| Analyse

Der große Disziplin-Check 2019 – Stabhochsprung Männer

Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Stabhochsprung der Männer.
Georg Falter

Fazit des Bundestrainers

Andrei Tivontchik, wie fällt Ihr Fazit für das WM-Jahr 2019 aus?

Andrei Tivontchik:

Was die Platzierungen betrifft, haben unsere Athleten sehr gut abgeschnitten. Bo Kanda Lita Baehre ist U23-Europameister geworden und hat bei den Weltmeisterschaften Platz vier belegt. Raphael Holzdeppe ist dort Sechster geworden. Leider hat Torben Blech die Qualifikation nicht überstanden, weil er bei einem Versuch auf der Latte gelandet ist und sich eine Verletzung im Wirbelsäulenbereich zugezogen hat. Beim nächsten Sprung hat die Muskulatur dann komplett zugemacht. Er war sehr gut vorbereitet und sah im Einspringen sehr gut aus. Das Finale und eine gute Platzierung waren möglich. Aber so etwas passiert halt im Stabhochsprung.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Andrei Tivontchik:

Das waren die Weltmeisterschaften in Doha. Sie waren sehr spät, Ende September, das haben wir noch nie gehabt. Unsere Athleten sind gut vorbereitet, in sehr guter Form und gesund angereist. Sie haben gute Wettkämpfe gezeigt. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt. Platz vier ist natürlich eine Topleistung. Die Medaillengewinner sind in diesem Sommer sechs Meter gesprungen und sehr stark. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr bei Olympia genauso gut oder noch besser abschneiden.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen in Tokio und der EM in Paris?

Andrei Tivontchik:

Unser Ziel ist, an den Ergebnissen von 2019 anzuknüpfen, Höhen von 5,90 Meter plus zu erreichen und bei Olympia um die Medaillen mitzukämpfen. Raphael Holzdeppe und Torben Blech haben die direkte Norm von 5,80 Meter bereits erfüllt, Bo Kanda Lita Baehre steht im Moment im World Ranking auf Platz elf, die ersten 32 sind für die Olympischen Spiele qualifiziert. Das ist eine sehr gute Ausgangsposition. Unsere Athleten können sich in Ruhe auf Olympia vorbereiten. Sehr wichtig ist natürlich, dass sie gesund durch die Vorbereitung kommen, um Wettkämpfe auf hohem Niveau absolvieren zu können.

Internationale Erfolge

  Medaillen Weitere Top 12-Platzierungen
WM  –  4. Bo Kanda Lita Baehre, 6. Raphael Holzdeppe
Hallen-EM  –  7. Bo Kanda Lita Baehre
U23-EM Gold: Bo Kanda Lita Baehre 11. Vincent Hobbie
U20-EM  –  –
EYOF  –   – 

Die Deutschen Top Ten 2019

Höhe Name Jahrgang Verein
5,80 Torben Blech 1995 TSV Bayer 04 Leverkusen
5,80 Raphael Holzdeppe 1989 LAZ Zweibrücken
5,72 Bo Kanda Lita Baehre 1999 TSV Bayer 04 Leverkusen
5,61 Gordon Porsch 1995 LG ovag Friedberg-Fauerbach
5,54 Karsten Dilla 1989 TSV Bayer 04 Leverkusen
5,50 Vincent Hobbie 1997 LG Region Karlsruhe
5,50 Lamin Krubally 1995 ASV Landau
5,45 Jakob Köhler-Baumann 1993 LG Filstal
5,41 Philip Kass 1998 SV Werder Bremen
5,41 Oleg Zernikel 1995 ASV Landau

Statistik ­– Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top­-Niveau

Jahr ≥ 5,70 m
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  6 5,83 5,79 5,66
2006  7 5,87 5,84 5,73
2007  6 5,87 5,81 5,68
2008  9 5,79 5,75 5,73
2009  7 5,79 5,76 5,70
2010  5 5,80 5,73 5,66
2011  4 5,77 5,83 5,65
2012  4 5,94 5,82 5,68
2013  5 5,89 5,82 5,68
2014  3 5,71 5,63 5,54
2015  3 5,78 5,72 5,62
2016  4 5,76 5,71 5,59
2017  2 5,70 5,66 5,58
2018  1 5,69 5,66 5,50
2019  3 5,77 5,69 5,57

Entwicklung Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 5,93 (Lobinger) 5,93 (Lobinger) 0,00 6,00 (Burgess/USA) 0,07
2006 5,90 (Lobinger) 5,90 (Lobinger) 0,00 6,00 (Walker/USA) 0,10
2007 5,90 (Otto) 5,90 (Otto) 0,00 5,95 (Walker/USA) 0,05
2008 5,81 (Straub) 6,01 (Lukyanenko/RUS) 0,20 6,04 (Hooker/AUS) 0,23
2009 5,81 (Straub) 6,01 (Lavillenie/FRA) 0,20 6,01 (Lavillenie/FRA) 0,20
2010 5,90 (Mohr) 5,94 (Lavillenie/FRA) 0,04 5,95 (Hooker/AUS) 0,05
2011 5,85 (Mohr) 5,90 (Lavillenie/FRA) 0,05 5,90 (Lavillenie/FRA) 0,05
2012 6,01 (Otto) 6,01 (Otto) 0,00 6,01 (Otto) 0,00
2013 5,91 (Holzdeppe) 6,02 (Lavillenie/FRA) 0,11 6,02 (Lavillenie/FRA) 0,11
2014 5,73 (Scherbarth) 5,93 (Lavillenie/FRA) 0,12 5,93 (Lavillenie/FRA) 0,20
2015 5,94 (Holzdeppe) 6,05 (Lavillenie/FRA) 0,11 6,05 (Lavillenie/FRA) 0,11
2016 5,77 (Gaul) 5,98 (Lavillenie/FRA) 0,21 6,03 (Braz da Silva/BRA) 0,26
2017 5,80 (Holzdeppe) 5,93 (Wojciechowski/POL) 0,13 6,00 (Kendricks/USA) 0,20
2018 5,81 (Holzdeppe) 6,05 (Duplantis/SWE) 0,24 6,05 (Duplantis/SWE) 0,24
2019 5,80 (Blech) 6,02 (Lisek/POL) 0,22 6,06 (Kendricks/USA) 0,26

Das fällt auf:

  • Der Wechsel vom Zehnkampf hat sich gelohnt: Torben Blech hat sich in diesem Sommer mit offensiven und mutigen Auftritten ins Blickfeld katapultiert. Der Leverkusener steigerte sich um 38 Zentimeter auf 5,80 Meter.
  • Zwei weitere Deutsche schafften den Sprung zur WM: Bo Kanda Lita Baehre, zuvor bereits U23-Europameister geworden, präsentierte sich als Vierter glänzend. Der Deutsche Meister Raphael Holzdeppe schlug sich als Sechster ebenfalls passabel.
  • Der Schnitt der besten drei Springer liegt bei 5,77 Metern – zuletzt war dieser Wert im Jahr 2015 besser.
  • Der Altersdurchschnitt der besten zehn deutschen Stabhochspringer beträgt 24,5 Jahre. Mit 30 Jahren sind Raphael Holzdeppe und Karsten Dilla die ältesten Athleten, Bo Kanda Lita Baehre ist mit 20 Jahren Jüngster.
  • Mit seiner Welt-Jahresbestleistung von 6,06 Metern avanciert Sam Kendricks (USA) zum drittbesten Springer aller Zeiten – hinter Hallen-Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich; 6,16 m) und Weltrekordler Sergey Bubka (Ukraine; 6,14 m).
  • In Europa befinden sich unter den Top Ten drei neue Landesrekordler: „Primus“ Piotr Lisek (Polen; 6,02 m), Sondre Guttormsen (Norwegen; 5,80 m) und Ben Broeders (Belgien; 5,76 m).

leichtathletik.TV-Clips:

Stabhochsprung

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint – Männer
Sprint – Frauen
Langsprint – Männer
Langsprint – Frauen
Mittelstrecke – Männer
Mittelstrecke – Frauen
Langstrecke – Männer
Langstrecke – Frauen
Hürdensprint – Männer
Hürdensprint – Frauen
Langhürden – Männer
Langhürden – Frauen
Hindernis – Männer
Hindernis – Frauen
Gehen – Männer
Gehen – Frauen
Hochsprung – Männer
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