Die Resonanz war überwältigend: Für die Auszeichnung der "Besten Leichtathletik-Initiativen im Corona-Jahr 2020" gingen fast 100 Bewerbungen ein. Nachdem eine Expertenjury aus diesen die Top Sechs ausgewählt hatte, bestimmte eine Publikumswahl die Reihenfolge der Top Sechs. Doch auch zahlreiche Bewerbungen, die es nicht in die engere Auswahl geschafft haben, konnten mit kreativen und vielseitigen Ideen aufwarten. In den kommenden Wochen wollen wir daher eine Auswahl an weiteren, spannenden Initiativen vorstellen. Thematischer Fokus heute: Offizielle Wettkämpfe
"Ursapharm Speerwurf Meeting" der LG Offenburg
Im August des vergangenen Jahres richtete die LG Offenburg das „Ursapharm Speerwurfmeeting Offenburg“ aus. Mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept konnten sich zahlreiche internationale Top-Athleten miteinander messen. So nahmen unter anderem der Deutsche Meister im Speerwurf Johannes Vetter (LG Offenburg), Olympiasiegerin Sara Kolak (Kroatien) sowie Europameisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) an der Veranstaltung teil.
Die Hygienemaßnahmen sahen unter anderem vor, dass sich maximal 500 Personen im Stadion aufhalten durften sowie alle Personen in einer Anwesenheitsliste erfasst werden mussten. Die Athleten hatten zur Vorbereitung genaue definierte Bereiche zur Verfügung. Die Sitzplätze in den Pausen hatten ausreichend Abstand voneinander. Die Geräte waren personalisiert und wurden von den Helfern ausschließlich mit Haushaltspapier angefasst.
Tickets für das Event konnten ausschließlich per Banküberweisung oder PayPal erworben werden, sodass kein Kontakt mit Bargeld stattfand. Die Zuschauer saßen auf festgelegten Sitzplätzen mit ausreichendem Abstand. Mit diesen Maßnahmen konnten die Veranstalter auch in Pandemie-Zeiten ein Meeting auf Top-Niveau durchführen.
"Der Late Season ein Herz gegeben" (LG Olympia Dortmund)
Die LG Olympia Dortmund führte im vergangenen Juli als einer der ersten Vereine in Deutschland mit dem „#backontrack-Meeting“ wieder einen Wettkampf in Corona-Zeiten durch. Bei erfolgreicher Einhaltung aller nötigen Abstands- und Hygieneregeln nahmen insgesamt 785 Athleten an dem Meeting teil. Um die Veranstaltung zu entzerren und die Anzahl der gleichzeitig im Stadion anwesenden Personen so gering wie möglich zu halten, dauerte das Meeting über 15 Stunden an. Der erste Startschuss fiel um 9:00 Uhr morgens, der letzte um 23:50 Uhr.
Wenige Wochen später veranstaltete die LG Olympia Dortmund mit dem „Puma Jump’n‘Run-Meeting“ ein weiteres hochkarätiges Event, bei dem insgesamt 930 Athleten aus elf Nationen teilnahmen, darunter auch der Deutsche Meister über 5.000 Meter Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund). Das Hygienekonzept sah unter anderem ein Einbahnstraßensystem für Betreuer und Zuschauer vor. Durch einen Livestream mussten Leichtathletik-Fans zudem nicht gänzlich auf das Meeting verzichten.
"Invitational Serie" (International Sportservice Berlin)
Der International SportService Berlin (ISS Berlin) stellte inmitten der Corona-Pandemie offiziell vermessene Straßenläufe auf die Beine. Hierfür entwickelte ISS Berlin ein Hygienekonzept und übernahm gleichzeitig Absprachen mit verschiedenen Behörden, um Genehmigungen für die Straßennutzung und Umsetzung einer Laufveranstaltung zu erhalten. Auch die Organisation von Übernachtungsmöglichkeiten, die Abstimmungen mit der NADA für Dopingkontrollen sowie weitere bürokratische Aufgaben übernahm das ISS-Team mit Athleten-Manager Christoph Kopp an der Spitze.
Im Juni konnte schließlich mit dem „Invitational Run“ in Berlin der weltweit erste offizielle 10-Kilometer-Straßenlauf seit Ausbruch der Corona-Pandemie durchgeführt werden, an dem unter anderem auch die WM-Dritte aus dem Jahr 2018 über 10.000 Meter Alina Reh teilnahm. Es folgten zwei weitere Rennen in Berlin sowie eines in Frankfurt am Main. Mit dieser „Invitational Serie“ gelang es, der Straßenlauf-Szene auch in schwierigen Zeiten Wettkampf-Möglichkeiten anzubieten.
"Ein Verein, zwei Monate, drei bestenlistenfähige Laufevents" (LG Meulenwald Föhren)
Die LG Meulenwald Föhren organisierte 2020 drei bestenlistenfähige Laufevents. Der Industriepark in Föhren bot hierfür optimale Bedingungen. Das Gelände ist an Sonntagen verkehrsarm und kann mit einigen wenigen Streckenposten an allen prekären Stellen abgesichert werden. Nachdem zusammen mit dem Ordnungsamt der Kreisverwaltung Trier-Saarburg ein Sicherheits- und Hygienekonzept erarbeitet wurde, fand schließlich ein 10-Kilometer-Straßenlauf auf einer offiziell vermessenen Strecke statt. Die Teilnehmer wurden dabei in insgesamt sieben Zeitläufe mit maximal 30 Teilnehmern eingeteilt. Insgesamt konnten so über den ganzen Tag verteilt 158 Teilnehmer finishen.
Im Oktober fand schließlich die zweite Veranstaltung, das „8. IRT-Läufermeeting“, statt. Neben einem Bambini-Lauf wurden auch ein 5-Kilometer-Lauf sowie ein 10-Kilometer-Lauf mit integrierten Rheinland-Meisterschaften angeboten. Auch dieses Event konnte unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen durchgeführt werden. Eine dieser Maßnahmen sah vor, dass die Teilnehmer der Rheinlandmeisterschaften den Startbereich nur mit einem Mund-Nasen-Schutz betreten durften. Dieser durfte erst abgenommen werden, als nach dem Startschuss ein Abstand von 1,50 Meter zu den anderen Teilnehmern eingehalten werden konnte.
Eine Woche später wurde mit dem mittlerweile bewährten Konzept die Halbmarathon-Rheinlandmeisterschaft ausgetragen. Durch diese drei Laufveranstaltungen förderte die LG Meulenwald-Föhren aktiv die Motivation zahlreicher Läufer in Pandemie-Zeiten.
"3-Gänge Sportfestreihe à la Covid 19" (TSV Pfungstadt)
Die Leichtathletik-Abteilung des TSV Pfungstadt organisierte im Sommer insgesamt drei Sportfeste und versuchte dabei sowohl den Jugend-, Senioren- als auch Spitzensport zu integrieren. Das erste Sportfest im August war dem Spitzenlaufsport vorbehalten. Die zweite Veranstaltung im September wurde mit mehreren Disziplinen ausgetragen und einer größeren Gruppe an ambitionierten Athleten zugänglich. Beim dritten Sportfest Ende September, bei dem auch die Hessischen Meisterschaften im Hindernislauf integriert waren, konnte schließlich auch der allgemeine Breitensport mit zahlreichen Senioren-Sportlern teilnehmen.
Alle Veranstaltungen wurden auf Basis eines detaillierten Hygienekonzepts durchgeführt, sodass beim zweiten Sportfest sogar mehr als 500 Sportler teilnehmen konnten. Bei der dritten Veranstaltung wurde gar ein Masters-Weltrekord gebrochen: Die 90-jährige Melitta Cerwenka-Nagel benötigte für die 800-Meter-Distanz 5:01,35 Minuten.
Mit den drei Sportfesten für unterschiedliche Zielgruppen konnte der TSV Pfungstadt vielen Teilnehmern ein kleines Stück Alltag in Pandemie-Zeiten ermöglichen. Zur Video-Zusammenfassung der dritten Veranstaltung.
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