| Hallen-DM 2019

David Storl & Co. beim Heimspiel in Titel-Form

Kugelstoßer David Storl will sich Stück für Stück in die absolute Weltspitze zurückkämpfen. Die Trainingssituation des Lokalmatadoren vor seinem Heimspiel bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig war allerdings kurios. Welche Athleten unter welchen Voraussetzungen sonst noch Heimvorteil in der Arena genießen, lesen Sie hier.
SID / pam

Das Ambiente ist trist: Eine Industriehalle im Leipziger Stadtteil Liebertwolkwitz, geparkte Fahrzeuge, Anhänger mit Baumaterial – und mittendrin Deutschlands bester Kugelstoßer David Storl (SC DHfK Leipzig). Vor seinem Heimspiel bei der Hallen-DM am Wochenende (16./17. Februar) musste der zweimalige Weltmeister improvisieren.

Weil David Storl das Leipziger Werferhaus seit einem Sturm im vergangenen Jahr nicht mehr nutzen kann, borgte sich der 28-Jährige für seine Vorbereitung eine Kugelstoßanlage und kam damit in einem Gebäudekomplex eines Unternehmers unter. Bis vor knapp zwei Wochen, als das geliehene Equipment wieder benötigt wurde – die letzten Tage vor den Titelkämpfen durfte der sechsmalige Hallenmeister schon einmal in der Leipziger Arena trainieren.

"Die Situation ist sicherlich nicht einfach. Aber man lernt, wie man solche widrigen Bedingungen für sich selbst lösen und trotzdem sein Ziel erreichen kann", sagte David Storl. "Das ist die ganze Lehre daraus. Wenn ich etwas haben will, dann mache ich das lieber selbst, anstatt mich auf andere zu verlassen." Allerdings sei dies "eine Notlösung" gewesen. "Es ist sicherlich nicht das, was man braucht, um absolute Weltspitze zu werden."

Über die Hallen-DM nach Glasgow

Und dahin will David Storl wieder. Nach langwierigen Verletzungen, nicht gerade erfolgreichen Olympischen Spielen in Rio 2016 (Platz 7) und der WM ein Jahr später (Platz 10) machte er im vergangenen Jahr den ersten Schritt zurück zu alter Stärke. Mit seinem neuen Trainer Wilko Schaa und der Rückkehr zur Umsprungtechnik holte er Silber bei der Hallen-WM in Birmingham und Bronze bei der Heim-EM in Berlin. Darauf will das Duo in dieser Saison aufbauen.

"Es ist ein anderes Niveau, auf dem wir trainieren können, es ist eine andere Basis als letztes Jahr", sagte David Storl, der in dieser Hallensaison bisher 21,26 Meter stieß. Die nächsten Ziele sind der siebte Titel bei der Hallen-DM in Leipzig und anschließend die Hallen-Europameisterschaften in Glasgow (Großbritannien; 1. bis 3. März). Immer im Blick: Der Saisonhöhepunkt mit der Freiluft-WM in Doha (Katar) im Herbst.

"Bis dahin möchten wir zu dem Kreis gehören, der sich Hoffnung auf eine Medaille machen kann", sagte Wilko Schaa und gab damit die Richtung für 2019 vor. "Wir wollen dieses Jahr nutzen, um wirklich wieder an die absolute Weltspitze anzuknüpfen." Doch auch der Coach ist sich bewusst, dass dies kein einfacher Weg wird: "Wir haben letztes Jahr zwei Medaillen gewonnen, aber wenn man sich die Ergebnisse bei den Diamond-League-Meetings anschaut, dann muss man schon gestehen, dass die Top Drei, Vier, Fünf sicherlich noch ein bisschen außer Reichweite sind. Da wollen wir anschließen, dafür haben wir letztes Jahr die Grundlage geschaffen."

Robert Farken will DM-Titel zurück

Weniger um die 22-Meter-Marke, die das Eintrittstor zur absoluten Weltspitze sind, als viel mehr um die 20-Meter-Marke geht es für die deutschen Kugelstoßer hinter David Storl. Mit Heimvorteil in Leipzig an den Start geht auch Storls neuer Trainings- und Vereinskollege Dennis Lewke, der sich zuletzt bei "K.O. durch die Kugel" in Potsdam auf 19,31 Meter steigerte. Der Ex-Magdeburger zählt damit zu den Kandidaten für DM-Silber oder Bronze.

Ein entscheidender Faktor im Kampf um den Sieg über 800 Meter könnte bei Robert Farken die Unterstützung durch das heimische Publikum sein. Der 21-Jährige holte vor zwei Jahren bei den Hallenmeisterschaften in Leipzig mit nur drei Hundertstel Vorsprung den Titel. Dabei schmiss sich der Läufer des SC DHfK Leipzig förmlich ins Ziel.

Der Schützling des Leitenden Bundestrainers Lauf/Gehen Thomas Dreißigacker konnte bislang als einziger DLV-Läufer mit 1:47,71 Minuten die Hallen-EM-Norm (1:48,00 min) über diese Strecke erfüllen und will an seinen DM-Erfolg aus 2017 anknüpfen. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde: Ich will das Ding am Sonntag nicht gewinnen“, meinte Robert Farken gegenüber der <link http: www.sportbuzzer.de artikel leipziger-robert-farken-will-bei-den-deutschen-hallenmeisterschaften-gewinnen _blank>Leipziger Volkszeitung.

Hürden-Entscheidung der Männer mit Leipziger Note

Zwar nicht für den Leipziger Traditionsverein ins Rennen geht Hürdensprinter Gregor Traber. Der EM-Fünfte trainiert aber seit Ende 2017 in Leipzig bei Bundestrainer Jan May und will im Trikot der LAV Stadtwerke Tübingen Serienmeister Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01), der lange Jahre ebenfalls für Leipzig am Start war, die Titelverteidigung streitig machen.

Um eine Hürden-Medaille sprintet vom SC DHfK auch Martin Vogel, der es vor drei Jahren bei den Titelkämpfen in Leipzig schaffte, sich für die Hallen-WM zu qualifizieren. Es war bislang seine einzige Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft. Diesen Winter fehlt ihm die Hallen-EM-Norm von 7,70 Sekunden noch. „Früher war ich ein Startmonster, derzeit fehlt mir die Explosivität. Mein Trainer meint, das liege am Krafttraining. Schnelligkeit und Spritzigkeit sollen jetzt kommen“, meint der Schützling von Jan May gegenüber der <link http: www.sportbuzzer.de artikel leipziger-hurdensprinter-sind-eine-macht-doch-nur-martin-vogel-tragt-das-dhfk-tr _blank>Leipziger Volkszeitung.

Mit Maximilian Bayer ist ein weiterer Athlet aus der Trainingsgruppe des Hürden-Bundestrainers Podiumskandidat. Der in Leipzig studierende Bayer trägt aber das Trikot des MTV Ingolstadt. Bis auf den Jahresschnellsten Gregor Traber konnte noch kein DLV-Hürdensprinter die Norm für Glasgow erfüllen. Gut möglich, dass das mit unterschiedlichen Leipziger Heimvorteilen am DM-Wochenende in der Arena zu schaffen ist.

Mit Material des Sport-Informations-Dienstes (SID)

 

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