Marvin Bollinger ist der Halbzeit-Führende im Siebenkampf bei der Hallen-Mehrkampf-DM in Leverkusen. Die Entscheidung um die erste Goldmedaille des Wochenendes wurde zu einer für die Jury: Nach einer Disqualifikation der Führenden Pia Meßing ging der Titel im Fünfkampf der U18 an Hilke Thamke.
Marvin Bollinger (SV Halle) hat am Samstag im Siebenkampf von Leverkusen erneut seine Stärke in den Sprungdisziplinen ausgespielt – und damit nach vier Disziplinen die Halbzeit-Führung an sich gerissen. Der Deutsche Vizemeister im Zehnkampf, der sich im Sommer auf 7.903 Punkte steigern konnte, war bei der Hallen-DM sowohl der beste Weitspringer (7,37 m) als auch der beste Hochspringer (2,00 m). Mit 3.344 Punkten und damit fast 200 Zählern mehr als bei seinem bis dato besten Siebenkampf (5.684 pt) übernachtet er auf Platz eins.
Ein Duo aus Hannover will ihm jedoch an Tag zwei noch den Titel streitig machen: Der Deutsche U23-Meister im Zehnkampf Malik Diakité (3.277 pt) und Marcel Meyer (3.264 pt), der sich über Bestleistungen im Weitsprung (7,15 m) und im Kugelstoßen (14,80 m) freuen konnte, haben den Rückstand noch nicht allzu groß werden lassen. Ein Vergleich der Einzel-Bestmarken in den folgenden drei Disziplinen zeigt: Die Entscheidung könnte erst auf den abschließenden 1.000 Metern fallen.
Dass die genannten Drei am Sonntag die Medaillen unter sich ausmachen, scheint bei einem Vorsprung auf den viertplatzierten Martin Kratz (TV Gelnhausen) von rund 250 Punkten wahrscheinlich. Denn ein Medaillenkandidat hat sich am Samstag frühzeitig verabschiedet: Jannis Wolff (Eintracht Frankfurt) war mit 60 Meter-Bestzeit von 6,95 Sekunden gut gestartet, musste dann aber im Kugelstoßen nach zwei ungültigen Versuchen mit 12,34 Metern einen herben Dämpfer einstecken. Im Hochsprung nahm er nach dem Aufwärmen nicht mehr Anlauf.
Bittere Disqualifikation im Fünfkampf
Dramatisch war zum Tagesende die erste Medaillentscheidung im Fünfkampf der weiblichen U18. Und das nicht etwa, weil es so eng war. Im Gegenteil: Pia Meßing (TV Gladbeck) hatte sich in vier Disziplinen mit 3.197 Punkten sogar einen Vorsprung von mehr als 100 Punkten auf ihre erste Verfolgerin Hilke Thamke (SC Neubrandenburg) erarbeitet – und die 800 Meter dann sicher an deren Fersen als Zweite ins Ziel gebracht. Dann aber prangte ein "disq." für disqualifiziert neben ihrem Namen.
Was war passiert? Die Gladbeckerin war in der letzten Kurve ins Straucheln gekommen und hatte dabei mehrmals den Innenraum betreten. Auf die Disqualifikation folgte der Protest des Vereins und eine intensive Auseinandersetzung der Jury mit dem Sachverhalt. "Sie hat sich viel Zeit genommen, viele Meinungen und Beobachtungen einbezogen. Aber schlussendlich konnte die Jury aufgrund der Sachlage keine andere Entscheidung fällen, als die Disqualifikation aufrechtzuerhalten", erklärte DLV-Chefbundestrainerin Nachwuchs Elke Bartschat, die sich in der Halle die Wettbewerbe angesehen hatte.
So rückte Hilke Thamke, die unter anderem über die Hürden (8,85 sec) und im Weitsprung (5,65 sec) wertvolle Punkte sammeln konnte, mit 3.845 Punkten auf den Goldrang vor. Silber ging an Sofie Gröninger (LG Sempt; 3.709 pt), Bronze an Alexandra Scharf (TV Gelnhausen; 3.612 pt). "Für Pia Meßing ist das natürlich bitter", sagte Elke Bartschat, "sie war auf einem richtig guten Weg. Aber sie muss jetzt nach vorne und in Richtung Sommer schauen." Mit ihrem Leistungsvermögen kann die Gladbeckerin dann ganz sicher nach einem Ticket für die U18-EM greifen.
Enge Fights in der männlichen Jugend
Mit einem einzigen Pünktchen Vorsprung übernachtet in der männlichen U20 Emanuel Molleker (LG Filder; 3.040 pt) als Führender. Der Deutsche U18-Meister im Zehnkampf verdankt diese Halbzeit-Führung einem ausgeglichenen Tag ohne große Schwächen und mit dem einzigen 7,00 Meter-Weitsprung im Feld. Nur einen Punkt dahinter in Lauerstellung: Roman Jocher (SSV Ulm 1846) als bester Hochspringer (1,98 m). Und auch Moritz Eisold (LG Filder; 2.991 pt) sowie Jonas Perner (LG Fichtelgebirge; 2.956 pt) sind noch ganz nah dran.
Da könnte am zweiten Tag wie so oft der Stabhochsprung die Entscheidung bringen – eine Disziplin, in der ausgerechnet der derzeit viertplatzierte Jonas Perner mit Bestleistung von 4,81 Metern am höchsten einzuschätzen ist. Hier kann sich also niemand seiner Sache sicher sein.
Die männliche U18 hat den Stabhochsprung schon hinter sich – in dieser Altersklasse kann die Disziplin-Reihenfolge noch getauscht werden. Und die besten Stabhochspringer sind auch die Führenden nach Tag eins: Joshua Stallbaum (TSV Schmieden; 3.039 pt) und Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen; 3.023 pt) verschafften sich mit 4,50 Metern etwas Luft auf Loke Elias Sommer (LG Flensburg; 2.875 pt), der nur über 3,90 Meter kam. Aber auch hier ist noch nichts entschieden – und Tag zwei wird spannend!
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