| BAUHAUS Junioren-Gala

Starke deutsche Sprintresultate in Mannheim durch Eddie Reddemann, Viola John und Co.

Sie gilt als eine der hochkarätigsten Nachwuchs-Veranstaltungen der Leichtathletik: Die BAUHAUS Junioren-Gala in Mannheim. Nach der coronabedingten Absage 2020 und einer verkleinerten Ausgabe 2021 findet die Veranstaltung an diesem Wochenende erstmals wieder im Vollformat statt. Vor allem die deutschen Sprinter um Eddie Reddemann und Viola John sorgten am ersten Wettkampftag für starke Resultate der DLV-Nachwuchs-Asse.
Nicolas Walter

Frank Busemann, Mo Farah, David Storl oder auch Lukas Weißhaidinger. Die Liste der Weltklasse-Athleten, die in der Vergangenheit bei der BAUHAUS Junioren-Gala in Mannheim an den Start gingen, ist lang. Möglicherweise wird die Liste in einigen Jahren auch mit jenen Namen fortgesetzt werden, die an diesem Wochenende ihr Talent im Michael-Hoffmann-Stadion unter Beweis stellen.

U20-Athleten aus mehr als 20 Nationen kämpfen dort noch bis Sonntag um die prestigeträchtigen Siege. Für ein echtes Top-Resultat sorgte am Samstag, dem ersten Wettkampf-Tag der Veranstaltung, der Südafrikaner Benjamin Richardson, der in 10,19 Sekunden über die 100-Meter-Bahn von Mannheim trommelte. Sein Landsmann Bradley Botshelo Nkoana (10,20 sec) und der Franzose Jeff Erius (10,27 sec) belegten die Plätze dahinter. Aus deutscher Sicht besonders erfreulich: Eddie Reddemann (TSV Bayer 04 Leverkusen) blieb in 10,39 Sekunden deutlich unter der U20-WM-Norm (10,55 sec) und schob sich auf Rang fünf der europäischen Jahresbestenliste vor.

„Einfach unbeschreiblich, was derzeit passiert. Schon wieder eine neue Bestzeit“, beschrieb Eddie Reddemann seine Gefühlslage nach dem Lauf. „Ich habe mich gut gefühlt und wusste, dass es heute nochmal schnell werden würde – aber nicht so schnell. Es hat heute einfach alles gepasst.“

Auch Viola John und Sina Kammerschmitt mit starken Sprintresultaten

In der weiblichen Jugend über 100 Meter konnte gar ein deutsches Duo für positive Schlagzeilen sorgen. Viola John (LG Stadtwerke München) und Sina Kammerschmitt (TG Worms) platzierten sich in 11,57 und 11,58 Sekunden direkt hinter der Südafrikanerin Viwe Jingqi (11,30 sec). Beide Deutsche erzielten damit persönliche Bestzeiten und schoben sich in der europäischen U20-Jahresbestenliste in die Top Ten.

Viola John zog als Resümee: „Ich bin mehr als zufrieden mit dem heutigen Wettkampf. Zumal ich absolut nicht damit gerechnet habe nochmal eine neue persönliche Bestleistung aufstellen zu können – und das auch noch mit so einem riesigen Sprung." - „Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, weil die ersten Wettkämpfe der Saison zwar okay waren, aber ich mich dabei immer recht schlapp gefühlt habe. Jetzt ist endlich der Knoten geplatzt“, sagte Sina Kammerschmitt.

Die schnellsten Beine über 400 Meter hatte der Norweger Andreas Grimerud (46,41 sec), der damit nun auf Rang zwei in Europas U20-Jahresbestenliste rangiert. Okai Charles (Königsteiner LV) steigerte sich mit 47,68 Sekunden auf Platz vier.

Kurt Lauer trotzt heißen Temperaturen

Über 1.500 Meter konnte sich Benjamin Dern (LAZ Birkenfeld) in 3:50,46 Minuten mit Platz drei im internationalen Feld behaupten. Ylies Mihoubi (Frankreich) gewann das Rennen in 3:49,31 Minuten vor Nathan Bruyere (Frankreich; 3:50,08 min).

Tickets für die U20-WM in diesem Jahr in Cali (Kolumbien; 1. bis 6. August) wurden im 3.000-Meter-Hindernis-Rennen vergeben. Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) ließ sich dabei trotz der heißen Temperaturen von um die 28 Grad nicht von der Qualifikation abbringen und siegte in WM-Norm von 8:59,92 Minuten. Tomer Mualem (Israel; 9:05,80 min) und Silas Zahlten (LG Brillux Münster; 9:05,83 min) rangierten dahinter.

Über 110 Meter Hürden ging der Sieg hauchdünn an Österreich. Enzo Diessl (13,65 sec) erreichte das Ziel lediglich eine Hundertstel vor Aaron Giurgian (Sprintteam Wetzlar). Der Niederländer Jamie Sesay folgte in 13,71 Sekunden. Als einziger Starter konnte Pascal Boden (Dresdner SC 1898) den Dreisprung-Wettbewerb als Training unter Wettkampfbedingungen angehen. 15,37 Meter standen letztlich zu Buche.

Tizian Lauria mit Kugelstoß-Sieg

Im Kugelstoßen zeigte Tizian Lauria (VfL Sindelfingen) eine Woche nach seinem achten Platz bei der DM in Berlin eine konstante Serie von 20-Meter-Stößen. Der weiteste davon landete bei 20,63 Metern, was den Sieg bedeutete. Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) kam dahinter mit 20,30 Metern ebenfalls deutlich über die 20-Meter-Marke, Lukas Schober (SC Weißig 1861; 19,75 m) komplettierte das Podium.

„Ich bin mit der Leistung sehr zufrieden. Zwar waren die Stöße technisch nicht sonderlich gut, aber in erster Linie ging es mir heute um den Sieg. Das habe ich geschafft. In Ulm würde ich nun gerne weiterhin so konstante Stöße über die 20-Meter-Marke zeigen“, sagte Tizian Lauria und blickte bereits auf die Deutschen Jugend-Meisterschaften in zwei Wochen voraus.

Nach seinem zweiten Platz im Kugelstoßen holte sich Steven Richter im Diskuswurf den Sieg. Mit 67,27 Metern gewann er vor Marius Karges (Eintracht Frankfurt; 64,68 m), der in diesem Jahr kurzzeitig den deutschen U20-Rekord innehatte, und dem Kugelstoß-Sieger Tizian Lauria (58,99 m).

Carolin Hinrichs triumphiert

Im Hammerwurf konnte sich Kai Hurych (KSV Fürth 09) gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen – und dabei seine Bestleistung um 26 Zentimeter steigern. Im vierten Versuch steigerte er sich auf 72,11 Meter und verwies damit Lars Wolfsiberg (68,33 m) aus der Schweiz und den Franzosen Wiltrid Huet (66,98 m) auf die Plätze.

In der weiblichen Jugend gewann über 400 Meter die Britin Mary Jemi John in 52,98 Sekunden vor der Hamburgerin Lysann Helms, die in 54,54 Sekunden überzeugte. Dritte wurde Lena Leege (LAC Berlin; 54,55 sec).

Über 1.500 Meter siegte in 4:24,75 Minuten Camille Place aus Frankreich. Im Rennen über 3.000 Meter Hindernis gingen lediglich drei Teilnehmerinnen an den Start. Carolin Hinrichs (VfL Löningen) war von ihnen in 10:32,29 Minuten die schnellste und darf sich damit nun berechtigte Chancen auf eine Nominierung für die U20-WM machen. Die ersten beiden Athletinnen werden bei Erfüllung der Norm vorranging nominiert. Im Mai war die 18-Jährige die Norm bereits gelaufen. Julia Rath (LAC Quelle Fürth) lief in 10:32,65 Sekunden auf Platz zwei. Auch sie hatte die Norm bereits vor wenigen Wochen erfüllt.

Enges Finale über 100 Meter Hürden

Ein äußerst enges Finale lieferten sich über 100 Meter Hürden die U20-EM-Teilnehmerin Hawa Jalloh (Wiesbadener LV) und Naomi Krebs (Hannover 96). In 13,58 Sekunden setzte sich die Wiesbadenerin mit einem Wimpernschlag vor ihrer Konkurrentin durch (13,60 sec). Dritte wurde Madleen Malecki (TV Wattenscheid 01; 13,74 sec).

Im Stabhochsprung schwang sich die Britin Sophie Ashurst mit 4,15 Metern am höchsten. Hinter ihr platzierten sich Elise Russis (Frankreich; 4,10 m) und Gemma Tutton (Großbritannien 4,05 m).

Heimsieg für Ruth Hildebrand

Gleich mit ihrem ersten Versuch setzte Dreispringerin Ruth Hildebrand (MTG Mannheim) mit 12,99 Metern die Siegweite in den Sand. Bei ihrem Heimspiel triumphierte die U20-EM-Teilnehmerin – in Tallinn startete sie im Weitsprung – vor der Rumänin Jennyfer Dossey (12,96 m) und Lucy Junge (HSG Universität Greifswald; 12,73 m). „Ich bin glücklich, dass ich die U20-WM-Norm nochmal bestätigen konnte“, sagte sie nach dem Wettkampf.

„Früher war ich selbst als Zuschauerin hier und habe Sportler wie Malaika Mihambo oder Bo Kanda Lita Baehre angefeuert. Jetzt starte ich hier selbst und gebe kleinen Kindern sogar Autogramme. Das ist schon sehr cool“, beschrieb Ruth Hildebrand die enge Verbindung zu ihrem Heim-Meeting.  

Das Podium im Hammerwurf der weiblichen Jugend trug ausschließlich die deutschen Farben. Die DM-Sechste Jada Julien (LAC Erdgas Chemnitz) platzierte sich mit 61,65 Metern ganz oben auf der Ergebnisliste. Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg; 59,90 m) und Lara Hundertmark (Einbecker SV; 59,37 m) folgten dahinter.

Dietmar Chounard: „Fingerzeig Richtung Cali“

Alyssa John (SC Potsdam) blieb mit 51,45 Metern im Speerwurf nur knapp unter ihrer Bestleistung. Im Kugelstoßen setzte sich erwartungsgemäß die Bronzemedaillen-Gewinnerin der U20-EM, Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846), mit 15,89 Metern vor Jaqueline Gippner (SC Potsdam; 15,70 m) und Milaine Ammon (LG Staufen; 14,00 m) durch. „In den letzten Wochen lief es bei mir nicht ganz rund, deswegen bin ich froh, dass ich heute wieder an meine alten Leistungen anknüpfen konnte“, sagte Nina Ndubuisi.

Welchen Stellenwert die Junioren-Gala in der internationalen Leichtathletik-Nachwuchs-Szene genießt, machte in diesem Jahr vor allem das Team aus Dänemark deutlich. Aufgrund der hohen Preise kam eine Anreise für die Mannschaft via Flugzeug nicht infrage. Doch eine Absage war keine Option. Kurzerhand nahmen die Athleten die beschwerliche und lange Anreise mit dem Auto in Kauf, um in die Quadratestadt zu reisen.

Die Organisatoren um Rüdiger Harksen und den Sportlichen Leiter Dietmar Chounard konnten sich nach dem ersten Wettkampftag nicht nur wegen der zahlreichen internationalen Teilnehmer zufrieden mit ihrer Veranstaltung zeigen. Dietmar Chounard, hauptamtlich DLV-Bundestrainer U23 und U20, sagte: „Das war ein erster Fingerzeig in Richtung der U20-Weltmeisterschaften in Cali.“

Alle Ergebnisse finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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