Acht Titel wurden am Freitag in den Wettbewerben der männlichen Jugend bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn vergeben. Auf der Bahn gab’s viele spannende Entscheidungen und im Ring fast einen deutschen U20-Rekord: Merlin Hummel kratzte mit 79,75 Metern an der 80-Meter-Marke.
80 Meter: Diese magische Marke im Hammerwurf hat bisher noch kein deutscher U20-Athlet übertroffen. Am nächsten kam ihr Alexej Mikhailov, der 2015 den deutschen U20-Rekord auf 79,96 Meter geschraubt hatte. In Heilbronn schleuderte Merlin Hummel (UAC Kulmbach) seinen Hammer am Freitag bei den Deutschen Jugendmeisterschaften gleich im ersten Versuch bis auf 79,75 Meter (zum Video mit dem zweitbesten Wurf).
"Ich hatte vorher ein bisschen Zweifel, dass ich mit dem neuen Gewicht klarkomme", erklärte Merlin Hummel, der zuvor viel mit dem 7,26 Kilo schweren Männer-Hammer trainiert hatte und in Braunschweig sogar Deutscher Vizemeister geworden war. "Daher kann ich mich nicht beklagen, das war heute Bestleistung, vor zwei Wochen hatte ich noch einen Wettkampf, bei dem es nicht so gut lief."
Dass aus dem deutschen U20-Rekord nichts wurde, damit haderte er nicht. "Mir ging es heute darum, das Beste rauszuholen und Spaß zu haben", sagte er. Zudem hat er noch in diesem Jahr zwei weitere Chancen, die Marke von Alexej Mikhailov anzugreifen – und noch ein weiteres Jahr in der U20 vor sich.
Hochspannung im Dreisprung
Wie weit wird er werfen? Dies war auch im Hammerwurf der männlich U18 die große Frage, denn Gold war hier ebenfalls praktisch schon zuvor vergeben – an Kai Hurych (KSV Fürth 09). Der schleuderte sein Gerät gleich in Runde eins auf 71,70 Meter, während sich die Konkurrenz langsam der 65-Meter-Marke annäherte. Mit 72,72 Metern in Runde fünf fehlten ihm zwar weitere vier an seiner Bestmarke, der Titel war dem jungen Hessen aber sicher (zum Video).
Richtig spannend wurde es dagegen im Dreisprung der U18 (zum Video), wo sich gleich fünf 14-Meter-Springer um die Medaillen stritten. Laut hallten die Jubelschreie von Dresdens Trainerin Claudia Marx durchs Frankenstadion, als Pascal Boden (Dresdner SC 1898) im sechsten Versuch erst bei 14,62 Metern landete. Damit schob er sich am Führenden Franjo Franke (Schweriner SC) vorbei, der wiederum gleich darauf die nächste Steigerung ablieferte – von 14,55 auf 14,61 Meter, zum Titel reichte das knapp nicht.
Im Hochsprung der U18 packte Elias Connor Dickel (LG Wittgenstein) gleich sechs Zentimeter auf seine Bestmarke drauf und zeigte die ersten Zwei-Meter-Sprünge seiner noch jungen Karriere. Über 2,01 Meter ging's hinauf bis auf 2,04 Meter, das war Gold wert (zum Video).
Großes Pech für Florian Zittel
Über 2.000 Meter Hindernis der männlichen U18 dauerte es bis zur letzten Runde, bis Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) auch seinen letzten Verfolger abgeschüttelt hatte. Etwa 300 Meter vor dem Schluss zeigte sich, dass der junge Württemberger bei der Tempoarbeit nicht zu viele Körner gelassen hatte – er konnte sogar noch zulegen und dabei vier Sekunden zwischen sich und seinen ärgsten Verfolger Henrik Lindstrot (TuS Germania Horstmar; 6:01,84 min) legen. Nach 5:57,84 Minuten war nach Platz vier im Vorjahr die Goldmedaille für Kurt Lauer perfekt (zum Video).
Im Hindernis-Wettbewerb der männlichen U20 dagegen war es ein Trio, das bis 150 Meter vor Schluss um die Medaillen kämpfte. Florian Zittel (LG Region Karlsruhe; 5:56,82 min) schien die besten Karten zu haben – doch dann kam der letzte Wassergraben und er stürzte kopfüber ins Wasser. Die anschließende Aufholjagd brachte ihn nur vor bis auf Platz zwei, den Titel holte sich Luk Jäger (TV Penzberg; 5:56,38 min). Überschwänglichen Jubel sparte sich der neue Deutsche Meister, vielmehr ging sein erster Blick über die Schulter in Richtung seines Verfolgers (zum Video).
Yassin Mohumed macht’s dem Bruder nach
Die 3.000 Meter-Läufer der U18 übten sich auf den ersten Runden in Stehversuchen – niemand wollte für Tempo sorgen. Dafür endete das Rennen schließlich in einem langgezogenen Spurt, den als Erster der spätere Silbermedaillen-Gewinner Felix Ebel (Emder Laufgemeinschaft) anzog, bevor Robin Müller (Erfurter LAC; 9:21,83 min) noch einen Gang raufschaltete und der Goldmedaille entgegen sprintete (zum Video).
„Lass die anderen mal machen“, hatte sich Yassin Mohumed (LG Olympia Dortmund; 14:55,49 min) vor dem 5.000 Meter-Finale der U20 gesagt. Dieser Devise blieb er bis zur letzten Runde treu, dann setzte er zur Aufholjagd an und wurde auf der Zielgerade noch selbst zum Gejagten: In Führung liegend jubelte er schon, musste dann aber doch noch mal Gas geben, um den heraneilenden Paul Specht (VfL Sindelfingen; 14:55,85 min) nicht vorbei zu lassen (zum Video).
Es war schon die zweite 5.000 Meter-Goldmedaille des Jahres für die Familie Mohumed, denn sein älterer Bruder Mohamed hatte in Braunschweig den Titel der Männer gewonnen. „Manchmal trainieren wir zusammen“, berichtete Yassin Mohamed, eigentlich habe aber jeder seine eigene Trainingsgruppe. Trotzdem pushen sie sich gegenseitig und geben sich Halt. „Die ganze Familie steht dahinter“, sagte der 18-Jährige.
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