Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Siebenkampf der Frauen.
Fazit des Bundestrainers
Wolfgang Kühne, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2019 aus?
Wolfgang Kühne:
Sehr durchwachsen. Wir haben in diesem Jahr leider viele Verletzungssorgen gehabt. Beide Athletinnen – Carolin Schäfer und Sophie Weißenberg –, die sich für die WM qualifiziert haben, konnten verletzungsbedingt in Doha nicht starten. Das setzt sich fort in der U23. Hier musste die nominierte Athletin Janika Baarck die U23-EM absagen. Bei der U20-EM wurde Lucie Kienast, die im Vorfeld einen guten Wettkampf gemacht hatte, wegen Übertretens der Linie im 200 Meter-Lauf disqualifiziert. Es ist in dieser Saison alles etwas unglücklich gelaufen, wir hoffen, dass das nächstes Jahr besser wird.
Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?
Wolfgang Kühne:
Wir haben im Siebenkampf mit Sophie Weißenberg eine gute Entwicklung genommen. Sie hat in Götzis einen Top-Wettkampf gemacht. Leider hatte sie danach mit immer mehr Problemen zu kämpfen, hat aber trotzdem bei der U23-EM den guten zweiten Platz belegt. Das anschließende WM-Aus war schade. Nun muss Sophie darum kämpfen, dass sie bei den Olympischen Spielen dabei ist. Das neue Qualifizierungssystem macht das nicht ganz einfach.
Wo sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen in Tokio und der EM in Paris?
Wolfgang Kühne:
Das allerwichtigste nächstes Jahr sind die Olympischen Spiele in Tokio. Dort hoffe ich, dass wir mit drei Frauen vertreten sind. Mit Carolin Schäfer haben wir eine Athletin, die im Kampf um die vorderen Plätze eine Rolle spielen kann. Die ersten beiden Plätze sind bei normalem Verlauf wahrscheinlich vergeben, aber alles andere ist möglich. Ich hoffe, dass junge Athletinnen wie Sophie Weißenberg und Louisa Grauvogel ihre Chance auf eine Teilnahme nutzen. Aber auch Anna Maiwald und Mareike Arndt können sich mit einer Leistungssteigerung empfehlen.
Die EM danach spielt nicht die entscheidende Rolle. Für die Olympia-Teilnehmerinnen wird es keinen Sinn machen, drei Wochen später in Paris zu starten. Der zeitliche Abstand wäre noch okay, aber man muss auch die Zeitumstellung verkraften. Es ist auch schwer, sich nach dem Höhepunkt Olympia nochmal neu zu motivieren. Bei der EM werden daher voraussichtlich drei andere Siebenkämpferinnen teilnehmen. So erhält die sogenannte zweite Reihe die Möglichkeit, sich international zu präsentieren.
Internationale Erfolge 2019
Medaillen | (Weitere) Final-Platzierungen | |
---|---|---|
WM | – | – |
Hallen-EM | – | – |
U23-EM | Silber: Sophie Weißenberg | 10. Vanessa Grimm |
U20-EM | – | 8. Johanna Siebler |
EYOF | – | 5. Jenna Fee Feyerabend |
Die deutschen Top Ten 2019
Siebenkampf Frauen
Punkte | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
6.426 | Carolin Schäfer | 1991 | LG Eintracht Frankfurt |
6.293 | Sophie Weißenberg | 1997 | SC Neubrandenburg |
6.174 | Anna Maiwald | 1990 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
6.160 | Mareike Arndt | 1992 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5.998 | Caroline Klein | 1996 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5.929 | Vanessa Grimm | 1997 | Königsteiner LV |
5.864 | Janika Baarck | 1999 | SC Neubrandenburg |
5.636 | Lucie Kienast | 2001 | SV Halle |
5.590 | Nicola Ader | 1998 | TG Rimbach |
5.586 | Janina Lange | 1997 | MTV Lübeck |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau: Frauen
Jahr | Athletinnen > 6.200 (WM-Norm 2017) | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | 1 | 6.205 | 6.181 | 6.026 |
2006 | 4 | 6.389 | 6.301 | 6.080 |
2007 | 2 | 6.333 | 6.254 | 6.045 |
2008 | 4 | 6.427 | 6.328 | 6.039 |
2009 | 3 | 6.389 | 6.241 | 5.986 |
2010 | 2 | 6.412 | 6.203 | 5.969 |
2011 | 2 | 6.409 | 6.272 | 6.106 |
2012 | 4 | 6.446 | 6.340 | 6.118 |
2013 | 2 | 6.359 | 6.182 | 5.839 |
2014 | 3 | 6.378 | 6.255 | 6.037 |
2015 | 3 | 6.437 | 6.296 | 6.070 |
2016 | 3 | 6.422 | 6.275 | 5.988 |
2017 | 2 | 6.507 | 6.319 | 6.003 |
2018 | 1 | 6.312 | 6.243 | 5.991 |
2019 | 2 | 6.298 | 6.210 | 5.966 |
Entwicklung der Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 6.221 (S. Kesselschläger) | 6.889 (Barber/FRA) | 668 | 6.889 (Barber/FRA) | 668 |
2006 | 6.420 (L. Schwarzkopf) | 6.740 (Klüft/SWE) | 320 | 6.740 (Klüft/SWE) | 320 |
2007 | 6.439 (L. Schwarzkopf) | 7.032 (Klüft/SWE) | 593 | 7.032 (Klüft/SWE) | 593 |
2008 | 6.536 (L. Schwarzkopf) | 6.733 (Dobrynska/UKR) | 197 | 6.733 (Dobrynska/UKR) | 197 |
2009 | 6.493 (J. Oeser) | 6.731 (Ennis/GBR) | 238 | 6.731 (Ennis/GBR) | 238 |
2010 | 6.683 (J. Oeser) | 6.823 (Ennis/GBR) | 140 | 6.823 (Ennis/GBR) | 140 |
2011 | 6.663 (J. Oeser) | 6.880 (Chernova/RUS) | 217 | 6.880 (Chernova/RUS) | 217 |
2012 | 6.649 (L. Schwarzkopf) | 6.955 (Ennis/GBR) | 306 | 6.955 (Ennis/GBR) | 306 |
2013 | 6.462 (C. Rath) | 6.623 (Chernova/RUS) | 161 | 6.623 (Chernova/RUS) | 161 |
2014 | 6.426 (L. Schwarzkopf) | 6.682 (Johnson-Thompson/GBR) | 256 | 6.682 (Johnson-Thompson/GBR) | 256 |
2015 | 6.547 (C. Schäfer) | 6.669 (Ennis-Hill/GBR) | 122 | 6.808 (Theisen-Eaton/CAN) | 261 |
2016 | 6.557 (C. Schäfer) | 6.810 (Thiam/BEL) | 253 | 6.810 (Thiam/BEL) | 253 |
2017 | 6.836 (C. Schäfer) | 7.013 (Thiam/BEL) | 177 | 7.013 (Thiam/BEL) | 177 |
2018 | 6.602 (C. Schäfer) | 6.816 (Thiam/BEL) | 214 | 6.816 (Thiam/BEL) | 214 |
2019 | 6.426 (C. Schäfer) | 6.981 (Johnson-Thompson/GBR) | 555 | 6.981 (Johnson-Thompson/GBR) | 555 |
Das fällt auf:
- Die Aufsteigerin der Saison im deutschen Siebenkampf-Lager ist Sophie Weißenberg. Sie gewann bei der U23-EM Silber und wurde trotz der um wenige Punkte verpassten WM-Norm vom Weltverband nachträglich nach Doha eingeladen. Aufgrund von Verletzungsproblemen konnte sie den Startplatz leider nicht wahrnehmen.
- Carolin Schäfer musste nach zwei sehr erfolgreichen Jahren 2018 (EM-Bronze) und 2017 (WM-Silber) dieses Jahr kürzer treten und wegen Knieproblemen ihren WM-Start absagen. In Götzis hatte sie mit 6.426 Punkten noch locker die WM-Norm erfüllt.
- Der Top Drei-Schnitt war zuletzt 2005 niedriger. Das liegt auch am Verletzungspech. Mit Louisa Grauvogel hat eine nachrückende Siebenkämpferin diese Saison gefehlt.
- Der Abstand zur Weltspitze war seit dem Jahr 2007 nicht mehr so groß, als Carolina Klüft den immernoch gültigen Europarekord aufstellte. Eine Carolin Schäfer in starker Form kann aber 2020 wieder weit vorne mitmischen.
- An der Spitze der Weltjahresbestenliste steht die Britin Katharina Johnson-Thompson. Die Weltmeisterin löste Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien) ab, die drei Jahre lang in Folge dominiert hatte.
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint – Männer
Sprint – Frauen
Langsprint – Männer
Langsprint – Frauen
Mittelstrecke – Männer
Mittelstrecke – Frauen
Langstrecke – Männer
Langstrecke – Frauen
Hürdensprint – Männer
Hürdensprint – Frauen
Langhürden –- Männer
Langhürden – Frauen
Hindernislauf – Männer
Hindernislauf – Frauen
Gehen – Männer
Gehen – Frauen
Hochsprung – Männer
Hochsprung – Frauen
Stabhochsprung – Männer
Stabhochsprung – Frauen
Weitsprung – Männer
Weitsprung – Frauen
Dreisprung Männer
Dreisprung – Frauen
Marathon – Männer
Marathon – Frauen
Kugelstoßen – Männer
Kugelstoßen – Frauen
Diskuswurf – Männer
Diskuswurf – Frauen
Hammerwurf – Männer
Hammerwurf – Frauen
Speerwurf – Männer
Speerwurf – Frauen
Zehnkampf – Männer