Diskus-Ass Robert Harting hat am Mittwochabend bei seinem letzten internationalen Meisterschaftschafts-Auftritt den sechsten Platz erkämpft. Vom Publikum wurde der Lokalmatador frenetisch gefeiert. Der Berliner, der fast die gesamte Saison an einer Knieverletzung laborierte, kam auf 64,33 Meter.
Weite und Platzierung waren am Ende sekundär. Das Publikum im Berliner Olympiastadion geriet schier aus dem Häuschen und feierte Robert Harting (SCC Berlin) als ihren Lokalmatadoren wie einen Sieger. Kein Zweifel, der 33-Jährige ist ein solcher, hat er auf der Zielgeraden seiner glamourösen Karriere noch einmal Schmerzen und körperliche Gebrechen überwunden und seine Wurfscheibe im vierten Versuch auf 64,33 Meter geschleudert. Das brachte am Ende den sechsten Platz.
Es gewann Andrius Gudzius (Litauen; 68,46 m) vor dem Schweden Daniel Stahl (68,23 m) und dem Österreicher Lukas Weißhaidinger (65,14 m). Robert Harting fehlten also nur 81 Zentimeter an einer Medaille. Der 39 Jahre alte Ex-Olympiasieger Gerd Kanter aus Estland (64,34 m) belegte Platz fünf.
Sieger der Herzen
Doch Herr im Ring war Robert Harting - sozusagen als Sieger der Herzen. Die stehenden Ovationen – eine angemessene Würdigung zum Abschluss einer unvergleichlichen Karriere. Nach Olympia-Gold und drei WM-Titeln trat er zum letzten Mal im Nationaltrikot an. Sein ganz großes Ziel - eine EM-Medaille - erreichte er zwar nicht. Wegen eines Anrisses der Quadrizepssehne im Knie konnte er allerdings nicht sein volles Leistungsvermögen abrufen.
Seit 2014 hatte Robert Harting immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Hinzu kam Pech. Vor zwei Jahren schied er bei den Olympischen Spielen in Rio schon in der Qualifikation aus, weil er mit einem Hexenschuss antrat. Den zog er sich zu, weil er am Abend vorher versuchte, den Lichtschalter mit dem Fuß auszumachen.
Stehende Ovationen
Schon bei der Athletenvorstellung löste Robert Harting einen Riesenjubel aus. Wenngleich die Eröffnung mit 61,09 Metern mäßig ausfiel, lag er nach dem ersten Durchgang auf Rang vier. Deutlich besser lief es im zweiten Durchgang. Da flog die Scheibe auf 63,45 Meter – Rang drei. Im vierten Versuch haute er dann alles raus und schrie seine Wurfscheibe auf 64,33 Meter – ein starkes Stück, das von Jubelstürmen begleitet wurde.
Die Organisatoren wussten die Gänsehaut-Atmosphäre anzuheizen. Im Anschluss an den Wettkampf zeigten sie auf den Leinwänden ein Video, dem Robert Harting gebannt zuschaute. Das Publikum verabschiedete ihn mit Standing Ovations. Einige Fans trugen T-Shirts mit seinem Konterfei und dem Spitznamen "Shaggy". Am 2. September wird Robert Harting beim ISTAF in Berlin seinen letzten Wettkampf bestreiten.
STIMME ZUM WETTKAMPF
Robert Harting (SCC Berlin):
Alles fühlt sich nicht mehr leicht und locker an, sondern einfach schwer. Ich habe versucht alles zu geben. Das war ein wunderschöner Abend, schöner hätte es nicht sein können. Alle Athleten sind vorübergehend Helden, nur für eine gewisse Zeit, ich auch. Dieser Wettkampf lief für mich nicht gut. Ich fühlte mich gut, konnte es aber nicht zeigen, ich konnte es nicht in den Ring bringen. Um ehrlich zu sein, war ich unter einem gewissen Druck, ein Druck, den ich mir selbst auferlegt habe. Aber ich wollte das nicht, weil ich die Konkurrenz und die unterstützende Menge nicht genießen konnte. Zwischen 2009 und 2018 verglichen, ist das Stadion das gleiche. Aber ich bin nicht derselbe. Mein Charakter hat sich total verändert. Ich war damals ein Niemand und schaffte es, einen großen Wurf zu machen. Ich werde meinen letzten Wettkampf hier im Olympiastadion am 2. September haben. Und dann werde ich darüber nachdenken, was nach der Leichtathletik kommt.
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