Nach einem harten Jahr mit zwei abgebrochenen Wettkämpfen bei Großereignissen und dem Tod ihres Freundes will Siebenkämpferin Carolin Schäfer (TV Friedrichstein) im Olympiajahr wieder angreifen. Beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich; 28./29. Mai) peilt die 24-Jährige 6.500 Punkte an und will damit den Weg Richtung Olympia einschlagen. Dort soll dann eine weitere Steigerung her.
Carolin Schäfer, in New York (USA) durften Sie Mitte März beim Nike Innovation Summit zum ersten Mal die neue Nationalmannschaftskleidung tragen, die dort vorgestellt wurde. Wie gefällt sie Ihnen?
Carolin Schäfer:
Sehr gut! Ich war zunächst sehr überrascht, weil ich es mir von den Farben ganz anders vorgestellt habe. Aber ich bin sehr begeistert. Es sieht sehr frisch aus und trotz des Graus sehr farbenfroh. Und außerdem fühlt es sich einfach nur unglaublich gut an. Dass ich es jetzt schon vor den Olympischen Spielen bei der Premiere tragen durfte, ist eine unglaubliche Motivation für mich.
Es ist – obwohl Sie erst 24 Jahre alt sind – nicht das erste Nationalmannschaftstrikot, das Sie tragen. Sie waren auch schon in einigen Vorgängermodellen am Start. Mit welchem verbinden Sie besondere Erinnerungen?
Carolin Schäfer:
Mit dem Trikot von Zürich. Mit ihm verbinde ich große Emotionen, weil ich damals mit Bestleistung Vierte geworden bin. Trotzdem freue ich mich auch immer wieder, etwas Neues zu tragen und neue Erinnerungen entstehen zu lassen und zu sammeln.
Sie sind aus dem Trainingslager direkt nach New York geflogen und danach auch wieder in die Türkei zurückgekehrt. Wie läuft Ihre Saisonvorbereitung?
Carolin Schäfer:
Sehr, sehr gut. Die Trainingsleistungen sind super, ich fühle mich gut, ich habe keine Verletzungen und alles verläuft nach Plan. Ich bin schon sehr motiviert für den Sommer. Im Moment herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm. Noch liegen ein paar richtig harte Trainingsblöcke vor mir.
Im Winter haben Sie Bestleistungen im Kugelstoßen und über die Hürden aufgestellt. Haben Sie daran besonders gearbeitet oder wo lagen Ihre Schwerpunkte?
Carolin Schäfer:
Mein Trainer Jürgen Sammert und ich haben Kugelstoßen und Weitsprung in den Mittelpunkt gestellt. Vor allem Weitsprung sehe ich noch als meine Schwäche. Und im Kugelstoßen habe ich es bislang noch nicht geschafft, meine Trainingsleistungen im Wettkampf zu zeigen. Bei den anderen Disziplinen weiß ich, dass ich sie kann, deswegen haben wir die etwas zurückgestellt. Wir haben auch nicht so viele Wettkämpfe ins Programm genommen, damit ich Kräfte sparen und mich voll auf meine Baustellen konzentrieren konnte. Das hat sehr gut geklappt.
Ihr erster großer Wettkampf dieses Jahr wird das Mehrkampf-Meeting in Götzis sein. In den beiden letzten Jahren lief es dort super für Sie. Ist die Freude da noch größer?
Carolin Schäfer:
Was Götzis angeht, bin ich immer super motiviert – obwohl meine Premiere da überhaupt nicht gut gelaufen ist. Für mich ist Götzis immer eine erste Standortbestimmung. Wo stehe ich – nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Vergleich. Weil ich aus den beiden vergangenen Jahren überwiegend positive Erinnerungen an Götzis habe, komme ich natürlich gerne zurück. Wenn die Bedingungen mitspielen, würde ich dort sehr gerne die Olympia-Norm [6.200 Pkt] mit einer sehr guten Punktzahl abhaken.
Hinter Ihnen liegt mit 2015 ein hartes Jahr, in dem Ihr Freund tödlich verunglückt ist und Sie auch zwei große Mehrkämpfe bei der Hallen-EM und der WM nicht zu Ende bringen konnten. Meinen Sie im Nachhinein, dass es für Sie trotzdem wichtig war, bei diesen beiden Mehrkämpfen am Start gewesen zu sein?
Carolin Schäfer:
Ich denke es war für mich wichtig, dass ich dort war. Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung gemacht habe. Und ich denke, ich kann auch stolz auf mich sein, dass ich mich den Herausforderungen gestellt habe. Ich nehme auch viel Positives mit aus dem letzten Jahr, nicht nur Negatives. Trotzdem bin ich aber auch froh, jetzt nach vorne zu blicken und neu anzugreifen.
Neben Olympia stehen auch die Europameisterschaften an…
Carolin Schäfer:
…die spielen für mich aber keine Rolle. Ich fokussiere mich voll auf Olympia.
Mit welchen Zielen gehen Sie in das Olympiajahr?
Carolin Schäfer:
Erst einmal ist es mir wichtig, in Götzis eine gute Punktzahl hinzulegen, sodass ich mir mein Ticket für Olympia schon weitgehend gesichert habe und <link>Ratingen entspannter angehen kann. Bei Olympia will ich eine neue Bestleistung aufstellen. Ich will zeigen, dass ich mich weiterentwickele und beim Saisonhöhepunkt meine beste Leistung bringe. Meine Leistung ist das einzige, was ich beeinflussen kann. Was die Platzierung angeht, muss ich dann sehen, zu was das reicht.
Ihre Bestleistung von 6.547 Punkten haben Sie im vergangenen Jahr in Götzis sehr früh in der Saison aufgestellt. Welche Punktzahl halten Sie in diesem Jahr für realistisch?
Carolin Schäfer:
Wenn ich letztes Jahr in Götzis bei den Hürden nicht fast gestürzt wäre, hätte ich da schon an die 6.600 Punkte machen können. Für den Start peile ich 6.500 Punkte an und will mich dann aber im Jahr von Mehrkampf zu Mehrkampf steigern, sodass bei den Olympischen Spielen eine gute Bestleistung herauskommt.
Bevor Sie bei Olympia an den Start gehen, müssen Sie sich bei der Nominierung erst einmal gegen die nationale Konkurrenz durchsetzen. Wie sehen Sie da die Situation?
Carolin Schäfer:
Die starke Konkurrenz in Deutschland pusht ungemein. Ich denke wir sind eine Handvoll Mädels, die um die Olympia-Tickets kämpfen, und das ist gut. Toll finde ich auch, dass wir ein paar erfahrenere Athletinnen und andererseits auch noch einige recht junge sind. Wir können voneinander profitieren.
Gibt es jemand, den Sie im Moment besonders auf der Rechnung haben? Vielleicht auch nach den Vorleistungen im Winter.
Carolin Schäfer:
Nein, in Götzis werden die Karten neu gemischt. Alles, was im Vorfeld passiert, ist schön und gut. Aber es kommt darauf an, wer in Götzis nach sieben Disziplinen schon einmal ein Achtungszeichen setzt.
Sie starten seit dieser Saison nicht mehr für die LG Eintracht Frankfurt, sondern wieder für Ihren ehemaligen Verein TV Friedrichstein. Hat sich dadurch für Sie im Training irgendetwas verändert?
Carolin Schäfer:
Alles ist beim Alten, ich habe nur ein anderes Zeichen auf dem Trikot. Ich trainiere nach wie vor mit meinem Trainer Jürgen Sammert in Frankfurt.
Und mit wem trainieren Sie zusammen?
Carolin Schäfer:
Ich trainiere momentan mit Pascal Behrenbruch, der wieder zurück nach Frankfurt gekommen ist. Es war mir wichtig, wieder mit einem Mann zu trainieren. Ich habe dadurch neue Trainingsreize und es ist natürlich einfacher, bei Tempoläufen hinter einem Mann herzulaufen, als vorne weg. Außerdem bringt mir Pascal die Leichtigkeit zurück, die mir etwas abhandengekommen war. Ich kann wieder lockerer im Training sein, auch mal ein Späßchen machen und bin nicht zu fokussiert, zu verkrampft. Das tut mir unglaublich gut.
Setzen Sie gerade voll auf die Karte Sport?
Carolin Schäfer:
Ja. Ende Januar habe ich meinen Polizei-Kommissarinnen-Abschluss gemacht. Nach viereinhalb Jahren wollte ich jetzt einmal durchatmen, weil ich doch recht viel Stress und Doppelbelastungen hatte und beides – Ausbildung und Sport – sehr gut machen wollte. Im Moment setze ich meinen Fokus voll auf die Olympischen Spiele. So bleibt mir auch mehr Zeit für die Regeneration. Ich bin sehr dankbar, dass die Landespolizei Hessen mir das ermöglicht. Nach den Olympischen Spielen werde ich dann wieder als Polizei-Kommissarin arbeiten.
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