| Neubrandenburg

Jugend-Winterwurf-DM am Samstag: Matteo Maulana macht’s im Ersten

Strahlend blauer Himmel, freundliche Temperaturen und überwiegend günstiger Wind machten’s möglich: Am ersten Tag der Deutschen Jugendmeisterschaften im Winterwurf in Neubrandenburg purzelten auf den Wurfplätzen des Jahnsportforums zahlreiche Bestleistungen. Dennoch blieben die überragenden Weiten früh im Jahr noch aus.
Silke Bernhart

Gleich der erste Wurf von Matteo Maulana segelte bis auf 58,50 Meter. Noch war da nicht klar, dass das bereits für den Titel reichen sollte. Aber es war eine Kampfansage des jungen Chemnitzers, der im Vorjahr mit Bronze beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) aufgetrumpft hatte. In Abwesenheit des bis dahin Jahresbesten Magnus Zimmermann (SV Halle; 58,06 m) eroberte er in Neubrandenburg die Spitze der Bestenliste und steigerte seine Bestmarke mit dem 1,75 Kilogramm schweren U20-Diskus um 85 Zentimeter.

Schließlich war es nur Matteo Maulana selbst, der in den kommenden Versuchen noch einmal annähernd in Richtung dieser Marke werfen konnte. Mit ebenfalls in Runde eins erzielten 54,65 und 53,78 Metern gingen Silber und Bronze an Erik Marquardt (SC Neubrandenburg) und Alexander Schaller (LG Stadtwerke München).

„Ich habe ordentlich trainiert in den letzten Wochen und das Beste rausgeholt“, befand der Deutsche U20-Winterwurf-Meister, der sich trotz des Sturmtiefs Sabine mit Würfen im Freien auf die Titelkämpfe vorbereitet hatte. „Das war schon heftig“, sagte er, „der Wind hat die Disken ganz schön runtergedrückt.“

Erste 60-Meter-Würfe von Tizian Noah Lauria

Sogar über die 60-Meter-Marke segelte in der männlichen U18 der 1,5-Kilo-Diskus von Tizian Noah Lauria (LG Filder) – und das gleich zweimal! Mit 60,35 Metern und mehr als zwei Metern Vorsprung auf Mika Sosna (TSG Bergedorf; 58,06 m) holte er sich etwas überraschend die Goldmedaille – auch weil ein Mitfavorit patzte: Steven Richter (LV 90 Erzgebirge), mit einer Bestmarke von 60,65 Metern angereist, brachte am Samstag keinen gültigen Versuch zustande.

Eine große Überraschung gelang später am Tag der Diskus-Siegerin in der weiblichen U18: Joane Schoppa (SC Potsdam), im Vorjahr in der U16 noch mit einer Bestleistung von 37,08 Metern notiert und in diesem Winter bis auf 41,27 Meter verbessert, gelang in Runde fünf der Goldwurf. Vier ihrer Würfe landeten jenseits ihrer bisherigen Bestmarke, der fünfte sogar bei 46,89 Metern. Die lange führende Katja Seng (LG Eintracht Frankfurt; 43,57 m) musste im fünften Versuch auch noch die Wattenscheiderin Malin Böhl (44,04 m) vorbeilassen.

Knapper Sieg für Pia Northoff

Das Geheimnis der neuen Deutschen U18-Meisterin? „Ich habe einfach härter trainiert und an meinen Fehlern gearbeitet“, erklärte Joane Schoppa, die als Schülerin der Sportschule Potsdam unter Trainer Tino Lang rund acht Einheiten in der Woche absolviert. Diese deutliche Leistungssteigerung habe sie dann aber doch selbst überrascht. Nach der kurzen Winterwurf-Saison ist der Blick nun in Richtung Sommer gerichtet, wo sie die Norm für die U18-Europameisterschaften bestätigen und in Richtung 48, 49 Meter werfen will.

Noch nicht ganz in der Form des Vorjahres, als sie in der U18 mit 57,36 Metern überragt hatte, ist Pia Northoff (TV Wattenscheid 01). Die 17-Jährige konnte aber im Vergleich zu ihrer Saison-Bestmarke einige Meter draufpacken, was schließlich den Ausschlag gab im Kampf um Gold im U20-Diskuswurf: Mit 49,22 Metern setzte sie sich knapp gegen Jule Gipmann (SV Viktoria Goch) durch, die sich in Runde sechs noch auf 48,27 Meter steigern konnte.

Lea Wipper nervenstark

Im Speerwurf der weiblichen U18 war Franca Arnold zurück in ihrem Metier: Die Athletin vom SSV Ulm 1846 hatte Anfang Februar noch für die Mannschaft den Fünfkampf der Hallen-DM bestritten und war Zwölfte geworden. Im Winterwurf konnte sie in ihrer Paradedisziplin glänzen. Mit neuer Bestleistung von 47,50 Metern holte die 17-Jährige den Titel. „Es hat sehr viel Spaß gemacht und die Bedingungen waren soweit gut“, befand sie. „Ich wäre schon mit einer Medaille zufrieden gewesen. Dass es Gold geworden ist – da bin ich jetzt sprachlos.“

Von stetigen Führungswechseln war der spannende Speerwurf-Wettbewerb der weiblichen U20 geprägt. Erst legte die letztjährige U18-Siegerin im Winterwurf Lilly Urban (LG Eintracht Frankfurt) vor. Dann zog Lea Wipper (SC DHfK Leipzig) mit einem 49-Meter-Wurf vorbei. Doch Lilly Urban konnte mit 49,12 Metern kontern – bevor die Jahresbeste Lea Wipper immer besser in Fahrt kam und schließlich mit Würfen auf 49,92 und 51,41 Meter davonzog.

Max Dehning zieht im Familien-Vergleich nach

Max Dehning (LG Celle-Land) sorgte im Speerwurf der männlichen U18 für die zweite DM-Goldmedaille des Jahres für die Familie Dehning. Gleich dreimal segelte sein Speer über die 60-Meter-Marke. Der weiteste Wurf gelang ihm mit 63,45 Metern in Runde sechs, als der Sieg schon in trockenen Tüchern war. Damit hat er nun ebenso wie seine ein Jahr ältere Schwester Marie einen DM-Titel auf dem Konto: Sie war im Februar Deutsche U18-Meisterin im Hallen-Fünfkampf geworden.

„Marie hat mit der Leichtathletik angefangen, und dann bin ich irgendwann auch mitgegangen“, erinnert sich Max Dehning, der mit dem Speerwurf seine Disziplin gefunden und keine Mehrkampf-Ambitionen hat. „Zuhause ist das Thema meistens nur Sport.“ Mit seiner Leistung in Neubrandenburg zeigte er sich zufrieden, auch wenn er sich eine Weite um 65 Meter vorgenommen hatte. Mit Ergebnissen unterhalb der 60 Meter gingen die weiteren DM-Medaillen an Nick Thumm (LAV Stadtwerke Tübingen; 59,33 m) und Max Jäger (Dresdner SC 1898; 58,93 m).

100 Gramm schwerer war der Speer, den die männliche U20 zur Hand nahm – die Siegesweite ähnelte sich. „Einen Versuch habe ich ganz ok getroffen“, befand Robin Rieß (LG Eintracht Frankfurt). Der wurde mit 64,73 Metern vermessen und war Gold wert. Auf Platz zwei setzte der ein Jahr jüngere Eric Frank (1. LAV Rostock; 61,71 m) die Speerwurf-Tradition der Familie Frank fort: Vater und Trainer Mark Frank, dreimaliger WM-Teilnehmer, verantwortet mittlerweile als Bundestrainer den Speerwurf der deutschen Frauen.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…

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