13,37 Meter – diese Weite führte Dreispringerin Caroline Joyeux im August zu ihrem bisher größten sportlichen Erfolg: dem dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig. In den kommenden Jahren möchte die 19 Jahre junge Berlinerin sich Schritt für Schritt an die 14-Meter-Marke heranarbeiten.
Dass die 13 vorne stand, überraschte Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) nicht. „Ich hatte schon mit über 13 Metern gerechnet“, sagt sie, „es gab einige Parameter, die im Training auf die neue Bestleistung hingedeutet haben.“ Der weite Satz auf 13,37 Meter verblüffte die 19-Jährige dann aber doch – und brachte ihr obendrein den dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften 2020 in Braunschweig ein. Auch in der ewigen deutschen Bestenliste der U20 sortiert sich die Berlinerin mit dieser Weite hinter der Deutschen Rekordlerin Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Jenny Elbe auf dem dritten Platz ein.
„Bei der DM in Braunschweig war die Weite für mich am prägendsten“, blickt Caroline Joyeux zurück, „dass ich es aufs Podest geschafft habe, geriet eher in den Hintergrund.“ Zumal wegen der Corona-Pandemie im Stadion keine Siegerehrung stattfand.
Dem ersten 13-Meter-Sprung ihrer Karriere ließ die 19-Jährige noch drei weitere folgen: Eine Woche nach den Deutschen Meisterschaften kam sie in Eppingen auf 13,12 Meter, bei den Deutschen U20-Meisterschaften in Heilbronn sprang sie mit 13,00 und 13,25 Metern zum Sieg.
Bestleistung nach Verletzungspech
„2020 war für mich wie für die meisten ein sehr spezielles, aber durch meine Erfolge auch ein sehr schönes Jahr“, resümiert Caroline Joyeux. Dabei war der Jahresbeginn alles andere als vielversprechend. In ihrem ersten Hallenwettkampf 2020 zog sich das Sprungtalent einen Fersenanbruch zu. Es folgten drei Monate Trainingspause.
„Ich hatte eine super gute Reha am Olympiastützpunkt Berlin“, blickt die Athletin zurück, „auch die Ärzte haben tolle Arbeit geleistet.“ Trotzdem musste sich ihr Körper erst wieder an die Belastung und die hohe Intensität im Training gewöhnen. Bis zum Ende der Saison tauchten trotz schmerzfreier Trainingseinheiten kleine Unsicherheiten auf. „Das ist vielleicht auch Kopfsache“, meint Caroline Joyeux, „glücklicherweise konnte ich trotzdem meine guten Leistungen zeigen, weshalb mich die Verletzung auch nicht runtergezogen hat.“
Über Bestleistungen freuen durfte sich die 19-Jährige im vergangenen Jahr nicht nur in ihrer Spezialdisziplin. Auch über 100 Meter (12,22 sec) und im Weitsprung (6,13 m) erreichte sie neue Bestwerte. Für die Deutsche U20-Meisterin sind die Sprint- und Weitsprung-Leistungen wichtige Erfolgsfaktoren: „Ich mag die Kombi aus den drei Disziplinen. Meine Saison beginnt in der Regel mit Sprintwettkämpfen. Wenn ich dabei gute Leistungen zeige, fühle ich mich automatisch sicherer beim Dreisprung. Denn dabei kommt es ja nicht nur auf Sprungkraft, sondern auch auf Geschwindigkeit an.“
Neue Herausforderungen sportlich und privat
Ihre Hauptdisziplin bleibt weiterhin der Dreisprung. Aber: „Das läuft nicht so gut ohne den Rest.“ Der 100-Meter-Sprint und der Weitsprung bieten Abwechslung für den Kopf und bringen Caroline Joyeux Erfolgserlebnisse ein. Auch in Zukunft möchte sie im Weitsprung regelmäßig die sechs Meter übertreffen. Bei den Deutschen U20-Meisterschaften 2020 belegte sie in dieser Disziplin, wie bereits ein Jahr zuvor, den siebten Platz.
Gemeinsam mit ihrem Trainer Byron Casfor, der sie seit der U16 betreut, bereitet die junge Sportlerin sich nun auf neue Herausforderungen vor. Da Caroline Joyeux im März 20 Jahre alt wird, gehört sie nun der U23-Altersklasse an und hofft bei den U23-Europameisterschaften 2021 in Bergen (Norwegen) auf ihren ersten internationalen Start. Zudem möchte die Deutsche U20-Hallenmeisterin von 2019 auch in der Hallensaison die 13-Meter-Marke übertreffen, sofern das Coronavirus Wettkämpfe zulässt.
Sich mit Topathletinnen zu messen, beflügelt die Athletin. In ihrer Heimatstadt Berlin kam sie 2019 beim ISTAF Indoor erstmals mit den internationalen Stars ihrer Disziplin in Berührung. „Ich bin sofort als Gleichgesinnte aufgenommen worden und habe mich ins Starterfeld eingefügt“, erzählt sie. „Da habe ich mich ein bisschen besser und größer gefühlt.“
Schritt für Schritt in Richtung 14-Meter-Marke
Wie viele andere Athleten muss Caroline Joyeux ihren Sport mit einem Studium vereinbaren: Sie studiert im ersten Semester Ökologie und Umweltplanung an der Technischen Universität Berlin. „Momentan lässt sich das gut kombinieren“, sagt sie. Aktuell finden die Kurse online statt – für das Sprungtalent ein Gewinn: „Dank der Onlinevorlesungen erspare ich mir den Weg zur Uni. Manchmal kann ich jetzt sogar zwei Trainingseinheiten am Tag absolvieren.“ Zudem habe sie nun auch mehr Kraft und Energie für ihr Studium, als es mit Präsenzvorlesungen möglich wäre.
Caroline Joyeux plant, ihr Studium etwas in die Länge zu ziehen, damit sie sich auf den Sport konzentrieren kann. Denn da hat sie noch große Pläne: Langfristig will die Berlinerin die 14-Meter-Marke übertreffen und sich auf internationaler Bühne etablieren. Trotzdem stehe der Spaß an erster Stelle, betont die 19-Jährige. „Ich mache mir keinen Druck“, erklärt sie, „ich habe mir nicht vorgenommen, in einem Jahr eine bestimmte Weite zu springen. Stattdessen verlasse ich mich auf grobe Parameter, wie Krafttraining oder Sprintzeiten.“
Vorgenommen hat sich das Sprungtalent dagegen, sich jedes Jahr zu steigern: „Das zeigt mir, dass das, was mein Trainer und ich machen, richtig ist.“ Die Zusammenarbeit mit Byron Casfor funktioniere immer gut, auch wenn es Verletzungsprobleme zu überwinden gibt. Zielstrebig und mit viel Freude an ihrem Sport arbeitet Caroline Joyeux auf weitere Erfolgserlebnisse hin: „Ich werde immer am Ball bleiben.“