Wer bei der U18-Gala am Samstag in Schweinfurt überzogen konnte, bekam im Anschluss an den Wettkampf die passende Einkleidung für die U18-WM in Cali (Kolumbien; 15. bis 19. Juli). Einige Athleten wie Jonathan Petzke im Hürdensprint haben die DLV-Norm in letzter Minute noch geknackt. Keshia Kwadwo sprintete über 100 Meter in 11,60 Sekunden auf Platz zwei in Europa. Niklas Kaul hat WM-Ticket Nummer zwei gelöst.
Die Wettkämpfe in Schweinfurt brachten die Entscheidung darüber, welche Nachwuchsathleten nach Cali fahren dürfen. Deshalb war Keshia Kwadwo vor dem 100-Meter-Finale ziemlich aufgeregt. „Ich war nervös, weil die anderen Sprinterinnen im Vorlauf schon so stark waren“, sagte die Deutsche U16-Meisterin. Aber in der zweiten Rennhälfte drehte die Wattenscheiderin auf.
Als sie im Ziel die Zeit von 11,60 Sekunden auf der Anzeigetafel sah, gab es einen Freudenschrei – mit so einer Bestleistung hat die 15-Jährige nicht gerechnet. Das ist derzeit die zweitbeste Zeit unter den U18-Athletinnen Europas. Sie war erleichtert und schaut „positiv“ nach Cali.
Das 100-Meter-Finale der männlichen U18 entschied der Deutsche U16-Meister Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg; 10,71 sec) für sich. Im Vorlauf war er mit 10,68 Sekunden schneller unterwegs und somit nicht ganz zufrieden mit der Zeit. Nun freut er sich auf Cali und hofft in seinem ersten Jugendjahr dort mindestens eine Runde weiter zu kommen.
Maximilian Knief mit U20-EM-Norm
Im Stabhochsprung verbesserte sich Tom-Linus Humann (Schweriner SC) auf 4,85 Meter, dahinter bestätigten der Bremer Philip Kass und der Deutsche U16-Meister Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf) mit 4,80 Metern exakt die Norm für Cali. U20-Athlet Maximilian Knief vom SV Werder Bremen schaffte im gleichen Wettbewerb mit 5,10 Meter die Quali-Höhe für die U20-EM in Eskilstuna (Schweden).
Auch gut drauf zeigte sich bei der weiblichen U20 Louisa Schaar (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4,00 m), die in ihrer jungen Karriere ihren zweiten Sprung über vier Meter meisterte, sie ist ebenfalls Kandidatin für die U20-EM. In der U18 gewann klar Tamara Schaßberger (LG Neckar-Enz) mit 3,95 Metern - über Norm-Höhe. Die Jahresbeste Stina Seidler (SV Werder Bremen) musste mit 3,60 Metern Vorlieb nehmen.
Remo Cagliesi über 2,10 Meter
Sie war diese Saison noch nicht in Erscheinung getreten. In Schweinfurt floppte die Final-Teilnehmerin der Olympischen Jugendspiele, Selina Schulenburg (TV Neu-Isenburg) zur rechten Zeit über 1,81 Meter und war an diesem Tag die einzige 1,80-Meter-Springerin.
Remo Cagliesi (TLV Germania Überruhr) bot eine kleine Flug-Show und übersprang im dritten Versuch, mit Luft nach oben, 2,10 Meter – großer Jubel, neue Bestmarke für ihn nach überstandenen Knieproblemen. „Der Wettkampf war eigentlich nicht so gut, ein bisschen zittrig, weil ich oft drei Versuche gebraucht habe“, sagte er mit Vorfreude auf seinen ersten großen internationalen Wettkampf.
Auch der junge Rosenheimer Lucas Mihota konnte dahinter mit einer erheblichen Steigerung seiner Saisonbestleistung auf 2,08 Meter als Zweiter exakt die Norm für Cali knacken.
Weitspringer Simon Zienert aus Dresden steigerte sich an Platz eins auf 7,43 Meter, den U18-WM-Richtwert (7,30 m) für Cali hatte er vorher schon in der Tasche.
Jonathan Petzke mit Gips zur Norm
Über 110 Meter Hürden konnte Jonathan Petzke (Dresdener SC) noch auf den Zug nach Cali aufspringen, und das mit einem Gipsarm. Mit 13,66 Sekunden bei internationalen Abständen unterbot er die Norm (13,85 sec) hinter dem Schweizer Sales Inglin (13,60 sec) deutlich. Vor zwei Wochen war er die Norm bereits mit zu viel Rückenwind gelaufen und hat sich die linke Hand gebrochen. „Wenn das Adrenalin durch den Körper geht, spürt man das nicht mehr“, sagte er nach dem Rennen.
Nicht ans Ziel kam Christopher Nagorr (LAZ Gießen), der in seinem ersten Saisonstart nach einer Anlaufumstellung von acht auf sieben Schritten vor der ersten Hürde diese nicht überqueren konnte. „Schade, ich wäre gerne mit ihm zusammen nach Kolumbien gefahren“, befand Jonathan Petzke, der dort seine Zeit nochmal toppen will.
Julia Ritter wieder über 18 Meter
Julia Ritter (SuS Oberaden), die derzeit überragende deutsche U18-Kugelstoßerin, wuchtete ihre Kugel wieder über die 18-Meter-Marke. Mit 18,35 Metern blieb sie nicht weit unter ihrer Bestmarke (18,51 m). Auch im Diskuswurf hat sie mit Rang zwei (46,85 m) hinter Annina Brandenburg (ART Düsseldorf; 46,87 m) ihre Empfehlung für Cali abgegeben. Insgesamt sind vier DLV-Werferinnen diese Saison über der Norm von 46 Meter geblieben.
Genauso überlegen ist im Kugelstoßen der männlichen U18 der Leipziger Tobias Köhler, der zwei Stöße über 19 Meter verbuchen konnte. Der weiteste landete bei 19,20 Metern, das reicht für eine U18-WM-Teilnahme. Im Diskuswurf bestätigte Henrik Janssen (SC Magdeburg; 58,08 m) seine Form für Cali.
Niklas Kaul löst zweites Ticket
74,38 Meter standen für Sieger Niklas Kaul (USC Mainz) im Speerwurf. Die Weite wusste er nach dem Wettkampf gar nicht so genau. Kein Wunder, hatte er die Norm von 70 Metern als neuer Halter der deutschen U18-Bestleistung mit 83,94 Metern schon locker übertroffen. Die nötige Anspannung für eine bessere Weite habe ihm ein bisschen gefehlt. Mit seiner Teilnahme unterstrich er seine Ambitionen für einen Doppelstart in Cali - im Zehnkampf, wo er ebenfalls die U18-Bestleistung hält, ist er schon nominiert.
Nach erfolgreichem Wettkampf hat U18-Bundestrainer Jörg Peter vor allem die neuen Athleten für ihren bevorstehenden internationalen Einsatz zu den nächsten Stationen gelotst: Anprobe der Nationalmannschaftskleidung, Aufnahme von Formalien, medizinischer Check und Kennenlernen der Physiotherapeuten, die auch in Cali die Betreuung übernehmen. Das Gala-Fazit von Jörg Peter: „Wie zu erwarten haben wir viele sehr gute Leistungen im Normbereich gesehen."
Die kompletten Resultate finden Sie in <link http: www.leichtathletik.de ergebnisse wettkampf-resultate _blank>unserer Ergebnisrubrik...