| DM Mehrkampf

Tim Nowak steigt in den 6.000-Punkte-Club auf

© Iris Hensel
Mit seinem ersten 6.000-Punkte-Siebenkampf hat Tim Nowak bei der Hallen-Mehrkampf-DM einen überlegenen Sieg gefeiert. Der Ulmer übertraf seine bisherige Bestmarke um 126 Punkte. In der U20 dominierte U20-Europameister Amadeus Gräber die Konkurrenz. Gleich zwei Titel fuhr der USC Mainz ein.
Svenja Sapper

Auf Bestleistungskurs liegend hatte Tim Nowak den ersten Siebenkampf-Tag von Frankfurt abgeschlossen. Und am Sonntag, dem zweiten Tag der Mehrkampf-DM, gelang es dem Ulmer, an die starken Leistungen vom Samstag anzuknüpfen. Schon über 60 Meter Hürden rannte er mit 8,10 Sekunden neue Bestzeit. Im Stabhochsprung meisterte er fünf Meter – und auch sein letzter Versuch über die 5,10 Meter sah vielversprechend aus. Abschließend gab der 28-Jährige über 1.000 Meter noch einmal alles. Die schnellste Zeit des Tages, 2:41,56 Minuten, besiegelte schließlich seinen ersten „6.000er“ im Hallen-Siebenkampf: 6.032 Punkte wurden notiert. 

„Mit dem 6.000er in der Halle habe ich in meiner Karriere fast gar nicht mehr gerechnet“, sagte Tim Nowak. „Die Punktzahl, eine Bestleistung um 120 Punkte, ist eine super Steigerung. Für mich war das Wichtigste, dass ich total fokussiert und mental stabil meine Leistung gut abrufen konnte. Nach den letzten zwei Jahren war das ein totaler Befreiungsschlag für mich.“ 

Silber gewann der Führende des ersten Tages, Nico Beckers, seit diesem Jahr im Trikot des Vereins „Track and Field Tigers“ unterwegs, den er selbst mitgegründet hat. Und dem er prompt die erste DM-Medaille bescherte. 5.764 Punkte – nicht weit entfernt von seinem Hausrekord, der bei 5.807 Zählern steht. Im Kampf um Rang drei zog der Wolfsburger Maximilian Karsten (5.570 pt) über 1.000 Meter (2:44,10 min) noch am knapp zehn Sekunden langsameren Fred Isaac Fleurisson (SV Leonardo-da-Vinci Nauen; 5.542 pt) vorbei. 

Amadeus Gräber trumpft auf

Ähnlich dominant wie Tim Nowak sicherte sich in der männlichen U20 Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen) den Sieg. Vor allem in den ersten beiden Disziplinen des Tages konnte der U20-Europameister seine Stärke ausspielen. Glatte acht Sekunden über 60 Meter Hürden und 4,90 Meter mit dem Stab brachten ihn souverän in Front. Den 1.000-Meter-Lauf bestritt der 18-Jährige von der Spitze weg und beendete das Rennen in 2:45,78 Minuten. 5.878 Punkte lautete das starke Endresultat, das Amadeus Gräber zuversichtlich Richtung Sommer blicken lässt. 

„Hier und da hätte noch ein bisschen mehr gehen können“, resümierte er, „aber am Ende ist es Mehrkampf. Und es ist trotzdem eine super Leistung dabei rumgekommen.“ Seine Highlights waren die Sprints mit 6,92 Sekunden über 60 Meter und der schnellen Hürdenzeit. 

Trotz Fußproblemen hinterließ auch Friedrich Schulze einen guten Eindruck. Der Frankfurter erkämpfte sich mit 5.668 Zählern Silber. Ein Ausrufezeichen setzte er am zweiten Tag vor allem mit der neuen Stabhochsprung-Bestleistung von 4,80 Metern, auch im Hürdensprint (8,20 sec) bewegte er sich im Bereich seiner Bestzeit. Bronze holte mit 5.440 Punkten der EYOF-Dritte Leon-Joel Clair (SV Halle), der besonders im Kugelstoßen (15,13 m) und über die Hürden (8,14 sec) glänzen konnte. 

Mareike Rösing auch in der Halle vorn

Gleich zwei deutsche Meistertitel gingen am Sonntag an den USC Mainz. Bei den Frauen setzte sich die Deutsche Siebenkampf-Meisterin Mareike Rösing auch in der Halle durch. 4.327 Punkte wurden in ihrem ersten Fünfkampf nach sieben Jahren notiert. Zufrieden war sie vor allem mit ihrem Saison-Auftakt über 60 Meter Hürden (8,76 sec), die knapp gerissenen 1,81 Meter im Hochsprung bedauerte sie. So gingen 1,78 Meter in die Wertung ein. Mit dem Disziplinsieg über 800 Meter (2:16,76 sec) rundete sie den Mehrkampf ab. 

„Es ist sehr schön, nach so vielen Jahren wieder einen Fünfkampf zu machen und dann wieder Deutsche Meisterin zu werden“, sagte sie. Bei der Hallen-Mehrkampf-DM 2017 hatte sie in der U20 triumphiert. „Ich bin in den vergangenen Jahren immer eher schlecht durch den Winter gekommen, mit vielen Erkrankungen, Erkältungen. Jetzt hat es endlich mal wieder gepasst, das ist sehr schön!“ Mit der Mainzerin aufs Podium stiegen Marie Jung (Eintracht Frankfurt; 4.139 pt), einzige Sechs-Meter-Springerin im Weitsprung, und Anna-Lena Obermaier (LG Telis Finanz Regensburg), die mit 2:18,89 Minuten in der finalen Disziplin noch Punkte gutmachen konnte. 

Johannes Böcher jubelt nach Aufholjagd

Den zweiten Mainzer Titel schnappte sich mit einer Aufholjagd U18-Athlet Johannes Böcher. Der EYOF-Teilnehmer im Hochsprung musste sich in seiner Paradedisziplin mit 1,95 Meter überraschend dem Bremer Benjamin Heideman (1,98 m) geschlagen geben, der daraufhin als Führender in die 1.000 Meter ging. „Da habe ich nicht mehr wirklich geglaubt, dass ich gewinnen kann.“ Letztendlich fiel sein Sieg jedoch sogar deutlich aus; mit 2:51,69 Minuten ließ er seinen Kontrahenten um eine halbe Minute hinter sich. Mit 5.168 Punkten gab’s Gold, auf den Silberrang schob sich der Rostocker Anton Steffen (5.051 pt), Heideman blieb mit 4.973 Zählern Bronze. 

„Ich bin müde, aber unfassbar glücklich, weil ich endlich zeigen konnte, was ich kann“, freute sich Johannes Böcher über den Siebenkampf-Sieg. Die harte Trainingsarbeit der zurückliegenden Wochen habe sich nun ausgezahlt. Besonders glücklich war er mit dem Stabhochsprung-Ergebnis von 4,50 Metern: „Seit einem Jahr endlich wieder eine Bestleistung!“ Ein Dankeschön richtete er an seine Trainer und seine Familie für die Unterstützung. 

Leonie Kroter siegt nach 800-Meter-Thriller

Leider ohne die große Favoritin ging der Fünfkampf der weiblichen U20 über die Bühne. Die U20-Vize-Europameisterin im Siebenkampf Pia Meßing (TV Gladbeck) hatte in der Nacht vor dem Wettkampf mit Magenproblemen gekämpft und musste ihre Startzusage kurzfristig zurückziehen.

So blieben zwar die Punktzahlen jenseits der 4.000er-Marke aus, doch der Wettkampf entwickelte sich zu einem spannenden Krimi, in dem die Top Vier vor dem 800-Meter-Lauf noch Siegchancen hatten. Lediglich 42 Punkte trennten die in Führung liegende Lokalmatadorin Carmen Nowicka (Eintracht Frankfurt) von der viertplatzierten Hochsprung-Spezialistin Anna-Elisabeth Ehlers (TSV Bayer 04 Leverkusen), die ihre Sahnedisziplin mit 1,84 Metern dominiert hatte. 

Drei neue Bestleistungen

Am Ende nutzte jene Athletin die Gunst der Stunde, die nach vier Disziplinen auf Rang drei gelauert hatte: Leonie Kroter (DJK SG Wasseralfingen). Als schnellste 800-Meter-Läuferin (2:22,12 min) eroberte sie mit 3.930 Zählern das oberste Podest. Silber blieb in Frankfurt in den Händen von Carmen Nowicka (2:26,08 min), die mit 5,82 Metern zuvor die stärkste Weitsprung-Leistung gezeigt hatte. Sie erzielte 3.914 Punkte. Hilke Thamke (SC Neubrandenburg) komplettierte mit 3.860 Punkten das Podest. 

„Ich konnte es erst nicht so richtig glauben“, sagte Leonie Kroter. „Ich wusste nicht, wie weit Carmen hinter mir war. Als ich dann gesehen habe, dass ich vorne bin, war ich schon sehr erleichtert, dass es sich gelohnt hat, so durchzuziehen.“ Außer mit dem Weitsprung (5,38 m) war sie mit allen Disziplinen zufrieden. Über 60 Meter Hürden (8,75 sec), im Hochsprung (1,75 m) und mit der Kugel (10,94 m) durfte sie über neue Hausrekorde jubeln. Die neue Deutsche Meisterin freute sich besonders darauf, die Goldmedaille mit ihrem Unterstützerteam, bestehend aus Familie und Freunden, zu feiern. 

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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