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Team-EM Tag 3: Die Entscheidungen von Disziplin zu Disziplin

Vom 23. bis zum 25. Juni geht es im polnischen Chorzów im Rahmen der European Games 2023 um die Frage: Welche Leichtathletik-Nation stellt das stärkste Team Europas? Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wie sich die DLV-Auswahl am Sonntag im Wettstreit mit 15 weiteren Nationen in der höchsten Liga der Team-Europameisterschaft, der Division I, präsentiert.
Martin Neumann

ZDF-Livestreams  EBU-Livestreams  Live-Ergebnisse   Das DLV-Team

Endstand Teamwertung (Plätze 14-16 steigen ab)

Nation Punkte
Italien 426,5 Punkte
Polen 402,5 Punkte
Deutschland 387,5 Punkte
Spanien 352 Punkte
Großbritannien 341 Punkte
Niederlande 339,5 Punkte
Frankreich 337,5 Punkte
Portugal 315 Punkte
Tschechien 303,5 Punkte
Schweden 283 Punkte
Finnland 282,5 Punkte
Schweiz 263 Punkte
Griechenland 256,5 Punkte
Belgien 250 Punkte
Türkei 245 Punkte
Norwegen 223 Punkte


FRAUEN


200 Meter | Alexandra Burghardt | 14. Platz | 23,61 sec


Team-Kapitänin Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) griff am Sonntagnachmittag bei der Team-EM ins Geschehen ein. Im A-Lauf über 200 Meter hatte die Staffel-Europameisterin auf Bahn drei fast alle Konkurrentinnen vor sich. Allerdings musste sie, zuletzt gehandicapt von Rückenproblemen, mit ansehen, wie ihr die anderen Sprinterinnen davonzogen. Mit 23,61 Sekunden blieb ihr lediglich Platz acht.

„Ich habe seit ein paar Monaten mit Rückenproblemen zu kämpfen. Das hat mich im Training doch ziemlich eingeschränkt. Es ist schade, dass ich nicht mehr Punkte fürs Team geholt habe. Ich bin sehr enttäuscht. Aber wir kämpfen weiter um einen Podiumsplatz“, sagte Alexandra Burghardt nach dem Rennen.

Da auch im B-Lauf sechs Läuferinnen schneller waren, nahm Alexandra Burghardt als 14. lediglich drei Punkte für die Gesamtwertung mit. Ganz vorn machte Lieke Klaver das Rennen. Die 400-Meter-Spezialistin aus den Niederlanden setzte sich mit neuer Bestzeit von 22,46 Sekunden durch. Dahinter folgten die Britin Bianca Williams mit 22,75 Sekunden und Polyniki Emmanouilidou. Die Griechin steigerte als Dritte ihre Bestzeit auf 22,85 Sekunden.


1.500 Meter | Hanna Klein | 3. Platz | 4:12,14 min


15 Läuferinnen gingen Schulter an Schulter in die letzte Runde des 1.500-Meter-Rennens. Mittendrin: Hanna Klein. Die Tübingerin nutze auf den letzten 300 Metern den Windschatten der Schweizerin Lore Hoffmann, um sich Platz um Platz nach vorn zu arbeiten. Doch der Weg an die Spitze war durch die Extra-Meter auf Bahn zwei etwas zu weit. Trotzdem lief die Hallen-Europameisterin über 3.000 Meter noch auf Platz drei nach vorn. 4:12,14 Minuten bedeuteten 14 Punkte für die deutsche Mannschaft.

„Das war ein sehr chaotisches Rennen. Ich habe erst auf den letzten 130 Metern meinen Schritt ziehen können. Der Spurt war dann sehr, sehr gut. Ich hätte gern früher agiert, war aber über lange Zeit eingekesselt und kam nicht raus“, so das Fazit von Hanna Klein nach einem taktischen Rennen.

An der Spitze entschied eine Hundertstel über den Sieg. Diesen Mini-Vorsprung rettete Esther Guerrero mit 4:11,77 Minuten über den Zielstrich. Dahinter folgte unter dem lauten Applaus des Publikums Martyna Galant. Die Polin war wenige Meter vor dem Ziel aus dem Tritt gekommen. Das kostete womöglich den Sieg.


3.000 Meter Hindernis | Pauline Meyer | 6. Platz | 9:57,84 min


Platz fünf war in Reichweite für Pauline Meyer (TV Westfalia Epe) bei ihrem internationalen Debüt auf großer Bühne. Doch das letzte von 28 Hindernissen wurde zur Stolperfalle. Zwar rappelte sich die 24-Jährige schnell wieder auf, doch da war schon die Portugiesin Laura Taborda an ihr vorbeigezogen. So blieb ihr in einem taktischen Rennen mit 9:57,84 Minuten Rang sechs.

„Es ist zum Glück nichts passiert. Schade, dass es für den fünften Platz nicht mehr gereicht hat, aber da stand einfach das letzte Hindernis im Weg“, sagte Pauline Meyer nach ihrem Einstand in der A-Nationalmannschaft. An der Spitze beschleunigte Alicja Konieczek (Polen) auf dem finalen Kilometer deutlich und gewann das Rennen in 9:38,72 Minuten sicher vor Flavie Renouard (Frankreich; 9:40,40 min) und der Spanierin Marta Serrano (9:41,86 min).


Hochsprung | Blessing Enatoh | 5. Platz | 1,87 m =PB


Ihren ersten Auftritt in der A-Nationalmannschaft veredelte Blessing Enatoh mit einer Bestleistung. Mit 1,87 Metern egalisierte die Springerin der LG Nord Berlin exakt ihre erst wenige Wochen alte Bestmarke. Auch bei 1,90 Metern war die 20-Jährige nicht chancenlos. „Ich bin mehr als überwältigt, damit hätte ich nicht gerechnet. Die letzten Sprünge waren wirklich superknapp. Der Wettkampf hat mir gezeigt, dass 1,90 Meter bald möglich sind“, sagte Blessing Enatoh.

Die 1,87 Meter reichten in der Gesamtwertung der zwei recht ausgeglichenen Gruppen zu Platz fünf und zwölf Punkten. An der Spitze meisterten Nawal Meniker (Frankreich) und die Belgierin Merel Maes jeweils 1,92 Meter. Die drittplatzierte Michaela Hruba (Tschechien) sprang über 1,90 Meter.


Weitsprung | Maryse Luzolo | 4. Platz | 6,49 m


Vor zwei Jahren hatte Maryse Luzolo (Königsteiner LV) an selber Stelle die Team-EM mit 6,61 Metern für sich entschieden. Diesmal ging es nicht ganz so weit für die Hessin. Der beste Versuch der 28-Jährigen landete bei 6,49 Metern. Damit erreichte sie am Ende Platz vier, der 13 Punkte einbrachte.

„Ich bin etwas zwiegespalten. Schon vor ein paar Wochen bin ich hier 6,49 Meter gesprungen. Dabei habe ich mich heute deutlich besser gefühlt und war auch deutlich schneller. Darum hätte es schon etwas weiter gehen können“, so Maryse Luzolo.

Eine gute Serie lieferte Hilary Kpatcha ab. Alle gültigen fünf Versuche der Französin gingen weiter als 6,50 Meter. Der beste Sprung wurde mit 6,75 Metern vermessen. Damit war ihr der Sieg nicht zu nehmen. Dahinter folgten Larissa Iapichino (Italien) mit 6,66 Metern und die Spanierin Fatima Diame (6,56 m).


Speerwurf | Christin Hussong | 2. Platz | 60,05 m


Als erste DLV-Starterin griff Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) am finalen Tag der Team-EM in Chorzów ins Geschehen ein. Und die Speerwurf-Europameisterin von 2018 erwischte gleich im ersten Durchgang einen guten Versuch. Der 600-Gramm-Speer kratzte an der 60-Meter-Marke. 59,98 Meter bedeuteten eine neue Saisonbestleistung für Christin Hussong. Im dritten Versuch gelang ihr dann endlich der 60-Meter-Wurf des Jahres. Exakt 60,05 Meter, die waren 15 Punkte wert.

„Fürs Team hätte ich gern die 16 Punkte geholt. Aber auf diese Leistung lässt sich aufbauen. Ich habe gemerkt, dass es weiter gehen kann als die 60 Meter. Aber ich habe oben zu früh gezogen. Beim Einwerfen hatte ich meine besten Würfe der Saison. Jetzt kann es in jedem Wettkampf etwas weiter gehen. Heute soll es für das Team mit dem Podium klappen“, sagte Christin Hussong.

Mit ihrer Weite musste sich Christin Hussong nur der Tschechin Nikola Ogrodnikova geschlagen geben. Diese kam im fünften Versuch auf 61,75 Meter. Hinter Christin Hussong, die 2021 an selber Stelle ihre Bestleistung von 69,19 Metern erzielen konnte, steigerte die Britin Bekah Walton als Dritte ihre Bestleistung auf 59,76 Meter. Die Finnin Anni-Linnea Allanen belegte mit 59,69 Metern Rang vier, Elina Tzengko (Griechenland) mit 59,40 Metern Rang fünf. Das führende italienische Team büßte durch Federica Botter als 14. mit 49,12 Metern wichtige Punkte ein.

 

MÄNNER


200 Meter | Robin Ganter | 7. Platz | 20,89 sec


Deutschlands bester 200-Meter-Läufer Joshua Hartmann (ASV Köln) musste kurzfristig aufgrund muskulärer Probleme passen. So kam Robin Ganter nach dem 100-Meter-Rennen am Freitag zu seinem zweiten Einsatz bei der Team-EM. Der Mannheimer löste seine Aufgabe ordentlich, zeigte speziell auf der Zielgeraden einen guten Lauf und sicherte sich in der Gesamtwertung der beiden Rennen mit 20,89 Sekunden Platz sieben.

An der Spitze hielt Ryan Zeze die Konkurrenz klar in Schach. Der Franzose setzte sich mit 20,29 Sekunden deutlich vor Albert Komanski (Polen; 20,50 sec) und Staffel-Olympiasieger Filippo Tortu (Italien; 20,61 sec) durch. „Ich bin gut aus der Kurve rausgekommen, da habe ich den Briten noch geholt“, sagte Robin Ganter. Von seinem Einsatz erfuhr der Deutsche Hallenmeister über 200 Meter erst kurzfristig: „Ich habe mich noch zusammen mit Joshua aufgewärmt. Denn es kann ja immer etwas passieren.“


5.000 Meter | Florian Bremm | 12. Platz | 14:14,87 min


Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch) ging bei seinem ersten Einsatz in der A-Nationalmannschaft mutig ins Rennen. Doch nach etwa zwei Kilometern verlor der Franke den Anschluss. So kämpfte er sich durch die folgenden Runden und kam als Zwölfter nach 14:14,87 Minuten ins Ziel. Dafür gab’s fünf Team-Punkte.

„Ich hatte gehofft, dass erst bei drei Kilometern das Tempo angezogen wird. Das war leider deutlich früher der Fall. Da hätte ich nicht mitgehen sollen. Aber ich weiß, dass ich deutlich mehr kann, als ich heute gezeigt habe“, sagte Florian Bremm nach den kräftezehrenden zwölfeinhalb Runden.

Dass die Pace schon früh im Rennen angezogen wurde, ging aufs Konto von Andreas Almgren. Der Schwede führte über viele Runden das Feld an und belohnte sich am Ende mit 13:25,70 Minuten und Rang zwei. Nur Thierry Ndikumwenayo, der in diesem Jahr bereits unter 13 Minuten geblieben ist, konnte er nicht ganz halten. Der Spanier gewann im Spurt mit 13:25,48 Minuten. Rang drei ging an 10.000-Meter-Europameister Yemaneberhan Crippa (Italien; 13:34,29 min).


Hochsprung | Tobias Potye | 4. Platz |  2,26 m


Vize-Europameister Tobias Potye (LG Stadtwerke München) startete kopfschüttelnd in den Wettkampf. Denn bei seiner Einstiegshöhe von 2,13 Metern fiel die Latte im ersten Versuch. Eigentlich kein Problem. Doch bei der Team-EM dürfen sich Hochspringer und Stabhochspringer nur insgesamt vier Fehlversuche leisten. So blieb dem Münchner eine gute Stunde später bei 2,29 Metern nur noch ein Sprung. Den riss er und 2,26 Meter gingen in die Gesamtwertung ein.

Damit belegte Tobias Potye Rang vier, der 13 Punkte aufs Konto des DLV-Teams spülte. In einem hochklassigen Wettkampf setzte sich der Olympiasieger durch. Gianmarco Tamberi (Italien) sprang in seinem ersten Saison-Wettkampf über 2,29 Meter und war damit nicht zu schlagen. Zwar meisterte auch Thomas Carmoy 2,29 Meter und stellte damit seine Bestleistung ein. Doch der Belgier benötigte dafür zwei Versuche. Rang drei ging an den Polen Norbert Kobielski, der wie Tobias Potye 2,26 Meter meisterte.

„Es ist etwas ärgerlich, weil ich nicht mehr die Versuche hatte, die ich gebraucht hätte, um das Ding noch umzureißen“, sagte Tobias Potye. „Der drehende Wind hat ein wenig gestört. So kam auch der Fehlversuch bei 2,13 Metern zustande. Auch die anderen Springer hat die Regel mit den vier Fehlversuchen etwas genervt. Denn bei uns geht meistens zum Schluss die Post ab, wenn man schon ein paar Sprünge gemacht hat. Man sollte auch hier die normalen Regeln anwenden“, so der Vize-Europameister.


Kugelstoßen | Xaver Hastenrath | 9. Platz | 19,14 m


Für Xaver Hastenrath (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) war die Team-EM der erste Auftritt in der A-Nationalmannschaft. Zu gern wäre er dabei unter die Top acht gekommen. Doch dafür fehlte dem Youngster ein Platz. Mit 19,14 Metern belegte Xaver Hastenrath Rang neun und holte damit acht Punkte fürs DLV-Team. Rang acht von Francisco Belo (Portugal) war allerdings exakt einen halben Meter entfernt.

„Ich hatte zuletzt ein paar Probleme mit dem Handgelenk, die wurden auch noch von den Physios behandelt. Zu gern wäre ich unter die Top acht gekommen, damit hätte ich noch mindestens zwei weitere Versuche gehabt“, sagte der 19-Jährige. Gleich drei 21-Meter-Stöße legte Zane Weir hin. Der beste des in Südafrika geborenen Hallen-Europameisters landete bei 21,59 Metern. Damit waren den Italienern 16 Punkte sicher. Dahinter belegten Scott Lincoln (Großbritannien; 21,10 m) und Michal Haratyk (Polen; 20,89 m) die Plätze zwei und drei.


Speerwurf | Julian Weber | 1. Platz | 86,26 m


Zum Ende des dritten Wettkampftags gab es den vierten Einzelsieg für das deutsche Team. Damit wurde Speerwurf-Europameister Julian Weber (USC Mainz) seiner Favoritenrolle gerecht. Mit 86,26 Metern hatte er einen deutlichen Vorsprung auf die Konkurrenz. Nach seinem Sieg, der dem DLV-Team 16 Punkte brachte, ließ der Mainzer für die Fotografen noch einmal die Muskeln spielen.

„Ich wollte die Würfe nutzen, um mehr Routine zu bekommen. Leider hatte ich ein paar Probleme mit dem Anlauf, daran muss ich arbeiten. Die anderen Team-Mitglieder haben mich super unterstützt. Das macht die Team-Europameisterschaften so besonders“, sagte Julian Weber nach dem Wettkampf.

Für besonders spektakuläre Momente sorgte Leandro Ramos. Der Portugiese machte nach dem Abwurf quasi einen Handstand-Überschlag und landete danach wieder auf beiden Füßen. Eine koordinative Meisterleistung. Direkt nach der Landung im sechsten Versuch reckte Leandro Ramos die Hände in die Höhe und jubelte über die neue Saisonbestleistung von 81,62 Metern. Das war zwischenzeitlich Rang zwei. Doch Timothy Herman (Belgien) warf im letzten Durchgang noch fünf Zentimeter weiter.

 

MIXED


4x400 Meter | Sanders, Lechleitner, Bredau, Krafzik | 6. Platz | 3:14,00 min


Im finalen Lauf der Team-EM stürmte die polnische Mixed-Staffel über 4x400 Meter in 3:12,87 Minuten zu einem vielumjubelten Sieg. Allerdings war der Erfolg nur gut genug für Platz zwei. Denn im ersten Lauf war die tschechische Staffel eine knappe halbe Sekunde schneller. 3:12,34 Minuten brachten 16 Punkte fürs Team. Die Besetzung der beiden Rennen wurde durch den Gesamtstand eine Stunde vor den Staffelrennen entschieden.

Dementsprechend war der DLV-Vierer im zweiten Lauf an der Reihe. Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) brachte das Quartett mit der zweitbesten Zeit und einer extrem starken Zielgeraden in eine gute Ausgangsposition. Dahinter führten Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg) und Jean Paul Bredau (SC Potsdam) die DLV-Staffel auf Rang fünf. Schlussläuferin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) konnte am Ende noch einen Platz gutmachen.

Mit 3:14,00 Minuten fehlte als Vierter nur etwas mehr als eine Sekunde auf Olympiasieger Polen. In der Gesamtwertung der beiden Läufe belegte die Staffel Rang sechs. Dafür gab’s noch einmal elf Punkte und in der finalen Gesamtwertung nach 37 Disziplinen Rang drei mit 387,5 Punkten hinter dem sehr dominanten italienischen Team (426,5 pt.) und den polnischen Gastgebern (402,5 pt.).

Mehr:
Team-EM Tag 1: Die Entscheidungen von Disziplin zu Disziplin
Team-EM Tag 2: Die Entscheidungen von Disziplin zu Disziplin

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