Beim 12. Schönebecker Sole-Cup hat Shanice Craft mit 63,18 Metern am Freitag als Sechste DLV-Diskuswerferin die WM-Norm erfüllt. Das reichte aber nur zu Platz drei, denn zwei andere Deutsche waren am Freitagabend noch besser – allen voran Nadine Müller. Kugelstoßerin Sara Gambetta übertraf erstmals die 18-Meter-Marke. Der Tscheche Tomas Stanek überragte bei den Männern mit 22,01 Metern und einem Landesrekord.
Deutschland ist bei den Frauen weltweit die Diskusnation Nummer eins. In keinem anderen Land gibt es so viele so Top-Werferinnen. Das musste am Freitagabend beim 12. Schönebecker Sole-Cup auch Weltmeisterin Denia Caballero neidlos anerkennen. Die Kubanerin wurde mit 62,30 Metern lediglich Vierte. Ganz vorne landeten drei DLV-Athletinnen: Nadine Müller (SV Halle) warf die Scheibe gleich im ersten Versuch zur Siegweite von 64,31 Metern, dahinter reihten sich Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 63,80) und Shanice Craft (MTG Mannheim; 63,18) ein. Die EM-Dritte übertraf bei ihrem ersten Start nach einem Muskelfaserriss von Anfang April auf Anhieb die Norm (61,20 m) für die Weltmeisterschaften in London (Großbritannien; 5.-13. August).
„Die Weite ist noch ausbaufähig“, so die Siegerin. Nadine Müller hätte gern noch einen Meter mehr geworfen, doch die WM-Zweite von 2011 und WM-Bronzemedaillengewinnerin von 2015 haderte ein wenig mit ihrer Technik. Zudem herrschte wegen der warmen Temperaturen kaum Thermik, um die Disken zum Fliegen zu bringen. Im knallharten Kampf um die WM-Tickets schickte Nadine Müller dennoch eine deutliche Ansage an die Konkurrenz: „Es ist alles so eng beieinander, da zählt jeder Wettkampf“, sagte sie. Sechs DLV-Athletinnen haben bislang die WM-Norm erfüllt – nur drei von ihnen werden am Ende nach London fliegen können.
Sara Gambetta schlägt Weg nach London ein
Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig) hat als erste deutsche Kugelstoßerin die WM-Norm (18,00 m) geknackt. Die 24-Jährige kam im fünften Versuch auf 18,01 Meter – einen Zentimeter mehr als die Qualifikationsweite für London. Trainer René Sack war begeistert, das Publikum tobte – und Sara Gambetta ließ sich von der guten Stimmung anstecken: Im sechsten Versuch konnte sie ihre persönliche Bestleistung noch einmal steigern auf 18,14 Meter. Dahinter landeten Yang Gao (China) und Alina Kenzel (VfL Waiblingen) mit 17,92 Metern und 17,49 Metern auf den Plätzen zwei und drei.
„Ich habe im Kraft- und Athletikbereich zugelegt. Deshalb musste ich auch meine Technik umstellen“, sagte Sara Gambetta. Keine ganz leichte Aufgabe: „Wenn man mehr Kraft hat, ist man auch schneller im Ring und kann das vielleicht erst einmal nicht umsetzen. Die Wettkämpfe vorher waren ein Auf und Ab gewesen, ich hatte schon an mir gezweifelt. Jetzt bin ich einfach nur erleichtert.“
Verbesserung für David Storl, Tomas Stanek knackt 22 Meter
Bei Kugelstoßer David Storl (SC DHfK Leipzig) ist der Knoten in Schönebeck geplatzt. Mit 21,06 Metern erzielte er beim Sole-Cup seine erste 21-Meter-Weite in dieser Saison. Der Vize-Weltmeister von 2015 ist zur Umsprungtechnik zuückgekehrt – eine Umstellung, die naturgemäß etwas Zeit braucht. „Wir liegen im Plan. Die WM ist noch ziemlich weit hin. Jetzt hoffe ich, dass Stück für Stück die Lockerheit kommt und es dann in den nächsten Wettkämpfen noch weiter geht.“
Auch Dennis Lewke (SC Magdeburg) bewies als Dritter mit 19,62 Metern seine gute Form, er blieb nur sechs Zentimeter unter seiner Saisonbestleistung (19,68 m).
Einer aber war noch besser als die beiden Deutschen: Der Tscheche Tomas Stanek stieß die Eisenkugel im vierten Versuch auf 22,01 Meter – kein anderer Athlet in Europa kam in diesem Jahr bislang weiter. Die Weite bedeutete einen neuen Landesrekord für die Tschechische Republik und war gleichzeitig neuer Meetingrekord. Den alten hielt bislang David Storl, der 2015 auf 21,94 Meter gekommen war.
Martin Wierig triumphiert zum vierten Mal
Ohne Normweite ging zuvor der Diskus-Wettbewerb der Männer zu Ende. Es siegte zum vierten Mal Lokalmatador Martin Wierig (SC Magdeburg) mit 63,97 Metern, der schon 2011, 2012 und 2015 in Schönebeck gewonnen hatte. „Alle Jahre wieder“, begrüßte ihn der Landrat zur Siegerehrung. Allerdings hätte Wierig gern noch etwas weiter geworfen – die Saisonbestleistung des deutschen Jahresbesten steht bei 65,56 Metern. „Im Training hat es sich auch gut angefühlt, aber dann hat heute im Wettkampf leider die Technik nicht ganz gestimmt“, sagte er.
Der 29-Jährige, der nächste Woche seinen 30. Geburtstag feiert, ist trotzdem froh über die neue Konstanz in dieser Saison: „Wenn der schlechteste Wettkampf mit knapp 64 Metern ausgeht, dann kann ich damit ganz zufrieden sein.“ Am Montag (5. Juni) trifft Wierig beim Pfingstsportfest in Rehlingen auf Robert Harting (SCC Berlin). Dann wird sich zeigen, was seine bisherigen Leistungen wert sind.
Zweiter in Schönebeck wurde Markus Münch (SC Potsdam) mit 63,53 Metern. Knapp dahinter wurde Wierigs Trainingspartner David Wrobel (SC Magdeburg) mit 63,18 Metern Dritter.
Hammerwerfer weit entfernt von der Norm
Mit neuer Saisonbestleistung von 70,91 Metern war Johannes Bichler (LG Stadtwerke München) bester Hammerwerfer. Vier Zentimeter dahinter musste sich Alexej Mihailov (Hannover 96; 70,87 m) knapp geschlagen geben.
Den Wettbewerb der Frauen entschied Carolin Paesler (LG Eintracht Frankfurt) mit 67,42 Metern für sich. Hier ging Platz zwei an Charlene Woitha (SCC Berlin; 64,60). An die Weltmeisterschaftsnorm kamen sowohl die Frauen (71,00 m) als auch die Männer (76,00 m) nicht heran.
U20-Speerwerfer Norman Plischke über 70 Meter
Im Vorprogramm erzielte auch der Nachwuchs gute Leistungen. Norman Plischke (SC Magdeburg) ließ in der männlichen Jugend U20 den Speer auf 70,34 Meter fliegen und schaffte die Norm für die U20-Weltmeisterschaften in Grosseto (Italien; 20.-23. Juli). Er ist nach Niklas Kaul (USC Mainz; 72,89 m) bereits der zweite jugendliche 70-Meter-Werfer in Deutschland in diesem Sommer.
Im Speerwurf der U23 haderte Nico Rensmann (TSV Bayer 04 Leverkusen) dagegen trotz neuer Saisonbestleistung von 75,77 Metern mit seiner Weite: Ihn fehlten 23 Zentimeter zum Richtwert für die U23-EM in Bydgoszcz (Polen; 13.-16. Juli).
Im Diskuswurf der männlichen Jugend U20 setzte sich Henrik Janssen (SC Magdeburg) mit 60,35 Metern gegen Tim Ader (SC Neubrandenburg; 59,40 m) und Tobias Köhler (SV Halle; 57,27 m) durch. Alle drei erfüllten erneut die Norm für die U20-EM.
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