| Interview der Woche

Patrick Domogala: „Kampf gegen meinen Körper gewonnen“

Unter anderem als Dritter der ersten Olympischen Jugendspiele im Jahr 2010 über 200 Meter gehörte Patrick Domogala (MTG Mannheim) zu den größten Sprinthoffnungen im DLV. Verletzungen verhinderten aber den weiteren Aufstieg, 2017 waren gar keine Rennen möglich. Im vergangenen Jahr meldete sich der 25-Jährige mit Bestzeit über 100 Meter zurück und stand in der DLV-Staffel bei der Heim-EM in Berlin. Am Wochenende bei der Hallen-DM in Leipzig überraschte er mit seinem ersten nationalen Titel bei den Männern über seine „alte Lieblingsstrecke“.
Jan-Henner Reitze

Patrick Domogala, in Leipzig haben Sie nach Rang fünf über 60 Meter mit dem Titel über 200 Meter und einer starken Zeit von 20,77 Sekunden überzeugt. Was nehmen Sie mit aus Leipzig?

Patrick Domogala:

Die 200 Meter waren phänomenal. Es war mein erster Start in diesem Winter über diese Strecke. Nach dem Vorlauf bin ich schon am Stock gegangen, weil das Rennen so anstrengend war. Ich musste mich zusammenreißen. Dass dann im Finale 20,77 Sekunden herausgekommen sind, habe ich absolut nicht erwartet. Die 60 Meter waren dagegen frustrierend. Ich wusste, dass ich fliegend gut drauf bin. Die 200 Meter haben das auch gezeigt. Ich habe Richtung EM-Norm und Podest geschielt. Aber ich habe große Probleme mit dem Start gehabt. Die 6,70 Sekunden als Zeit waren dafür noch okay. Die 200 Meter haben das alles wettgemacht, so dass ich mit einem guten Gefühl Richtung Sommer gehen kann.

Was hat am Start bei den 60 Metern nicht geklappt?

Patrick Domogala:

Ich habe grundsätzlich Probleme am Start, wenn es nebeneinander Mann gegen Mann geht. Mir fehlen Starts gegen starke Gegner. Dafür brauche ich Rennen. Ich muss souveräner werden. Im Sommer hat es schon viel besser geklappt. Bei 200 Metern startet man ja versetzt. Das ist eine andere Situation.

Schon im vergangenen Jahr ist es mit der Staffel-Teilnahme bei der EM in Berlin für Sie nach schwierigen Jahren aufwärts gegangen. Setzt sich dieser Trend fort?

Patrick Domogala:

Es war mein erster deutscher Meistertitel bei den Männern, nachdem ich in der Jugend und U23 viel gewonnen hatte. Deshalb ist mir der Titel sehr viel wert. Das vergangene war ein Übergangsjahr, um wieder ranzukommen. Es war phänomenal, in Berlin dabei gewesen zu sein. Da möchte ich weitermachen. 2016 und 2017 war ich verletzt und komplett weg. Das A und O ist es, mich gesund zu behalten, und das bekommt mein Trainerteam gut hin.

Was haben Sie für Schlüsse aus Ihren Verletzungen gezogen? Worauf kommt es für Sie an, gesund zu bleiben und sich nicht wieder zu verletzen?

Patrick Domogala:

Für mich ist es ganz wichtig, die Trainingseinheiten vor- und nachzubereiten. Dieses Management drum herum ist viel intensiver geworden. In dieser Richtung haben wir uns neuen Input geholt. Es ist ein riesiges Team, das mich begleitet. Es ist gelungen, dass ich gesund bin, und so soll es auch bitte bleiben.  

Wie haben Sie diese schwierige Zeit überstanden?

Patrick Domogala:

Da haben mir meine Familie und meine Freundin geholfen. Und mein gesamtes Team: Mein Trainer Michael Mahnke-Reimers, der seit 15 Jahren mit mir zusammenarbeitet. Seit dem vergangenen Jahr arbeiten wir außerdem eng mit Bundestrainer Jörg Möckel zusammen. Sie ergänzen sich sehr gut. Auch meine Sponsoren, mein Verein und mein Ausrüster haben mir die Treue gehalten. Auch meine Firma, bei der ich meine Ausbildung gemacht habe, unterstützt mich weiter. Dazu kommen Ärzte und Physiotherapeuten. Ich bin dankbar, dass ich all diese Menschen um mich habe.

Hat Sie auch der Gedanke angetrieben, dass noch mehr in Ihnen steckt, als Sie bisher zeigen konnten?

Patrick Domogala:

Das war auch ein Grund, warum ich trotz der Verletzungen weiter durchgezogen habe. Ich will meine Grenzen testen. Solange ich dort nicht angekommen bin, werde ich weiter versuchen, mehr rauszukitzeln. Es macht mir unheimlich Spaß, mich mit anderen zu messen. Der Leistungssport ist aber auch zu einem Kampf gegen mich selbst geworden. Ich habe meinem Körper gezeigt, dass ich sogar stärker zurückkommen kann. Das ist für mich die größte Tat: Ich habe den Kampf gegen meinen Körper gewonnen.

Wie sehen Ihre Ziele für den Sommer aus? Werden Sie dort verstärkt wieder auf die 200 Meter setzen?

Patrick Domogala:

Das muss ich abwarten. Früher waren die 200 Meter meine stärkere Strecke. Es könnte sein, dass der Schwerpunkt wieder dorthin geht. Auf jeden Fall möchte ich mich für die DLV-Staffel qualifizieren und in Doha dabei sein. National möchte ich mich so weit wie möglich vorne positionieren. Wir haben als nächstes die Staffel-WM, die für uns mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020 sehr wichtig ist. Es gilt, im Mai in Japan zu performen.

Wie sieht der Fahrplan bis dorthin aus?

Patrick Domogala:

Ab Mitte März machen wir ein Trainingslager auf Teneriffa. Mitte April bis Mitte Mai geht es nach Japan mit dem Abschluss Staffel-WM. Das ist der kurzfristige Plan und dann sehen wir, wie es weiterläuft.

Video (200 Meter): <link video:19766>Patrick Domogala stürmt in ewige deutsche Bestenliste
Video-Interview: <link video:19799>Patrick Domogala: "Mein Herz in die Hand genommen"

Mehr:

<link termine top-events hallen-dm-2019-leipzig>Hallen-DM 2019 Leipzig

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