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Lisa Ryzih: DM-Revanche ohne EM-Ambitionen

Die Heim-EM hat sie mit einem Teilriss der Achillessehne verpasst. Jetzt ist Lisa Ryzih zurück – und aus kurzem Anlauf stark wie nie. Die Hallen-DM in Leipzig: der Höhepunkt ihrer Hallensaison. Sie will sich den Titel zurückholen. Und im Sommer wieder auf Weltebene vorne mitmischen. Die Hallen-EM in Glasgow dagegen findet wohl ohne sie statt.
Silke Bernhart

Freude und Erleichterung waren Lisa Ryzih ins Gesicht geschrieben, als sie nach dem Indoor Meeting in Karlsruhe vor zehn Tagen den Innenraum verließ. Die Stabhochspringerin vom ABC Ludwigshafen hatte gerade nach elf Monaten Wettkampf-Pause ihr Comeback gefeiert. Mit 4,63 Metern. Deutsche Jahresbestleistung. Aus kurzem Anlauf. „Normal sind 16 Schritte“, erklärt sie, „ich bin aus zwölf gesprungen, das macht einen Unterschied von fast zehn Metern aus. Das ist ein ganz anderer Rhythmus.“

Es war ein bemerkenswerter Auftritt nach überstandenen Achillessehnen-Beschwerden, die sie mehrere Jahre mit sich herumgeschleppt hatte und die sie schließlich zur Absage der Freiluft-Saison 2018 gezwungen hatten. Anstatt bei der Heim-EM um die Medaillen mitzuspringen, rannte die Vize-Europameisterin von 2016 zur Schonung sechs Wochen mit einem Spezialschuh herum – und trieb ihre Doktorarbeit im Fach Psychologie voran. „Ich habe fast mehr trainiert als sonst, fünf Stunden am Tag Reha gemacht. Aber es tat gut, einfach mal vom Stabhochsprung wegzukommen“, blickt sie zurück. 14 Jahre lang hatte sie bis dahin keine Freiluft-Saison verpasst.

In der Reha-Phase begab sich die Stabhochspringerin für einen behutsamen Neu-Aufbau ganz in die Hände ihres Physiotherapeuten Mike Steverding. Erst als sie vollständig beschwerdefrei war, übergab dieser sie im Herbst für das leichtathletische Training wieder an ihren Trainer und Vater Vladimir Ryzih. „Dann musste er das Nilpferd aus dem Sumpf ziehen“, berichtet Lisa Ryzih lachend.

Bestleistung aus kurzem Anlauf

Rund fünf Monate darauf folgte nun also der erste und bis dato einzige Wettkampf ihrer Hallensaison. „Als ich die Teilnehmerliste für Karlsruhe gesehen habe, habe ich kurz gedacht: Ich hätte doch bei den Pfalz-Meisterschaften starten sollen“, erzählt Lisa Ryzih angesichts des Weltklasse-Feldes, in dem sie Fünfte wurde. Und ihre Bestleistung aus kurzem Anlauf sogar von 4,60 auf 4,63 Meter steigern konnte.

„Über diesen Anlauf muss ich mir die Stärke zurückholen. Aber für eine EM bin ich damit nicht international konkurrenzfähig“, erklärt die 30-Jährige. Sie zeigt damit direkt die Grenze ihrer Hallensaison-Planung auf. Denn trotz erfüllter Norm will sie bei den Hallen-Europameisterschaften in Glasgow (Großbritannien; 1. bis 3. März) nicht starten. „Ich hätte dort eine Silbermedaille zu verteidigen. Und da das schwierig ist – was soll ich da? Sechste und siebte Plätze bei Europameisterschaften habe ich schon gehabt.“

Fokus: Revanche bei der Hallen-DM

So ist der Fokus ganz auf das nationale Highlight gerichtet: Die Deutschen Hallenmeisterschaften am kommenden Wochenende (16./17. Februar) in Leipzig. „Das ist ein sehr, sehr wichtiger Wettkampf für mich“, sagt Lisa Ryzih. „Deutsche Meisterschaften hatten für mich schon als Jugendliche immer eine hohe Bedeutung. Ich gehe da mit vollem Ernst heran und will mich gegen die nationale Konkurrenz behaupten.“

In einem Feld mit nur sechs Teilnehmerinnen verspricht besonders ein Duell an der Spitze Spannung und vielleicht auch neue Höchstleistungen. Denn Titelverteidigerin Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) konnte zuletzt ihre Saison-Bestmarke auf 4,52 Meter steigern und war in Liévin (Frankreich) auch bei 4,57 Metern nicht chancenlos. Von ihr möchte sich Lisa Ryzih – weiterhin aus kurzem Anlauf – ihren Titel wieder zurückholen. Sechsmal stand sie bereits ganz oben auf dem DM-Treppchen, dreimal im Freien, dreimal in der Halle.

Und dann? Folgt in der Halle am 24. Februar noch ein Auftritt in Clermont-Ferrand (Frankreich) gegen die Weltklasse. „Das ist dort eigentlich schon wie in der Diamond League“, blickt Lisa Ryzih voraus. Und damit ein Vorgeschmack auf den Sommer und die Liga, in der sie schon bald wieder vorne mitmischen will. „Falls mich jemand vergessen hat: Hier bin ich wieder!“

Hallen-DM 2019 in Leipzig live
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