer. „Ich konzentriere mich jetzt auf die 800 Meter“, kündigt Jolanda Kallabis an. Ihre persönliche Bestzeit auf den zwei Stadionrunden liegt bei 2:04,65 Minuten.

Das ist bereits wesentlich schneller, als Alicja Konieczek jemals auf dieser Strecke gerannt ist. Die polnische Hindernislauf-EM-Vierte (6:16,32 min) ließ Kallabis bei ihrem starken Auftritt ebenso hinter sich, wie Virginia Nymbura (6:20,15 min). Die Kenianerin hatte 24 Stunden zuvor beim Sieg von Vizeweltmeisterin Werkuha Getachew als Tempomacherin beim Diamond-League-Meeting mit einem schnellen Anfangs-Kilometer von 3:01,20 Minuten die Grundlage für die Endzeit von 9:03,57 Minuten gelegt, spielte aber in Trier keine Rolle. „Ich wusste, dass Jolanda unter 6:10 Minuten laufen kann, aber auf diese Weise hätte ich nicht gedacht“, war Nina Rosenplänter beeindruckt, wie ihre Tochter von der Spitze weg lief. In dem Rennen gab einen weiteren Rekord. Katrin Ochs (LG Filder) blieb als erste deutsche W45-Läuferin mit 7:51,84 Minuten unter der Acht-Minuten-Marke.

Während Jolanda Kallabis ohne Tempomacherin lief, nahmen die 3.000-Meter-Läufer die Vorgabe ihres Hasen nicht an. Seb Anthony lief die erste Runde bereits langsamer als die angepeilten 63 Sekunden, aber direkt klaffte eine Lücke zum Feld mit Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf) und Nils Voigt (TV Wattenscheid 01). Doch als Brite im Trikot der LG Vulkaneifel seinen Job nach 1.500 Meter erledigt hatte, wurde es schneller. Voigt suchte mit einem langen Endspurt die Entscheidung, konnte den spurtstarken Niederländer Ali Mhadi Abdi, der in 7:50,94 Minuten 13 Hundertstel vor Voigt gewann, aber nicht abschütteln. Thorwirth (7:57,07 min) wurde hinter dem Belgier Robin Hendrix (7:53,24 min) Vierter.

Filmon Teklebrhan mit Meetingrekord

Anders als geplant verlief auch das 10.000-Meter-Rennen. Filmon Teklebrhan (LAC Freiburg) setzte Lokalmatador Samuel Fitwi zu Beginn gehörig unter Druck. Dadurch wurde es für den EM-Neunten von der LG Vulkaneifel nichts mit dem angepeilten schnellen, aber kontrollierten Trainingslauf im Vorfeld der 10-Kilometer-DM. Fitwi konnte Teklebrhan zwar auf den letzten beiden Kilometern abschütteln, verbesserte seinen eigenen Meetingrekord aber um gleich 40 Sekunden auf 28:48,50 Minuten. Auch Teklebrhan blieb noch unter 29 Minuten (28:59,78). Knapp zwei Wochen nach seinem zehnten Platz bei der 100-km-Weltmeisterschaft lief Alexander Bock (LC Rehlingen) in 30:40,48 Minuten als Dritter persönliche 10.000-Meter-Bestzeit.

Im Rennen der Frauen setzte sich Selma Benfares (LC Rehlingen) in 35:26,01 Minuten gegen die Luxemburgerin Anny Wolter (36:27,90) und die letztjährige Deutsche U18-Vizemeisterin im Crosslauf Rebecca Bierbrauer (Silvesterlauf Trier/36:28,52) durch. Nachdem vor einem Jahr Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) in Trier über 2.000 Meter in 5:34,53 Minuten deutsche Bestzeit gelaufen war, war Siegerin Eva Dieterich ganz auf sich allein gestellt. Die 10.000-Meter-DM-Dritte vom Laufteam Kassel blieb im Alleingang als einzige Läuferin in 5:55,28 Minuten unter sechs Minuten.

Zu den Ergebnissen…

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