Was hat die Leichtathletik-Szene im Jahr 2019 besonders bewegt? leichtathletik.de hat die Schlagzeilen des Jahres chronologisch zusammengetragen. Lassen Sie im zweiten Teil die Monate Juli bis Dezember Revue passieren.
Juli
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) begrüßt den neuen Cheftrainer Alexander Stolpe. Er tritt die Nachfolge von Idriss Gonschinska an, der zu Jahresbeginn in das Amt des DLV-Generaldirektors Sport gewechselt war.
Beim 10.000-Meter-Europacup in London überrascht Amanal Petros mit einer neuen Bestzeit von 27:52,25 Minuten und Platz zwei.
Der Leistungssport im DLV geht neue Wege: Mithilfe eines Monitoring-Systems für die Kaderathleten soll der Zusammenhang zwischen Belastungs- und Erholungsreaktion erfasst werden. Das Projekt übernimmt als "Head of Science" Prof. Dr. Rainer Knöller.
Die Leichtathleten überzeugen bei der Universiade in Neapel mit einer Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen. Über 1.500 Meter rennt Caterina Granz bis ganz nach oben aufs Podest der Studierenden-WM.
Bei der U23-EM in Gävle feiern die deutschen Talente einen überragenden Erfolg: Neunmal Gold. Sechsmal Silber. Sechsmal Bronze. Gleich zwei Medaillen davon gehen auf das Konto von Alina Reh mit Gold und Silber über 10.000 und 5.000 Meter.
3.000-Meter-Läufer Elias Schreml und die 4x100-Meter-Sprinter sorgen mit ihren Goldmedaillen für zwei der deutschen Highlights bei der U20-EM in Boras.
Auch die Jüngsten lassen sich nicht lumpen: Beim Europäischen Olympischen Jugendfestival ertönt für die deutschen U18-Leichtathleten gleich viermal die deutsche Nationalhymne.
Bei den US-Meisterschaften in Des Moines verbessert Dalilah Muhammad den Weltrekord über 400 Meter Hürden auf 52,20 Sekunden. Sie wird sich zehn Wochen später um weitere vier Hundertstel steigern und damit WM-Gold holen.
Im Alter von 83 Jahren verstirbt mit dem ehemaligen Zehnkampf-Europameister und Präsidenten des Deutschen Volleyball-Verbands Werner Graf von Moltke eine der bedeutendsten deutschen Sportpersönlichkeiten.
Das Schweizer Bundesgericht lässt die neue IAAF-Regel zu Testosteron-Grenzwerten in ausgewählten Frauen-Wettbewerben wieder zu. Damit darf 800-Meter-Olympiasiegerin Caster Semenya nicht bei der WM in Doha starten.
August
"Die Finals" feiern in Berlin eine stimmungsvolle Premiere. Herzstück des Multi-Sport-Events, bei dem erstmals zehn Sportarten in einer Stadt und an einem Wochenende ihre Deutschen Meisterschaften austragen, ist die Leichtathletik. Im sehr gut besuchten Olympiastadion sorgt Konstanze Klosterhalfen mit einem 5.000-Meter-Solo und neuem deutschen Rekord (14:26,76 min) für Standing Ovations.
Kugelstoßerin Christina Schwanitz führt die DLV-Auswahl bei der Team-EM in Bydgoszcz als Kapitänin an. Die deutschen Leichtathleten jubeln über Platz zwei hinter Gastgeber Polen.
Zehn Jahre Fabel-Weltrekord: Am 16. August jährt sich zum zehnten Mal das 100-Meter-Rennen der WM in Berlin, bei dem Usain Bolt sich mit 9,58 Sekunden in die Rekordbücher eintrug.
In Birmingham ist der nächste deutsche Rekord fällig: Konstanze Klosterhalfen rennt die Meile in 4:21,11 Minuten.
Drei verpasste Dopingtests innerhalb eines Jahres: US-Sprinter Christian Coleman droht das WM-Aus. Weil jedoch ein Datum vor Jahresfrist zur Berechnung der Zeitspanne herangezogen werden muss, darf er später in Doha starten – und gewinnt.
Karsten Warholm verbessert in Zürich zum dritten Mal in diesem Jahr den Europarekord über 400 Meter Hürden. In 46,92 Sekunden unterbietet er als vierter Athlet der Welt die 47-Sekunde-Marke. Zwei Monate später verteidigt der Norweger seinen WM-Titel. Gesa Felicitas Krause liefert mit neuem deutschen Hindernis-Rekord von 9:07,51 min einen Vorgeschmack auf ihr WM-Rennen in Doha.
September
Die ehemalige Hochspringerin und Deutsche Rekordhalterin Ariane Friedrich erhält beim ISTAF in Berlin nachträglich WM-Silber von 2009.
Dezimiertes deutsches WM-Team: Hürdensprinter Gregor Traber und Marie-Laurence Jungfleisch sagen ihren WM-Start ab. Wenig später folgt die Absage von Siebenkämpferin Carolin Schäfer. Zuvor hatten weitere WM-Kandidaten wie Pamela Dutkiewicz, Laura Müller, Kristin Gierisch, Max Heß oder Elena Burkard ihre Saison für beendet erklärt. Wer nicht topfit ist, konzentriert sich auf die Vorbereitung für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.
In Brüssel holt sich Malaika Mihambo mit einem Satz auf 7,03 Meter die Diamond Trophy für den Disziplinsieg der Diamond League 2019.
Bemerkenswerte Geste: Speerwerfer Bernhard Seifert ist nicht in WM-Form und verzichtet zugunsten des Deutsche Vizemeisters Julian Weber auf seinen WM-Start.
Der Kenianer Geoffrey Kamworor verbessert den Halbmarathon-Weltrekord in Kopenhagen auf 58:01 Minuten.
Die deutschen Senioren-Leichtathleten feiern bei ihren Europameisterschaften in Venetien zahlreiche Erfolge – allein am Schlusstag gibt es 16-mal Gold. Die 4x400-Meter-Staffel der M85 sowie Siebenkämpferin Tatjana Schilling (W45) stellen neue Masters-Weltrekorde auf.
71 Athleten für Doha: Der DLV veröffentlicht sein WM-Aufgebot.
"Jugend trainiert" wird 50 Jahre alt! An den Feierlichkeiten zum Jubiläum des weltweit größten Schulsport-Wettbewerbs nehmen auch Olympiasieger sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil.
Im Rahmen des Kongresses des Weltverbands IAAF wird Sebastian Coe in Doha einstimmig zum Präsidenten wiedergewählt.
Anschließend werden in Doha spät wie nie die Weltmeisterschaften eröffnet. An den ersten Tagen bleiben die Zuschauerränge leer, Kritik an der WM-Vergabe an den Wüstenstaat dominieren die Schlagzeilen.
Viele der besten Marathonläufer der Welt starten statt in Doha lieber in Berlin: Kenenisa Bekele gelingt mit der zweitschnellsten regulären Marathon-Zeit von 2:01:41 Stunden eine Kampfansage in Richtung Weltrekordler Eliud Kipchoge.
Bei der WM stehen zu Beginn aufgrund der extremen Bedingungen die deutschen Geher im Rampenlicht. Carl Dohmann und Jonathan Hilbert beeindrucken über 50 Kilometer mit den Plätzen 7 und 23.
Gesa Felicitas Krause gelingt es schließlich, dass wieder die sportliche Leistung die Berichterstattung dominiert. Mit neuem deutschen Rekord von 9:03,30 Minuten holt sie Bronze über 3.000 Meter Hindernis.
Oktober
Die WM nimmt langsam Fahrt auf, da wird ein Skandal öffentlich, um den sich schon lange Gerüchte rankten: Der US-Trainer und Leiter des Oregon Projects Alberto Salazar wird aufgrund von Verstößen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen von der Anti-Doping-Agentur der USA für vier Jahre gesperrt.
Superfrau: Zwillings-Mutter Christina Schwanitz holt im Kugelstoßen WM-Bronze.
Supermann: Niklas Kaul krönt sich in Doha zum jüngsten Zehnkampf-Weltmeister der Geschichte.
Konstanze Klosterhalfen lässt sich vom Wirbel um das Oregon Project, bei dem auch sie trainiert, nicht verunsichern: Sie holt Bronze über 5.000 Meter.
Johannes Vetter hält die Fahne der deutschen Speerwerfer hoch: Trotz hartnäckiger Fußprobleme gewinnt er WM-Bronze.
Das letzte Wort gehört Malaika Mihambo: Mit 7,30 Metern ist sie im Weitsprung von Doha eine Klasse für sich und wird Weltmeisterin.
Nach der WM richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Straßenlauf. Weltrekordler Eliud Kipchoge läuft den Marathon auf einer nicht rekordkonformen Strecke in Wien als erster Mensch in unter zwei Stunden: die 42,195 Kilometer in 1:59:40 Stunden. Die Kenianerin Brigid Kosgei steigert in Chicago den Frauen-Weltrekord im Marathon auf 2:14:04 Stunden.
Das IOC verkündet Pläne, die Marathon- und Geh-Wettbewerbe der Olympischen Spiele 2020 von Tokio nach Sapporo zu verlegen und setzt diese später auch gegen den Widerstand des Organisationskomitees durch.
Im französischen Albi wird Ausdauer-Athletin Nele Alder-Baerens mit neuem deutschen Rekord Vize-Weltmeisterin im 24-Stunden-Lauf.
November
Geburtstag einer Leichtathletik-Legende: Die einstige Diskuswurf-Weltrekordlerin und Olympia-Zweite Liesel Westermann-Krieg wird 75.
Der Körper spielt nicht mehr mit: Die mehrmalige Deutsche Meisterin im Dreisprung Jenny Elbe muss im Alter von 29 Jahren ihre Karriere beenden.
Im Rahmen der Spitzensporttagung in Kienbaum wird Ralf Weber, langjähriger Heimtrainer von Malaika Mihambo, als "Leichtathletik-Trainer des Jahres" ausgezeichnet. "Nachwuchs-Trainer des Jahres" wird Sprint-Coach David Corell.
Bei der Para-WM der Leichtathleten in Dubai setzen die deutschen Sportler viele Glanzlichter. Mit jeweils zwei Goldmedaillen überragen Johannes Floors und Irmgard Bensusan.
Vielbeachtet ist ein neues Gesicht im Leichtathletik-Nationaltrikot: Ex-Biathletin Laura Dahlmeier hat Gefallen am Berglauf gefunden und wird bei der WM in Argentinien 27.
"Wunderschöne" und "richtig schlechte Momente": Ex-Sprinterin Katrin Krabbe wird 50.
Der Weltverband IAAF nennt sich um in "World Athletics" und krönt 400 Meter Hürden-Läuferin Dalilah Muhammad sowie Marathonläufer Eliud Kipchoge zu den "Welt-Leichtathleten des Jahres".
Als "Läufer des Jahres" in Deutschland werden der Deutsche Meister im Marathon Tom Gröschel sowie Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause ausgezeichnet.
Sophie Weißenberg wechselt nach Leverkusen, Hanna Klein zur LAV Stadtwerke Tübingen, Keshia und Yasmin Kwadwo gehen zum LC Paderborn: Die Wechselbörse dreht sich, jedoch bleiben im Jahr vor Olympia die meisten Top-Athleten ihren Vereinen treu.
Dezember
Auf Anhieb gleich die Olympia-Norm: Amanal Petros legt in Valencia in 2:10:29 Stunden ein vielbeachtetes Marathon-Debüt hin.
Im 10-Kilometer-Rennen von Valencia steigert Joshua Cheptegei (Uganda) den Weltrekord auf 26:38 Minuten.
Die deutschen U23-Junioren sorgen mit Team-Bronze für das beste deutsche Resultat bei der Cross-EM in Lissabon.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur schließt Russland nach der Fälschung von Labordaten für vier Jahre von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften aus. Unter neutraler Flagge dürfen autorisierte russische Athleten wie schon zuvor in der Leichtathletik üblich teilnehmen.
Bei der Wahl von Deutschlands "Sportlern des Jahres" räumen die Leichtathleten ab: Die Sportjournalisten verteilen die meisten Stimmen an Malaika Mihambo und Niklas Kaul. Ein emotionaler Schluss-Akt eines aufregenden Leichtathletik-Jahres!
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