Die sanierte Halle von Chemnitz bot am Samstag vielen DLV-Assen die Bühne für einen rasanten Auftakt in die Saison. Überragend: Corinna Schwab mit einem Doppelstart der Extraklasse und Kevin Kranz auf den Spuren seines deutschen Hallenrekords.
Getestet. Für gut befunden. „Die Bahn ist geil“, sagt einer, der es wissen muss: Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) legte am Samstag beim Internationalen Meeting in der sanierten Halle von Chemnitz einen 60 Meter-Vorlauf hin, der sich gewaschen hatte. 6,59 Sekunden, zum Auftakt in die Hallensaison nur sieben Hundertstel über seinem eigenen deutschen Hallenrekord. Und das mit einer Lockerheit, die für Staunen und Begeisterung sorgte.
Nicht ganz so locker, aber exakt genauso schnell war wenig später sein Finalsieg vor dem Südkoreaner Kim Kuk-Young (6,73 sec). Die zweitschnellsten deutschen Zeiten des Tages waren im B-Finale James Adebola (SCC Berlin) sowie im Vorlauf dem Leipziger Marvin Schulte (beide 6,78 sec) gelungen, der im Finale Fünfter wurde. „Nach einer Verletzungspause so stark einzusteigen ist super“, bilanzierte Kevin Kranz anschließend am MDR-Mikrofon. „Das hat Spaß gemacht!“
Überragender Doppelstart von Corinna Schwab
Für den ersten Paukenschlag der Veranstaltung hatte zuvor auf der Rundbahn Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) gesorgt: Die Deutsche 400 Meter-Meisterin stellte über 300 Meter in 36,49 Sekunden die 34 Jahre alte deutsche Hallen-Bestleistung von Helga Arendt ein. Nur vier Europäerinnen waren auf dieser Strecke – die in der Halle und im Freien nicht zum Meisterschaftsprogramm zählt – jemals schneller.
„Ich war vorher sehr gespannt“, erklärte sie anschließend, „ich habe versucht voll anzugehen, hinten wurde es hart!“ Mindestens ebenso gespannt war als Co-Kommentatorin des MDR-Livestreams ihre Trainingspartnerin Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), die kompetent und empathisch die Wettbewerbe begleitete und feststellte: „Es ist wirklich unglaublich, wie sich Corinna in den letzten zwei Jahren entwickelt hat.“
Ein weiteres Mal war Staunen angesagt, als Corinna Schwab kaum zwei Stunden später für die 400 Meter schon wieder auf der Bahn stand. Und in 51,95 Sekunden erstmals auch in der Halle unter der 52-Sekunden-Marke blieb. Zum Vergleich: Die letzte Deutsche, die in der Halle schneller war, war im Jahr 2002 in 51,77 Sekunden Grit Breuer.
Hallensaison ohne Rebekka Haase
Rebekka Haase selbst verriet, dass sie in diesem Jahr aufgrund von Fußproblemen auf die Hallensaison verzichten wird. "Es ist eine Vorsichtsmaßnahme. Da ist eine kleine Überbelastung entstanden und wir wollen uns jetzt Zeit nehmen, das aufzuarbeiten". So wird sie sich ganz auf den Sommer mit dem Doppel-Höhepunkt WM und EM konzentrieren.
Daher gingen die Frauen-Siege über 60 und 200 Meter von Chemnitz an Tiffany Eidner (Karin Balzer TC; 7,36 sec) und Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim; 24,02 sec). Schnellster Sprinter über 200 Meter war der Deutsche Jugendmeister James Adebola (21,37 sec).
Wie Corinna Schwab unterzog sich auch Marvin Schlegel einem kräftezehrenden Doppelstart – und das, obwohl ihm auch noch die Doppelbelastung aus Leistungssport und Ausbildungsabschluss bei der sächsischen Landespolizei in den Knochen steckte. In heimischer Halle konnte er daher zwar noch nicht in Top-Form auflaufen, setzte sich aber dennoch sowohl über 300 (33,69 sec) als auch über 400 Meter (47,33 sec) durch.
Gregor Traber und Anne Weigold jubeln
„Die Freude musste einfach raus“, erklärte Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen), nachdem er im Vorlauf über 60 Meter Hürden in 7,62 Sekunden den besten Saison-Einstieg seiner Karriere hingelegt hatte. „Das lässt auf viel hoffen. Nach zwei schwierigen Jahren bin ich endlich wieder da, wo ich sein will!“ Im Endlauf räumte er einige Hürden ab und konnte daher auch mit 7,66 Sekunden zufrieden sein.
Bei Anne Weigold (LG Mittweida) flossen nach dem Hürdenfinale sogar Freudentränen. Denn in 8,08 Sekunden steigerte sie ihre Bestzeit um satte 26 Hundertstel. Sie unterbot damit – ebenso im Übrigen wie Kevin Kranz, Corinna Schwab und Gregor Traber – die Norm für die Hallen-WM in Belgrad (Serbien; 18. bis 20. März) und verwies Cindy Roleder (SV Halle; 8,26 sec) auf Platz zwei.
„Ich bin sprachlos“, sagte Anne Weigold. „Damit hätte ich niemals gerechnet. Ich fühle mich gut! Aber ich habe einen Trainerwechsel hinter mir, da weiß man nie, wie das wirkt.“ Wie Gregor Traber wird sie in Leipzig von Männer-Bundestrainer Alexander John betreut.
Gute Sprünge von Homeier, Eckhardt-Noack und Heß
Ein Doppelsieg in den Sprung-Wettbewerben der Frauen ging an die Trainingsgruppe von Frank Reinhardt: Erst unterstrich Merle Homeier im Weitsprung mit vier 6,50-Meter-Versuchen und dem besten Sprung auf 6,56 Meter, dass in dieser Hallensaison wieder mit ihr zu rechnen sein wird. Dann zeigte die Hallen-EM-Dritte im Dreisprung Neele Eckhardt-Noack (beide LG Göttingen) mit Sätzen auf 13,86 und 13,99 Metern, dass sie trotz Unterarm-Bruch schon wieder in starker Form ist. Und schob sich in der deutschen Jahresrangliste auch knapp an Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01) vorbei, die kurz zuvor in Dortmund mit einer starken Serie und Bestleistung von 13,93 Metern vorgelegt hatte.
Auch Lokalmatador Max Heß kam aus verkürztem Anlauf schon wieder dem Fliegen nahe: Mit 16,41 Metern dominierte er wie eh und je den Dreisprung. Dahinter machten jedoch gleich vier Athleten mit 15-Meter-Ergebnissen Hoffnung darauf, dass sie die Lücke zum Chemnitzer in Zukunft schließen können – allen voran Christoph Garritsen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 15,51 m) und Pascal Boden (Dresdner SC 1898; 15,49 m). Den Sieg im Weitsprung der Männer hatte sich zuvor mit 7,38 Metern U23-Athlet Kevin Brucha (LC Jena) geholt.
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