In Halle/Saale werden am Wochenende die Deutschen Meister:innen im Winterwurf ermittelt. Mit Marike Steinacker und Clemens Prüfer steigen auch die Olympia-Vierte und der Olympia-Sechste im Diskuswurf in den Ring. Speerwerfer Max Dehning kehrt mit den Erinnerungen an seinen 90-Meter-Wurf zurück. Es geht um Medaillen und um die Startplätze beim EA-Wurf-Cup in Nicosia auf Zypern.
Ihm gehörten im vergangenen Jahr bei der Winterwurf-DM in Halle/Saale alle Schlagzeilen: Max Dehning (jetzt LG Offenburg, damals TSV Bayer 04 Leverkusen) schleuderte seinen 800-Gramm-Speer Ende Februar auf phänomenale 90,20 Meter. Es war ein Ergebnis, bei dem sich zunächst so manch einer die Augen rieb. Und dem der junge Werfer im weiteren Saisonverlauf nicht mehr nahekommen konnte. So war die Leistung zugleich Fluch und Segen, denn sie bescherte Max Dehning zwar die Olympia-Qualifikation, aber auch eine Marke, an der er sich lange messen lassen musste.
Mit einer Reihe von Resultaten um die 80-Meter-Marke im Jahr 2024 sowie einem ersten Saison-Auftritt 2025 in Offenburg, den er mit 77,11 Metern beendete, ist nun das Feld für den 20-Jährigen neu bereitet. Er steht am Sonntag wieder als Favorit am Anlauf und kämpft um den Titel sowie um einen 80-Meter-Wurf, der ihm zuletzt im Juni 2024 bei der EM in Rom (Italien) gelang. Herausfordern könnte ihn wohl am ehesten der Neu-Lokalmatador Maurice Voigt (SV Halle), der den Speer auch schon einmal über die 80-Meter-Marke befördert hat – allerdings bisher so früh in der Saison beim Winterwurf noch nicht in Aktion getreten ist.
Hochklassige Diskus-Felder
Absolut hochklassig besetzt sind mit fünf der sechs deutschen Olympia-Teilnehmer:innen von Paris (Frankreich) die Felder im Diskuswurf. Bei den Frauen ist Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach ihrer überragenden Saison 2024 von der Rolle der Jägerin in die Rolle der Gejagten gerückt. Was ihr noch fehlt: ein deutscher Meistertitel. Sechs an der Zahl hat davon Kristin Pudenz (OSC Potsdam), jedoch noch keinen davon im Winterwurf. Damit sind die großen Favoritinnen genannt. Die fast durchweg zehn Jahre jüngere Konkurrenz benötigt wohl den ersten 60-Meter-Wurf der Karriere, um ihnen die obersten Podestplätze streitig zu machen.
"Ich bin gespannt, wie das so wird, es sind ja Minusgrade angekündigt", blickt Marike Steinacker voraus und hat sich vorsorglich schon Skiunterwäsche für den Einsatz in Halle/Saale besorgt. "Ich werde versuchen, meine Top-Weite im Winter von 60,96 Metern zu überbieten. Die Würfe sind im Winter noch sehr unbeständig, da fehlt einfach die Konstanz und Sicherheit, die man sich bis April mit vielen Würfen aufgebaut hat." Wichtiger als der erste Titel ist ihr eine vernünftige Weite, denn sie weiß: "Pudi ist auch da, sie ist eine sehr starke Konkurrentin."
EA-Wurf-Cup in Nicosia lockt
Bei den Männern kommt es zum Aufeinandertreffen des Olympia-Sechsten und Titelverteidigers Clemens Prüfer (OSC Potsdam) mit den beiden weiteren DLV-Startern von Paris Henrik Janssen (SC Magdeburg) und Mika Sosna (TSG Bergedorf). Dass er früh im Jahr weit werfen kann, hat Prüfer im Vorjahr mit 65,45 Metern bewiesen. Vorgelegt hat aber in diesem Jahr mit 63,02 Metern der WM-Teilnehmer von 2023 Steven Richter (LV 90 Erzgebirge). Auch der einstige U20-Weltmeister Marius Karges (Eintracht Frankfurt) ist zu beachten.
In den Entscheidungen der Männer und Frauen gilt: Für die Top Zwei des Wettbewerbs mit erfüllter Norm winkt ein Startplatz beim EA-Wurf-Cup in Nicosia auf Zypern (15./16. März). "Wir sind im Anschluss ohnehin auf Zypern im Trainingslager", erklärt Jörg Schulte, Coach von Pudenz, Prüfer und Janssen. "Ein Start beim EA-Wurf-Cup würde daher gut passen." Zuletzt hat er im Trainingslager in Portugal mit seiner Gruppe an der Form gefeilt, dort standen eine Woche viele Würfe und in der anderen Woche eine Kraftspitze auf dem Programm. "Clemens hat letztes Jahr bei der Winterwurf-DM 65 Meter geworfen, aber es ist schwer einzuschätzen, ob das auch dieses Jahr möglich ist. Das Ziel ist die WM in Tokio, und die ist erst im September. Daher haben wir im Aufbau einige Dinge anders gemacht."
Hammerwurf-Duell der Männer
Eine Neu-Auflage des Duells zweier großer deutscher Talente gibt es im Hammerwurf der Männer: Nur etwas mehr als einen Meter trennte im Vorjahr Sieger Merlin Hummel (UAC Kulmbach) und Sören Klose (Eintracht Frankfurt). Mittlerweile sind beide Olympia-Teilnehmer, bei 79,25 und 77,49 Metern angekommen und auf dem Sprung in die Weltspitze. Der Winterwurf-Titel wird nur über die beiden gehen, in ihrem Windschatten hat jedoch auch der ebenfalls erst 22 Jahre junge Torben Schaper (TSV Bayer 04 Leverkusen) eine gute Entwicklung genommen und das Potenzial für internationale Starts.
Anders stellt sich das Bild im Hammerwurf der Frauen dar, wo Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) seit einigen Jahren das Geschehen dominiert. Ihr letzter 70-Meter-Wurf liegt jedoch auch bald drei Jahre zurück und der Nachwuchs hat aufgeholt, allen voran die Dritte der U23-EM von 2023 Aileen Kuhn (Eintracht Frankfurt). Sie steht ebenso an der Schwelle zu den 70 Metern wie die Leverkusenerin Michelle Wilms, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Döpke. So könnte die Titelentscheidung von Halle/Saale zu einem Dreikampf werden.
Nachwuchsfelder mit bekannten Namen
In den Entscheidungen der Jugend U20 und U18 führen einige Talente die Meldelisten an, die im Vorjahr schon bei U20-WM und U18-EM internationalen Erfahrungen sammeln konnten. Spannend und hochklassig dürfte es im Diskuswurf der weiblichen U20 werden, wo die Vierte der U20-WM Curly Brown (Eintracht Frankfurt) und U18-Europameisterin Nadjela Wepiwe (TSG Wehrheim) aufeinandertreffen.
Johanna Marrwitz (LG Stadtwerke München) hat mit dem Hammer in dieser Saison schon 64,25 Meter vorgelegt und damit weiter geworfen als bei der U20-WM, bei der sie Siebte geworden war. Sie wird herausgefordert von ihrer Vereinskollegin Clara Hegemann, die im Vorjahr mit dem Drei-Kilo-Hammer Gold bei der U18-EM gewonnen hatte. Der Deutsche U20-Meister Timo Port (SV Go! Saar 05) ist im Hammerwurf der männlichen Jugend favorisiert, im Speerwurf sticht der Name von Oskar Jänicke (MSC Magdeburg), Neunter der U20-WM, hervor.