Die Coronavirus-Pandemie ist für den professionellen Sport eine neue Herausforderung. DOSB-Präsident Alfons Hörmann mahnt zu Solidarität und sieht die Großverdiener besonders gefordert. Bis zwei Monate vor dem Eröffnungstermin muss eine Entscheidung über Olympia fallen.
Im Kampf um Existenzen fordert Alfons Hörmann vor allem Millionäre und Topverdiener der Sportwelt zur Solidarität auf. "In einer derartigen Krise, wie wir sie jetzt haben, ist unter anderem auch eine hohe Eigenverantwortung und ein hohes Maß an Solidarität, insbesondere bei den Vorbildern unserer Gesellschaft, gefragt", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOBS) Alfons Hörmann der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit Blick auf die derzeitige Coronavirus-Pandemie, die zahlreichen Sportvereinen in ganz Deutschland wegen Einnahmeausfällen massiv zu schaffen machen wird.
Die Fußball-Bundesliga fürchtet Verluste von rund 750 Millionen Euro, bei anderen deutschen Sportligen geht es zwar um geringere Summen, aber genauso um die Existenz über das Jahr 2020 hinaus. Hörmann appellierte daran, den Egoismus nun zurückzustellen und auch mal zu geben: "Deshalb sehe ich die Topverdiener im Sport nun schon in einer besonderen Verantwortung, ihren Vereinen und deren Mitarbeitern aktiv zu helfen." Zudem solle man Pflegekräfte, Ärzte und Krankenschwestern aktiv unterstützen. "Auf deren Wohl muss sich unser aller Blick nun richten!", betonte der 59-Jährige.
"Spekulationen helfen uns nicht weiter"
Die Entscheidung über die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio (Japan) muss aus Sicht von Alfons Hörmann bis spätestens zwei Monate vor dem Eröffnungstermin am 24. Juli fallen. "Es wird nicht im Laufe der nächsten Tage möglich sein, endgültige Klarheit zu haben", sagte er angesichts der verheerenden Auswirkungen der Sars-CoV-2-Epidemie am Sonntag in der ARD-Sportschau.
Das Coronavirus hat nicht nur sportartübergreifend den Spielbetrieb in allen deutschen Top-Ligen gestoppt, sondern bedroht in Fußball-EM und Olympischen Spielen in Tokio auch die absoluten Highlights des Sportjahres. Hörmann sieht die Entscheidung über eine Austragung der Spiele in Japans Hauptstadt beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) allerdings in den besten Händen.
"Spekulationen helfen uns dazu nicht weiter, sondern wir sollten in vollem Umfang auf das IOC vertrauen, das sehr eng mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammenarbeitet", sagte Hörmann. Letztlich werde "in einigen Wochen eine klare Entscheidung zu treffen sein". Dass zahlreiche Qualifikationswettkämpfe derzeit wegen des Virus nicht stattfinden können, hält Hörmann für eine Nebensächlichkeit. Sowohl DOSB als auch IOC seien hier flexibel. "Das ist sicher die derzeit kleinste Sorge, die uns beschäftigt", fügte der Funktionär an.
"Weltgemeinschaft hebt oder senkt den Daumen"
Das IOC hält trotz der weltweiten Krise derzeit noch an seinem ursprünglichen Zeitplan fest. Dass es dafür kritische Stimmen gebe, könne er nachvollziehen, betonte Hörmann: "Ich habe Verständnis für diese Kritik, aber auch für die aktuelle Vorgehensweise des IOC in der Form, dass eben Schritt für Schritt zu prüfen ist, was in einer solch schwierigen und einmaligen Situation zu tun oder zu lassen ist."
In der ARD sagte er, die Gesundheit der Weltbevölkerung stehe an erster Stelle, das sportliche Ereignis trete in den Hintergrund. "Es geht um das Überleben der Menschheit. Es geht nicht um Gold, Silber und Bronze", unterstrich Hörmann. Es sei "die Weltgemeinschaft, die den Daumen hebt oder senkt", sagte Hörmann.
Wie bei der Fußball-EM, für die schon Alternativtermine im Winter dieses Jahres oder im Sommer 2021 gehandelt wurden, wird auch bei Olympia über Ausweichtermine spekuliert. Hörmann sieht dazu aktuell noch keinen Grund. Es werde "in den kommenden Monaten wohl vielen einmal mehr bewusstwerden, welch entscheidende Rolle der organisierte Sport – international und national – für die Entwicklungen in der Welt spielt", hob er hervor.